Berührung und Empathie

Nachtschwärmer

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Also nach allem was ich hier so gelesen habe, würde ich micht nicht als einen Empathen bezeichnen.

Allerdings gibt es ein Phänomen, dass ich bei mir festgestellt habe:

Sobald ich jemanden berühre, also in den Arm nehme oder ihm sonst irgendwie nahe bin, empfinde ich anders.

Einem Freund von mir ging es mal ziemlich schlecht und ich habe ihn mit Bier abgefüllt, damit er es mal rauslassen kann (er nimmt sich sonst immer so zusammen und lässt nichts an sich rankommen). Er fing dann auch schrecklich an zu weinen und seine Verzweiflung kam zum Vorschein. Bis dahin gings mir noch ganz gut. Ich hatte natürlich Mitleid mit ihm und habe mich auch schlecht gefühlt. Dann hab ich ihn in den Arm genommen und plötzlich hatte ich das Gefühl es bricht wie eine Welle über mich herein. Es war wie in ein Loch zu stürzen und ich hatte das Gefühl ihn festhalten zun müssen, damit er nicht fällt.

Das war ein sehr extremes Erlebnis, was ich so noch nicht hatte. Allerdings gab es bisher in meinem Umfeld selten so viel Verzweifelung. Ansonsten hab ich sowas eigentlich kaum oder nur sehr schwach. Generell aber fühle ich mich mit Menschen durch körperliche Berührung verbunden und weiß auch meistens (instinktiv?) was in ihnen vorgeht.

Was denkt ihr darüber bzw. wie sind eure Erfahrungen. Bin einfach neugierig.

LG

Nachtschwärmer
 
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HI Nachschwärmer,

schön dass Du so mitfühlend bist. Mir geht das ganz ähnlich. Dieses Erleben des Ins-Bodenlose-Stürzen kenne ich auch, ich habe das für mich als Mangel an Körperbewusstsein kennengelernt. Und so habe ich mir angewöhnt, wenn jemand sein Leid klagt, immer sehr gut meinen eigenen Körper zu spüren und wie eine Sonne zu sein und weniger wie ein Schwamm. Denn sonst reicht auch bei mir die Körperenergie beim Körperkontakt nicht bis in meine Füsse hinein, es entsteht so etwas wie eine liegende 8 um die Herzchakren und das wälzt dann quasi die Energien von hinten nach vorne. Denn: das, was im Klagenden hinten in der Aura verankert war, das rückt nun ja ggf. nach vorne, weil es betrachtet und befühlt wurde. Der nächste Schritt wäre ja dann ein bildliches Erleben und ein wirkliches Sich-Lösen von einem Komplex, der Leid verursacht und dafür muss der Komplex ins Blickfeld, bis sich dann irgendwann die Verhaftung an diesen Komplex in wohlgefallende Erinnerung auflöst.

Mir hilft auch, immer die gesamte Luft auszuatmen und nichts in mir anzusammeln, was mir da gegeben wird vom Gegenüber, also immer wahrnehmen, das gesamte Wesen, das nur vorübergehend leidet, weil es seinen Wassereimer nur als halbvoll empfindet. Ich muss da kein Wasser beigeben und es muss auch nichts zu mir herüberschwappen, weil der Wassereimer sinnbildlich gesprochen im Freien steht und der Regen und die Sonne selber regeln, wieviel Wasser im Eimer ist. Was sich löst und was sich sammelt, das ist von so vielen Faktoren abhängig, dass ich für mich entschieden habe, dass ein Dabeisein genügt. Dann haut es mich auch nicht von den Socken.

:liebe1:
P.s.: mir fällt gerade noch etwas ein, was man im TaiChi oft den Leuten sagen muss, damit sie ihre Form bewahren, wenn man sie mal berührt und versucht umzudrücken: "bleib stehen". Das wäre für mich so die Essenz, bleib einfach stehen. Mach Pause für den anderen in Dir selbst, fühle mit ihm/ihr, erlebe das, was er/sie erlebt, aber bleibe dabei immer aufrecht, immer selber innerlich auf "Aus" gestellt. Wie ein Kanal, der einfach steht und zuhört, wie Momo in ihrem Forum, aber die kann das spielend.
 
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