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**Mina**
Guest
Liest Du noch, welche Wortwahl Du für andere Menschen verwendest? Überhaupt ... Ungeimpfte ohne Abwägen seines Verhaltens und Hintergrunds als "tickende Zeitbombe", "Covidiot", "Gefahr für die Menschheit" usw. zu bezeichnen, der "eingesperrt", "weggeschafft", "bestraft", etc. gehört, ist eine Wortwahl, die tatsächlich immer dann verwendet wird, wenn es darum geht, emotional zu werden - zu welchem Zweck auch immer. Das verstärkt Feindbilder und das ist gesellschaftlich kontraproduktiv. Das gilt natürlich für jede Seite, die so festgefahren ist, dass sie nicht mehr abwägt.Als tickende Zeitbombe rumzulaufen und andere möglicherweise durch die eigene Impfignoranz zu Tode zu bringen, hat auch nichts mit Menschlichkeit zu tun.
Ich habe in den letzten Tagen wieder so verzweifelte Erfahrungen gelesen, ich selbst gelte nun ebenfalls (fast) offiziell als immunkrank (muss noch ein weiterer Facharzt endgültig bestätigen), und es widert mich nur noch an, wie sich hier Geimpfte, die die Impfung zum Glück vertrugen und nicht 20 Fachärzte in 10 Tagen aufsuchen müssen, über Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen oder können, herziehen. Ich kenne einen schwer Immunerkrankten, der vor seiner Impfung zig Ärzte aufsuchen musste, um überhaupt eine Ahnung zu bekommen, ob er irgendeine der Impfungen verträgt (ja, er wird sich jetzt wohl auch impfen lassen, weil er selbst Angst vor anderen Ungeimpften hat). Er ist aufgrund seiner Krankheit arbeitssuchend und das kann doch echt nicht Dein Ernst sein, so einen Menschen, der eh schon genug leidet und sich nicht sicher ist, ob und wem er bzgl. Impfung trauen kann, als "tickende Zeitbombe" zu bezeichnen?
Woher weißt Du, dass derjenige als "tickende Zeitbombe" rumläuft?
Als ich noch nicht geimpft war, hab ich ausschließlich von Zuhause aus gearbeitet und studiert, viele Einkaufssachen online bestellt (hätte ich auch permanent machen können) und bin grundsätzlich nie Öffis gefahren (ich ging überall zu Fuß hin oder fuhr mit dem Auto). FFP2 hatte ich schon getragen, als sie gar keine Pflicht war, selbst im Freien, und wenn mir jemand auf dem Gehsteig entgegen kam, wechselte ich die Straßenseite. Testen ließ ich mich ohnehin laufend, bei Beschwerden begab ich mich sofort freiwillig in Quarantäne (obwohl ich die quasi eh schon so gut wie immer vollzog). Ich war also bestimmt nicht ansteckender ls ein Geimpfter, der keine FFP2 Maske trägt, sich nie testen lässt/testet, keinen Abstand einhält und sich munter unter die Leute mischt.
Wenn Du nun über alle anderen Menschen, die nicht geimpft sind, nun schon sein hartes Urteil triffst (nämlich, dass es okay ist, ihnen ihr Vermögen wegzunehmen) - scheißegal, ob sie durch so ein Urteil hungern könnten, ihr Dach überm Kopf verlieren könnten und was Geldentzug sonst noch so nach sich ziehen kann -, woher weißt Du denn, ob diese wirklich allesamt eine Gefahr darstellen?
Es ist ja nicht so, dass die Covid-Impfung zu hundertprozent andere schützt: https://www.deutschlandfunk.de/coro...hen-weiter.709.de.html?dram:article_id=495266
Und interessant hierbei:
Der Sinn von Kontaktreduzierungen lässt sich mit einem einfachen Beispiel verdeutlichen: Angenommen, eine Person ist durch eine Impfung zu 90 Prozent geschützt. Vor der Impfung hat diese Person regelmäßig nur eine andere Person getroffen. Trifft sie nun nach der Impfung regelmäßig zehn Menschen, ist das Risiko, sich anzustecken, rein mathematisch gleich geblieben. Der Schutz vor schweren Verläufen ist zwar deutlich besser, aber die Menge der Kontakte erhöht das Risiko der Verbreitung.
Welche Verhaltensregeln sollten Geimpfte weiter beachten?
Das Robert Koch-Institut empfiehlt eindeutig: Geimpfte Personen sollten „bis auf Weiteres Maske tragen, sich an die Hygiene- und Abstandsregeln halten“ – eben, um andere vor einer Ansteckung zu schützen. Denn vor allem durch die Delt-Variante steigt auch die Zahl der Impfdurchbrüche.
Ich kann es ja voll verstehen, dass man weiterhin für eine Impfung ist, weil sie trotz Mutationen noch immer mehr sich selbst und andere zu schützen scheint. Eine hohe Zahl an geimpften ist bestimmt auch die einzig mittelfristige Lösung, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und möglicherweise auch sich selbst und sein Umfeld vor schweren Krankheiten zu schützen (längerfristig wird es vielleicht auch wirklich hilfreiche Medikamente gegen Covid geben, oder besser erforschte Impfungen (in Indien wird mWn gerade recht erfolgreich an einer solchen geforscht)).
Ich will mich also auch mit diesem Beitrag nicht generell gegen Impfungen richten, "dank" Delta bleibt einem ja zum eigenen Selbstschutz kaum eine andere Möglichkeit, zumindest, sobald man unter Menschen gehen muss. Ich sehe sie aber auch nicht als idealen Heilsbringer für alle, deren "Verweigerer" nun quasi ruhig "enteignet" werden können (um nun ebenfalls mal krassere Wortwahl anzuwenden), eingesperrt werden sollten (wurde hier auch schon von irgendwem vorgeschlagen) und sonst wie diffarmiert werden sollten. Das bereitet mir gesellschaftlich gesehen genauso übles Bauchweh wie Corona-Leugner, die auf jegliche Rücksicht und Kompromisse pfeifen und in irgendwelchen Verschwörungen versinken. Beides finde ich extrem bedenklich.
(PS: Und nein, ich bin noch immer kein "Impfgegner" und dieser Beitrag soll noch immer niemanden vom Impfen abbringen. Weil ich eben nicht für alle, und schon gar nicht für die Mehrheit, sprechen kann und möchte.)
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