Arbeiten in einem Hospiz

wind

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17. Januar 2004
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Stuttgart
Hallo Ihr Lieben!

Mich würde mal eure Meinung und Erfahrung im Zusammenhang mit der Arbeit in einem Hospiz interessieren.

Ich muss demnächst meinen Zivildienst antreten und werde (wenn alles gut läuft und ich einen Platz bekomme) in ein Hospiz gehen. Die Sprache der Sterbenden, das Sterben selbst und der Tod haben auf mich schon immer eine Faszination ausgeübt. Elisabeth Kübler-Ross ist ein Vorbild von mir. Ich habe keine Angst davor mit dem Tod konfrontiert zu werden. Außerdem will ich während dem zivildienst nicht nur rumsitzen und nichts tun, wie es so oft der fall ist. Ich möchte helfen. Ich denke, es ist eine Bereicherung für mich, in einem Hospiz zu arbeiten.

Arbeitet jemand von euch in einem Hospiz. Was habt ihr für Erfahrungen gemacht? Wie ist es für euch, wenn ein Patient, nein Mensch stirbt. Scheut ihr euch davor eine emotionale Bindung zu jemand aufzubauen, wenn ihr wisst, dass er/sie sterben wird und euch es weh tut? Ich nicht!

Also, haut in die Tasten! ;)

Alles Liebe
wind :banane:
 
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Hallo Wind,

ich arbeite nicht in einem Hospiz, aber ich red trotzdem mit :)

Du kannst Sterbenden helfen, leicht gehen zu können, wenn es an der Zeit ist. Bin mir sicher, man kann dir hier ein paar gute Tipps dazu geben.
Hat nichts mit Sterbehilfe oder Euthanasie zu tun!
 
Hallo,

ich habe 5 Jahre mit / bei Senioren gearbeitet.
Ich muß sagen, eine anspruchsvolle Aufgabe.
Es gibt sehr viele unterschiedliche Charakteren.
Die einen sind nett und liebevoll, andere unausstehlich.
(Näheres dazu hier nicht)
Insgesamt jedoch war es eine gute Zeit.
Ich wurde voll akzeptiert und war der Helfer für alle Fragen.
Auch haben wir spirituelle Vorträge zu Reiki angeboten.

Vielleicht sind für Dich Bücher von: James van Praagh interessant.
Habe einige von ihm gelesen.
Hier der Link:
http://www.amazon.de/s/ref=nb_ss_w/...ield-keywords=james+van+praagh&Go.x=11&Go.y=9

Er ist das bekannteste Medium in den USA.
1000 de Menschen kommen zu ihm und wollen Kontakt zu Verstorbenen.

Liebe Grüße und alles Gute im Job

Tim008

:morgen:
 
Hallo!

Ich habe nicht direkt in einem Hospiz gearbeitet aber in einem Krankenhaus und in meiner langjährigen Berufserfahrung sehr viele Sterbende begleitet. Was für mich persönlich wichtig bei allem war das Lernen der Abgrenzung und trotzdem die Menschlichkeit nicht zu verlieren. Ich bekam das sehr gut hin und habe auch schöne Erfahrungen gemacht.

Ich hatte zu jedem Menschen eine Beziehung, die bekommst Du automatisch, vor allem wenn Du diesen Menschen jeden Tag wäscht, pflegst, mit ihm sprichst, mit seinen Angehörigen sprichst, dann kommt eine Phase wo dieser Mensch vielleicht nicht mehr sprechen kann, dann kommunizierst Du mit ihm über Berührung, Blickkontakt. Du wirst auch mit der Zeit bemerken wie unterschiedlich jeder Mensch ist, einer kann besser loslassen, gleitet ganz ruhig "hinüber", ein anderer "kämpft" bis zum Schluß. Auch wirst Du den Umgang mit den Angehörigen lernen, wirst manchmal auch sprachlos sein und keine Worte mehr finden, aber, man muss nicht immer sprechen, ein Händedruck vermittelt auch viel Trost.

Wichtig ist sicher auch die eigene Einstellung zum Tod. Siehst Du ihn als "natürlich" an, geht es Dir wahrscheinlich im Umgang mit Sterbenden auch leichter. Ich hatte einige Kollegen die damit nicht so gut zurecht kamen, dann haben wir eben ausgemacht, dass ich den Sterbenden betreute. Ich habe das nie bewertet sondern auch als "menschlich" betrachtet wenn einer das nicht so gut hinbekommt.

Sei einfach Du selbst, lass den Sterbenden merken dass er nicht alleine ist, versuch ihm die letzten Stunden zu erleichtern, schau auf seine Mimik, seine Atmung und Artikulierung, dann bemerkst Du sehr gut wie es ihm momentan geht.

Und versuche zu lernen, wenn Du das Hospiz verläßt abzuschalten, Deinen Kopf frei zu bekommen, das ist wirklich sehr wichtig.

