Bitte eintreten zur Erleuchtung

luzifer

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Der Begriff der Erleuchtung wird an Hand der Ausführungen des modernen japanischen Zen-Meister Gudo Wafu Nishijima in einem ersten Ansatz etwas verständlicher: ausgehend von einem Vergleich zwischen buddhistischem und westlichem Denken bemerkt er, dass in der Geschichte des westlichen Denkens zwei vorherrschende und fruchtbare Denkströmungen zu finden seien, nämlich der idealistische und der materialistische Denkansatz.

Der idealistische Denkansatz gehe davon aus, dass die Grundlage unserer Erkenntnis das Denken und nicht die Wahrnehmung sei, während der materialistische Ansatz davon ausginge, dass unsere Wahrnehmung der Welt die Grundlage der Erkenntnis sei.

Nach Nishijima gab es diese beiden Strömungen allerdings bereits im alten Indien, die der historische Buddha dann schließlich überwand.
Als zentralen Punkt seiner Erleuchtung beschreibt der Autor, dass der Buddha genau in diesem Moment des Erwachsens bemerkte, »daß er weder in einer Welt der Gedanken noch in einer Welt der sinnlichen Wahrnehmung lebte, sondern in der Wirklichkeit des lebendigen Augenblicks« (Nishijima 2001, S. 19).

Und weiter:

- Das Erwachen ist also eine existentielle und menschliche Erfahrung, in der wir diese Wirklichkeit uneingeschränkt wahrnehmen und in ihr leben, und nicht am Denken oder an der äußeren Wahrnehmung haften bleiben« (Nishijima 2001, S.20).

- - - -

Mit anderen Worten, wenn mir nicht loslassen von der Welt
werden wir das Himmelreich nicht sehen .... < nach Jesu ....
... nach Buddhismus > ... die anhaftung an die Welt aufgeben.

Und das bedeutet letztendlich bez&#252;gl. Nirvana alles wirklich
alles loszulassen, sozusagen hilfsweise ausgedr&#252;ckt wirklich
alles loszulassen heits somt letztendlich Wahrnehmung und
somit auch s&#228;mtliches Denken .. und somit auch jegliche Lehre
so auch die welcher UP&#180;s auch immer ... um vollst&#228;ndige Nirvan&#228;
Erleuchtung zu erlangen. Freilich geht das auch nicht durch
Fasten und Meditieren in &#252;blichem verstandesgem&#228;&#223;en Sinn.

Ich sage hier mal schlichtweg ... diese von mir erw&#228;hnte Form
der Erleuchtung kimmt ganz von allein .. in den Zeiten der &#196;onen
und wer sie mit wollen erlangen will ... der ist im wollen des Ego&#180;s
und wird sie so nicht erlangen. < hierzu lasst sich letztlich auch ein
Udo P. nachlesen.


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Aber auch hier werden verschiedene Formen der Erleuchtung unterschieden: so wird im Zen-Buddhismus das Praktizieren der Zazen-Meditation selbst als Ausdruck der Buddha-Natur[#1] oder der Erleuchtung be-trachtet &#187; eine Form von &#187;erstem Erwachen&#171; gegen&#252;ber einer Form von &#187;zweitem Erwachen&#171;, das als pl&#246;tzlicher Durchbruch zur Erkenntnis der Wirklichkeit in ihrer * non-dualen Natur, wie es in vielen Zen-Beschreibungen nieder gelegt ist, beschrieben werden kann (Nishijima 2001, S. 21). Der Sinologe F. Jullien kommt in seinem Buch &#187;Der Weise h&#228;ngt an keiner Idee&#171;, in der er die Entwicklung der abend-l&#228;ndischen Philosophie als einen Prozess des Verlustes der Weisheit beschreibt, ohne den Begriff der Erleuchtung aus: Wer keine festgelegte Idee hat, ohne festgelegte Position ist, wer realisiert, was ist und f&#252;r den &#187;Weg&#171; offen ist durch die Regulierung der Gegens&#228;tze und der Mitte, der ist weise in dem vom Buddhismus gemeinten Sinne der Erleuchtung, ohne dass allerdings eine begriffliche Fixierung versucht wird (Jullien 2001).

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* von dual to Polarit&#228;t ...

