Zwangseinweisung Psychiatrie

Elfenbeinchen

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In den Weinbergen
Hallo an Alle,

eine liebe Freundin (50) leidet schon seit über 20 Jahren an Depressionen.
In diesem Jahr trennte sie sich von ihrem Mann, bezog eine eigene
Wohnung, hat -nach ihren Aussagen- vorübergehend Medikamente
abgesetzt, und hatte für längere Zeit nach dem Umzug ein "Hoch".

Nach rund vier Monaten des "allein-lebens" holen sie nun wieder ihre
Schatten ein.Ein Thema ist Liebeswahn, was sie mir selbst absolut objektiv
beschrieben hat- für mich ist also schwer zu fassen,
warum und wie sie sich dann darin wieder selbst verliert.

Verwirrtheit war die Folge, wonach jetzt eine "Zwangseinweisung"(Kommentar der Familie, die sie verlassen hat) folgte.

Ich selbst kenne mich in dem Bereich nicht aus,
was könnt ihr mir erklärend zu diesem Zustand sagen?
Wie kann ich ihr eventuell helfen, wie mich verhalten?
Erst mal soll sie für 6 Wochen dort sein.
Im Moment mit Medikamenten vollgepumpt, wär sie wohl
kaum in der Lage mit mir zu sprechen...

Anfang des Jahres hat sie sich einmal selbst eingewiesen,
da hatte sie ja jederzeit die Option selbst zu entscheiden,
wann sie die Klinik wieder verlässt...

Ich besitze nur die Info, dass ihre normale Medikation so ist,
dass sie gut mit der psychischen Erkrankung leben kann, eben auch allein.

was hat sich denn jetzt zum Negativen verändert?

Bin dankbar für jede Info, die ihr so aus der Ferne machen könnt,
und für Erklärungen zum Begriff Zwangseinweisung- was das genau bedeutet
und nach sich zieht -

vielen Dank und liebe Grüsse an Euch!
 
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Liebes Elfenbeinchen!
Ohne die Hintergründe genau zu kennen, kann und will ich nur ein paar allgemeine Überlegungen und Gedanken Dir dazu kundtun.
Deiner Schilderung nach klingen in meinen Ohren Ehescheidung, Auszug, Medikamente absetzen Deiner Freundin wohl eher eine Art symptomatischer Aktivismus, statt die Wurzel des Übels anzupacken (wozu sie derzeit alleine sicher nicht fähig zu beginnen ist).
Aufgrund von einer einstmals geführten Unterhaltung mit einem Neurologen und der Lektüre diverser Zeitungsartikel, halte ich körperliche Störungen/Defekte für viel zu wenig berücksichtigte/erforschte Ursachen einer Depression. Von neurologischen Schäden des Gehirns durch Vergiftungen, Allergien, bakterielle und virale Erkrankungen bis hin zu wie auch immer schon bestehenden "Defekten" und körperlichen "Missbildungen", die den Hirnstoffwechsel und den Hormonhaushalt betreffen, gibt es meiner Meinung nach sehr viele Einflüsse, die das doch mehr als gemeinhin vermutet empfindliche Gehäuse useres Geistes stören können. Das letztendlich innere Konflikte auch solche Störungen und Errankungen hervorrufen, stelle ich hier nicht in Abrede. Eine "Beruhigung" durch Psychopharmaka mag wohl in solchen Fällen der oft unvermeidbare erste Schritt sein. Für dauerhafte "Befreiung" muss wohl durch alle Schichten durchgegraben werden und der jeweilige "Schutt" erst soweit abgegraben werden, dass man an die nächste rankommt und der betroffene "Patient" selbst etwas tun kann.
Eine Analogie mag meine Gedanken vielleicht noch verdeutlichen.
Stell Dir einen extrem dicken Menschen vor so um die 300 Kg (gibts leider tatsächlich).
Da muss erst mal die Feuerwehr kommen, um diesen zu bergen und mittels Kran und Lastwagen ins Sppital bringen. Erstmal muss ein Chirurg dem soviel Fett absaugen und abschneiden, damit der Patient überhaupt wieder Luft kriegt und sein Herz nicht schlapp macht. Danach kommt Diät und Bewegungstherapie. Danach kann man die Frage stellen, ja warum dieser Mensch sich so einen Fettpanzer angegessen hat, bzw wo die tieferen seelischen Ursachen einer ggf mitzubehandelnden Stoffwechselerkrankung liegen. Weiters wird man hierzu erst die Einsicht und den Willen des Patienten zum Angehen dieser tieferen Ursachen fördern müssen, damit der Patient einen nachhaltigen tiefgreifenden Heilungserfolg erreicht. Eine zusätzlich spirituell religiöse Öffnung des Patienten wird in allen Abschnitten der Behandlung die Heilung bestimmt deutlich fördern.

