Bipolarität als Chance

chocolade

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https://www.sein.de/die-freuden-und-leiden-einer-extrem-bipolaren-affektiven-stoerung/

Das finde ich eine sehr erfrischende und gleichzeitig realistisch-authentische Lebensgeschichte.

Da ich selber seit meinem siebzehnten Lebensjahr suizidal war, insgesamt fünfzehn Jahre lang, zwischendurch völlig normale Phasen und auch super Hochflugphasen, habe ich all die im Link beschriebenen Dinge oft erlebt und erfühlt und erlaube mir deshalb eine Meinung dazu.

Auch ich wollte einfach nur ein ganz ruhiges, gradliniges Leben mit klaren privaten und beruflichen Strukturen und das Schicksal hat es anders entschieden.
Heute sage ich: Gott sein Dank.
Die Liste des inneren Gewinnes und der Chancen ist sehr lang, wie man oft erst hinterher feststellt.

Sowohl die stark depressiven Phasen als auch die Hochphasen bieten spezifische Möglichkeiten, als auch Fallen.
In der Depressivität kann man in der Opferrolle feststecken, warum ich ?, in der Selbstaufgabe und im Selbstmitleid.
Oder aber man findet einen besonderen Bezug zu seiner Menschlichkeit und Verletzlichkeit, lernt um Hilfe zu fragen und sie anzunehmen, lernt Mitgefühl und Akzeptanz für sich selbst und andere.

In den Hochphasen kann man sehr inspirierend und Kraft gebend sein, gleichzeitig besteht auch die Chance zu hoch zu fliegen und sich sehr stark von seinem Umfeld zu entfremden.

In der ersten Phase des Krankheitsverlaufes ist man oft sehr dissoziiert und nimmt nur den Jetztmoment als alleinige Wahrheit war. In der integrierenden gesundenden Phase kann man lernen eine geerdetere Hochphase zu leben, sowie eine hoffnungsvollere Tiefphase.

Das Ideal ist natürlich innerlich ruhiger zu werden und mehr in der Mitte zu bleiben.
Oder aber man lernt jeden Moment so zu nehmen wie er jetzt grad ist und einfach das Beste draus zu machen.

Soweit meine fünf Cent.
 
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@chocolade

naja, ich kann mir "schönere" Herausforderungen vorstellen.

Wenn es für dich so ist und du damit deiner Erkankung Sinn geben kannst, ist es okay,
aber ich denke der Leidensdruck führt in den meisten Fällen doch in eine andere Richtung.

LG
Waldkraut
 
Ich war auch bipolar und so lange ich darauf beharrt habe, dass ich das Hoch und das Tief brauche, sie mich ausmachen, mir so viel Intensität bescheren, habe ich mich an die Krankheit geklammert, wie jemand der gar nicht gesund sein möchte. Dann habe ich mal die Zeile gelesen - ich glaube, es war in einem Inserat - do you really want to feel good und da ist mir ein Licht aufgegangen. Ich wollte es nicht wirklich, ich hatte eine Art Widerstand in mir, der meine Genesung sabotiert hat.
Den habe ich dann schließlich bewußt aufgegeben und mich auf die Gesundheit eingelassen, selbst mit dem "Risiko" das intensive Auf und Ab damit zu verlieren und was soll ich sagen - es ist etwas ungleich Schöneres nachgekommen.
Die Mitte das hat nix mit lauwarm und langweilig zu tun, sondern mit: ich bin ganz bei mir und endlich diejenige, die ich im Kern immer schon war, aber nicht dazu vordringen konnte.
Heil sein ist geiler als jede Persönlichkeitsstörung, believe me. :)
 
https://www.sein.de/die-freuden-und-leiden-einer-extrem-bipolaren-affektiven-stoerung/

Das finde ich eine sehr erfrischende und gleichzeitig realistisch-authentische Lebensgeschichte.

Da ich selber seit meinem siebzehnten Lebensjahr suizidal war, insgesamt fünfzehn Jahre lang, zwischendurch völlig normale Phasen und auch super Hochflugphasen, habe ich all die im Link beschriebenen Dinge oft erlebt und erfühlt und erlaube mir deshalb eine Meinung dazu.

Auch ich wollte einfach nur ein ganz ruhiges, gradliniges Leben mit klaren privaten und beruflichen Strukturen und das Schicksal hat es anders entschieden.
Heute sage ich: Gott sein Dank.
Die Liste des inneren Gewinnes und der Chancen ist sehr lang, wie man oft erst hinterher feststellt.