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4. Es ist interessant, dass die Frage nach dem Sinn des Lebens sowohl von der Psychoanalyse als auch von den Weisheitstraditionen in vergleichbarer, kritischer Weise beantwortet wird. Freud schreibt in einem der ber&#252;hmten Briefe an M. Bonaparte im Zusammenhang mit einer Diskussion der &#187;begrenzten Unsterblichkeit&#171;, die man in der Erinnerung der &#220;berlebenden h&#246;chstens erreichen kann:

- ... Im Moment, da man nach Sinn und Wert des Lebens fragt, ist man krank, denn beides gibt es ja in objektiver Weise nicht; man hat nur eingestanden, da&#223; man einen Verlust an unbefriedigter Libido hat, und irgend etwas anderes mu&#223; damit vorgefallen sein, eine Art G&#228;rung, die zur Trauer und Depression f&#252;hrt. Gro&#223;artig sind meine Aufkl&#228;rungen gewi&#223; nicht. Vielleicht weil ich zu pessimistisch bin. Mir geht ein &#187;advertisement&#171; im Kopf herum, das ich f&#252;r das k&#252;hnste und gelungenste St&#252;ck amerikanischer Reklame halte: &#187;Why live, if you can be buried for ten dollars.?..... (Freud 1968, S. ...)

Das Gef&#252;hl der Sinnlosigkeit wird also als ein neurotisches Symptom verstanden, das mit dem durch die Psychoanalyse zu erreichenden Ziel der Liebes- und Arbeitsf&#228;higkeit &#252;berwunden werden kann. Es ist sehr interessant, dass in den &#246;stlichen Weisheitstraditionen ganz &#228;hnliche Formulierungen zu finden sind: in sehr vielen Zen-Geschichten und Koans fragen die Sch&#252;ler den Meister nach Sinn und Bedeutung des Lebens oder der buddhistischen Lehre und der Meister antwortet mit einem Verweis auf die unmittelbare Wirklichkeit: Warum kam Bodhidharma aus dem Westen, ist z.B. eine solche ber&#252;hmte Frage. Eine Antwort darauf lautet: Die Zypresse im Hof. Eine andere: Im Sonnenschein sieht man den Berg. (U. App: Zen-Worte vom Wolkentorberg. S. 3) In anderer Weise dr&#252;ckt dies F. Jullien in seinem schon erw&#228;hnten Buch aus:

- Von China aus betrachtet, vermag uns die Frage nach dem &#187;Sinn des Lebens&#171;, die sich uns aufzudr&#228;ngen schien, nichts mehr zu sagen &#187; sie spricht uns nicht mehr an. In den Augen der Weisheit verliert die Frage nach dem Sinn des Lebens ihren Sinn. Deshalb wird sich der Weise auf sie genauso wenig fixieren wie auf die Wahrheit (das ist das Ziel der Philosophie, R.Z.). Derjenige ist weise ... der sich die Fragen nach dem Sinn nicht mehr stellt (dem die Alternative &#187;Mysterium oder Absurdit&#228;t nichts mehr sagt; dem sie genauso wenig sagt, wie die Alternative &#187;wahr oder falsch?). Weise ist der, f&#252;r den Welt und Leben selbstverst&#228;nd-lich sind. Der sich damit begn&#252;gt zu sprechen (und der daher gar nicht mehr zu reden braucht) : Die Dinge sind so. Nicht, &#187;so sei es&#171;, wie die Religion in ihrem Wunsch nach Einverst&#228;ndnis sagt; auch nicht &#187;warum ist das so&#171;, wie die Philosophie in einem pl&#246;tzlichen Erstaunen fragt. Weder Akzeptieren noch Infragestellen - sondern &#187;so ist es?. Weise ist, wer zu realisieren vermag, da&#223; (es) so ist&#171; (Jullien 2001, S. 110).

Aus dieser Sicht w&#252;rde eher die Frage auftauchen, warum &#252;berhaupt jemand nach dem &#187;Sinn des Lebens&#171; zu fragen beginnt: Freuds Antwort ist kurz und apodiktisch, n&#228;mlich, weil der Mensch krank ist. Die Antwort des Buddhismus oder der Weisheitslehren ist, dass der Geist verdunkelt ist, an einer Idee fixiert oder zu einem &#187;festgewordenen Geist&#171; geworden ist (Jullien 2001, S. 115).[#2]