So das wäre mein Kommentar. Hoffentlich dient er Dir und anderen Lesern als Anregung..


Günther - Kracherl
 
Meines Wissens nach heisst Zwangseinweisung, dass auf Antrag von Angehörigen, Behörden, oder eines behandelnden Arztes die Zurechnungsfähigkeit der betroffenen Person ganz oder teilweise aberkannt wird. Wegen einer erheblichen Gemein- oder Selbstgefährdung (z.b. durch starke Verwirrtheit) erfolgt die Einweisung in eine entsprechende geschlossene Anstalt. Es muss ein Sachwalter bestellt werden. Das ganze muss letztendlich durch einen Gerichtsbeschluss fixiert werden, welcher vorher erfolgt, oder bei Gefahr im Verzug auch nachher erfolgen kann. Gegebenenfalls kann (muss nicht) der Richter ein Sachverständigengutachten verlangen.
Das zweischneidige daran ist, dass einmal drin der betroffene selbst generell keine Parteienstellung hat, sondern es letztendlich vom Willen der behandelnden Ärzte, Behörden, des Gerichts, des Sachwalters und der Familie abhängt, ob er wieder entlassen wird und seine Mündigkeit wiederhergestellt wird. (neuerlicher Gerichtsbeschluss)

Ich bin aber kein Jurist und kenne die detailierten Vorschriften oder länderspezifischen Begriffe natürlich nicht. Insbesonder wäre zu prüfen, wie weit heutzutage der Patient ein Mitspracherecht hat.

Betrachte diesen Kommentar daher als Ausgangspunkt für detailiertere
Erklärungen...
 
Ganz spontan möcht ich dir dazu nur sagen, daß sie auch, wenn sie nach außen hin vollgepumpt und unansprechbar erscheint, mitbekommt, daß du sie besuchen kommst. Wenn du einen guten Draht zu ihr hast, geh zu ihr, regelmäßig, und sprich mit ihr, auch wenn sie nicht oder schwer verständlich reagiert - das ist ein Draht nach außen, der sehr wichtig werden kann.
Es ist wichtig, daß sie das Gefühl hat, da ist jemand, dem daran liegt, daß ich da wieder zurückkomme. Es braucht ein bißchen Kondition, aber es lohnt sich.

Alles Gute Kinnaree
 
Euch beiden schon mal einen lieben Dank für diese Zeilen -

heute habe ich alles einmal sacken lassen, nachgedacht, mir auch noch woanders etwas an Informationen angelesen,
und hatte auf einmal das Gefühl,
dass ich mich nicht durch die Familie oder durch eigene Vorbehalte abwimmeln lassen sollte, sondern den Kontakt halten sollte.

Und da schreibst Du Kinnaree genau das gleiche!
Vielen Dank dafür, jetzt fühle ich mich in diesem Gedanken bestätigt!
Ich hoffe, dass ich die Kraft dazu finde,
aber das versteht sich von selbst, weil gerade diese Person mir viele
Lebensweisheiten in schwierigen Situationen
mit auf den Weg gegeben hat.
Das wäre das mindeste, was ich jetzt für sie tun könnte.

Ich möchte auch behaupten, dass es bestimmt Leute gibt, die sie
weniger gern um sich hätte als mich.
Es wird mir bestimmt helfen,
wenn ich weiss, dass ich Euch hier weiterhin den Fortgang
mitteilen kann.Dann fühl ich mich nicht ganz so allein.

Ausserdem solls ja nicht um mich gehen.
Sondern um meine Freundin, und darum, ob ich diesen "Titel" auch verdiene -

bis bald - und schreibt mir mehr!
Liebe Grüsse
 
Noch was, was mir eingefallen ist. Ich hatte eine mütterliche Freundin, die auch jahrelang an Depressionen litt, mit ihr habe ich sehr eingehend darüber gesprochen, was man tun soll, wenn sich jemand in der depressiven Phase zurückzieht. Sie sagte mir dezidiert, auf den Anderen zugehen, ihn ansprechen, aufrütteln, herauszuholen versuchen. Auch wenn die Person in dieser Phase nicht reagieren kann, wünscht sie sich den Antrieb von außen, da sie selbst wie erstarrt ist. Man kann, so sagte sie mir, nicht einmal um Hilfe rufen, obwohl man sich danach sehnt. Also auch wenn es den Anschein hat, als wäre die Person abweisend, das kommt nur aus dem Krankheitsbild.

