ja, es wäre eine Tragödie. Eine weitere in einer langen Liste von TRagödien mit massgeblicher US-Beteiligung. Aber es ist nicht nur der Präsident und sein team, nein, es ist die generelle weitverbreitete Stimmung und Weltanschauung in den USA. Wohl wissend, dass pauschale Einschätzungen immer mangelhaft sind, habe ich den Eindruck, dass in USA bei sehr vielen Menschen, und zwar nicht nur bei weißen Amerikanern, u.a. zwei zentrale Glaubenssätze bestehen: 1) Mit Waffengewalt lassen sich Probleme lösen und mehr noch, es ist häufig die einzige oder die beste "Lösung". 2) Amerika befindet sich auf quasi göttlicher Mission - 'wer, wenn nicht die USA können und werden die Welt "retten"/"befreien".
Offenbar ist das eingetreten, was viele befürchtet haben: die Kriegs-Live-Bilder von CNN & Co. haben nicht zu einer Abschreckung geführt, sondern sie haben dem Krieg in den Augen vieler Amerikaner offenbar viel von seinem Schrecken genommen (Gewöhnung, Abstumpfung, Normalisierung).
Selbt zur Hochzeit der Anti-Vietnamkriegs-Bewegung war bei vielen "friedensbewegten" Amerikanern die Hauptmotivation ja offenbar nicht das zehntausendfache Leid vietnamesicher Frauen und Kinder (Chemiewaffen, Splitterbomben, Napalm etc.). Nein, dass jeden Tag um die 10-15 Amerikaner im Dschungel gestorben sind, das war das Schlimme, was viele auf die Straßen gebracht hat. Das "Trauma Vietnamkrieg" in USA ist die militärisch/politische Niederlage, nicht der begangene Völkermord. (Provokative Frage: Wäre ohne die "totale" Niederlage des 3. Reiches nebst Besatzungszeit in Deutschland das "Trauma" nicht vielleicht auch eher der "verlorene" Krieg gewesen als die vergasten Juden? Das "deutsche Trauma" nach dem ersten Weltkrieg war jedenfalls eher Dolchstoß-Legende und Kriegsniederlage als Chemiewaffen und das Gemetzel bei Verdun. In den alten Bundesländern der BRD hat man sich beispielsweise bis heute ja nicht dazu durchringen können, den 8.Mai als "Tag der Befreiung" zu begehen. Ich erwähne das nur, weil viele in Deutschland schnell dazu neigen, den Stab zu brechen, ohne auch nur einen Gedanken an die eigene nationale Vergangenheit zu verschwenden)
Ist es nicht pervers, dass man fast schon auf möglichst viele tote GIs "hoffen" muss, damit sich in den USA breiterer Widerstand regt?
Indes wäre ein Krieg gegen den Iran eine logische Fortsetzung des aus dem Ruder laufenden Irak-Einsatzes.
Es hätten sich dann freilich zwei Gegner gefunden (d.h. zwei Macht-Zentren), die durchaus zueinander "passen" mit ihrem Fanatismus, ihrem "Sendungsbewußtsein" und ihrem Haß gegenüber allem andersgläubigen und andersdenkenden. Wäre das militärische Kräftverhältnis ein anderes - die Mullahs in Teheran hätten keinerlei Skrupel, ihrerseits die USA anzugreifen. Auf der Strecke werden wieder die einfachen Menschen bleiben. Wobei der "durchschnittliche" Iraner sicherlich weniger Verantwortung zu tragen hat als das durchschnittliche texanische Rindviech, das nostalgisch jeden Abend John Wayne guckt - ach, wie schön wars früher, als man fast ungestraft abknallen konnte, wen man wollte... Geht in Amerika nicht mehr heutzutage, aber werde GI und du kannst dich in der Welt austoben und nach Herzenslust dort andere Menschen erschießen. Später machen dann geistige Tiefflieger wie Mel Gibson und Bruce Willis noch Heldenfilme draus, auf dass die nächste Generation freudig zu den Marines eilt.
Besorgte Grüße, Stephan
P.S. Was die "Friedensliebe" der aktuellen Bundesregierung betrifft, so habe ich ein sehr massives Mißtrauen. Für mich war auch undenkbar, dass ein grüner Außenminister jemals deutsche Bomben auf Belgrad gutheißt und fordert.