Sowohl die stark depressiven Phasen als auch die Hochphasen bieten spezifische Möglichkeiten, als auch Fallen.
In der Depressivität kann man in der Opferrolle feststecken, warum ich ?, in der Selbstaufgabe und im Selbstmitleid.
Oder aber man findet einen besonderen Bezug zu seiner Menschlichkeit und Verletzlichkeit, lernt um Hilfe zu fragen und sie anzunehmen, lernt Mitgefühl und Akzeptanz für sich selbst und andere.

In den Hochphasen kann man sehr inspirierend und Kraft gebend sein, gleichzeitig besteht auch die Chance zu hoch zu fliegen und sich sehr stark von seinem Umfeld zu entfremden.

In der ersten Phase des Krankheitsverlaufes ist man oft sehr dissoziiert und nimmt nur den Jetztmoment als alleinige Wahrheit war. In der integrierenden gesundenden Phase kann man lernen eine geerdetere Hochphase zu leben, sowie eine hoffnungsvollere Tiefphase.

Das Ideal ist natürlich innerlich ruhiger zu werden und mehr in der Mitte zu bleiben.
Oder aber man lernt jeden Moment so zu nehmen wie er jetzt grad ist und einfach das Beste draus zu machen.

Soweit meine fünf Cent.
Bevor ich den Link anklickte, wusste ich, wer da spricht :) ich kenne ihn nämlich , wenn auch nicht so gut .... Hab aber seine Wege verfolgt ..... Er ist natürlich ein extremer Mensch und das tolle ist, er ist so kreativ und künstlerisch ....

Ich stelle es mir für seine Frau allerdings manchmal unfassbar anstrengend vor, aber es scheint, die liebe die die beiden verbindet ist so groß, dass sie alles trägt .....

Ich hatte mal einen Freund , der bipolare Züge aufwies, aber diagnostiziert ist offiziell nichts..... Was soll ich sagen? Ich bin nicht durch mit meinen Gefühlen dieser Zeit gegenüber .... Wenn er depressiv war, war er so depressiv, dass man vor Angst fast umkam, und wenn er seine Höhenflüge hatte war er entweder so anziehend, dass man ihn vergöttern konnte oder so fernab, dass es Angst machte .....
 
Nicht dass das falsch rüber kommt, Werbung für diese super abwechselnde Persönlichkeitsstörung wollt ich nun auf keinen Fall machen, aber wenn man diese sehr schwierigen Lebensphasen schon nicht rückgängig machen kann, hilft es ihnen im Nachhinein Sinn zu geben und schauen was man mit den gelernten Inhalten anfangen kann.

Der Thread sollte mehr als Kontrast dienen zu den sonst sehr leidensvollen Themen, die es zum Beispiel zu den Depressionen gibt.
Ja, es kann eine persönliche Hölle sein und für das Umfeld noch viel mehr weil da diese Ohnmacht und Hilflosigkeit ist absolut nichts tun zu können.

Und doch, da ist eben nicht nur die Persönlichkeitsstörung, selbst wenn sie oft sehr im Vordergrund zu sein steht, da ist ein Mensch mit Herz und Seele, mit Talenten, mit Werten wie jeder andere Mensch auch.
Der Weg zur Gesundheit geht über die Entwicklung der Stärken.

Warum wohl will der Autor des Links die schweren Medis nicht nehmen, die ihn so pragmatisch ruhig stellen könnten ?

Es würde ihn wohl um sehr, sehr wichtige Anteile des Erlebens bringen.
Seine Kunst würde extrem an Tiefe und Kraft einbussen.

Es gibt sehr viele bipolare Künstler, Schauspieler, Sänger, Schriftsteller.
Die könnten beruflich einpacken ohne ohne ihre besondere Erlebnis- und Ausdrucksfähigkeit.

Nicht jeder kann das schaffen aus seiner Krankheit noch menschlichen und beruflichen Gewinn zu ziehen, das ist richtig.
Dennoch scheint mir zumindest der Versuch das zu tun viel würdevoller als die Schublade Persönlichkeitsstörung.

Wer entscheidet denn darüber was normal/ideal ist ?

Wenn jeder sich seine Lebensherausforderungen aussuchen könnte, wieviel weniger leidvoll wäre diese Welt, es ist aber wohl nicht so, ausser man glaubt an das Modell der Seelenentwicklung, wo man Krankheit und Leid braucht für seine persönliche Weiterentwicklung.
 
