Anarchie - Eine (un-)mögliche Lösung?

Tobie

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Auf bitten einen Thread über Anarchie zu eröffnen: Hier ist ein Versuch diesem gerecht zu werden. Dazu kommt aber erstmal ne Erklärung des Begriffes, welcher eigentlich wichtiger ist in meinen Augen, als meine Vorstelllung des Positiven dran, denn in der Erklärung steht das Positive welches mich überzeugte mich der Idee verbunden zu fühlen ^^ Aber ich weiß ganz genau, dass ich Denken kann was ich will und dann trotzdem nichts in diesem Land erreiche. Wenn ich wirklich etwas ändern versuche, müsst ich mich der hießigen Politik anschließen, indem ich aktiv in einer Partei meines "Wohlbefindens" aktioniere.

Ich selber fühle mich aber der Anarchie verbunden. Genauer sehe ich mich gerne als Anarcho-Pazifist. Viele verstehen unter Anarchie Gesetzeslosigkeit, Gewalt und Terror. Kurz Chaos. Dem ist aber absolut nicht so. Übersetzt heißt Anarchie "Ordnung OHNE Herrschaft" und ist keine "Anomie", was wiederum die Gesetzes-/Regellosigkeit oder auch "keinerlei Ordnung" ist. Dem entspricht das Chaos, welches in den Medien ständig der Anarchie zugeschrieben wird.

(Eine Quelle ist: www.Anarchismus.de)
Also fast jeder Mensch versteht unter Anarchie Terror, Gewalt, Unordnung, Chaos, Krieg, Unterdrückung, Ausbeutung usw. Diese Zustände wurden doch von Staaten geschaffen mit Staatsformen wie Monarchien, faschistischen und kommunistischen Diktaturen, aber auch Demokratien. Das alles hat überhaupt nichts mit Anarchie zu tun. Das Wort Anarchie kommt aus dem Griechischen und bedeutet "Ordnung ohne Herrschaft"

Die Erfinder? Das Volk. Oder Besser gesagt das revolutionär gesinnte Volk des Proletariats.

Einer der Hauptunterschiede zwischen Kommunismus und Anarchie ist, dass es bei der Anarchie keinen klaren Erfinder gibt (wie Karl Marx beim Kommunismus), sondern dass sich die Anarchie immer wieder mit neuen Erfahrungen aus Revolutionen anreicherte und sich so weiter entwickelte.
Der wichtigste Unterschied zwischen diesen beiden Formen (Kommunismus und Anarchie) ist jedoch ein anderer: Während die Kommunisten den Staat nach der Revolution ersetzen wollen, wollen ihn die Anarchisten abschaffen. Sie wollen auf eine Regierung, auf die Polizei, auf die Bürokratie etc. verzichten und den ganzen Staatsapparat dem Volk überlassen.

Bei unseren parlamentarischen Demokratie ist es uns erlaubt alle 4 Jahre ein Wahlkreuzchen zu machen. Wenn wir wenigsten alle vier Jahre unsere Chefs oder Chefinnen in den Betrieben frei, geheim und selbstbestimmt wählen könnten? Demokratie heißt Volksherrschaft, aber was ist an Herrschaft so toll? Finden wir es etwa toll, wenn Menschen über Menschen herrschen, Menschen andere Menschen ausbeuten und unterdrücken?

Die ersten Gedanken an eine staatenlose Zukunft wurden bereits am Ende des 17. Jahrhundert vom englischen Philosophen Godwin getätigt, auf der Suche nach dem perfekten "Staat". Genau genommen, war dies zwischen 1789 und 1800 zur Zeit der Französischen Revolution. Der Begriff Anarchie selbst entstand jedoch erst vor rund 150 Jahren. Ziel ist es den Staat abzuschaffen, auf eine Regierung, auf die Polizei, auf die Bürokratie etc. zu verzichten und den ganzen Staatsapparat dem Volk zu überlassen. Dieses Volk soll dann Räte bilden, welchen sämtliche Personen angehören, die vom entsprechenden Thema betroffen sind und jeder ist in diesen Räten gleichberechtigt. Es wird nach Mehrheitsbeschluss abgestimmt und beschlossen.

Um überregionale Probleme, wie zum Beispiel das Postwesen oder den öffentlichen Verkehr, zu lösen, finden Versammlungen statt, an welchen Vertreter aus allen betroffenen (regionalen) Räten teilnehmen. Diese Vertreter werden von mal zu mal neu gewählt. Die Abschaffung des Staats und die Anschaffung von Räten ist, wie gesagt der wichtigste Punkt der Anarchie. Dazu kommen Abschaffung der Grenzen, die Abschaffung des Geldes und die Abschaffung der jetzigen Familienformen wie die Ehe (Zitat Godwin: "Die Ehe ist ein Gesetz und das schlechteste überhaupt").

