Briefe an die Familie

Jaegerin

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20. November 2022
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Ich bin seit einigen Tagen angemeldet und versuch mich irgendwie einzubringen, weiß aber nicht wie. Was darf man als "Neue" sagen und tun, was kommentieren, wo soll man sich raus halten. Als Mensch mit einer schizoiden Persönlichkeit (und anderen psychischen Gebrechen) tu ich mir bei solchen Dingen schwer.
Daher kommt hier im Laufe der Zeit ein Seelenstriptease.

Ich bin ein sehr wütender Mensch - Erkenntnis aus meiner Therapie.

Meine Therapeutin meint, ich muss meine Wut richtig lenken, um Kollateralschäden an Unschuldigen zu vermeiden. Ich soll daher Briefe schreiben an all jene Personen, bei denen meine Wut an der richtigen Stelle ist. Hier werden also im Laufe der Zeit Briefe an meine Familie geschrieben, mit all dem, was sich in über 30 Jahren in mir angesammelt hat. Mal mehr, mal weniger und in kürzeren und längeren Abständen. Dafür aber schonungslos ehrlich.
 
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Lieber Papa,

dir gegenüber bin ich kein Mensch großer Worte, weil ich in unserer Familie nie gelernt habe, mit Gefühlen, Emotionen und Worten umzugehen. Weil es nicht erwünscht war. Weil ich angepasst sein musste. Weil ich eurem Ideal entsprechen musste.
Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Es ist so viel in mir drinnen. So viel Wut, so viel Hass.

Ich hasse dich dafür... Ja wofür denn?
Dafür, dass du eine andere Frau in unser Leben gebracht hast.
Dafür, dass du meine Mutter hintergangen hast.
Dafür, dass ich nie so geliebt und geachtet wurde wie mein Bruder.

Dafür, dass ihr mich mit meiner Angst alleine gelassen habt, dafür hasse ich euch alle. Ihr seht mich als Teil der Familie. Ich seh mich als Geschwür, das ich selbst raus schneiden würde, wenn ich könnte.

Ich bin so wütend und verletzt. Dann kommen Tage wie heute, an denen ich denke, wenn du stirbst, wird all das Gift, dass du in mein Leben gespritzt hast, verschwinden, weil ich mit diesem Gift dann keine Berührungspunkte mehr habe.

Aber ich wünsche dir nicht den Tod. Du bist mein Vater und irgendwo tief in mir drinnen liebe ich dich. Würde dir etwas geschehen, könnte ich es mir nicht verzeihen weil ich mir denken würde, meine Gedanken haben dir geschadet. Aber an Tagen wir heute, da bin ich wütend. Wütender als sonst. An Tagen wie heute, muss ich dir sagen, wie sehr ich dich hasse. Wie sehr du mir weh getan hast und wie sehr mich das alles belastet.

An Tagen wie heute fällt es mir schwer. Alles. Aber ich muss daran arbeiten. Ich muss mich dem stellen. Damit ich es besser machen kann. Für mein Kind. Damit diese Laster der Generationen nicht auf sie über gehen. Sie soll das nicht tragen müssen. Niemals. Das ist meine Verantwortung. Und das wäre auch deine gewesen.
 
Ich würde dir dringend davon abraten, so etwas Persönliches ins Internet zu stellen!
Du sollst laut Therapeutin Briefe schreiben an alle Personen, bei denen deine Wut an der richtigen Stelle ist..das ist ein guter und wichtiger Rat, aber so etwas Hoch-intimes hat nichts in der Öffentlichkeit zu suchen.
Schreibe für dich in deinem "stillen Kämmerlein", denn nur so kann die reinigende Wirkung des "sich von der Seele schreiben" einsetzen.
 