Ich hatte einmal einen 18jährigen sterbenden Patienten begleitet - das ging mir sehr nahe, vor allem weil er schon seit über 2 Jahren bei uns in der Klinik zur Behandlung immer wieder kam und ich eine Beziehung mit ihm aufbaute. Das ging mir sehr nahe und durch Gespräche mit meinen Kollegen konnte ich das sehr gut verarbeiten, aber es war für mich wichtig darüber sprechen zu können, auch ließ ich ein paar Tränen zwischendurch zu, das ist einfach menschlich.

Du wirst mit der Zeit Deinen eigenen Weg erkennen wie Du damit am besten zurecht kommst - es ist zwar keine einfache Arbeit aber ich finde heute noch dass sie wunderschön und bereichernd ist, nicht jeder ist dafür geeignet, die Praxis zeigt es einem dann sehr schön.

Vielleicht konnte ich Dir Deine Fragen beantworten, sollten noch welche offen sein, ich stehe gerne zur Verfügung.

Liebe Grüße
Ninja
 
Hallo Ihr Lieben!

Mich würde mal eure Meinung und Erfahrung im Zusammenhang mit der Arbeit in einem Hospiz interessieren.

Ich muss demnächst meinen Zivildienst antreten und werde (wenn alles gut läuft und ich einen Platz bekomme) in ein Hospiz gehen. Die Sprache der Sterbenden, das Sterben selbst und der Tod haben auf mich schon immer eine Faszination ausgeübt. Elisabeth Kübler-Ross ist ein Vorbild von mir. Ich habe keine Angst davor mit dem Tod konfrontiert zu werden. Außerdem will ich während dem zivildienst nicht nur rumsitzen und nichts tun, wie es so oft der fall ist. Ich möchte helfen. Ich denke, es ist eine Bereicherung für mich, in einem Hospiz zu arbeiten.

Arbeitet jemand von euch in einem Hospiz. Was habt ihr für Erfahrungen gemacht? Wie ist es für euch, wenn ein Patient, nein Mensch stirbt. Scheut ihr euch davor eine emotionale Bindung zu jemand aufzubauen, wenn ihr wisst, dass er/sie sterben wird und euch es weh tut? Ich nicht!

Also, haut in die Tasten! ;)

Alles Liebe
wind :banane:


Ich habe neben meiner Tätigkeit in der Psychiatrie Menschen im Hospiz und im mobilen Hospiz betreut.
Ninja hat dir bereits wertvolle Tipps gegeben ;-),da merkt man die Krankenschwester und vorallem die Berufserfahrung.
Und man merkt,dass sie noch Mensch geblieben ist,find ich super.

Wenn du wirklich die Stelle als Zivi im Hospiz bekommst,gehe ohne Erwartungen hin dann kannst du nicht enttäuscht werden.
Das sage ich dir deshalb weil ich vor fast 20 Jahren voller Erwartungen auf die Menschheit im Krankenhaus losgelassen wurde.
Sehr schnell kam der Fall und DANN erst begriff ich um was es vorallem in der Betreuung und Begleitung Schwerkranker und Sterbender geht.

Du wächst hinein,überfordere DICH nicht,versuche Grenzen zu ziehen....wie Ninja bereits sagte,lege die Gedanken an diese Menschen die du tagsüber begleitest nach deinem Dienst ab.
Versuche zwischen mitleiden und mitfühlen zu unterscheiden....

Sei nicht enttäuscht wenn der Schwerkranke nicht so reagiert wie du vielleicht in einem der Bücher von Kübler Ross gelesen hast.
Manche reagieren sehr abweisend...aber das ändert sich dann von Tag zu Tag.
Versuche auch den Menschen als GANZES zu betrachten....nicht nur als Teil,damit meine ich seine Erkrankung.

Finde für dich ein gesundes Mittelmaß,was halte ich zu Beginn aus und was halte ich noch nicht aus,sprich darüber.
Gut finde ich,dass du bereits Bücher von Kübler Ross gelesen hast,sie war ja die Vorreiterin in Punkto Hospizeinrichtungen.

Das Sterben verläuft von Patient zu Patient unterschiedlich......schön,friedlich aber auch *grausam*,für die Aussenstehenden.

Werde dir deiner Einstellung zu deinem eigenen Tod bewußt.....;-)

Ich empfehle dir noch ein sehr gutes Buch.
Von David Kessler,er war Schüler von Kübler Ross.
IN WÜRDE --- die Rechte des Sterbenden.Er setzt das Werk von Kübler Ross fort.



lg
 
Hallo wind,
als Altenpflegerin möchte ich dir mit auf den Weg geben, dass vielleicht vor der Zusage für die Zivi-Stelle von deiner Seite aus du einfach mal dort hingehen solltest für einen Kurzbesuch, um zu testen, ob es dich nicht umhaut.

Als ich VOR meiner Ausbildung zur Altenpflegerin UNGELERNT im ambulanten Dienst tätig war und die erste Patientin hatte, die 99 Jahre alt war und nur noch Haut und Knochen im Bett lag und ich sie versorgen sollte, da hat es mich fast umgehauen. Da wäre es mir lieber gewesen, man hätte mir das ein paar Tage später gezeigt und mich allmählich an die schwierigsten Aufgaben rangeführt. Das fehlende Fachwissen um die Pflege, die medizinischen Kenntnisse um die Prozesse, die beim Sterben vor sich gehen, hat mich so verunsichert, dass ich mich letztendlich nicht reif genug für diese Aufgabe fühlte und erstmal aufgab.
Einige Jahre später bekam ich die Chance auf Umschulung, und jetzt macht mir die Arbeit große Freude.

