Hallo liebe Leserinnen und Leser in diesem Forum!
Ich habe eine Frage zum Thema "Ängste". Woher kommen Ängste schon bei kleinen Kindern? Ich bin selbst betroffen von einer Angst, die ich leider nicht abstellen kann,und die ich schon als Kleinkind hatte. Ist für mich zwar nicht sehr belastend, weil ich dieser Angst gut aus dem Weg gehen kann, dennoch stellt sich mir die Frage, woher das kommen kann. Ich habe absolute Höhenangst. Ich kann am Berg nicht weiter, wenn neben mir eine Felswand runter geht, auch wenn Sicherungsseile da sind. Ich kann auf einer Leiter nicht ruhig stehen - meine Knie werden wie Gummi und die Beine zittern. Das passiert sogar auf Sesseln. Das erste Mal bewusst erlebt habe ich es als 3-Jährige, da konnte ich mich auf einer Alm nicht mehr hinstellen, ich musste mich am Boden festhalten, da über mir "nichts" mehr war. Meine Eltern hatten Mühe, mich wieder vom Berg zu bringen. Ich habe nicht nur Angst selbst abzustürzen, sondern ich sehe vor meinem inneren Auge meinen Partner abstürzen, wenn er an für mich gefährlichen Stellen steht. Wenn unser Hund manchmal ein paar Zentimeter rutscht, dreht sich mein Magen um und ich kann nicht mehr hinsehen. Bei fremden Menschen habe ich keine Angst. Da habe ich Vertrauen, dass sie sicher sind.
Komischerweise bin ich aber sofort dabei, wenn die wildesten Achterbahnen oder andere Fahrgeschäfte, wo schon dem Zuschauer die Luft weg bleibt, da sind.
Das sind absolute Highlights für mich. Das mache ich alles!
Woher kann diese panische Angst vor dem Stürzen kommen?
Oder auch allgemein: Woher kommen Ängste, die keinen direkten Auslöser im Leben haben?
Liebe Grüße an euch alle!
Hallo, der Punkt mit "keinen direkten Auslöser" ist ein wichtiger Punkt, es sind nämlich v.a. laut psychoanalytischer Theorie (und ich kann das bestätigen) häufig Auslöser um drei Ecken.
Beispiel:
Ein Schüler besucht eine Schule direkt neben einer Bäckerei. Er kauft sich dort jeden Tag ein Brötchen. Eines Tages kommt er in die Klasse, er beißt soeben ins Brötchen rein, und wird zusammengeschlagen. Anfangs hat er dann Angst, die Klasse zu betreten. Wird die Angst nicht gleich behandelt, hat er womöglich bald Angst, mit Brötchen in der Hand irgendwohin zu gehen. Realisiert er dann nicht die Ursache, entwickelt er womöglich Angst vor Bäckereien - er findet die Gerüche unerträglich, Brötchen sind ohnehin grauenhaft und welcher Mensch isst schon freiwillig dieses Teufelszeug ...
Beispiel 2:
Ein Student hat Prüfungsangst und muss ständig in den ersten Stock zu den Klausuren. Irgendwann entwickelt er dann Angst vorm Treppensteigen, die Angst wächst weiter, irgendwann entwickelt sich daraus dann eine ausgewachsene Höhenangst.
Die Theorie dahinter ist, dass der Mensch "peinliche" Situationen mit weniger "peinlichen" Ängsten zu überdecken versucht. Wobei man den Begriff "peinlich" dabei nicht im uns geläufigen Sinn verstehen muss - ein "Ich hab Angst vor Schlägertypen" ist wohl eigentlich nachvollziehbarer als ein "Ich hab Angst vor Brötchen." Aber "peinlich" meint im weiteren Sinn auch, dass Ur-Ängste oft so unerträglichen Schmerz beinhalten, dass die Psyche dann eine harmlosere Angst sozusagen als Schablone "drüber schiebt", um der Angst ein "Ventil" zu bieten, an dem der Betroffene nicht (vermeintlich) zerbricht.
Ängste könnten vom Säuglingsalter an entstehen, daher wundert es mich nicht, dass auch 3-jährige bereits Ängste haben können. Es können oft total harmlose Sachen dahinterstecken, die als Baby manchmal einfach noch nicht oder falsch aufgenommen werden. (Beispiel: Baby wird Blut abgenommen - erklär mal einem Baby, das das zu seinem Besten ist ...) - als Erwachsener hat man zwar normalerweise kein Erinnerungsvermögen an das Kleinstkindesalter, körperlich werden Erlebnisse aber dennoch gespeichert.
Ansonsten kann bei Kindern überhaupt sehr schnell mal etwas Angst auslösen (und dafür durchaus krasse Situationen wiederum relativ kalt lassen), weil Kinder ein magisches Denken besitzen und die Umwelt eben noch ganz anders wahrnehmen als wir rational denkenden Erwachsenen.
Gerade im Kindesalter können Ängste auch leicht anerzogen werden durch Überbehütung (überfürsorgliche Eltern oder Betreuer), und das ist absolut kein Vorwurf, jeder Elternteil, der so ist, will ja eigentlich nur das Beste. Und nicht jedes Kind bekommt Ängste dadurch (und im Zweifelsfall finde ich Überbehütung noch immer um Welten besser als Vernachlässigung!). Es kann halt bloß sein, dass das Kind dann eine sehr vorsichtige bis ängstliche Persönlichkeit entwickelt, die an sich noch nicht neurotisch im Sinne von pathologisch sein muss! Aber die Weichen können dahin dann quasi gestellt sein. - Und dann muss man halt später lernen, auch mal Risiken einzugehen, sich selbst zu vertrauen, sich keine Ängste anderer aufzuhalsen, etc.
Und aus esoterischer/spiritueller Sicht: Eventuell blieb von einem vorangegangenen Leben noch etwas "hängen", sollte man da schlechte Erfahrungen gesammelt haben.