Ich denke, diese wenigen Vorbemerkungen machen deutlich, dass eine Fokussierung der im Titel er-w&#228;hnten Thematik zwingend ist. Daher m&#246;chte ich im folgenden einige Anmerkungen zur buddhistischen und psychoanalytischen Praxis machen und dabei vor allem auf einige Gemeinsamkeiten (und nat&#252;rlich auch Unterschiede) aufmerksam machen, die bei einer Betrachtung von au&#223;en kaum auffallen w&#252;rden. Bei der Schilderung der buddhistischen Praxis werde ich mich auf den Zen-Buddhismus konzentrieren. Meine zentrale &#220;berlegung ist, dass ein Dialog zwischen Zen und Psychoanalyse, der auf echter Gegenseitigkeit beruht, f&#252;r beide Betrachtungsweisen und ihre Praxis ausgesprochen fruchtbar sein kann, und zwar im Sinne einer Integration und Vervollst&#228;ndigung durch Aspekte, die sowohl im Zen als auch in der Psychoanalyse manchmal vernachl&#228;ssigt werden: in der Psychoanalyse n&#228;mlich der Weisheitsaspekt, im Zen der Aspekt der individuellen, konflikthaften Identit&#228;tsentwicklung.

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Der Begriff der Erleuchtung wird an Hand der Ausführungen des modernen japanischen Zen-Meister Gudo Wafu Nishijima in einem ersten Ansatz etwas verständlicher: ausgehend von einem Vergleich zwischen buddhistischem und westlichem Denken bemerkt er, dass in der Geschichte des westlichen Denkens zwei vorherrschende und fruchtbare Denkströmungen zu finden seien, nämlich der idealistische und der materialistische Denkansatz.

Der idealistische Denkansatz gehe davon aus, dass die Grundlage unserer Erkenntnis das Denken und nicht die Wahrnehmung sei, während der materialistische Ansatz davon ausginge, dass unsere Wahrnehmung der Welt die Grundlage der Erkenntnis sei.

Nach Nishijima gab es diese beiden Strömungen allerdings bereits im alten Indien, die der historische Buddha dann schließlich überwand.
Als zentralen Punkt seiner Erleuchtung beschreibt der Autor, dass der Buddha genau in diesem Moment des Erwachsens bemerkte, »daß er weder in einer Welt der Gedanken noch in einer Welt der sinnlichen Wahrnehmung lebte, sondern in der Wirklichkeit des lebendigen Augenblicks« (Nishijima 2001, S. 19).

Und weiter:

- Das Erwachen ist also eine existentielle und menschliche Erfahrung, in der wir diese Wirklichkeit uneingeschränkt wahrnehmen und in ihr leben, und nicht am Denken oder an der äußeren Wahrnehmung haften bleiben« (Nishijima 2001, S.20).

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Mit anderen Worten, wenn mir nicht loslassen von der Welt
werden wir das Himmelreich nicht sehen .... < nach Jesu ....
... nach Buddhismus > ... die anhaftung an die Welt aufgeben.

Und das bedeutet letztendlich bezügl. Nirvana alles wirklich
alles loszulassen, sozusagen hilfsweise ausgedrückt wirklich
alles loszulassen heits somt letztendlich Wahrnehmung und
somit auch sämtliches Denken .. und somit auch jegliche Lehre
so auch die welcher UP´s auch immer ... um vollständige Nirvanä
Erleuchtung zu erlangen. Freilich geht das auch nicht durch
Fasten und Meditieren in üblichem verstandesgemäßen Sinn.

Ich sage hier mal schlichtweg ... diese von mir erwähnte Form
der Erleuchtung kimmt ganz von allein .. in den Zeiten der Äonen
und wer sie mit wollen erlangen will ... der ist im wollen des Ego´s
und wird sie so nicht erlangen. < hierzu lasst sich letztlich auch ein
Udo P. nachlesen.


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Aber auch hier werden verschiedene Formen der Erleuchtung unterschieden: so wird im Zen-Buddhismus das Praktizieren der Zazen-Meditation selbst als Ausdruck der Buddha-Natur[#1] oder der Erleuchtung be-trachtet » eine Form von »erstem Erwachen« gegenüber einer Form von »zweitem Erwachen«, das als plötzlicher Durchbruch zur Erkenntnis der Wirklichkeit in ihrer * non-dualen Natur, wie es in vielen Zen-Beschreibungen nieder gelegt ist, beschrieben werden kann (Nishijima 2001, S. 21). Der Sinologe F. Jullien kommt in seinem Buch »Der Weise hängt an keiner Idee«, in der er die Entwicklung der abend-ländischen Philosophie als einen Prozess des Verlustes der Weisheit beschreibt, ohne den Begriff der Erleuchtung aus: Wer keine festgelegte Idee hat, ohne festgelegte Position ist, wer realisiert, was ist und für den »Weg« offen ist durch die Regulierung der Gegensätze und der Mitte, der ist weise in dem vom Buddhismus gemeinten Sinne der Erleuchtung, ohne dass allerdings eine begriffliche Fixierung versucht wird (Jullien 2001).

