Empathen, was ist das?

Einmal ganz einfach:

Wir fahren einen Weg zu Arbeit, den wir schon unzählige Male gefahren sind. Wir schalten, geben Gas, bremsen und lenken. Wir denken dabei aber nicht, wo das Bremspedal ist, welchen Fuß wir benutzen müssen, schätzen nicht ab wie weit und wie schnell wir das Pedal treten müssen. Wir denken auch nicht groß darüber nach wo und wie schnell wir abbiegen müssen. Nein, das alles und noch viel mehr berechnen, überdenken und entschließen wir nicht, das erledigt alles unser prozedurales Gedächtnis. In Wirklichkeit sind wir bei alledem schon gedanklich in der Firma angekommen und überlegen uns, was wir zunächst erledigen müssen.

Wenn wir das alles auf rationaler Ebene erledigen wollten, wäre schlicht und einfach ein zielgerichtetes Handeln unmöglich. Wir scannen unentwegt unsere Umgebung ab und sammeln dabei Unmengen an Information, die wir zeitgleich weder zu- noch einordnen könnten. Es gibt ein paar wenige Menschen, bei denen durch einen Unfall die Verbindung der beiden Gehirnhälften geschädigt ist und deshalb ein Hinweisschild an der Straße nicht mehr zuordnen können. So könnten wir also zum Beispiel auch in einer lauten Disco die Stimme eines Gesprächspartner nicht mehr mit der konkreten Person verbinden.

So ist der Komplex Empathie mit dem sozialen Umfeld beschäftigt, ob sich da eine Entwicklung anbahnt, die uns schaden aber auch nützlich sein könnte. Etwas, über das wir oft nicht lange nachdenken können, deshalb wird hier keine Bewusstwerdung herbeigeführt, sondern einfach als Wahrheit deklariert. Man stelle sich vor, wir müssten jede Nuance in der Mimik, Haltung und Gestik unseres Gegenübers überdenken, ich fürchte, dass wir damit einer Konversation wohl kaum noch folgen könnten.

Hinter diesem gigantischen Nachrichten- und Sicherheitskonzern thront der Hippocampus als Chef und Zensor, der darüber entscheidet, was existenziell wichtig ist und was nicht. Bewusst wird uns also nur das, wobei ein innerer Konflikt besteht und zwischen zwei oder drei Möglichkeiten für ein zielgerichtetes Handeln entschieden werden muss. Darin liegt dann auch der Grund, warum beim Menschen hinter jeder Handlung auch eine Motivation stehen muss.

So und damit wird auch klar, dass es keine Rolle spielt, mit was ich mich beschäftige, denn aller Anfang beginnt im Unbewussten und erst am Ende steht die Möglichkeit zur Bewusstwerdung. In Beitrag #1010 hatte ich ja schon zum Thema Empathie eine Übersicht eingestellt, in der die beteiligten Gehirnareale aufgeführt werden.


Merlin
Das ist mir alles bekannt ich weiß aber nicht warum du gerade mir dieses schreibst

LGInti
 
Werbung:
Das meinte ich auch nicht hab ich auch geschrieben

LGInti


Hab 's jetzt nochmal gelesen.
Also, was mich betrifft, ich erlebe durch Romane tatsächlich mehr, denn ich identifiziere mich und fühle mit.
Natürlich denke ich auch über das Gelesene und Gefühlte nach, aber über das, was ich gefühlt habe, denke ich sonst auch nach.
 
Hängt vielleicht damit zusammen, dass ich für mich Trost schwer ertrage.
Aber Lösungsansätze von anderen mag ich auch nicht.

Liebe catlady,
Wenn Trost mit Mitleid gepaar kann man darauf gut verzichten. Es hängt sicher damit zusammen, ob der andere Mensch selbst schon einen Weg gegangen ist, selbst schon in ähnlicher Lage war, daher den Weg und einzelne Schritte kennt wie man wieder wo rauskommt und somit genau mitempfinden kann, wo der andere gerade steht..

Das geht nur durch die eigene praktische Erfahrung, welche nichs mit der Theorie aus Büchern oder Filmen gemeinsam haben und vergleichbar wäre.

Wenn du meinst, dass dein Denken rattert, wie du einem anderen Menschen aus seiner Lage helfen kannst, bringt es dir nichts und dem anderen dann auch nicht. Mit eigenen Erfahrungen weiß man das recht gut, weiß was einem selbst gut tat, dann können Worte als Trost gemeinsam mit dem Aufzeigen von Wegen entstehen.
Manchmal um sich selbst nicht zu schaden, muss man auch für sich sagen können, hier bin ich fehl am Platz.

Erkennbar ob ich einem Menschen aus einer bestimmten Lage Wege aufzeigen kann, ist aber halt nur dann gegeben wenn ich mir einmal der Wahrnehmung meiner eigenen Gefühlslage zusammen meiner Erfahrungen bewusst bin, daraus unterscheiden kann was sich in mir selbst abspielt zu dem was von Außen kommt und auch noch was zwischen geschieht. Wenn das gegeben kann man auch erkennen was jeweils förderlich oder hinderlich.

So gehört auch ein bewusstes Hinschauen dazu, so man einen Menschen "vor dem Ertrinken retten möchte", ob die eigenen Mittel ausreichen um dabei selbst nicht unter zu gehen.

Ich würde gern hier fragen:
Wo mag der Unterschied sein, wenn ich in einemFilm sehe, dass sich wer das Leben nehmen möchte, zu dem wenn man direkt einem solchen Menschen begegnet?
Nun einmal darf ich unbeteilgt den Dingen entgegensehen was pasiert und möglicher Weise nur eine unterhaltsame Spannung mitschwingt, wies wohl ausgeht. Aber einmal bin ich direkt in diesem Film und Mitspieler.

Es ist immer was anderes wenn man nur Zuschauer ist, man braucht nichts tun, kann sich zurücklehnen und geschehen lassen.
Sollte man dann selbst mal vor so einer Situation stehen ist man zum Handeln aufgefordert, wo manch ein Mensch versagen könnte, weil er nur nur mitfühlt und Mitleid empfindet, damit handlungsunfähig bleibt.

Empathie ist für mich kein Berieseln lassen, sondern aktives Anwenden könnne mitten im Film des Lebens.
 
Wo mag der Unterschied sein, wenn ich in einemFilm sehe, dass sich wer das Leben nehmen möchte, zu dem wenn man direkt einem solchen Menschen begegnet?
Das ist ein heikles Thema bei mir.
Mein jüngerer Sohn hat sich das Leben genommen. Ich könnte keinen Film über dieses Thema sehen.
Sehrwohl achte ich sehr genau auf Anzeichen, wenn mich in einem Gespräch so ein Gefühl beschleicht.
 
Werbung:
Zurück
Oben