Wenden wir uns jetzt einem anderen, einigermaßen ähnlichen Thema zu, das uns mit
den sogenannten LARVEN bekannt macht:
Der Unterschied zwischen einem Elemental und einer Larve liegt darin, daß ein
Elemental vom Magier b e w u ß t geschaffen wird, wohingegen sich Larven unwillkürlich
durch starke psychische Erregungen, ganz gleich welcher Art, in der entsprechenden
Mentalsphäre von selbst bilden. Je stärker die Erregung ist, um so mehr Mentalstoff
verliert der Mensch und um so stärker, dichter und lebensfähiger wird so eine Larve,
namentlich dann, wenn sich
ein - und dieselbe psychische Erregung regelmäßig und oft wiederholt. Diese
unwillkürliche Larvenbildung in der Mentalsphäre kommt bei jedem Menschen vor, ob
magisch geschult oder nicht geschult, ob jung oder alt, intelligent oder unintelligent, ohne
Rücksicht darauf, ob er davon weiß oder nicht. Hört die psychische Erregbarkeit auf,
indem der aufregenden Sache keinerlei Beachtung geschenkt wird, vergeht so eine Larve
allmählich von selbst, bis sie sich schließlich gänzlich auflöst, also verschwindet.
Demnach gibt es in der Mentalsphäre, hervorgerufen durch unsere psychischen
Erregungen, ein dauerndes Gebären und Absterben von Larven, was auf Kosten des
Mentalstoffes eines jeden Menschen geht. Die Ursache solch psychischer Erregungen
kann ganz verschieden sein, gewöhnlich sind Furcht, Kummer, Schreck, Sorge, Haß,
Geiz u. dgl. die Urheber. Die Form, die eine Larve annimmt, hängt von der Ursache der
psychischen Erregung ab und ist immer symbolisch. Wer sich ein bißchen in Symbolik
auskennt, wird sich darüber ein klares Bild machen können. Z. B. ein Liebesgedanke wird
sich zumeist durch ein Herz symbolisieren, ein Haßgedanke durch einen Blitz oder Pfeil usw. Trotzdem die Larven, diese unerwünschten Mentalbewohner, von einem normalen
Menschen nicht gesehen werden können, bestehen sie dennoch, und ein gut geschulter
Magier nimmt sie auf der Mentalebene wahr. Bei empfindlichen oder leicht erregbaren
Personen, ob magisch geschult oder nicht, trennt sich der Mentalstoff leichter, und das
Entstehen von Larven ist infolgedessen leichter und außerdem intensiver. Solche
Personen schaden sich selbst, sowohl an der Gesundheit, namentlich Nervenkraft, als
auch in geistiger Hinsicht und ziehen sogar andere Personen, die sich leicht beeinflussen
lassen, in Mitleidenschaft. Alle Arten von Massenpsychosen haben darin ihre Ursache.
Wie wirksam solche Massenpsychosen sein können, brauche ich nicht näher zu
beschreiben, da hierin sicherlich jedermann seine Beobachtungen gemacht und
Erfahrungen gesammelt hat.
Daraus ist zu ersehen, daß die Larve um so stärker wird, je mehr man zur Ursache der
psychischen Erregung zurückkehrt und je größere Aufmerksamkeit man ihr schenkt. Ist
eine Larve sehr stark verdichtet, hat sie immer mehr Selbsterhaltungstrieb und trachtet,
ihre Lebensdauer so viel als nur möglich zu verlängern. Sie stachelt daher bei jeder
Gelegenheit den Geist des betreffenden Menschen an, um seine Aufmerksamkeit auf die
Ursache der Erregung zurückzuführen und sie neu zu beleben. Eine derart wohlgenährte
Larve kann einer empfindlichen oder leicht reizbaren Person zum Verhängnis werden,
und viele Geistesstörungen, wie Verfolgungswahn u. dgl. sind die Folge davon. Wie viele
Menschen leben in der irrigen Anschauung, von Schwarzmagiern verfolgt oder vernichtet
zu werden, dagegen fallen sie ihrer eigenen Phantasie, besser gesagt ihrer eigenen
Larve, die sie sich geschaffen haben, zum Opfer. Gewöhnlich kommen solche Menschen
erst darauf, wenn sie ihre fleischliche Hülle verlassen haben. Von den tatsächlich magisch
verfolgten Personen gibt es nur einen ganz minimalen Prozentsatz. Man braucht nur an
die vielen schuldlosen Opfer der Vergangenheit zu denken, die durch die Inquisition
endeten. Für die allgemeine Menschheit ist es zwar ein gewisser Vorteil, daß durch den
Wandel der Zeit immer weniger an geistige Gesetze geglaubt wurde. Man hat aber dabei,
ohne der Sache richtig nachzugehen und ohne die höheren Gesetze zu prüfen, das Kind
mit dem Bade ausgeschüttet.
Der Magier wird jetzt einsehen, warum gleich zu Beginn des praktischen Teiles dieses
Werkes auf die Wichtigkeit der Introspektion, der Gedankenkontrolle und
Gedankenbeherrschung, ein so großes Gewicht gelegt wurde. Bekäme nämlich der
Magier während seiner Ausbildung die Gedanken nicht unter seinen Willen, könnte er sich
unbewußt Larven bilden, die ihm früher oder später zum Verhängnis würden.