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* von dual to Polarität ...

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4. Es ist interessant, dass die Frage nach dem Sinn des Lebens sowohl von der Psychoanalyse als auch von den Weisheitstraditionen in vergleichbarer, kritischer Weise beantwortet wird. Freud schreibt in einem der berühmten Briefe an M. Bonaparte im Zusammenhang mit einer Diskussion der »begrenzten Unsterblichkeit«, die man in der Erinnerung der Überlebenden höchstens erreichen kann:

- ... Im Moment, da man nach Sinn und Wert des Lebens fragt, ist man krank, denn beides gibt es ja in objektiver Weise nicht; man hat nur eingestanden, daß man einen Verlust an unbefriedigter Libido hat, und irgend etwas anderes muß damit vorgefallen sein, eine Art Gärung, die zur Trauer und Depression führt. Großartig sind meine Aufklärungen gewiß nicht. Vielleicht weil ich zu pessimistisch bin. Mir geht ein »advertisement« im Kopf herum, das ich für das kühnste und gelungenste Stück amerikanischer Reklame halte: »Why live, if you can be buried for ten dollars.?..... (Freud 1968, S. ...)

Das Gefühl der Sinnlosigkeit wird also als ein neurotisches Symptom verstanden, das mit dem durch die Psychoanalyse zu erreichenden Ziel der Liebes- und Arbeitsfähigkeit überwunden werden kann. Es ist sehr interessant, dass in den östlichen Weisheitstraditionen ganz ähnliche Formulierungen zu finden sind: in sehr vielen Zen-Geschichten und Koans fragen die Schüler den Meister nach Sinn und Bedeutung des Lebens oder der buddhistischen Lehre und der Meister antwortet mit einem Verweis auf die unmittelbare Wirklichkeit: Warum kam Bodhidharma aus dem Westen, ist z.B. eine solche berühmte Frage. Eine Antwort darauf lautet: Die Zypresse im Hof. Eine andere: Im Sonnenschein sieht man den Berg. (U. App: Zen-Worte vom Wolkentorberg. S. 3) In anderer Weise drückt dies F. Jullien in seinem schon erwähnten Buch aus:

- Von China aus betrachtet, vermag uns die Frage nach dem »Sinn des Lebens«, die sich uns aufzudrängen schien, nichts mehr zu sagen » sie spricht uns nicht mehr an. In den Augen der Weisheit verliert die Frage nach dem Sinn des Lebens ihren Sinn. Deshalb wird sich der Weise auf sie genauso wenig fixieren wie auf die Wahrheit (das ist das Ziel der Philosophie, R.Z.). Derjenige ist weise ... der sich die Fragen nach dem Sinn nicht mehr stellt (dem die Alternative »Mysterium oder Absurdität nichts mehr sagt; dem sie genauso wenig sagt, wie die Alternative »wahr oder falsch?). Weise ist der, für den Welt und Leben selbstverständ-lich sind. Der sich damit begnügt zu sprechen (und der daher gar nicht mehr zu reden braucht) : Die Dinge sind so. Nicht, »so sei es«, wie die Religion in ihrem Wunsch nach Einverständnis sagt; auch nicht »warum ist das so«, wie die Philosophie in einem plötzlichen Erstaunen fragt. Weder Akzeptieren noch Infragestellen - sondern »so ist es?. Weise ist, wer zu realisieren vermag, daß (es) so ist« (Jullien 2001, S. 110).

