Geliebter Reisender,
einer der größten Theologen des zwanzigsten Jahrhunderts, Paul Tillich, sagte: Der Christ des 21.sten Jahrhunderts ist Mystiker - oder er ist nicht mehr.
Der Mystik lebendig, bin Weg ich bewegend,
und christlich ich mir in der Wiege schon liegend,
so freu ich mich mit dir vereinigt zusammen,
daß radikal subjektiv auslegen fern ist,
und jeglichen praktischen Wertes entbehrt.
Du stehst ja dem sehenden Auge erkannt schon
weit jenseits all dessen, bedarfst keines Wortes.
denn dir sind sie Spiel, Intellekt bloß befriedend.
Obwohl von dir mehr sagst als selbst du vermutest.
Gedankengleich Spiel in mir sehend, hast du dich ja gleichfalls
mit schwulen Gedanken schon spielend vergnügt.
Natürlich nicht lustvoll, nur handfest bekämpfend erschlagend.
Gedanken erjagen Gedanken, weil andrer
Gedanke dem ersten nicht passend erscheint,
weil passend nur selbst er als Maßstab sich meint
prokrustesgleich fesselt er ihn auf sein Lager
dort kürzt er, dort dehnt er, in eiferndem Suchen
sein Spiegelbild steht dort, es spottet ihm nackt,
denn seitenverkehrt zeigt es ihn nicht exakt,
sein Selbst sich nur fast gleicht, in geiferndem Fluchen
als Mann gegen Mann tritt er auf, versuchend den Andern...
ins Außen zu bringen, zu töten, aus-spielend.
Und hat er getötet, und hat er ins Aus ihn
geknippst, seines Lebens beraubt, so ist er befriedigt.
Dann hat er im Kampfe von Mann gegen Mann
den andern ganz gründlich von hinten gefckt.
Sodann kehrt er heimwärts, begräbt Kameraden,
und singt sich selbst rühmende Totengesänge.
Nicht Freud erst erkannte das männliche Spielen
von Raketen, Gewehren und Piken und Pfeilen
als phallisch besetzt und todsehnsuchtnährend.
Im Kriege ringt Lingam mit Lingam, nicht fruchtbar,
das Leben erzeugende auswärts verlagernd,
mit Minen wie Sporen verstreuend, die Saaten
des Todes, und Leben verkrüppelnd verstümmelnd,
zerfetzende Mörser, Maschinengewehre,
Sterben und tödliches spendend Granaten
und Bomben wie Samenergüssen gleich rotzend.
Solch Deutung ist dir ohne praktischen Wert,
lebst du doch schon längst in Shamballa dort droben,
wo ewig kein Kriegswind sich je hat erhoben
kein Mensch andre Menschen zu Feinden erklärt.
So freu ich mich stets, deinem Adelergeiste
begegnend den Segen solch Wortes zu fühlen.
Denn fühlend und wachsend kann es sich erfüllen,
und vollkommen unbekannt Land uns erblühen,
Du meinst wohl ich spreche ironisch dir hier?
Nein wirklich, Vollkommenheit kündet dein Wort,
denn Buddha-Natur trägst auch du, ob wissend?
ob unwissend oder ob nicht-... ?
egal, ganz gleichgültig ist Wort einfach Wort,
sich stetig am anderen reizend zu höherem Lieben,
ein richtiger Mann schärft das Sehen des Andren,
wo Eisen an Eisen in Liebe geschärft wird,
begegnen sich Götter in Olam Beria.
Und radikal liebend, dem König das Beste,
von Radix, von Wurzel her ewiglich kündend,
dem Urgrund des Weiblichen fest sich verbindend,
erbringt es die saftigsten Früchte zum Feste.
So dank ich dir herzlich für all deine Worte,
denn Herr-lichen Samen gleich sprießen sie in mir.