Ich war auch bipolar und so lange ich darauf beharrt habe, dass ich das Hoch und das Tief brauche, sie mich ausmachen, mir so viel Intensität bescheren, habe ich mich an die Krankheit geklammert, wie jemand der gar nicht gesund sein möchte. Dann habe ich mal die Zeile gelesen - ich glaube, es war in einem Inserat - do you really want to feel good und da ist mir ein Licht aufgegangen. Ich wollte es nicht wirklich, ich hatte eine Art Widerstand in mir, der meine Genesung sabotiert hat.
Den habe ich dann schließlich bewußt aufgegeben und mich auf die Gesundheit eingelassen, selbst mit dem "Risiko" das intensive Auf und Ab damit zu verlieren und was soll ich sagen - es ist etwas ungleich Schöneres nachgekommen.
Die Mitte das hat nix mit lauwarm und langweilig zu tun, sondern mit: ich bin ganz bei mir und endlich diejenige, die ich im Kern immer schon war, aber nicht dazu vordringen konnte.
Heil sein ist geiler als jede Persönlichkeitsstörung, believe me. :)

Ja, das kann ich so definitiv unterschreiben.

Der Weg zur Mitte ist der einzig sinnvolle Weg und nein, die Mitte ist überhaupt nicht so fade, leblos und leer wie man sie befürchtet.
Nein, natürlich möchte man nicht von einer inneren Katastrophe zur nächsten schlittern, möchte nicht so viele Freundschaften beendet sehen noch bevor sie überhaupt angefangen haben weil das alles einfach zu crazy zu verstehen oder zu ertragen ist.

Die Frage ist eher eine pragmatische.
Wie ist dieser Weg zur Mitte erreichbar bei all der Hypersensibilität ohne sich chronisch ruhig stellen zu lassen mit Medikamenten, die heftige Nebenwirkungen haben können ?

Viele Wege führen nach Rom, okay.
Kreativität ist ein super fruchtbares Ventil, Sport, Meditation, Natur etc., Spiritualität kann Sinn geben...
Aber all diese Methoden kannst du nicht sechzehn Stunden pro Tag ausführen.
Es genügt ein klein bischen zu viel oder zu wenig an irgendeiner Form von Energie von aussen und selbst sonst relativ harmlose Natureinflüsse oder die unangenehme Atmosphäre eines Ortes lässt das Gleichgewicht wieder kippen.

Deshalb ist die Frage für mich nicht wie kämpft man gegen das Übel, sondern wie macht man aus Scheisse Gold- mal lapidar ausgedrückt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, das kann ich so definitiv unterschreiben.

Der Weg zur Mitte ist der einzig sinnvolle Weg und nein, die Mitte ist überhaupt nicht so fade, leblos und leer wie man sie befürchtet.
Nein, natürlich möchte man nicht von einer inneren Katastrophe zur nächsten schlittern, möchte nicht so viele Freundschaften beendet sehen noch bevor sie überhaupt angefangen haben weil das alles einfach zu crazy zu verstehen oder zu ertragen ist.

Die Frage ist eher eine pragmatische.
Wie ist dieser Weg zur Mitte erreichbar bei all der Hypersensibilität ohne sich chronisch ruhig stellen zu lassen mit Medikamenten, die heftige Nebenwirkungen haben können ?

Viele Wege führen nach Rom, okay.
Kreativität ist ein super fruchtbares Ventil, Sport, Meditation, Natur etc., Spiritualität kann Sinn geben...
Aber all diese Methoden kannst du nicht sechzehn Stunden pro Tag ausführen.
Es genügt ein klein bischen zu viel oder zu wenig an irgendeiner Form von Energie von aussen und selbst sonst relativ harmlose Natureinflüsse oder die unangenehme Atmosphäre eines Ortes lässt das Gleichgewicht wieder kippen.

Deshalb ist die Frage für mich nicht wie kämpft man gegen das Übel, sondern wie macht man aus Scheisse Gold- mal lapidar ausgedrückt.

Hm, das hängt sicherlich von der Ausprägung und dem Alltag ab, in dem man sich befindet, ich kann deine Erfahrung, dass man ständig droht aus dem erlangten Gleichgewicht zu kippen, aus meiner Erfahrung nicht bestätigen, aber wie immer ist eben jeder Mensch einzigartig und darum bringen Vergleiche oder Pauschalempfehlungen eh nichts.
Primär sollte man liebevoll-geduldig mit sich sein und Rückschläge einkalkulieren, meine Entwicklung war auch nicht linear und hat in Summe sicherlich fast 8 oder 10 Jahre gedauert, jedoch bereits mit riesigen Schritten vorwärts ganz zu Beginn.

