Buddhismus

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1dot6180

Guest
Also gut, ich beschäftige mich schon seit einiger Zeit mit dem Buddhismus und Meditation. Ich lese momentan also das tibetische Totenbuch und bin an einem Punkt angelangt wo ich nicht mehr genau weiter weiss. Ich bin ja auch ein kritischer Mensch und schlucke nicht alles was mir serviert wird.
Es ist doch immer die Rede von Wiedergeburt, Karma und nächsten Leben. Aber wird nicht auch von dem bewussten Zustand in der Gegenwart geredet?
Das ganze erscheint mir bisschen paradox weil ja zum einen über das Bewusstsein und die Gegenwart geredet wird aber andersrum geht es plötzlich um Wiedergeburt, Leben nach dem Tod, usw.
Erscheint mir schon fast so wie ein Wettbewerb wer zuerst das Nirvana erreicht und durch viel Anstand in ein gutes Leben kommt.

Tut mir leid wenn ich das falsch interpretiere oder einen zynischen Eindruck mache, ich bin ja auch dafür dass man die Menschen so behandeln soll wie man behandelt werden will und man selber dafür verantwortlich ist was man als Realität akzeptiert.

Was haltet ihr davon? Irgendwas das ich falsch verstanden habe oder die Tür vor der Nase nicht sehe?
 
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Also gut, ich beschäftige mich schon seit einiger Zeit mit dem Buddhismus und Meditation. Ich lese momentan also das tibetische Totenbuch und bin an einem Punkt angelangt wo ich nicht mehr genau weiter weiss. Ich bin ja auch ein kritischer Mensch und schlucke nicht alles was mir serviert wird.

Das ist keine schlechte Idee. Das schöne am Buddhismus scheint mir, dass er die Zusammenhänge auch und gerade für einen kritisch denkenden Mensch fasslich darstellt und nicht auf Dogmen und religiösen Hokuspokus basiert.
Das Bardo Thödol freilich ist kein einfaches Buch, jedenfalls keines das man mal eben so lesen könnte wie eine philosophische Abhandlung.

Es ist doch immer die Rede von Wiedergeburt, Karma und nächsten Leben. Aber wird nicht auch von dem bewussten Zustand in der Gegenwart geredet?

Ja. Und?

Erscheint mir schon fast so wie ein Wettbewerb wer zuerst das Nirvana erreicht und durch viel Anstand in ein gutes Leben kommt.

Naja. Karma bedeutet eher sowas wie Konsequenz. Es geht also in die richtung sachlicher aufklärung: "wenn du dies tust, wird es jene konsequenzen haben" - und eben nicht "du musst so-und-so sein weil das gut und gottgefällig ist".

Und die karmischen Konsequenzen gelten sowohl innerhalb der Inkarnation als auch zwischen Tod und Wiedergeburt.

Eine Frage wäre dann auch: was erwartest Du Dir vom Buddhismus, was möchtest Du erreichen? Oder auch: warum gerade der tibetische Buddhismus?

Je nachdem kann es auch sinnvoll sein, wenn Du Dich einer Gemeinschaft und einem Lehrer anschließt. D.h. wenn Du praktisch arbeitest, also meditierst, ist das sogar ziemlich sinnvoll.
 
Ich schlage vor, deine "Beschäftigung" mit dem Buddhismus insofern zu betreiben daß du dir Unterweisungen von authentischen buddhistischen Lehrern suchst, die dir die Grundlagen in dieser Religion beibringen.

Wieso sollte das Erleben des Hier und Jetzt in der Meditation ein Widerspruch zu Karma, Vergänglichkeit und Wiedergeburt sein? Das hebt doch nicht Vergänglichkeit und Wandel, Ursache und Wirkung auf, wenn du dich mental nicht mit Vergangenheit und Zukunft beschäftigst.
 
Im Buddhismus werden meiner Meinung nach gleich mehrere Wahrheiten über den Haufen gerannt.
Was freilich ein wenig unverständlich wirken mag, wegen der mentalen und meditativen vorzufindenden Grundhaltung.

Auflösen von Karma und die Wiedergeburt?

Warum macht man sein Ding nicht gleich jetzt, sondern erst im 2. oder 5. Leben?

Nein, nein. Es gibt schon so etwas wie ein Wiederkommen, aber nur in der Form als Zuschauer oder bestenfalls noch als Gesprächspartner. In einer sehr reduzierten Gestaltung. Davon eine Reinkarnation abzuleiten mit allen Verantwortungen ist eine tragische Fehleinschätzung, nur die Tatsache der wiederholten Befindlichkeit geht dabei nicht verloren, das ist schon richtig.

