Nun, niemand wird von mir gefangen genommen, nur dadurch dass wir Gespräche miteinander führen. Es sei denn, die Sympathie nimmt einen gefangen. Aber dann ist es ja freiwillig.
Für mich klingt es ja fast wie ein holpriger Abenteuertrip, durch den Dschungel in Venezuela.
Du kannst jederzeit mit mir über den Asperger-Autismus sprechen, bin da sehr offen. Mit Fragen verletzt du mich nicht.
Also Fakt ist, dass ich keine weiteren Seelchen in andere hinein interpretieren werde. Was da an dem Tag los war, weiß ich auch nicht so genau. Wahrscheinlich, weil ich darauf gewartet habe, dass er sich outet. Er hat hier mal mitgelesen, was er erzählt hat. Aber das muss jetzt natürlich nicht mehr so sein. Das ich aber dann dermaßen darauf anspringe und die andere Person zulabbere, als gäb es kein Morgen mehr… Das hat mich selbst extrem gewundert. Im Nachhinein.
Bei mir muss sich übrigens niemand Sorgen machen, mit mir in Kontakt zu treten. Schwierig ist es, den mit mir zu halten, wenn ich mich nicht geöffnet habe. Das stimmt schon. Ich meine es nie böse, wenn ich mich häufig nicht so darauf einlassen kann und man ein bisschen mehr hinter mir her schreiben muss.
Ich frage mich, warum das bei ihm nie so war.
Wir haben uns gestritten, weil wir beide total überfordert waren. Ich mit meinem aspergern, weil ich solche tiefen Gefühle emotional kaum auf die Reihe bekommen habe. Das wäre jetzt anders, ist jetzt aber zu spät. Aber damals musste ich das erstmal für mich einordnen.
Und er fühlte sich mies, gegenüber seiner Familie. Ihm wurde alles zuviel, besonders nach dem Tod seiner Mutter und musste sich irgendwann entscheiden, da seine Frau das nicht gut fand. Obwohl ich zuvor versucht habe, auch mit ihr ehrlich gut zu sein. Schwierig als Aspie, da ich den Zugang nur zu ihm hatte. Ich habe es trotzdem versucht, „ganz“ zu sehen. Ihn und seine Familie, die zu ihm gehört. Also es fand kein bewusster Versuch statt, mich dazwischen zu mengen.
Aber dieses besondere Verbindung war nun mal da.
Dennoch haben wir uns in einer schreibenden Nacht komplett aufgewiegelt. Mit Gefühlen, bösen Worten und letztendlich zwei emotionalen Personen, die total fix und fertig waren. Und daran trage ich definitiv Mitschuld.
Hab ich ihn verloren? Gefühlt? Nein. Nicht komplett. Und das weiß ich bei jeder Begegnung. Erst kürzlich schob er mir im vorbeigehen die Worte unter: es wird immer alles gut sein mit uns. Eine Erneuerung eines Satzes, den er immer für uns genutzt hat.
Aber dennoch… Äußerlich ist jeglicher reele Zugang erstmal verbaut. Wir schreiben nicht mehr, weil andere mitlesen. Wir gehen nicht spazieren, weil bereits gemunkelt wurde. Und er kann mich nicht wie früher besuchen und mit mir Tee trinken. Um das mal als kleines Beispiel zu nennen. Er ist nur dann greifbar, wenn keiner in der Nähe ist. Dann können wir tatsächlich etwas plaudern.
Wir sind beide verheiratet und es wurde dafür gesorgt, dass er sich mir auch nicht mehr an seinem Arbeitsplatz näher kommen kann, er Ärger bekommt. Immens Ärger bekommt. Früher hat er mich immer auf den Schulhof geschleust, was jetzt nicht mehr geht.
Nun… Nach jenem Streit, hat sich immer wieder ergeben, dass wir doch wieder da standen und redeten. Es ist nie etwas körperliches zwischen uns passiert. Aber die Nähe zwischen uns war es, die auffiel.
Mir fehlt die Greifbarkeit, die mögliche und spontane Kommunikation. Da gibt es zwar eine Kommunikation zwischen uns, die andere nicht hören können… Aber da ist etwas in mir, was gerne beides wieder vereint hätte.
Er ist draußen, ich sehe ihn jeden Tag. Wir sind freundlich, freuen uns, winken, lächeln. Aber ich hab ihn nicht mehr, kann ihm nichts mehr aus meinem Leben erzählen und auch nichts greifbares mehr von ihm hören. Nicht mehr mit ihm über Schoten lachen usw.
Wir haben uns immer so gerne umarmt (verwunderlich bei einem Aspie, nicht wahr?) und ich vermisse das schmerzhaft. Richtig schmerzhaft.
Und ganz offensichtlich hinterlässt das tiefe Spuren. Er ist mein Dachschaden. Ja. Ganz offensichtlich. Aber auch meine Liebe.
Ganz schlimm war es ja, als wir uns nach einem Disput gegenseitig ignoriert haben, eine Zeit lang. Aber das ist nicht mehr so. Überhaupt nicht. Manch einer würde sagen:“ach was ist das schon… Lächeln, grüßen, nett sein… Kann doch jeder!“ Aber ich kenne „uns“ auch anders. Und das war wirklich schlimm.
Ich wünschte, ich hätte mehr von
@Svetli s Sicht. Dann wäre ich wahrscheinlich auch nicht so anstrengend. Und es würde nicht so schmerzen. Ich bewundere ehrlich, wie sie das kann. Während ich gerne etwas zurück hätte, was er mir nicht mehr geben darf. Und ja. Ich sehe auch keinen rechten Weg und Steg, kein wegweisendes Licht. Ich würde also sehr gerne mehr von Svetli lesen. Vielleicht finde ich ja damit meinen Frieden. Glücklich sein über das was war und was da ist. Zufrieden sein, dass es jetzt wieder SO ist.