Und im stillen Kämmerlein für mich allein, bin ich dann wieder alleine mit Gedanken und Gefühlen, die ich ja nicht haben darf, weil sie unangebracht und angemessen sind. Weil ich sie nicht haben darf. Weil ich angepasst zu sein habe. Weil ich nur dann so sein darf, wie ich sein will, wenn ich alleine in meinem Zimmer sitze.
Weil ich nur für mich alleine fühlen darf. Weil niemand damit belastet werden soll, was ich denke. Das stille Kämmerlein für mich allein ist einer der Gründe für sehr viele Probleme in meinem Leben und ich werde mich sicher nicht dorthin zurück ziehen.
Das stille Kämmerlein war mein Grab. Ich werde mich nicht länger selbst beerdigen und betrauern.
 
Schaue erstmal welche Leute hier wie unterwegs sind, oder besser gesagt sei auf alles gefasst wenn du etwas schreibst. Ein Gefühl zu verarbeiten geht nur wenn man es zu lässt und es auch raus lässt. Bei Wut sollte man aufpassen, dass man es für sich alleine regelt und es nicht an andere Menschen auslässt, es sei denn jemand stellt sich dir freiwillig als Boxsack zur Verfügung. Kauf dir einen Boxsack oder etwas ähnliches, es gibt ja noch einige Möglichkeiten.

Die andere Seite ist die Gedanken zu ordnen, was hat dich verletzt, wer war es und warum. Genauso wie du es getan hast. Es sollte einem dabei aber auch bewusst sein was das in einem anderen Menschen auslösen kann und auch die Verbindung die man zu einem anderen Menschen hat kann damit sehr tief verletzt werden. Das kann man dann nicht mehr so einfach reparieren. Briefe zu schreiben ist eine gute Idee oder auch die Gedanken für sich selbst aufzuschreiben. Die richtige Ausleitung ist wichtig, damit niemand wirklich schwer zu schaden kommt und man selbst gesund bleibt oder wird. Danke für deinen Mut für die Offenheit. :) 👍
 
Schaue erstmal welche Leute hier wie unterwegs sind, oder besser gesagt sei auf alles gefasst wenn du etwas schreibst.
Im schlimmsten Fall muss ich den Thread sperren lassen, auch wenn das nicht in meinem Sinne wäre.
Es sollte einem dabei aber auch bewusst sein was das in einem anderen Menschen auslösen kann und auch die Verbindung die man zu einem anderen Menschen hat kann damit sehr tief verletzt werden. Das kann man dann nicht mehr so einfach reparieren.
Deswegen will ich es auf diese Weise machen. Ich weiß, dass niemand von meiner Familie in Foren oder sozialen Plattformen unterwegs ist und ich kann es auch keinem wirklich so sagen, wie es mir gerade hochkommt.
In einer Sonnenschein-Familie in der es weder Probleme noch negative Gefühle gibt, kann man nicht mit einer "Ich bin auf euch alle stocksauer"-Arschbombe rein springen 😅

Es ist wie beim Renovieren. Erstmal muss der grobe Dreck weg, bevor man sich an den Feinschliff machen kann, den man den anderen dann präsentiert. Ich miste mal aus. Alles. Alles was nicht mehr ins Leben passt, fliegt raus. Und dann was ich behalten will, wird renoviert.
Danke für deinen Mut für die Offenheit
Danke dafür :love:
 
Hallo @Jaegerin, ich grüsse dich. Mein verstorbener Vater war Jäger. Manchmal glaube ich, dass ich zu 50% er bin und zur anderen Hälfte meine Mum.
Das Thema Wut kenne ich sehr gut. Ich habe meine Therapeutin immer vollgetextet, wenn es mal wieder über mich kam. Sie sagte es ist vollkommen okay, Hauptsache es ist erstmal raus. Ich mache Sport, das hilft mir sehr und versuche mit meiner Wut umzugehen, was nicht immer einfach ist. Bin dabei, vielleicht auch mal was richtig zu machen, wenn andere zu mir sagten, du bist nicht gut genug, du musst so oder so sein. Schwierig, wenn man nicht so akzeptiert wird, wie man ist. Jedenfalls ging es mir so.
Ich wünsche dir hier viel Spass, gutes Gelingen... LG<3
 