Aus dieser Sicht würde eher die Frage auftauchen, warum überhaupt jemand nach dem »Sinn des Lebens« zu fragen beginnt: Freuds Antwort ist kurz und apodiktisch, nämlich, weil der Mensch krank ist. Die Antwort des Buddhismus oder der Weisheitslehren ist, dass der Geist verdunkelt ist, an einer Idee fixiert oder zu einem »festgewordenen Geist« geworden ist (Jullien 2001, S. 115).[#2]

Ich denke, diese wenigen Vorbemerkungen machen deutlich, dass eine Fokussierung der im Titel er-wähnten Thematik zwingend ist. Daher möchte ich im folgenden einige Anmerkungen zur buddhistischen und psychoanalytischen Praxis machen und dabei vor allem auf einige Gemeinsamkeiten (und natürlich auch Unterschiede) aufmerksam machen, die bei einer Betrachtung von außen kaum auffallen würden. Bei der Schilderung der buddhistischen Praxis werde ich mich auf den Zen-Buddhismus konzentrieren. Meine zentrale Überlegung ist, dass ein Dialog zwischen Zen und Psychoanalyse, der auf echter Gegenseitigkeit beruht, für beide Betrachtungsweisen und ihre Praxis ausgesprochen fruchtbar sein kann, und zwar im Sinne einer Integration und Vervollständigung durch Aspekte, die sowohl im Zen als auch in der Psychoanalyse manchmal vernachlässigt werden: in der Psychoanalyse nämlich der Weisheitsaspekt, im Zen der Aspekt der individuellen, konflikthaften Identitätsentwicklung.

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caro luzifer
bravo, ein sehr schönes statment. was soll man noch dazu erwähnen:)
ob da viele mithalten können?

da kommt mir ein spruch von maledetto il grande in den sinn

der worte sind es viele
ist dies der sinn
(maledetto il grande 1646 - 1698)
 
Goso sagte: Um ein Beispiel zu geben: es ist wie ein Büffel, der durch ein Fenster geht. Sein Kopf, seine Hörner, seine vier Beine sind alle durchgegeangen. Wie kommt es, daß sein Schwanz nicht hindurchgeht?

Dazu gibt es einen Kommentar des Mumon als kleines Gedicht:

Wenn er hindurchgeht, fällt er in den Graben,
wenn er sich zurückwendet, ist er zerstört.
Dieser kleine Schwanz.
Höchst wunderbar!

(Aus dem Buch: Zu den Quellen des Zen von Zenkei Shibayama)

______________________________________________

Religion - Den Wahn erkennt natürlich niemals, wer ihn selbst noch teilt.
Sigmund Freud, Arzt (1856-1939)

Wir sagen uns, es wäre ja sehr schön, wenn es einen Gott gäbe als Weltschöpfer und gütige Vorsehung, eine sittliche Weltordnung und ein jenseitiges Leben, aber es ist doch sehr auffällig, daß dies alles so ist, wie wir es uns wünschen müssen. Und es wäre noch sonderbarer, daß unseren armen, unwissenden, unfreien Vorvätern die Lösung all dieser schwierigen Welträtsel geglückt sein sollte.
Sigmund Freud, Arzt (1856-1939)
 
Aus dieser Sicht würde eher die Frage auftauchen, warum überhaupt jemand nach dem »Sinn des Lebens« zu fragen beginnt: Freuds Antwort ist kurz und apodiktisch, nämlich, weil der Mensch krank ist. Die Antwort des Buddhismus oder der Weisheitslehren ist, dass der Geist verdunkelt ist, an einer Idee fixiert oder zu einem »festgewordenen Geist« geworden ist (Jullien 2001, S. 115).[#2]
wenn man nun heute ein vernetzter Mensch ist und sich nicht sinnierend finden muss wie Herr Freud, sondern das gemeinsam tun kann wie wir hier im Grunde, dann kommt aber ein neuer Aspekt zum Vorschein: die Psychosozial-Medizin. Schon mal davon gehört? Ich auch nicht. Und das ist der ganz entscheidende Haken. Wenn man nur hier im Forum ein bisschen liest, dann erkennt man, dass nicht der Mensch es ist, der in irgendeiner Weise erkrankt- wie auch, der Mensch ist heilig und heil. Seine Gesellschaft/Familie und seine auf Geschichten basierende ritualisierte Lebens- und Verhaltensweise ist es, die den Menschen einen Sinn suchen lässt. Wäre nicht der überwiegende Teil der menschlichen Handlung heute von eingeschränktem, man könnte auch sagen qualitativ niederwertigem Sinn, dann käme die Sinnfrage sicher nicht auf. Wenn Lebensart und Lebenskultur verloren geht, finde ich das ganz natürlich, dass der Mensch dann als Individuum erkrankt- im Geist, in der Seele und schliesslich im Körper. Und so ist es das, was wir machen, das uns Krebs überall bringt und nicht das, was wir sind. Daher ja auch die Empfehlung des ZEN: tu immer nur Eines und merke Dir nicht, was es ist.

