Burnout - Folge versuchter Zwangsentfremdung von sich selbst ?

Sonnenblume46

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22. März 2012
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um gleich vorneweg klarzumachen weshalb ich zu diesem thema schreibe: seit einigen monaten bin ich nun im krankenstand, früher undenkbar für mich.

lange jahre habe ich im psychosozialen bereich gearbeit, der lebenslauf inklusive der geburt der kinder bis dahin lückenlos. als schwache persönlichkeit galt ich nie, eher im gegenteil. mittlerweile bin ich 46 jahre alt.

meinen arbeitsplatz habe ich nach vielen jahren dort aufgegeben. selbst kleinigkeiten erfordern aktuell viel energie ..

heute habe ich das internet durchforstet und von meinungen "burnout sei modeerscheinung für leute die zu faul sind zum arbeiten " bis hin zu neuen erkenntnissen es habe damit zu tun dass menschen immer mehr von dem was sie in ihrer arbeit tun entfremdet werden, konnte ich einiges lesen.

was suche ich hier ?

austausch mit jenen die burnout ebenfalls kennen...ideen, anregungen, sichtweisen....

diese meinung burnout sei was für "faule leute" findet sich immer wieder und macht es nicht unbedingt leichter wieder auf die füsse zu kommen...da auch manch unverständnis des umfelds den druck steigert.

aufhorchen lassen hat mich der artikel über identifizierung und entfremdung

jahrelang habe ich beruflich vieles schaffen müssen/wollen was man auch als kräfteraubend oder schwierig bezeichnen könnte. hat es mich ausgebrannt ? nein.

was mich ausgebrannt hat: mobbing ..neid, gehässigkeiten, vorsätzliches misstrauen streuen, die berühmte "hacke im kreuz" in den letzten 3 jahren.

und

dass meine art zu arbeiten zunehmend nicht mehr gefragt war...statt auf den menschen hätte ich sie zunehmend auf akten richten sollen..bis es meine grenze des unerträglichen einfach überstieg

und..diese tendenz geht noch weiter

"verkauf dich und das was dir wichtig ist"..ich hab versucht mich ausreichend anzupassen im formulare ausfüllen und dennoch den menschen noch ausreichend leistung anzubieten..was logisch kräftezehrend war.

es ging immer weiter..noch mehr auflagen...noch mehr dokumente und aufzeichnungen, immer absurdere...noch mehr menschen per arbeitskraft und weniger zeit gleichzeitig....
..bis ich dastand..theoretisch helfen konnte, aber aufgrund der auflagen und des zeitdrucks nicht durfte...nicht wirklich, ....selbst mit viel erfahrung war das in dem zeitrahmen nurmehr bei leuten möglich die sowieso wenig brauchten.

wäre diese entwicklung nur dort so gewesen..kündigen, neu anfangen....nur wo ich auch hinsah...alles was der staat mitzahlt scheint dieser tendenz zu unterliegen..was heisst tendenz..es hat bereits absurde krasse dimensionen angenommen in meinen augen.

und

natürlich hab ich auch ein privatleben wo es auch immer einiges zu bewältigen gibt


das alles zusammen führte dazu dass ich innerhalb von wenigen jahren "plötzlich" zunehmend leer wurde....

....und ich such nun den weg raus aus diesem ohnmachtsgefühl

den weg mich und das was mir enorm wichtig ist leben zu können...

verdammt ..ich kann mich nicht so massiv verkaufen ..bei sowas geh ich ein....

und

...auch so gehässiges mobbingumfeld..nein ! wobei ...ja ich denke diese misstrauenbestimmungen seitens der regierung und die immer absurderen auflagen tun keinem betriebsklima gut..und die die nurs fürs geld arbeiten dort mögen das tun...nur das sind genau die aus deren richtung ich erfahren musste dass dann die "hacken" fliegen.
dem will ich mich nicht mehr aussetzen müssen...ich hab angst bekommen vor leuten die dir ins gesicht lächeln und hinterrücks versuchen dich mit unfairen mitteln klein zu machen....denn ich hab erleben müssen..sie brauchen zwar einige jahre dazu..aber sie schaffen es.