Im weiteren beschreibe ich eine andere Gruppe von Wesenheiten der Mentalsphäre, und
zwar die der SCHEMEN. Der Unterschied zwischen einer Larve und einem Schemen ist
der, daß eine Larve infolge einer oder wiederholter psychischer Erregung ganz unbewußt
eine dem Motiv zusagende Form in der Mentalsphäre annimmt, wohingegen ein Schemen
eine bestimmte, der Phantasie des Menschen entspringende Form erhält. Genau so wie
bei den Larven, wird auch das Schemen durch wiederholtes - sagen wir -
Heraufbeschwören des Bildes, ohne Rücksicht darauf, worum es sich handelt, verstärkt,
belebt und verdichtet, ja sogar so stark gemacht, daß es seinen Einfluß nicht nur auf der
Mental - oder Astralebene, sondern selbst auf der grobstofflichen Ebene geltend macht.
An Hand zweier Beispiele beschreibe ich dieses Thema näher:
Ein sehr markantes Beispiel ist der sogenannte magische Verfolgungswahn, den ich in
bezug auf die Schemen von zwei Seiten schildern will. Es gibt Menschen, denen ein
finsterer Blick oder dämonische Gesichtszüge angeboren sind und die infolgedessen dem
Äußeren nach das Aussehen eines Schwarzmagiers haben, ohne vielleicht die leiseste
Ahnung von einer Geisteswissenschaft oder Magie zu besitzen. Nun braucht bloß eine
leicht erregbare, leicht zu beeinflussende, mit einem Wort gesagt eingebildete Person mit
so einem Typus - Menschen entweder in geschäftlicher oder anderweitiger Hinsicht
zusammenzukommen, und sofort empfindet unsere Versuchsperson, wie wir sie nennen
wollen, starke Antipathie zu ihrem Gegenüber. Es kann auch vorkommen, daß so ein
Typus außerdem noch ganz ungewollt ein merkwürdiges Gebaren an den Tag legt. Der
erste Gedanke der Versuchsperson wird sein, daß sie es mit einem Schwarzmagier zu
tun habe. Sie wird aus irgendeinem Grunde von dem Typus - Menschen nicht gerade gut
denken, und schon ist der erste Schritt zur Selbstbeeinflussung getan. Über kurz oder
lang werden unserer Versuchsperson kleine Unannehmlichkeiten alltäglicher Natur
begegnen. Die Ursachen hierfür werden nicht richtig ausgeforscht, sondern einfach dem
Dazutun unseres Typus - Menschen in die Schuhe geschoben. Nun wird die
Aufmerksamkeit reger, man beobachtet sich, und das Bild des Typus - Menschen wird
immer deutlicher. Man fühlt sich schon verfolgt. Die Augen werden immer funkelnder,
seine Erscheinung offenbart sich im Traum, sein Bild wird immer lebhafter, taucht
eventuell auch tagsüber auf, und man fühlt sich schließlich auf Schritt und Tritt von ihm
verfolgt. Durch lebhafte Imagination kann sich das Bild sogar derart verdichten, daß es
auch anderen empfindlichen Personen sichtbar wird. Unsere Versuchsperson fühlt sich
verfolgt und redet sich alles, selbst das Schlechteste ein, wobei sie ständig das Bild vor
Augen sieht, sucht nach Hilfe, betet und unternimmt alles mögliche, nur um den Einfluß
zu verscheuchen; erleidet einen Nervenzusammenbruch, wird eventuell geistesgestört
und endet schließlich durch Selbstmord oder in einer Nervenheilanstalt. Der Schemen hat
seine Aufgabe erfüllt. Wie groß ist aber dann der Schreck, wenn sich so ein Geist auf der
Mentalsphäre überzeugen muß, daß er einen gutgelungenen magischen Selbstmord
begangen hat. Was für eine bittere Enttäuschung! Unser Typus - Mensch hat natürlich
keine blasse Ahnung von all dem, was sich zugetragen hat, daß er eigentlich nur das
Mittel zum Zweck war. Sein Gesicht, sein Benehmen waren nur die Form, die Schablone,
nach der sich unsere Versuchsperson das sie vernichtende Wesen, einen Schemen, wie
es genannt wird, geschaffen hat und diesem zum Opfer gefallen ist. Solche und ähnliche
traurige Beispiele kommen öfter vor als man denkt; bei dem einen schneller, drastischer,
bei dem anderen langsamer, schleichender, heimtückischer. Wagt man es aber, einer
derart verfolgten Person die pure Wahrheit zu sagen, glaubt sie es auf keinen Fall, denn
ein Schemen sorgt auf die raffinierteste Weise dafür, daß ihm sein Opfer nicht entrissen
wird. Bringt die Göttliche Vorsehung solch ein verfolgtes Wesen in die Hände eines
wahren Magiers - Eingeweihten - der das tückische Spiel eines Schemens zu
durchschauen vermag, so hat der Eingeweihte eine schwere Aufgabe, das Opfer zu
überzeugen, es in andere Bahnen zu lenken und ihm eine andere Denkweise
beizubringen. Manchmal, insbesondere dann, wenn das Opfer vollkommen im Banne so
eines Schemens ist, muß der Eingeweihte sehr energisch, mitunter sogar drastisch
eingreifen, um das Gleichgewicht wiederherzustellen.