Für mich war eine Mischung aus Yoga, Meditation, künstlerischen Schaffens und einer gewissen Disziplin (auch wenn das unsexy klingt :D ) der Weg aus der Persönlichkeitsstörung. Ich habe mir mit Routine, einem bestimmten Tagesablauf eine Struktur der Orientierung geschaffen, die mir immer wieder Halt gegeben hat und oft war dann das, was auch Pflicht und nervig war, dann etwas, das mich gestützt hat.
Das rigorose Ablehnen von solchen banalen und alltäglichen Stützpfeilern hat mich früher in Wahrheit stark geschädigt, ich bin jemand der Struktur und Ordnung braucht, um zur Ruhe zu kommen und mich zugleich entfalten zu können. Ich habe pragmatisch erkannt, wozu ich fähig bin und genauso wo meine Grenzen sind, das klingt simpel, hat aber in Summe wahrscheinlich am längsten gebraucht, weil ich zuvor tatsächlich jahrelange eine falsche Selbstwahrnehmung von mir hatte: was mich ausmacht, wo meine Schwächen und Unzulänglichkeiten sind, aber ebenso was ich zustande bringen kann.

Je pragmatischer und zugleich freundlicher meine Sicht auf mich wurde, umso besser ist es mir gegangen und ich habe dann auch in Sachen künstlerischen Outputs ein enormes Hoch ohne anschließenden Absturz erfahren, das hat mich sehr motiviert weiter dran zu bleiben.

Darum kann ich dir primär eines empfehlen: verbuche jeden kleinen Erfolg als richtigen Schritt, es wird Rückschläge geben, das war bei mir auch so, zwei davon recht heftig, aber dann darf man nicht zu enttäuscht sein, das gehört einfach dazu. Weitermachen, dran bleiben, schau' was dir gut tut und ich bin davon überzeugt, es wird irgendwann nachhaltig genug wirken können, dass du im Normalfall auch während ganz alltäglicher Verrichtungen "einfach so" in deiner Mitte bist und bleibst, mit den üblichen Schwankungen natürlich.

Vielleicht legst du die Latte zu hoch, indem du meinst, man müsste ständig ausgeglichen sein, darum geht es für mich aber nicht, sondern dass die Ausschläge geringer werden, man aber trotzdem intensive und wunderschöne Erfahrungen machen kann, aber ebenso akzeptiert, dass das immer nur ein Teil vom Ganzen ist. In dem Moment wo man aufhört, sich gegen die Leere zu wehren, sie negativ zu bewerten, sondern wie in der Meditation als etwas zu erfahren, das kommt und wieder geht, fühlt sie sich schon ganz anders an. :)

Mit Medikamenten habe ich keinerlei Erfahrung, dazu kann ich nichts schreiben, weiß auch nicht, was hier hilfreich sein könnte.
 
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Danke Melodia

Ich glaube das was du schreibst ist sehr, sehr hilfreich in seiner Klarheit und Eindeutigkeit.
Es gibt Hoffnung und machbare Perspektive.
Du redest von konkreten Erfahrungen, kannst funktionierende Handlungsimpulse geben, die natürlich individualisiert in die persönliche Lebensgeschichte angepasst werden müssten.

Es ist vollkommen anders als das was mir in der diskriminierenden Psychologie immer wieder begegnet ist, wo Menschen in Schubladen gesteckt werden und wie auf der Stirn gebrandmarkt sind.
Es wird immer noch zu viel mit dem Konzept der Schuld gearbeitet, mit diffusen Täter-Opfer-Verstrickungen, die keine echten Lösungen aufweisen, aber das ist ein grösseres gesellschaftliches Problem.
Wenn du Bipolarität mal googelst, dann stösst du eher auf Horrorgeschichten und wie man sich vor diesen unmöglichen Menschen doch schützen muss.

Das rigorose Ablehnen von solchen banalen und alltäglichen Stützpfeilern hat mich früher in Wahrheit stark geschädigt, ich bin jemand der Struktur und Ordnung braucht, um zur Ruhe zu kommen und mich zugleich entfalten zu können.