und

es gibt immer viele möglichkeiten und sichtweisen....und die suche ich nun.

sonnenblume
 
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Liebe Sonnenblume,

ich kann dir einen aktuellen Fall schildern von meinem Mann, der vor fünf Wochen gestorben ist, weil er seine Depressionen nicht mehr länger ertragen hat. Mein Mann war bipolar schon in sehr jungen Jahren und war aber auch im Leben ein sehr ehrgeiziger und hoch motivierter Mensch, dem 100% oft nicht ausgreicht haben. Er hatte eine sehr hohe Position in einer großen internationalen Unternehmensberatung und war ein echter Workaholic. Irgendwann ist er mit einem Weinkrampf zusammengebrochen, was dann einen langen Klinikaufenthalt in einer offenen psychosomatischen Klinik nach sich zog. Er hat sich gut erholt, machte dann in dem Tempo so weiter und die Depressionen wurden immer schlimmer, seine innere Leere, das Ausgebranntsein immer verheerender. Für mich ist das Wort Burn out nur eine Modeerscheinung, richtig sollte es tatsächlich Depressionen heißen. Wir beide haben uns intensiv mit dieser schlimmen Krankheit auseinander gesetzt, er nahm Medikamente, hatte unzählige Therapien, letztlich hatte er keinen Lebensmut und -willen mehr und nahm sich das Leben. Ich litt und hoffte mit ihm, aber einem Angehörigen sind die Hände gebunden, wir können nur immer da sein, zuhören, in den Arm nehmen, aus vollem Herzen lieben. Ich liebe meinen Mann unendlich, er war ein toller Mensch und musste viele Qualen der Krankheit auf sich nehmen. Er durchlitt schon auf Erden Höllenqualen, so dass sein "Weggang" von dieser Welt eine echte Erlösung für ihn sein musste. Ich vermisse ihn, aber habe auch höchsten Respekt vor seiner Entscheidung. Bitte, liebe Sonnenblume, suche dir einen guten Therapeuten oder auch eine alternative Möglichkeit, wieder zu deinem Gleichgewicht zu finden. Lass dich nicht mehr unter Druck setzen, umgeb dich mit Menschen, die dich achten, respektieren und lieben und nicht Unmögliches von dir verlangen. Sag dir jeden Tag, was für ein toller Mensch du bist und wie sehr du dich magst. Mein Mann hat sich zuletzt selbst verachtet, es war grausam. Und trotzdem hat er immer geschauspielert, um niemanden zu verletzen oder verunsichern. Bitte such dir vielleicht sogar eine andere Arbeitsstelle, mobben muss sich niemand lassen, es ist reiner Psychoterror und verletzt jede Seele sehr tief. Versuch diese Leere in dir zu füllen mit Dingen, die nur allein für dich wichtig sind, denk dran, du bist nicht auf dieser Welt um jemandem etwas zu beweisen, du bist hier um zu lernen, zu lieben, glücklich zu sein. Wir können uns gerne noch weiter austauschen, wenn du das möchtest. Ich hoffe, ich konnte dir ein klitzekleines bisschen helfen. Viel Kraft und sehr lieber Gruß von Rosiengel
 
hallo rosiengel !

deinen beitrag hab ich nun mehrmals gelesen und es hat mich bestürzt welche folgen es in diesem fall hatte. kann mir vorstellen dass diese zeit ungemein schwer war auch für dich...und auch jetzt, nachdem dein mann diesen weg gewählt hat.

therapie habe ich kürzlich begonnen, da ich mehr als 20 jahre lang im psychoszozialen feld gearbeitet habe, hab ich da (vielleicht) weniger hemmschwellen davor. dennoch hats monate gedauert, erstmal hatte ich das gefühl ich brauch ruhe, ruhe, ruhe....und am besten keinen termin mehr irgendwo.