Dranbleiben und mit der Betroffenen reden ist also auch in einem solchen Fall angezeigt.

Alles Liebe Kinnaree
 
.. eine schirche geschichte :-(

.. allein die medikamente können sie kranker machen, als sie ohnehin schon ist..

.. war selbst mal auf einer psychologischen abteilung..

.. war da bald wieder raus..

.. absetzten der medikamente -> VON 0,5 mg AUF 0,25 UND 0 ... -> .. .halozinationen... zwar nur ein abend.. aber immerhin.. davor hatte ich keine beschwerden ausser depressive stunden, tage.. stimmungsschwankungen..

.. würd deine freundin einfach mal ein bisschen verwöhnen, die zeit mit ihr verbringen, für sie da sein...

.. vl. mal was zu lachen habe.. gesellschaftsspiele spielen... kein plan... auf jedenfall würd ich ihr "gute geselschafft und schöne, (gemütliche) stunden gönnen.. "

.. naja.. hm.. was soll ma sagen...

.. lg
 
Hallo Elfenbeinchen,
es tut mir wirklich sehr leid, was mit Deiner Freundin geschehen ist.
Aber dennoch hat sie Glück...jemanden wie Dich an ihrer Seite zu haben.
Ich kann da keine schulmedizinischen Fakten zu erläutern oder Ratschläge geben aber da möchte ich mich doch den anderen anschließen, die Dir geraten haben, sie zu besuchen.
Ich lese z.Zt. ein Buch von Mitch Albom "Dienstags bei Morrie". In einem Kapitel werden Studenten in einem Selbstversuch die Augen verbunden und dann müssen sie sich nach hinten fallen lassen. Eine Studentin läßt sich fallen ohne zu wissen, ob sie aufgefangen wird. Sie läßt sich fallen...und wird aufgefangen.Professor Morrie der diesen Versuch ins Leben gerufen hat sagt darauf:"Siehst Du, Du hast die Augen geschlossen. Das macht den Unterschied. Manchmal kannst du nicht glauben was Du siehst, Du mußt glauben was Du fühlst. Und wenn Menschen Dir jemals vertrauen sollen,dann mußt Du spüren,das Du ihnen ebenfalls vertrauen kannst- selbst wenn Du Dich im tiefsten Dunkel befindest. Selbst wenn Du fällst."
Vielleicht ist Deine Freundin in einer ähnlichen Situation.
Gruß und viel Kraft wünscht Dir und Deiner Freundin
Lilyofthe:daisy: Valley
 
Hallo Ihr Lieben,

ich war also in der Psychiatrie,
habe zuvor mit meiner Freundin telefonieren können,
was mich sehr erleichtert hat,
weil ich davon ausging, dass sie dazu nicht fähig wäre...

Im Telefonat war sie erfreut darüber, als ich meinen Besuch ankündigte,
und bat mich auch, ihr gewisse Dinge mitzubringen.

Ihr Tag-Nacht/Rhytmus ist etwas gestört, so dass sie schläfrig war,
was bestimmt auch an den Medikamenten liegt.

Jedenfalls durfte sie mit mir die Klinik verlassen
und wir hatten eine angenehme Zeit in einem naheliegendem Cafe.
Kann man aufgrund dieser Tatsache davon ausgehen, dass
alles doch nicht so arg ist, wenn sie raus darf?

Sie hatte zwar keine grosse Ausdauer, aber es war ein Lichtblick.
Jetzt hoffe ich, dass sie bald wieder in ihre Wohnung kann.

Obwohl ich mir Gedanken um die Zukunft mache.
Wie gehts weiter, wie kann sie Veränderungen schaffen,
um nicht mehr so krasse "Rückschläge" zu erleiden, frage ich mich.
Aber jetzt gehts erst mal um den Moment.

Ich wüsste gern über manches genauer Bescheid,
weiss aber nicht,
ob sie selbst mir da richtige Angaben machen kann.

Jedenfalls grüss ich Euch schön
und geniesst den heutigen Tag -
besonders wenn ihr gesund seid!!!
Elfenbeinchen
 
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Liebes Elfenbeinchen,
dieser veränderte Schlaf-/Wachrhythmus ist bestimmt das Resultat von verschiedenen Faktoren.
Wichtig für Deine Freundin war doch, Du warst bei ihr, hast ihr das Gefühl gegeben"Du bist nicht allein" und das ist ebenfalls ein wichtiger Schritt vielleicht nicht zur schnellen aber doch zu einer intensiven Gesundung.
Menschen bei sich wissen, in manch dunkler Stunde hilft vielleicht mehr, als die ganzen Medikamente.
Sei lieb gegrüßt
LilyoftheValley:kiss3:
 
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