Nachbar gestorben - bin untröstlich

Wieso sollte es ein Vorwurf sein? Es ist ein Fakt , dass keinerlei Vorsorge für einen solchen Notfall getroffen wurde. Mir war schon klar, dass das niemanden mehr was nützt.

Ich find das auch gut hier zu erwähnen, weil viele Alte Leute vielleicht einfach nicht daran denken.
Meine Mutter hat auch ein Notfallband.
 
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Ich mache mir wirklich, wirklich große Vorwürfe. Hätte ich noch schneller handeln müssen? Hätte ich seinen Tod verhindern können?

Du solltest dir da keine Vorwürfe machen, denn du hast nachdem was du in deinem Beitrag geschrieben hast, alles getan!

In solch einer Situation handelt man einfach SO, wie man es für richtig hält und vor allem, WAS DIE SITUATION HERGIBT !

Ich habe schon Menschen erlebt, die in ähnlichen Situationen versteinert stehenblieben und mit der Situation völlig überfordert waren.
Auch habe ich schon Menschen erlebt, die einfach anstatt zu versuchen zu helfen, schaulustig da standen und noch den Rettungskräften den Weg versperrt haben.

Du hast alles richtig gemacht.
 
Ja natürlich. Das werde ich sowieso machen. Eine Kerze anzünden.

Ich mache mir eben nur Gedanken darum, ob ich was übersehen haben könnte. Es war ja in jedem Fall ein blutiger Unfall, ob nun als Folge oder nicht. Und er hat ja noch reagiert. Er ist erst heute Nacht verstorben.

Ich mochte ihn sehr. Wir haben hier sehr nett und liebevoll miteinander gewohnt. Keineswegs anonym.
Du bist nicht in Schockstarre verfallen, sondern hast reagiert. Man hat dich um Hilfe gebeten und du hast geholfen. Du hast schon geholfen als du die Tür aufgemacht hattest.
Du bist runtergegangen und hast den Notarzt gerufen. Mehr konntest du doch gar nicht tun.
 
Ich sehe das so, @Kleine Wölfin Moonlight (übrigens das 'Kleine' in Deinem Nick stört mich ständig ein bissl, weil Du nicht klein bist). Du hast ganz tolle Schöpferkräfte - wir werden hier auf der Erde nur immer klein geredet *find.

Ich möchte noch einen Aspekt hier hereinbringen, an den wir oft nicht denken, weil die Angst vor dem Tod so allmächtig ist.

Es gibt Kulturen, die zelebrieren ein Begräbnis, beglückwünschen die Seele, dass sie hier ihre Aufgaben, so gut wie sie konnte erledigt hat und nun wieder zu Hause ist. Wo sie sich wieder erholten kann.

Das setzt natürlich voraus, dass man an ein Weiterleben der Seele glaubt - ist mir schon klar, dass das eine Sichtweise ist, die möglicherweise nicht zutrifft.

Aber halten wir unseren Geist mal offen und sagen, es könnte viel mehr sein als wir uns vorstellen können? Ganz was anderes als wir hier auf Erden durch Prägungen, Kognition und Vergessen erfahren haben. Dann ist es ein Fest, wenn eine Seele zurückkehrt.

Ich kenne den Schmerz der Trennung, wie wir ihn alle schon erfahren haben - trotzdem wenn ich so in mich hineinspüre, gibt es kein Ende.

Ein Ende ist gleichzeitig ein Neuanfang - so wie die vier Jahreszeiten es uns auch zeigen oder der tägliche Sonnenunter- wie auch -aufgang. Das sind Gesetztmässigkeiten mMn.

Ja, es ist hart, Jemanden nicht mehr im physischen Umfeld zu haben, der einem sehr nahe war. Ich verweise da gerne auf Literatur von Barbara Pachl-Eberhart oder Dr. Kübler Ross.

Es ist nur ein winziger Schritt in einer Unmenge von vielen.

Du hast nichts falsch gemacht, das Leben und das Sterben nimmt seinen Lauf. Es gehört dazu, ist Teil davon, die Verbundenheit im Herzen bleibt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich find das auch gut hier zu erwähnen, weil viele Alte Leute vielleicht einfach nicht daran denken.
Meine Mutter hat auch ein Notfallband.

Mein Vater wäre fast am 2.1.2020 gestorben, wegen einer Lungenembolie. Beim Telefonieren sagte meine Mutter, dass sie in den Keller will, das habe ich ihr verboten, da sie ruhig warten kann, bis ich komme um die Weihnachts-Deko in den Keller zu bringen. Das wäre viel zu gefährlich gewesen, weil sie alleine im Haus war und sie sehr wackelig auf den Beinen ist. Mein Vater ist zum Glück wieder zuhause, aber so ein Notfallband wäre das Beste für die beiden, da muss ich noch Überzeugungsarbeit leisten.
 
Mein Vater wäre fast am 2.1.2020 gestorben, wegen einer Lungenembolie. Beim Telefonieren sagte meine Mutter, dass sie in den Keller will, das habe ich ihr verboten, da sie ruhig warten kann, bis ich komme um die Weihnachts-Deko in den Keller zu bringen. Das wäre viel zu gefährlich gewesen, weil sie alleine im Haus war und sie sehr wackelig auf den Beinen ist. Mein Vater ist zum Glück wieder zuhause, aber so ein Notfallband wäre das Beste für die beiden, da muss ich noch Überzeugungsarbeit leisten.