das mit der selbstachtung ist ein wichtiger punkt.
mobbing zielt ja genau drauf ab das ansehn vor andren zu schädigen und auch die selbstachtung der person.
irgendwann beruflich hilflos mit ansehn müssen dass man das was man jahrelang gelernt hat und auch viele erfahrungen hat....nur mehr minimal einsetzen darf weil man seine zeit mit behördendingen verbringen muss...während leute hilfe nicht ausreichend bekommen..wegen der sie dasind (nennt sich sparkurs und kontrolle ).....macht ebenso ohnmacht und dann kommt der punkt wo man nicht mehr weitermachen kann ohne sich zu verachten dafür da mitzumachen..jedenfalls bei mir wars so.

du schreibst du respektierst die entscheidung deines mannes..dennoch hoffe ich du bist nicht nur für andre da sondern hast auch leute die dich begleiten...
(du kannst dir vorstellen warum grad ich das schreibe ).

ganz ganz liebe grüsse

sonnenblume
 
Liebe Sonnenblume,

natürlich habe ich liebe Freunde, drei Kinder und eine große Familie, die alle für mich da sind. Weißt du, ich hatte schon als Kind Vorahnungen und bin hellsichtig, habe Engelkontakte und bin extrem spirituell. Deshalb kann ich wohl auch mit dem Tod meines geliebten Mannes so umgehen. Ich weiß sehr gut, dass ich schon gelebt habe und auch dass es nach dem Tod ein Leben geben wird. Er ist befreit von seinen Qualen, seinen schwarzen Gedanken und der tiefen Leere, die ihn regelrecht kaputt gemacht hat. Ich bin mir sehr sicher, dass alle Menschen eine Bestimmung hier in diesem Leben haben, Prüfungen bestehen müssen, um zu lernen. Ich spüre, dass du auf einem guten Weg bist, mach dir immer bewusst, wie wertvoll du bist und dass wirklich niemand das Recht hat, so mit dir umzugehen. Schreib gerne zurück, ich freue mich über deine Zeilen. Sehr liebe Grüße von Rosiengel
 
Liebe Sonnenblume,
du hast sehr schon beschrieben wie du auf dem Mobbingweg ins Burn Out geraten bist...
zu allererst kann ich dir gleich mal sagen - Faule Menschen (ich nenne sie ehrgeizlos ;)) - geraten nicht in ein Burn Out - dafür gibt es zwei Gründe: 1) da sie durch ihre ehrgeizlosigkeit zu keiner Gefahr von Machthungrigen oder Nesthockern werden, werden sie auch nicht gemobbt (denn Mobbing ist ein Instrument unliebsame, unbequeme und fürs eigene Überleben gefährliche Menschen los zu werden)
und 2) Faule Menschen powern sich nicht aus - wie denn? weder körperlich noch geistig!!!

Burn Out droht innovativen Menschen, fleissigen Menschen, Menschen die verändern, verbessern wollen und vor allem daran glauben.....
und dieser Glaube ist so lange aufrecht bis zum bitteren Burn OUt.
Die meisten sind danach gebrochen....
Ich habe einen sehr guten Spruch:
Mitleid bekommt man geschenkt
Neid muss man sich hart erarbeiten....
 
Kann nicht viel zu dem Thema beitragen, nur soviel:
Burnout ist keine offizielle Krankheit, sondern wirklich nur ein Modebegriff. Tatsächlich handelt es sich um nichts anderes als um eine Form der Depression.
Da aber Depressionen gesellschaftlich immer noch arg stigmatisiert sind, benutzen viele Betroffene lieber das Wort Burnout.
 
das mit dem lernen...weisst du ich hatte mein ganzes leben lang keine angst vor konsequenzen wenn ich bestimmte dinge nicht gemacht habe..die wichtigen überzeugungen von mir widersprachen.

witzigerweise bin ich nie gekündigt worden deshalb...auch wenn ich mich gegen anordnungen hoher stellen gestellt habe...wobei ich das riskiert habe bevor ich tu was ich einfach nicht tu...