Das ist ein Punkt, den ich gerne noch differenzierter sehen möchte.
Der deutschsprachige Raum ist sehr autoritär, in manchen Bereichen überstrukturiert, überhierarchisiert, was zu einer gewissen Feindlichkeit gegen natürliche Lebensimpulsen führen kann, die Krankheiten zur Ursache haben können, wo durch inneres Chaos eigentlich nur die Kernidentität gesucht wird, es muss also eine gewisse zeitweise Rebellion geben sich überhaupt den notwendigen inneren Wachstumsraum zu erschaffen.

Wenn du also von Struktur sprichst, dann meinst du sicher nicht kritiklos die erstbeste Struktur von aussen zu übernehmen, sondern auszuprobieren welche Art von Struktur überhaupt passend ist und wo immer noch genug Platz zum Atmen ist, für die Persönlichkeit, aber auch für die Bedürfnisse der Seele.

Ich habe pragmatisch erkannt, wozu ich fähig bin
...was sehr objektive Neutral-oder Positivanalyse bedeutet im Gegensatz zur Negativfixierung nur auf Krankheitssymptome.

und genauso wo meine Grenzen sind, das klingt simpel, hat aber in Summe wahrscheinlich am längsten gebraucht, weil ich zuvor tatsächlich jahrelange eine falsche Selbstwahrnehmung von mir hatte: was mich ausmacht, wo meine Schwächen und Unzulänglichkeiten sind, aber ebenso was ich zustande bringen kann.

Grenzen setzen ist überhaupt nicht simpel, da hast du recht. Es wird oft falsch angewandt. Ein ehemaliges Opfer von Gewalt wird oft zum Anwender von Gewalt, glaubt aber tatsächlich sich in dem Moment nur zu schützen, oder seine Rechte im jeden Preis durchsetzen zu dürfen, damit die früher verweigerten Grundbedürfnisse nun zur Geltung kommen können.
Die Grenzen feststellen zu können und auch wahren zu können, das ist eher ein sehr subtiler Prozess.
Man kann es nur wenn man tatsächlich vollkommen in der faktischen Realität des jetzigen Momentes ist, ohne irgendwelche emotionalen Vergangenheitstrigger und im Grunde genommen ist das eine Eigenschaft, die sehr viele Menschen nicht besitzen, auch die eher unemotionalen Intellektuellen nicht.

Da wo man Grenzen im Alltag erkennen und setzen kann, da kann man es wiederum nicht bei Naturenergien. Es ist das Tiefdruckgebiet, welches alles durcheinander bringt, oder die Mondzyklen.
Um wieder in eine grössere Harmonie mit den Naturenergien zu kommen müsste man eigentlich in einer Hütte im Wald wohnen gehen.

Das Gleiche trifft auf die negativen Gedanken- und Gefühlsmuster der Gesellschaft zu, die man sehr osmotisch in sich aufnimmt. Man kann nicht einfach nur das Fenster zumachen und es ist nicht mehr da.
Es genügt auch nicht in den Rückzug zu gehen und Nachrichten nicht mehr anzuschauen oder zu versuchen negative Menschen zu vermeiden.
Aktive Verantwortung für sein direktestes Umfeld zu übernehmen, einfach seinen möglichen Teil tun damit das Umfeld eine gute Umgebung ist, das scheint mir wichtig zu sein.


Je pragmatischer und zugleich freundlicher meine Sicht auf mich wurde, umso besser ist es mir gegangen
Also auch in erster Linie Akzeptanz und schauen was realistischerweise machbar ist was eben nicht, sich sicher nicht mit überhöhten Erwartungen von aussen unter Druck setzen lassen.

In dem Moment wo man aufhört, sich gegen die Leere zu wehren, sie negativ zu bewerten, sondern wie in der Meditation als etwas zu erfahren, das kommt und wieder geht, fühlt sie sich schon ganz anders an.
Die Leere ist ein gefühlter Mangelzustand, der natürlich objektiv so gar nicht besteht, also nur eine Illusion darstellt.
Die Gefühle aber, die damit verbunden sind, eine teils extreme Form von Angst, Wut und Verzweiflung, das lässt sich nicht in jedem Fall einfach wegrationalisieren.
Wenn die Emotionen sehr stark sind wird der Verstand zeitweise so stark geflutet, dass er vorübergehend nicht zur Verfügung zu stehen scheint. Man kann also mit Menschen in einer emotionalen Krise nicht wirklich vernünftig reden, sondern nur versuchen sie über eine Beruhigung der Emotionen zu erreichen, in manchen Fällen auch nur durch sanftes körperliches Berühren.


Ich danke dir.
Es gibt also Heilung !
 
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