Das kling erstmal safe. Aber demenzkranke Menschen oder solche die schon leicht (geistig)behindert sind-wie ich das im EB geslesn hab, erinnern das leider nicht....
 
Gestern habe ich noch versucht, ihm das Leben zu retten. Heute erfahre ich, dass der Mann im Krankenhaus verstorben ist.

Aber ich erzähle mal von Anfang an:

Gestern hat es bei mir an der Tür geklopft. Es war die taube und gebrechliche Nachbarin (beide schon älter), die laut schrie, dass ihr Mann stirbt. Zwei ganz, ganz liebe, ältere Leutchen.

Ich gehe nach oben und mich trifft der Schlag. Überall Blut. Der ganze Flur vom Spiegel bis zum Boden war komplett voller Blut. Nur für einen kurzen Moment habe ich mich gefragt: „was machst du jetzt?“ Ich meine, wenn man nicht weiß, ob der Mann sich etwas gebrochen hat, darf man ihn ja nicht bewegen. Also Decke drüber. Notarzt gerufen. Frau hingesetzt mit Wasser versorgt. Hund eingesperrt.

Da kam auch schon die Enkelin, so dass ich unten auf den Krankenwagen warten konnte. Es hat gefühlt aber Ewigkeiten gedauert, bis er hier ankam.

Tja... Und heute erfahre ich, dass der Mann im Krankenhaus verstorben ist. Man weiß noch nicht woran. Der Sturz ist wohl die Folge von etwas anderem.

Ich mache mir wirklich, wirklich große Vorwürfe. Hätte ich noch schneller handeln müssen? Hätte ich seinen Tod verhindern können?

Bitte nur ernst gemeinte Kommentare. Ich bin wirklich sehr, sehr traurig und habe ihn sehr gemocht.
Wenn du keine medizinische Ausbildung hast ........es hört sich nach was geplatzem an...vielleicht Ösophagusvarizen? Oder was anderes. Vielleicht hat er auch noch Marcumar genommen....Aber wenn die im Krankenhaus es nicht wissen, wie solltest du etwas dagegen tun?
Du hast doch richtig gehandelt.
Ich denke für die Ehefrau ists auch echt schlimm.....Und die Enkelin.
Ich habe kürzlich etwas über PICS Syndrom gelernt. Lass nicht zu dass das Schicksal von jemand anderem dich zu schwer trifft.
Es ist sehr traurig mit deinem Nachbar, aber geh nicht ins hilflose.
Du hast gut gehandelt und PUNKT.
Liebe Grüße
Lumen

P.S. ich les eben..der Kopf war eingedetscht.......klar da kannst du kein Druckverband machen.;)
 
Also zunächst mal: Das ältere Pärchen war immer gut versorgt. Rund um die Uhr. Sohn, Pflegedienst, Enkel, andere Verwandte. Also das kann ich zumindest sagen. Doch das Problem ist und war... Die beiden Leutchen sind so unglaublich stur. Sie hatten beide Hörgeräte. Nutzen diese aber so gut wie nie. Ich nehme mal an, dass so eine Notversorgung immer bestand. Ganz sicher!

Sie sind alt, stur und haben ihr hohes Alter einfach ignorieren wollen.

Ganz liebe, herzliche Menschen, die uns vor 5 Jahren beim Einzug ein unglaubliches Wohlgefühl vermittelt haben. Aber eben stur.

Ich habe wirklich gar keine Ahnung, wie der Unfall passiert ist. Wenn er einfach so gestorben wäre, hätte ich auch getrauert. Aber ihr könnt euch dieses Bild nicht vorstellen, was ich da in meinem Kopf nicht mehr los werde. Blut bis zur Decke. Und es ist total egal, wer nun wie schuld oder nicht schuld hat. Da ist ein ganz lieber, mir lieber Mensch, auf grausame Weise gestorben. Und ich muss halt damit klar kommen, dass ich nicht hätte helfen können... Wahrscheinlich nicht.

Ja, ich habe mein Möglichstes getan. Aber es ist doch normal, dass das nicht an einem vorüber geht. Nicht einfach so.

@lumen Ich bin vom Typ her extrem sensibel. Immer schon. Und ich nehme viel auf, was meine Umwelt so fühlt. Schmerz ist ein sehr extremes Gefühl. Freude auch. Liebe sowieso. Für diese Gefühlsübertragungen war ich immer sehr geöffnet. Und bei Menschen, die ich mag und liebe, noch viel mehr. Kein Syndrom, sondern einfach ich. Klar, dass ich immer versuche, dann auch zu helfen.

Aber das ist ein komplett anderes Thema. Kann man irgendwann mal woanders drüber schreiben.

Fakt ist... Ich wünsche diesem lieben Menschen eine gute Reise und den Angehörigen eine heilsame Verarbeitungszeit. Und die schlimmen Bilder verblassen vielleicht irgendwann. Es gibt ja genug schöne Bilder von ihm, an die ich mich immer gerne erinnern werde.
 
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