Die Menschen sollen in großen Wohngemeinschaften leben und die Wahlverwandtschaft eingeführt werden. Das heißt man darf sich aussuchen, wer zu seiner Familie gehört und wer nicht. Es muss kein Papier geben, auf dem das festgelegt ist. Wovon ich selber kein Freund bin, aber niemandem verbieten würde, wäre die "freie Liebe". Ein Thema für sich ^^

Abschaffung des Geldes
"Was? Und dann sollen wir wieder mit Ziegen und Kühen tauschen wie in der Urzeit?" "Nein, natürlich nicht".

Nehmen wir mal an, man kann ein Brot "kaufen" und ohne zu bezahlen wieder gehen. Anderseits kann jedoch der Sohn des Bäckers gratis zu Ihnen in die Schule kommen. Und der Bäcker kann beim Bauern seine Milch gratis beziehen. So kann man auf das Geld, ohne die Einführung des Tauschhandels, verzichten. Man arbeitet nicht mehr für sich, sondern für die Anderen und es werden nicht Güter gegen Güter, Dienstleistung gegen Dienstleistung oder Gut gegen Dienstleistung getauscht, sondern Gratis für den anderen angeboten.

"Was? Und was ist, wenn jemand nicht mehr arbeiten geht? Muss dann die Gemeinschaft weiter für ihn aufkommen?" Darauf antworten Ihnen die Anarchisten, dass eine Kommune (Gemeinschaft) nicht dazu verpflichtet ist, jemanden aufzunehmen. So kann ein nicht mehr arbeitendes Mitglied auch wieder ausgeschlossen werden.

Es kann auch niemand eigener Richter spielen. Diebe, Einbrecher, Betrüger können z.b. dazu verurteilt werden den von ihnen angerichteten materiellen Schaden in voller höher zu erstatten und als warnung/strafe dazu noch "Schadenersatz" leisten zu müssen. Schliesslich haben sie andere (erwerb, eigentum) vorsätzlich betrogen oder ihnen private sachen entwendet. Mörder, vergewaltiger, gewaltverbrecher gehören auch hier >zum Schutze der Gesellschaft< ins Gefängnis für angemessene Zeit. Verbrecher müssen in dr Anarchie genauso zur Verantwortung gezogen werden!

Verkehrsregeln: Warum sich da schwer tun? Wir haben den rechtsverkehr und aus Gewohnheitsgründen kann man diese Verkehrsregeln doch beibehalten. Nicht alles Bestehende ist "schlecht" oder unbrauchbar für den Anarchismus!
"Freiheit ist immer die Freiheit des/der anderen". Anarchismus ist kein Patentrezept für Freiheit; Freiheit muss immer wieder verteidigt werden gegen Machthungrige und*Herrschaftsbessene.

Anarchist ist derjenige, der freiwillig*darauf verzichtet andere beherrschen und unterdrücken zu wollen!

Und: Anarchie ist die gleichberechtigte Freiheit jedes einzelnen menschen in allen Lebensbereichen.Demokratie war lange zeit (Jahrhunderte) ebenfalls eine Utopie und sie ist ZUM TEIL realisiert worden.

Und wenn das nicht reicht:Spanien funktionerte 3 Jahre als Anarchie und die Ukraine 4 Jahre lang. Sowohl die spanische wie auch die ukrainische Anarchie sind unter dem Kugelhagel fremder Völker zu Grunde gegangen.

Schöne Videos auf YouTube (auf leichtem Englisch)
http://www.youtube.com/watch?v=0KECcfKViog&feature=related

http://www.youtube.com/watch?v=hvMeB4R-CcQ

Proudhon im Dialog mit einem Spießbürger (1840):
SB: Sind sie Republikaner?
P: Republikaner, ja: aber dieses Wort ist mir zu ungenau. Res publica, das sind die öffentlichen Belange ... Könige sind auch Republikaner.
SB: Nanu, Sie sind Demokrat?
P: Nein.
SB: Was, sie wären Monarchist?
P: Nein.
SB: Konstitutionalist?
P: Gott behüte!
SB: Dann sind sie Aristokrat?
P: Ganz und gar nicht.
SB: Sie wollen eine gemischte Regierung?
P: Viel weniger.
SB: Was sind sie also?
P: Ich bin Anarchist.
Als AnarchistIn bezeichnen sich all jene Menschen, die gleichermaßen die Ausbeutung und Unterdrückung des Menschen durch den Menschen ablehnen.