Bemerkenswert ist auch für den Buddhismus, wenn jemand vermeintlich falsch gehandelt hat wird ihm eine richtige Lebensführung in einem anderem Dasein auferlegt. Kann gar nicht stimmen, denn genau so wäre nach einem richtigen Verhalten die fehlende falsche Handlungsweise erforderlich um damit entsprechend allumfassend zu sein, sonst hätte doch der zweifach Verwendete einen wesentlichen Erfahrungsvorsprung.

Aber keine Sorge, der Gute hat genau so wie der Böse seine nachträglichen Erfahrungen in nicht nur einem Nachtrag, und durch die Abklärung zu seinem eigenen vergangenen Leben bekommt seine Vergangenheit eine Bewertung durch das Leben selbst. So erhält ein soziales Leben Bestätigungen am laufenden Band, und ein egoistisches Verhalten wird von einer Verurteilung nach der anderen gejagt.

Daran zerbricht man, oder es erfolgt eine Wende in der Einstellung im Verhaltensmuster.
Jedoch die praktische Anwendung selbst fehlt.
Lediglich das Verlangen gleichartig Falschhandelnde könnten danach in eine wohlwollende Richtung dirigiert werden.
Empfehlungen, sozusagen.

Aber womit möchtest Du einen Vollkommenen, einen Buddha,
aus seiner geistigen Weiterentwicklung zurück ins irdische Leben ködern?

Uns ist da eine Begebenheit bekannt geworden,
aus seinem Leben vor seiner Erleuchtung,
die gar nicht so rühmlich gewesen sein soll, was sagst ER dazu … ?


:bwaah:


Die Grenzen sind fließend …


… und ein :kuesse:
 
Also gut, ich beschäftige mich schon seit einiger Zeit mit dem Buddhismus und Meditation. Ich lese momentan also das tibetische Totenbuch und bin an einem Punkt angelangt wo ich nicht mehr genau weiter weiss. Ich bin ja auch ein kritischer Mensch und schlucke nicht alles was mir serviert wird.
Es ist doch immer die Rede von Wiedergeburt, Karma und nächsten Leben. Aber wird nicht auch von dem bewussten Zustand in der Gegenwart geredet?
Das ganze erscheint mir bisschen paradox weil ja zum einen über das Bewusstsein und die Gegenwart geredet wird aber andersrum geht es plötzlich um Wiedergeburt, Leben nach dem Tod, usw.
Erscheint mir schon fast so wie ein Wettbewerb wer zuerst das Nirvana erreicht und durch viel Anstand in ein gutes Leben kommt.

Tut mir leid wenn ich das falsch interpretiere oder einen zynischen Eindruck mache, ich bin ja auch dafür dass man die Menschen so behandeln soll wie man behandelt werden will und man selber dafür verantwortlich ist was man als Realität akzeptiert.

Was haltet ihr davon? Irgendwas das ich falsch verstanden habe oder die Tür vor der Nase nicht sehe?

Hallo dot!

Das Totenbuch habe ich gekauft, aber noch nicht gelesen.
Dafür habe ich das Buch von Sogyal Rinpoche: "Das Tibetische Buch vom Leben und vom Sterben" bis Seite 245 "Die Studien von Tonglen" gelesen.
Danach wurde mir schlecht, weil dieser Tonglen die Meinung vertritt, man solle ein paar Verbrechern das Karma abnehmen und auf sich nehmen, um selbst für die zu leiden und sein Paradies ein paar Höllenhunden schenken.
Das überstieg reichlich meine Auffässung von Gerechtigkeit und Kondition.

Zen und Dzogchen gefielen mir da besser.

Sogyal Rinpoche vertritt die Meinung, dass man sich im aktuellen Leben sich um Erleuchtung bemühen soll, weil man nicht immer das Glück hat, als Mensch geboren zu werden und das Leben als Mensch einem die beste Möglichkeit dazu bietet.

Dann wirds in der Tat ein wenig paradox, denn er behauptet, dass es zwar keine Seele gibt, man aber trotzdem inkarniert.
Wenn es keine Seele gibt, was inkarniert da überhaupt? stellt sich mir an dieser Stelle die Frage.
Er meint, die Inkarnationen würden sich eher in der Art von Bausteinen aufeinander stapeln, ohne ein Verbindungselement, das sie in oder an sich sammelt. Wie lose übereinander sich stapelnde Bausteine soll man sich die Inkarnationen vorstellen.
Ja aber wozu, wenn es keine Seele gibt, die daraus irgendwelche Schlussfolgerungen ziehen kann oder soll?
Ausserdem wird dann fragwürdig, was die Erleuchtung im Menschen anstrebt, wenn es keine Seele gibt? Was erleuchtet denn da, wenn überhaupt?
So wie ich das Buch verstanden habe, geht es nur darum das Baby-Rigpa zu erwecken und der Mama-Rigpa zu übergeben.
Alles andere, was der Mensch sich erhofft und erträumt, ist nur Fassade.

