Indigomädchen;1210396 schrieb:
Hallo Ramar,
jeder hat das Recht auf Leben, ich glaube, da stimmt dir jeder zu.
Allerdings hat auch die Mutter ein Recht auf Leben und da kommt wieder die Verantwortung der Gesellschaft.
Hallo Indigomädchen,
Natürlich, ich glaube niemand spricht der Mutter das Recht auf Leben ab, das gibt ihr jedoch nicht das Recht zu töten. Zuerst einmal kommt ihre eigene Verantwortung, dann allerdings auch die der Allgemeinheit.
Wenn ein behindertes Kind Tag und Nacht Betreuung braucht, braucht es auch Geld für dieses Kind und die Pflegeperson - sonst ist nix mehr mit Dach über´m Kopf und Essen. Ich weißt nicht, wieviel Geld man als Mutter in so einem Fall bekommt. Aber das Leben der Mutter ist ganz bestimmt nicht mehr das, was man sich unter normalem Leben vorstellt. Hängt natürlich mit der Behinderung des Kindes zusammen. Wer springt ein, wenn das Kind so behindert ist, dass man in der Nacht an Durchschlafen gar nicht denken kann? Das sind Fragen, wo ich verstehen kann, dass so manche Frau einfach die blanke Panik bekommt.
Mit Geld kann man so eine Aufgabe nicht kompensieren, es gibt aber zahlreiche Unterstützungen in solchen Fällen. Die sind auch nötig. Das Leben stellt sich immer um, wenn Kinder im Spiel sind. Meist extrem. Es kommt schon auf die Behinderung und den Grad dieser an, ob es tatsächlich eine extreme Mehrbelastung ist und Panik erwischt wohl jeden, wenn er ein behindertes Kind bekommt. Das ist klar. Ginge mir nicht anders. Dennoch haben auch Behinderte ein Lebensrecht und ich habe viele erlebt, die alle gerne leben und auf ihre Art auch einen positiven Platz im Leben eingenommen haben.
Klar ist es immer die Frau selbst, die letztenendes offiziell die Entscheidung trifft und die Sache über sich ergehen läßt. Wenn man sich diese Thematik im Parallelthread Familienaufstellung ansieht, ist zwar die Mutter diejenige, die Ja sagt, aber nie die alleinige, die diesen Schritt setzen will. Das Leid kommt daher, dass sich die Mütter drängen lassen und selbst nicht 100%ig hinter dieser Entscheidung stehen.
Für mich geht die Familienaufstellung, wie die heute betrieben wird, zu weit. Ich sehe darin nur jenen Sinn, die persönliche Einstellung der aufstellenden Person zu erkennen. Die aber ist lediglich subjektiv auf diese bezogen und läßt keinerlei Rückschlüsse auf die Realität zu - außer der persönlichen eben völlig subjektiven Sichtweise, Realität, Empfindung dieser Person. Darüberhinausgehende Spekulationen halte ich für nicht legitim.
Ich würde dieses Thema gerne von mehreren Ebenen aus betrachtet sehen. Einerseits aus dem System und Gesellschaft und andrerseits spirituell. Annie hat schon einen Beitreg dazu geschrieben.
Da stimme ich zu, es ist ein vielschichtiges Problem.
Es soll nicht darum gehen eine plausible Begründung zu finden um dem ganzen Tür und Tor ohne Nachzudenken öffnen, aber wie schon erwähnt, wir sind in einem Esoforum. Es soll im Ende um eine Lösung gehen.
Das wird eher schwierig, eine Lösung zu finden. Eine Frau, welche schon abgetrieben hat und wir haben offensichtlich einige hier, muß sich wahrscheinlich zum Selbstschutz etwas vormachen, kann das Thema gar nicht, auch nicht im Ansatz objektiv angehen. Das ist menschlich und psychologisch verständlich. Ein anderer Teil lebt den Schwarzler-Emanzendigest und müßte seine Lebenseinstellung mit den für alles Böse verantwortlichen Männern und so guten Frauen aufgeben. Da bleibt noch ein Rest von Menschen, die aus verschiedensten Gründen die eine oder andere Position einnehmen. Da wird es kaum eine Lösung geben, die alle zufriedenstellt.