..irgendwie scheine ich überzeugt zu haben dass es anders auch geht....das waren zeiten in denen das arbeitsumfeld noch ermöglichte wirklich was zu tun...und die vielen kleinen "wunder" noch möglich waren...

mittlerweile gilt man schon halb als schwerverbecher wenn man nicht mehr belegen kann warum man am tag x 5,4 kilometer fahren musste statt 4...weil wohl wo ne umleitung war und man das nicht sofort aufzeichnete.

ob sich bei menschen gut erkennbare verbesserungen der lebensumstände einstellten zählte mal was..heute sind alles nur mehr statistikstriche und hauptsache die statistikdaten sind im übermass vorhanden...der rest interessiert ausser die betroffenen kaum noch jemanden wirklich...jedenfalls nicht da wos nötig wäre.

leider bin ich erst gegangen als ich bereits am boden lag....hab zulange gewartet....

mich macht das traurig, zornig und auch hilflos....ich hab nicht all diese ausbildungen gemacht um leute auf lange wartelisten zu setzen weil ich stundenlang damit beschäftigt bin statistiken und fomulare auszufüllen.

auch nicht um mit den schultern zu zucken wenn sie fristen für aktuell wichtige interventionen versäumen ...naja sollen sie das eben in einem jahr machen statt jetzt..pech nedwahr....hauptsache ich hab seitenweise statistikdaten erhoben...hätte mir man vor 5 jahren gesagt sowas könne realität werden..ich hätts niemals geglaubt oder glauben wollen..es ist einfach so absurd...und vor allem unmenschlich

ich hab gelernt dass das, verbunden mit einem schlimmen betriebsklima mich enorm auf den boden bringen kann....

..ich hab gelernt dass ich ab einem gewissen mass dieser dinge so nicht arbeiten kann...

vielleicht hat mir das alles zusehr den mut genommen und ich seh manches bereits mit zuviel angst....

es gehört einfach zu mir menschen zu spüren und gemeinsam lösungen zu entwickeln...und verdammt was sollen all die pczettel wenn die warteliste bereits wieder bedenkliche länge entwickelt hat.....

irgendwie scheine ich zu glauben das nicht mehr zu schaffen...meinen platz so finden dass es sich richtig anspürt für mich....
 
Burn Out droht innovativen Menschen, fleissigen Menschen, Menschen die verändern, verbessern wollen und vor allem daran glauben.....

Könnte aber auch sein das nur die Ausbrennen die keine andere Meinung zulassen,als Einzelkämpfer fungieren und nicht bereit sind ihr altes Muster und manche Sichtweise ans Neue anzupassen und zu überdenken.
 
Könnte aber auch sein das nur die Ausbrennen die keine andere Meinung zulassen,als Einzelkämpfer fungieren und nicht bereit sind ihr altes Muster und manche Sichtweise ans Neue anzupassen und zu überdenken.

Oder Menschen, die permanent anderen helfen, für sie was tun, nicht nein sagen können/wollen usw.

Ich fand den Titel hier auch auf Anhieb treffend, stimmig:

"Burnout - Folge versuchter Zwangsentfremdung von sich selbst ?"

So ein Burnout kann einen quasi dazu zwingen, sich wieder mehr auf sich selbst zu besinnen.
 
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Könnte aber auch sein das nur die Ausbrennen die keine andere Meinung zulassen,als Einzelkämpfer fungieren und nicht bereit sind ihr altes Muster und manche Sichtweise ans Neue anzupassen und zu überdenken.

wie du sagst Einzelkämpfer - das lässt ein Betrieb nicht zu!
wenn Leute keine andere Meinung zulassen, dann nicht in einer Umstellphase oder wenn sie eine andere Position besetzen...
das sind eher die die schon lange an einem Sessel festkleben und dann kann es sein dass sie diesen permanent verteidigen müssen und deswegen brennen sie aus....
oder sie sind in einer so hohen position das sie es sich leisten können nur ihre Meinung zählen zu lassen...
aber so liest sich ihr bericht nicht an....
 
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