wie kann man dann als astrologe eine vernünftige aussage machen, wenn man den menschen vorher nicht kennt ???
das kann man - nach meiner meinung - eh nicht. außer sich auf ganz prinzipielle dinge zurückzuziehen, die so wenig greifbares hergeben, dass sie ohne wirkliche überprüfbarkeit als wahr gelten können. das orakel von delphi - "du wirst eine große flotte vernichten!" - war wahr. pech, dass es die eigene flotte war.
ich hab mit den zwillingen kein problem. erstens ist das horoskop makroastrologisch wirklich unterschiedlich, aber nach allen in der regel verfügbaren deutungskriterien ist es so gut wie identisch. wenn ich davon ausgehe, dass ich wegen meines horoskops eigentlich nur dieser ganz bestimmte mensch werden kann, dann wird es schwierig, bei der astrologie zu bleiben. wenn ich aber davon ausgehe, dass (nicht nur wegen des freien willens, der ist gerade bei so entscheidenden dingen wie frühkindlicher prägung wohl mit vorsicht zu behandeln) der "astrogenetische code", wie ich das horoskop auch gern nenne, ganz unterschiedliche realisierungsformen annehmen kann, dass kleinste unterschiede zu größten auswirkungen im zuge komplexer entwicklungen führen können ("schmetterlingseffekt" der chaostheorie), dann sind die oft verblüffenden ähnlichkeiten von zwillingen ebenso kompatibel mit einer astrologischen theorie wie große unterschiede.
im konkreten fall hat es ja ganz reale, die entwicklung beeinflussende unterschiede gegeben, schon vor der geburt. wenn bereits die musik, die ein embryo im mutterleib hört, seine entwicklung beeinflusst, dann sind so gravierende dinge wie das vermissen der eigenen nabelschnur wohl erst recht faktoren, die verschiedene wege nahelegen. dieser "astrogenetische code" steckt einen realisierungsrahmen ab, außerhalb dessen wohl nichts, innerhalb dessen aber unendlich viel möglich ist.
darum meine ich, dass astrologie dort hilfreich und sinnvoll wird, wo sie im kontakt mit dem inhaber des radix (und weiterer blicke in die zeichen der zeit seiner entwicklung) interpretiert wird. darum halte ich prognosen für - ich formuliere es als gebranntes kind bewusst vorsichtig - fragwürdig ... in einem gewissen rahmen vielleicht, wenn ich laufende prozesse bestimmten astrologischen signaturen zuordnen kann, dann kann ich auch vermutungen über die dauer anstellen...
zum erdbeben von kobe... ich habe seinerzeit die serie der österreichischen briefbombenattentate astrologisch angeschaut und jede einzelne explosion punktgenau im horoskop abgebildet gefunden... aber ich halte es für unmöglich, im vorhinein aus einer bestimmten konstellation ablesen zu wollen, dass dann und dort eine bombe explodieren wird. hat jemand das erdbeben von kobe prognostiziert? anschließendes interpretieren von stimmigkeiten ist so wie das erschließen eines horoskops von menschen, die man kennt. der neulich bei der mondfinsternis anfang november von vielen konstatierte "davidstern" am himmel... was wurde da alles prognostiziert! was ist geschehen? vielleicht viel... vielleicht hat irgendwo der schmetterling mit seinen flügeln geschlagen, und wir werden irgendwann die auswirkungen spüren. aber das mag an jedem tag so sein, und wo außer in unserem bedürfnis nach harmonie steht geschrieben, dass es gerade die "schönen" konstellationen sind, die bedeutsam sind?
ich schweife ab... mara, die "leere mitte" ist mir auch immer wieder ein wundervoller ausgangspunkt, wenn ich (Wie wohl auch eben wieder) mal wieder viel zu viel zu wissen glaube... "deine" zwillinge sind einfach, wie sie sind, ein geschenk für ihre eltern... ich denke, kinder gehören einfach als kinder angeschaut und nicht irgendwie interpretiert... und wie schön, wenn jeder das seine leben darf!
alles leibe, jake