:liebe1:
 
Ich denke, diese wenigen Vorbemerkungen machen deutlich, dass eine Fokussierung der im Titel er-wähnten Thematik zwingend ist. Daher möchte ich im folgenden einige Anmerkungen zur buddhistischen und psychoanalytischen Praxis machen und dabei vor allem auf einige Gemeinsamkeiten (und natürlich auch Unterschiede) aufmerksam machen, die bei einer Betrachtung von außen kaum auffallen würden. Bei der Schilderung der buddhistischen Praxis werde ich mich auf den Zen-Buddhismus konzentrieren. Meine zentrale Überlegung ist, dass ein Dialog zwischen Zen und Psychoanalyse, der auf echter Gegenseitigkeit beruht, für beide Betrachtungsweisen und ihre Praxis ausgesprochen fruchtbar sein kann, und zwar im Sinne einer Integration und Vervollständigung durch Aspekte, die sowohl im Zen als auch in der Psychoanalyse manchmal vernachlässigt werden: in der Psychoanalyse nämlich der Weisheitsaspekt, im Zen der Aspekt der individuellen, konflikthaften Identitätsentwicklung.
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Wurde alles schon ausführlich durchgekaut:
Suhrkamp Taschenbücher, Nr.37, Zen-Buddhismus und Psychoanalyse (Broschiert)
von Erich Fromm, Daisetz T. Suzuki, Richard de Martino
Allerdings sollte man/frau zen praktizieren, darüber schreiben bringt nur dem Schreiber etwas, so er/sie von eigener Erfahrung spricht.
Alles Liebe
 
... trotzdem finde ich die (hier recht interessante) anstrengung,
sich einen originären begriff von einem thema zu verschaffen doch
noch besser, als nur eine ISBN reinzustellen... :)

interessant finde ich, dass der jesuit hugo lassalle (ja, genau, der
priester und roshi war) ähnliche überlegungen zum thema angestellt
hat, dort nämlich in der spannung von "actio - contemplatio".

liebe grüsse,

pilger


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www.spiritualitaet.org

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Meine zentrale Überlegung ist, dass ein Dialog zwischen Zen und Psychoanalyse, der auf echter Gegenseitigkeit beruht, für beide Betrachtungsweisen und ihre Praxis ausgesprochen fruchtbar sein kann, und zwar im Sinne einer Integration und Vervollständigung durch Aspekte, die sowohl im Zen als auch in der Psychoanalyse manchmal vernachlässigt werden: in der Psychoanalyse nämlich der Weisheitsaspekt, im Zen der Aspekt der individuellen, konflikthaften Identitätsentwicklung.

:liebe1:


Grüß dich Luzifer!

Hervorragend! Allerdings fürchte ich bereits jetzt schon, das dir allein schon bei diesem Denkansatz kaum jemand folgen wird können.

Ich habe die Erfahrung gemacht, das sich dies nur mit Leuten diskutieren läßt die sowohl einerseits eine wissenschaftlich fundierte Ausbildung in Bezug auf Psychoanalyse haben als auch andrerseits einen sehr hohen Grad der spirituellen Entwicklung erreicht haben. Ansonsten ist ein Verständnis des Themas schon von vorneherein nicht gegeben.

Ich wünsche dir gutes Gelingen!

:)
Liebe Grüße,
Holly
 
Mir fällt irgendwie jetzt erst auf, wie geil der Thread-Titel ist.:weihna1 Quasi die Materialisierung von "Über den Verstand hinausgehen".... tja, der luzifer ist uns immer einen Schritt voraus, literarisch gesehen.
:liebe1:
 
....."erleuchtung"....

....das sind 11 buchstaben in einem wort...nicht mehr und nicht weniger

Wenn niemand fragt, was ist "erleuchtung", so weis es der geist. Soll er es einem fragenden erklären, so weis er es nicht....

LGMFrankie:)
 
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....."erleuchtung"....

....das sind 11 buchstaben in einem wort...nicht mehr und nicht weniger

Wenn niemand fragt, was ist "erleuchtung", so weis es der geist. Soll er es einem fragenden erklären, so weis er es nicht....

LGMFrankie:)

Es bleibt also das wohlgehütetste Geheimnis, das sich zwar in jedem selbst offenbaren, aber nicht nach Aussen getragen oder übertragen werden kann. Jeder ist also ein Geheimnisträger :party02:
 
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