Wirtschaftsfacts.de: Ließe sich die EU durch gegenseitige Bailouts der Mitgliedsländer überhaupt aufrecht erhalten? Wenn man Griechenland rettete, wie lange dauerte es bis letztendlich Spanien, Portugal oder ein anderes stark angeschlagenes europäisches Land auf der Bailout-Matte stehen würde?
Wilhelm Hankel: Die eine Rettung würde das nächste halbe Dutzend weiterer nach sich ziehen. Am Ende stünde der Ruin der Retter, die Inflationierung des Euro. Möglicherweise sogar das Ende der EU.
wirtschaftsfacts.de: Könnten Sie sich vorstellen, dass man die Südschiene irgendwann abhängt und den Euro auf die ehemaligen Kernländer Europas beschränkt? Was für Folgen hätte dies?
Wilhelm Hankel: Eine gemeinsame Währung können sich nur Länder mit ähnlichen Strukturen, Interessen und Problemen leisten. Ihre Leistungsbilanzen müssen einigermaßen ausgeglichen sein. Das war bei den Kernländern der alten EU der Fall, bei den Ländern der Südschiene nie. Man hätte sie nie aufnehmen dürfen. Der Euro lässt sich nur halten, wenn er auf die alten Kernländer beschränkt wird. Die Eurozone steht vor der Wahl, sich gesund zu schrumpfen oder auseinander zu fallen.