Berühmtes Seminar für Familienaufstellung - katastrophal

werksetzer

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Hallo Forum,

komme gerade von einem Familienaufstellungs-Seminar. Heute war der erste von drei Tagen.

Und es war aus meiner Sicht eine Katastrophe. Also nicht irgendwie traumatisch, sondern einfach nur furchtbar schlecht.

Das Problem ist, das Seminar wird von einem weithin bekannten deutschen Arzt, Buchautor und Familienaufstellungs-Papst gehalten. Also nicht von Hellinger, aber von einem seiner Schüler.

Es war äußerst unangenehm, zum fremdschämen und im Boden versinken. Wir sitzen im Stuhlkreis, und er bestellt einen Freiwilligen auf den Stuhl neben sich. Erstmal meldet sich (nach dem ersten Durchlauf) schon keiner mehr, weil sich alles so peinlich und gequält anfühlt.

Dann er so in bester Lateinlehrer-Manier: "Ich kann das ganze Wochenende warten. Das geht dann halt alles von unserer Zeit ab".

Mir fällt beinahe das Gesicht runter.

Wenn sich dann nach peinlicher Stille endlich einer erbarmt, befragt er denjenigen 20 Minuten lang in einer quälenden Weise mit leise murmelnder Stimme. Sobald sich derjenige dann ein wenig öffnet und anfängt etwas von sich zu erzählen, unterbricht er ihn nach einem halben Satz und legt ihm irgendwelche Deutungen ins Wort. Insgesamt kommt kein Gespräch und schon gar kein Bericht in Gang, sondern die Sache holpert quälend vor sich hin.

Schließlich nach langem Hin- und Herdiskutieren, ob "in diesem Fall" überhaupt eine Aufstellung gemacht werden sollte oder vielleicht lieber doch nicht, werden genau zwei Personen ausgesucht, die dann nebeneinander in die Mitte des Stuhlkreises gestellt und mit gequälter Stimme befragt werden, was sie jetzt fühlen. Diese fungieren dann als Stellvertreter des aktuellen Probanden und seiner (vermeintlichen) Haupt-Problemperson, also beispielsweise Mutter oder Ehemann.

Dabei erfolgt nicht die geringste Spur von Körperarbeit oder irgendeine Bewegung, und schon gar nicht die Aufstellung der Vorgenerationen mit den alten Verstrickungen, durch Platzierung geschweige denn Umstellung von entsprechend mehreren Stellvertretern im ganzen Raum.

Die zwei gequälten Probanden stehen einfach wie Stöcke nebeneinander, bis er sie auffordert, einen Stellvertreterdialog zu führen oder zu berichten, "was sie jetzt so fühlen". Überhaupt wird nur gequasselt, und er unterbricht weiterhin alle Beteiligten dauernd mit seinen persönlichen Deutungen. Will sich jemand im Raum umpositionieren an eine andere Stelle, sagt er "nein stell Dich nicht links, stell Dich rechts, weil links bedeutet Unterordnung, aber Du musst übergeordnet sein", oder ähnliches.

Das ganze kommt mir vor wie im Dilettantenstadl, im Kindergarten oder wie im Unterschichtenfernsehen, wenn die gespielt verkrachten Ehepaare stotternd vor der Familienrichterin stehen.

Das kann doch alles gar nicht wahr sein.
Ist es aber, soeben erlebt.

Danke für Meinungen, Kommentare oder Erfahrungen!
 
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Danke! War genau mein Gefühl und ich war ganz kurz davor.
Wenn ich nicht zu zweit in dem Seminar wäre, hätt ich's auch gemacht.
 
Ich frag mich halt nur, wie so was sein kann?

Eine seit Jahrzehnten anerkannte Kapazität seines Faches kann doch nicht so ein Dilettant sein?
 
Knapp 400,-- für drei ganze Tage. Das Seminar heißt Familienaufstellungen und ist keine Fortbildung sondern ein Therapieangebot.

Wenn ich den Namen des (vermeintlichen?) Systemaufstellungs-Papstes hier nenne, gibt es da im Forum die Expertise, diesen zu beurteilen?
 
Knapp 400,-- für drei ganze Tage. Das Seminar heißt Familienaufstellungen und ist keine Fortbildung sondern ein Therapieangebot.

Wenn ich den Namen des (vermeintlichen?) Systemaufstellungs-Papstes hier nenne, gibt es da im Forum die Expertise, diesen zu beurteilen?

Lass das lieber, der könnte Anzeige erstatten und deshalb würde der Beitrag auch schnell gelöscht werden.
Ich persönlich halte grundsätzlich nichts von diesen Aufstellungen.
Ob nun der große Guru oder sein Schüler, wohl eher peinliche Selbstdarsteller incl. ihrer "Therapiemethode".

Gruß

Luca
 
Also ich lese gerade seine zahlreichen Publikationen, die er auf seiner Homepage verlinkt hat. Der Mann ist echt eine Kapazität, jedenfalls theoretisch, und er weiß ganz genau wie Familienaufstellen unter Einbezug aller Beteiligten und aller Generationen geht. Er hat auch eine endlose Latte an Mitgliedschaften, Vorstandsschaften und internationalen Vorträgen zu dem Thema.

Ich glaube er hatte einfach keinen Bock auf die Gruppe oder auf richtige Arbeit, oder so.

Vielleicht hab ich ihn auch hoffnungslos irritiert dadurch, dass ich einfach frisch frosch fröhlich frei und cool in diesem Seminar aufgeschlagen bin, weil es mir gerade richtig gut geht. Toi toi toi und Klopf auf Holz.

Vielleicht konnte er das überhaupt nicht ab. Und dann hab ich in der Einführungsrunde auch noch erzählt, dass ich mich "seit Jahrzehnten" mit dem Thema systemische Familientherapie befasse und auch schon mit Hellinger korrespondiert habe.

Er hat dann später auch in der Runde ein paar Spielchen angefangen, die offensichtlich auf mich gemünzt waren, auf die ich aber nicht eingegangen bin, weil sie so kindisch waren.
 
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