Wie gesagt, die Tonglen-Lehre hat die Milch sauer werden lassen und ich liess ab von dem Buch.

LG
Justi
 
Oder die Farbenlehre des Buddhismus.

Die Seele die es nicht gibt, stellt sich einen Himmel nicht mehr in schwarz/weiß/grau vor,
sondern in der schönen Skala des Sonnenunterganges, den man nicht mehr sehen kann.

Wahr ist hier nicht von einer Seele zu sprechen wie von einer Materie,
nicht einmal wie von einem Geist der sehr oft mit dem Neben gleichgesetzt wird.

Vielleicht sehr richtig mit sehr einfachen Mitteln.
Aber in der Übertragung in „umgangsprachlich“ nicht minder verwirrend.

Nicht weniger irreführend wirkt der Vergleich
es möge das Kind von der Mutter geweckt werden,
denn sogleich meinen wir wohl informiert
mit Großhirn und Kleinhirn dafür die Antwort gefunden zu haben,
und doch betrifft es nur diese Kommunikation,
zwischen Seele und der Symbiose von Seele und Körper,
was aber auch in unserer „Sprache“ ein Äquivalent besitzt,
wenn wir da an unsere Programme denken,
und folglich an solche Programme die in Programmen
eine eigene und weiterentwickelte Form aufzuweisen haben.




und ein :weihna2
 
Und trotzdem erfüllt mich die Arbeit von Tonglen mit allerhöchstem Respekt.
Lässt er sich doch nicht von der Fassade beirren und schaut nur auf die Erlösung der Rigpa, die sogar ein sog. Höllenhund besitzt.
Welch eine Liebe......
So viel Glaube, Mut, Respekt, Herz und Liebe sollte man sich mal vorstellen.
 
Also gut, ich beschäftige mich schon seit einiger Zeit mit dem Buddhismus und Meditation. Ich lese momentan also das tibetische Totenbuch und bin an einem Punkt angelangt wo ich nicht mehr genau weiter weiss. Ich bin ja auch ein kritischer Mensch und schlucke nicht alles was mir serviert wird.
Es ist doch immer die Rede von Wiedergeburt, Karma und nächsten Leben. Aber wird nicht auch von dem bewussten Zustand in der Gegenwart geredet?
Das ganze erscheint mir bisschen paradox weil ja zum einen über das Bewusstsein und die Gegenwart geredet wird aber andersrum geht es plötzlich um Wiedergeburt, Leben nach dem Tod, usw.
Erscheint mir schon fast so wie ein Wettbewerb wer zuerst das Nirvana erreicht und durch viel Anstand in ein gutes Leben kommt.

Tut mir leid wenn ich das falsch interpretiere oder einen zynischen Eindruck mache, ich bin ja auch dafür dass man die Menschen so behandeln soll wie man behandelt werden will und man selber dafür verantwortlich ist was man als Realität akzeptiert.

Was haltet ihr davon? Irgendwas das ich falsch verstanden habe oder die Tür vor der Nase nicht sehe?


Bist du jetzt tot?
 
Dafür habe ich das Buch von Sogyal Rinpoche: "Das Tibetische Buch vom Leben und vom Sterben" bis Seite 245 "Die Studien von Tonglen" gelesen.
Danach wurde mir schlecht, weil dieser Tonglen die Meinung vertritt, man solle ein paar Verbrechern das Karma abnehmen und auf sich nehmen, um selbst für die zu leiden und sein Paradies ein paar Höllenhunden schenken.
Das überstieg reichlich meine Auffässung von Gerechtigkeit und Kondition. i


Das ist erstens ein Missverständnis und würde zweitens überhaupt nicht funktionieren.

Man KANN nicht das Karma eines anderen Menschen abnehmen. Wenn das möglich wäre gäbe es längst keine leidenden Lebewesen mehr, weil nämlich die Buddhas schon das Leiden aller Lebewesen beseitigt hätten.

Zweitens ist das Ziel dieser Übung die Egozentriertheit des Übenden zu zerstören und die Fähigkeit zu Mitgefühl auch mit schwierigen Menschen zu entwickeln und sonst garnix. Weder fängt man selbst an zu leiden wie die Person für die man die Übung macht wenn man das tut, noch nimmt man damit irgendwem irgendein Karma ab.
 
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