Also: Die Freiheit hört da auf, wo die Freiheit des Anderen angegriffen/unterdrückt wird.
Für mich selber ist Freiheit das höchste Gut und fast dadrinnen steckt auch schon mein ganzes Anliegen um für die Anarchie zu sein. Genaugenommen ist Demokratie, die sich rein auf ihren Begriff bildet (Herrschaft des Volkes) Anarchie, wenn man das Wort "Herrschaft" duldet.

Wenn jemand "aktioniert" und mich selber nicht mit seinem Tun in meinen Belangen einschränkt, dann kann er/sie es gerne tun. Zum Beispiel , alleine der Glauben ist immer ein riesiger Streitpunkt. An vielen Orten ist es verpöhnt keiner Glaubensrichtung anzugehören oder einer anderen, als es die Mehrheit tut. Wer nicht will, der glaubt eben nicht. Wer will, der glaubt eben. Auch, wenn mir das Verhalten des anderen gegen den Strich gehen sollte. Toleranz ist das Zauberwort.

Anarchie ist die natürlichste Form der Ordnung ist, da jegliche Form der Autorität und der Unterdrückung abgeschafft ist. Ich will niemanden überzeugt haben, sondern wenn nur aufzeigen, dass Anarchie kein Chaos ist.

Lieben Gruß, der Tobie

Hier noch aus einem Text, den ich vor 2 Jahren zu meinen Infos mitkopiert hatte:

["Übrigens: der autor (Dr.) P.C.Martin (kein anarchist, sozialist, kommunist) kommt in seinen sach-büchern zu der unausweichlischen konsequenz und bedingungslosen forderung nach der abschaffung des staates. P.C.Martin, "Wann kommt der Staatsbankrott" und "Die Pleite" (Langen- Muller/Herbig, München 1982-1984). Es sind also nicht NUR die anarchisten welche die abschaffung des staates als herrschaftsinstrument fordern, nein, auch ganz "normale bürger". Es lohnt sich für orthodoxe*anarchisten wenn sie nicht nur anarchistische/ sozialistische literatur konsumieren, sonder auch oben genannte bücher von "bürgerlichen autoren". Soweit meine überlegungen und antworten in kürze (darin liegt bekanntlich die würze) und ich habe mich bemüht (seit 20 jahren) das ganze realistisch zu sehen. Anarchisten welche dem glauben verfallen*der anarchismus wäre DAS freiheitsparadies und sie könnten in der anarchie alles tun was sie wollen >"auch wenn es anderen nicht gefällt"<, ohne rücksicht auf andere und es gäbe in der anarchie keine (verhaltens-)regeln, sind auf dem falschen dampfer. Nämlich auf der Titanic! "]

In meinen Augen mit das beste System, aber der Fehler hierbei ist ganz klar der Mensch. Es wäre wenn, dann nur in kleinen Gemeinden durchsetzbar. Der Mensch heutzutage ist (noch) nicht bereit für solches System.

[Dieser Text ist teilweise selber geschrieben, teilweise aus Infos früherer Schularbeiten von mir (Umgeschriebene Infos aus dem Internet ^^) oder nur aus dem Internet kopiert. Ich bin ein bequemer/fauler Mensch. Dieses Thema habe ich zwei Jahre lang ruhen lassen, habe aber ja fast alle meine Dokumente aus meiner Schulzeit usw. noch irgendwo auf meinem Rechner. Aber ich hoffe dem Thema gerecht zu werden, denn für mich ist es wichtig]
 
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Tobie schrieb:
"Was? Und was ist, wenn jemand nicht mehr arbeiten geht? Muss dann die Gemeinschaft weiter für ihn aufkommen?" Darauf antworten Ihnen die Anarchisten, dass eine Kommune (Gemeinschaft) nicht dazu verpflichtet ist, jemanden aufzunehmen. So kann ein nicht mehr arbeitendes Mitglied auch wieder ausgeschlossen werden.

Ich bin sehr froh, dass ich dich darum gebeten habe, denn das was ich jetzt hier nicht schreibe, um keine Fehlinterpretationen erst aufkommen zu lassen, steckt in Großem in diesem Deinen Text. :danke:

Allerdings habe ich eine Frage: Wer nicht mehr arbeiten kann wird nach anarchistischem Gesetz den Hungertod erleiden müssen, oder hab ich den zitierten Aspekt nicht verstanden?
 
Da handelt es um den Fall, des nicht mehr arbeiten WOLLEN und nicht des KÖNNENS. Genau wie wir zur Zeit den zweiten Arbeitsmarkt (Werkstätten für Menschen mit besonderen Bedürfnissen etc.) haben, würde ich mich nur einer Gemeinde anschließen, in der psychisch, geistig und körperlich benachteiligte/kranke Personen bedacht und mitversorgt sind. Wer will, der kann das, WAS er kann leisten und sich einbringen. So, wie mich eine Gemeinde nicht aufnehmen muss, muss ich nicht bei einer Gemeinde bleiben, deren Regeln und Gesetze mit mir nicht konform sind und/oder in Einklang gebracht werden können. Aber genauso kann ich, weil ich es will und mag, mich um Leute, die wirklich nicht mehr arbeiten KÖNNEN, kümmern. Altenpfleger und dergleichen. Diese Berufe gibt es ja jetzt auch.