Damit will ich sagen - überfordere dich nicht, Zivildienstleistende können nicht so viel Hintergrundwissen haben, kommen - bis auf die Lektüre von Kübler-Ross, was ich seeeehr lobenswert und hilfreich als Einstieg finde - ungelernt und nur für kurze Zeit im Hospiz gleich mitten hinein in die Schwerstpflege...
Vielleicht schnupperst du besser erstmal rein.
Oder wechselst in ein Altenheim, wo nicht dauernd gestorben wird.
Im Hospiz sterben auch oft jüngere Menschen, wo man oft schier geschockt ist, dass ihre Lebensuhr schon abgelaufen sein soll... Auch diesen Umstand habe ich im Altenpflegeheim nicht; ich kann mich dort trösten, dass für jeden einmal nach einem langen Leben der letzte Tag kommt. Da lässt sich sicher zumeist leichter loslassen.

Das soll jetzt nicht heißen, dass ich dich von deinem Vorhaben abbringen will.
Ich möchte das einfach nur zu bedenken geben!
In unserem Hospiz hier beträgt die durchschnittliche Verweildauer der Gäste/Sterbenden lediglich 17 Tage.
Das auch nur nochmal so zum Mitbedenken, ob man das verkraften kann.
Ich persönlich bin froh, dass wir einige Heimbewohner haben, die schon ein paar Jahre bei uns sind, dass der Wechsel der zu Pflegenden nicht allzu heftig ist.
Meinen vollsten Respekt für alle, die das können! Auch dem Personal auf Intensivstationen.

Ganz liebe Grüße und viel Kraft,
Romaschka
 
Hallo!

Vielen lieben Dank für eure tollen Beiträge und Ratschläge! Ich glaube fest daran, dass ich das schaffe, ohne die nerven zu verlieren. Ich habe damals meine Stiefoma begleitet, sie gewaschen, massiert etc. Meine Einstellung zum Tod ist offen. Ich sehe ihn als natürlich an.

In dem Hospiz, in dem ich vorhabe zu arbeiten ist auch ein Kinderhospiz mit integriert. Das macht mir eigentlich am meisten Sorgen, aber wie gesagt, ich glaube daran, dass ich das machen sollte. Ich habe mir schon überlegt, ob ich nicht einen Webblog machen soll, in dem ich täglich oder wöchentlich berichte. Drückt mir die Daumen, dass ich genommen werde und dass ich mit Liebe auf die Menschen zugehe.

Alles Liebe!
wind
 
Hallo!

Vielen lieben Dank für eure tollen Beiträge und Ratschläge! Ich glaube fest daran, dass ich das schaffe, ohne die nerven zu verlieren. Ich habe damals meine Stiefoma begleitet, sie gewaschen, massiert etc. Meine Einstellung zum Tod ist offen. Ich sehe ihn als natürlich an.

In dem Hospiz, in dem ich vorhabe zu arbeiten ist auch ein Kinderhospiz mit integriert. Das macht mir eigentlich am meisten Sorgen, aber wie gesagt, ich glaube daran, dass ich das machen sollte. Ich habe mir schon überlegt, ob ich nicht einen Webblog machen soll, in dem ich täglich oder wöchentlich berichte. Drückt mir die Daumen, dass ich genommen werde und dass ich mit Liebe auf die Menschen zugehe.

Alles Liebe!
wind


Hallo Wind,

ein Kinderhospiz braucht dir keinerlei Sorgen zu machen.
Freilich ist es schlimm wenn Kinder sterben,ganz klar,aber gerade von Kindern kannst du sehr viel lernen.
Sie sind es die am natürlichsten mit dem Tod umgehen.Sie sind es die versuchen uns Erwachsenen die Angst zu nehmen. ;-)
Falls du nicht genommen wirst,was ich ehrlich gesagt gar nicht glaube,dann gibt es noch die Möglichkeit der ehrenamtlichen Besuchsdienste oder Begleitung.

Vergiß nicht zu dosieren,das möchte ich dir nochmals ans Herz legen.....geh wenn du an deine Grenze gelangst und rede darüber......und vorallem nimm dir deine Zeit........überstürze nichts.


Viel Glück und drück dir die Daumen :)
 
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Hallo Wind,

Ich habe in einem Hospiz gearbeitet und es war eine der schönsten und schwierigsten Erfahrungen für mich. Schön, weil ich die Sterbenden begleiten konnte, ihr Schmerz, Hoffnung, Freude teilen konnte und ihnen viel geben konnte. Genau so haben sie mich sehr sehr viel gelehrt.

Schwierig fand ich die betreuung der Angehörigen, das hat mich persönlich am meisten betroffen gemacht und dennoch will ich diese Erfahung nicht missen...
Ich wünsche dir eine gut zeit!!
 
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