Für mich kann es nur absolut kompromisslos eine Lösung geben: Leben ist unantastbar und ein fötaler Embryo ist ein eigenes Individuum und nicht Teil der Mutter und hat daher uneingeschränktes Recht zu leben. Die Entscheidungsfreiheit der Mutter hört in dem Moment auf, wo sich dieses unabhängige Individuum in ihr gebildet hat. Und dieses Grundrecht hat unantastbare Gültigkeit bis zu jenem Moment, wo ein schlüssiger Beweis gelungen ist, daß entweder dieses Individuum bis zu einem gewissen Moment nicht beseelt ist oder eben von Vornherein beseelt ist. Wenn denn dieser Beweis überhaupt jemals gelingt.
... und hinzu kommt,dass diese Mütter mit behinderten Kindern, dann sehr häufig von ihren Männern verlassen werden, weil diese die Last nicht ertragen können ....
Das sind diese Generalismen, sorry, das ist einfach daneben. Schon wieder die bösen Männer.
Mein Vater war selbst von Geburt an behindert und hat sich sein Leben lang für Behinderte oft sehr erfolgreich eingesetzt und so hatte ich viel Kontakt zu Behinderten. Zu Familien mit behinderten Kindern, zu Behinderten....
Ich kenne keinen einzigen Fall, bei welchem der Vater deswegen abgehauen ist.
Noch vor ein paar Jahren war ich auch voll und ganz der Ansicht, daß Abtreibung Mord ist und ich
sowas nie tun würde!! Tja, das war Theorie, aber leider hab ich das im Dezember 1999 auch in die Praxis umsetzen müssen. Da stand ich also, junge 22 Jahre alt und war schwanger. Warum ich überhaupt überlegte, das Kind zu bekommen oder nicht, sei jetzt mal dahingestellt. Aber ich warf all meine "guten" Vorsätze über Board und hab ich mich ernsthaft mit dem Thema auseinander gesetzt. Bei der Beratung wurden mir Sachen wie "Ihr Kind wird dann als Sondermüll entsorgt" an den Kopf geworfen, ständig war von
meinem Kind die Rede und ich muß zugeben, es war die wohl schlimmste Stunde in meinem Leben. Ich saß auf diesem Sessel und hab Rotz und Wasser geheult und diese Frau hat immer weiter gestochert. Tritt nur noch mehr drauf, langt wohl noch ned, wie weit ich eh schon unten bin, das war das, was mir immer wieder durch den Kopf gegangen ist.
Naja, war auf jeden Fall ned schön. Ende vom Lied ist, ich hab die kleine Maus bekommen und hab es auch niemals bereut. Sie ist mein kleiner Sonnenschein und ich bin so froh, daß ich sie hab, auch wenn die mich oft an den Rand eines Nervenzusammenbruchs treibt, aber das haben Kinder wohl so an sich
Das mag für Dich zwar eine Gratwanderung gewesen sein, Du hast Dich aber für Dein Kind entschieden. Und das sicher unter nicht leichten Umständen, wie Du selbst schilderst. Alle Achtung, damit unterscheidest Du Dich wesentlich von hunderttausenden Frauen, die sich jährlich für das Töten ihres Kindes entscheiden.
Gelernt hab ich aus der Sache, daß man keine und auch nicht eine einzige Frau verurteilen darf, die abtreiben läßt. Ohne betroffen zu sein, stellt man andere schnell an den Pranger und wenn man selbst in die Situation kommt, dann schauts schon wieder anders aus! Jede Frau, die halbwegs normal tickt, wird sich so eine Entscheidung nicht leicht macht!!!
Glaubst Du wirklich, daß 46 Millionen Frauen, welche weltweit im Jahr abtreiben, sich soviele Gedanken wie Du machen oder gemacht haben ? Wie kann es dann zu dieser Horrorzahl kommen ?
L.G.
Ramar