Doch ich uss auch sagen, so grausam es auch klingt, ist dein Fall auch möglich, dass die Mehrheit GEGEN Hilfe für andere stimmt. Sowas wäre traurig und ich wäre bestimmt nicht der Erste, der da einen Aufstand machen würde ;)

Darf ich fragen, was du geschrieben hättest? Solche Andeutungen machen mich immer wieder neugierig :D Wenn du magst mir ansonsten über pn mitteilen ^^
 

Mit den jetzigen, in ihrer Seele verletzten, Menschen ist Anarchie nicht möglich.

Aber die nächste Generation wird neue Maßstäbe setzen.

:)

crossfire

Das erste weiß ich, das Zweite hoffe ich :)

(Ich darf nicht was ich KANN, und ich SOLL was ich NICHT KANN und MUSS mich deshalb quälen zu erreichen DASS ich DARF)

Ja, dieses Denken habe ich zu oft kennenlernen dürfen ^^' Sowas Ähnliches habe ich mir gedacht und bevor ich mich in meinen eigenen Worten verwickel höre ich lieber auf, ansonsten stoppt mein Zwang zu widersprechen und gegenanzugehen überhaupt nicht. Und wo es nicht nötig ist, sollte ich mir erlauben, mich zusammenreißen zu können :D

LIeben Gruß, der Tobie
 
hi Tobie

deine Vorstellung von Anarchie harzt vorallem an der Geldwirtschaft... eine Gesellschaft in der Tauschhandel funktioniert kann nur eine ohne Hochtechnologie sein... denn wie will man z.b. einen Computer im Tauschhandel bezahlen wo doch so viele Menschen daran an so unterschiedlichen Orten gearbeitet haben... Gleiches gilt für das Gesundheitsystem - man müsst auf alle Technologischen MIttel der Medizin verzichten damit das funktionieren würde.

Weiter: Räte sind okay, aber für jede Verhandlung immer einen Rat zu wählen heisse eine Entscheidung ins unendliche hinauszögern. Viel besser währe ein Bindendes Mandat, also ein Mandat bei dem sich der Mandatsträger verpflichtet bei einer bestimmten Sache auf eine Bestimmte Art zu entscheiden und nicht so wie heute ein Freies Mandat, wo jeder Abgeordnete wählen kann was er will - auch gegen den Willen derjenigen die ihn gewählt haben.

Weiter hapert es an der leider notwendigen Gewalt, wenn es darum geht, Verbrecher unschädlich zu machen - will soetwas nicht in Anomie, also im speziellen fall auf Lynchung hinaus laufen, braucht es einen Vertretter des Gesetzes der das Gesetz stellvertrettend und reglementiert in die Hand nimmt.

Ausserdem bedingt Anarchie, dass alle beteiligten sich daran halten - was leider, nicht der fall sein wird... sobald nämlich ein Menschliches Raubtier feststellt, dass alles um ihn herum SChäfchen sind, wird er sich einen Stock machen, ein paar Hunde holen und sich als Hirte aufspielen - und schon wurde aus Anarchie Despotie

Darum ginge Anarchie im reinen Sinne nur mit einer totalen vorhergehenden Gedanken und bewusstseinskontrolle der Menschen die garantiert, dass die Menschen nur noch auf die eine und nur die eine Art handeln - nur aber währe dann die Freiheit zunichte und was oberflächlich dann wie Freiheit erscheint, währe im grunde genommen nur die Oberfläche einer absoluten und totalen unterwerfung
 
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in einer anarchie kann jeder mensch in freiheit leben...
ich kenne so spontan keine andere gesellschaftsform in der das möglich ist.

da freiheit, für mich, der höchste wert ist, wäre die anarchie wohl der optimalzustand.

da wir derzeit aber im krassen gegensatz zur anarchie leben und ein völlig durchreguliertes von tausenden vorschriften und regeln gelenktes leben führen, ist sogar für mich ein plötzliches "umschwenken" auf anarchie kaum vorstellbar.
jeder schritt in diese richtung wäre aber ein richtiger.

für den anfang wäre es ja schonmal klasse, wenn die menschen anarchie nicht anomie verwechseln würden und verstehen würden wofür anarchie steht.

tobie hat das ja sehr schön formuliert...
 
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