Ich bin seit einigen Tagen angemeldet und versuch mich irgendwie einzubringen, weiß aber nicht wie. Was darf man als "Neue" sagen und tun, was kommentieren, wo soll man sich raus halten. Als Mensch mit einer schizoiden Persönlichkeit (und anderen psychischen Gebrechen) tu ich mir bei solchen Dingen schwer.
Daher kommt hier im Laufe der Zeit ein Seelenstriptease.
Hallo Jaegerin,

wenn du dir hier etwas von der Seele schreiben möchtest- dann bist du hier im "Aufgeschrieben-Forum" goldrichtig.

Dieses Unterforum ist dafür gedacht, dass man es ungestört hier für sich tun kann. Dies ist nicht wie andere ein Diskussions-Forum - wo man Antworten und Rat-Schläge von Anderen akzeptieren muss - wenn man es denn nicht möchte. Und wo man sich auch für seine Gefühle nicht rechtfertigen muss.

Was den Meisten schon länger hier anwesenden Usern eigentlich auch bekannt ist.

Du kannst aber auch nochmals darauf hinweisen, dass du es ungestört hier tun willst und das haben dann Andere hier in diesem Unterforen Aufgeschrieben auch zu respektieren. Genau für ungestörtes Schreiben ist dieses UF ja auch gedacht. Alternativ kannst du auch dich störende Beiträge mit dem Meldebutton melden.

Deswegen will ich es auf diese Weise machen
Ja mach das ruhig.

Es ist nicht mehr im stillen Kämmerlein zu tun- hat etwas - was für dich wertvoll sein kann. Auch wenn das ungebetene Antworten hier nicht üblich ist - kann dein Geschriebenes ja trotzdem von Anderen still (mit)gelesen werden.

Und genau dieses stille Mitlesen kann dir etwas bringen- wie ich es selbst schon erfahren habe- die Gedanken Anderer dazu, die nicht emotional so involviert sind - fliessen dann energetisch hier ein - und können sich dir non-verbal irgendwie mitteilen und dir auf diese stille Weise unter Umständen auf einmal auch selbst einen anderen Blickwinkel darauf verschaffen.

Deshalb halte ich dieses Aufgeschrieben Forum auch für sehr wertvoll. Und jeder darf das hier für sich auch so ungestört nutzen.

Diskussionen und Kommentare- nur wenn von dir auch selbst erwünscht.

Sich schreibend von etwas befreien - kann sehr gut tun. Es ist aus deinem Kopf - und schwarz auf weiss vor dir - und nicht mehr in dir. Du kannst darauf schauen aus einem anderen Blickwinkel. Und du wirst vllt. beim nächsten Mal hierher zurückkommen und dann auch vllt. selbst eine kleine Wahrnehmungs-Veränderung in dir feststellen können. Und/oder vllt. auch eine Erleichterung.

Alles Gute hier für dich.
 
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Meine Therapeutin meint, ich muss meine Wut richtig lenken, um Kollateralschäden an Unschuldigen zu vermeiden. Ich soll daher Briefe schreiben an all jene Personen, bei denen meine Wut an der richtigen Stelle ist. Hier werden also im Laufe der Zeit Briefe an meine Familie geschrieben, mit all dem, was sich in über 30 Jahren in mir angesammelt hat. Mal mehr, mal weniger und in kürzeren und längeren Abständen. Dafür aber schonungslos ehrlich.
@Jaegerin, die Idee einmal Deine Wut in Worte niederzuschreiben ist eine sehr gute Idee. Nur zur Anmerkung: Dabei geht es aber nicht darum die Wut an passender Stelle abzulassen, sondern darum anhand dessen selbst zu erkennen, worauf Dein wütend sein resultiert.

Solange Du hier im Forum bei den Briefen keine persönlichen Namen usw. nennst, sodass die Person, an die das gerichtet ist ganz klar als Adressat hervorgeht, wird es wohl nichts daran zu beanstanden geben.
 
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