Zur rechten Hand

N

Nehemoth

Guest
Zur Rechten gähnt ein Abgrund, birgt des Übervaters Höllenbrut:
den Chaosdrachen Choronzon, Verschlinger all der Toren,
die lachend sprangen, blind vertrauten ihrem dummen Übermut
und fallend dann der Schwerkraft selbst verbittert Rache schworen.

O Vater, es harrt all jener, die trauen
ihrer eigenen Größe im Abgrund das Grauen.
Die Brücke, o Vater, sie wird nur gesehen
von jenen, die furchtsam dein Machtwort erflehen.
Die Liebe zum Selbst ist des Drachen Gewinn;
o Vater, was raubst du deinen Kindern den Sinn?


Und hinter jenem üblen Schlund ragt stolz der Berg der Wahrheit auf,
erstrahlt in reinem Weiß, von Schnee und hartem Wind umworben,
steht würdevoll und schweigend still, trotzt mühelos der Zeiten Lauf;
Erhabenheit verheißt sein Leib, doch ist sein Kern verdorben.

So dient er sich als guter Freund den wandermüden Suchern an
er lockt mit Weisheit, fordert sie, den schweren Weg zu wagen;
und folgen sie mit letzter Kraft des Berges Rufen, zeigt sich dann
auf halbem Weg ein Löwenhaupt, in nackten Fels geschlagen.

Sardonisch grinsend spricht es stumm dem hehren Ziel der Sucher Hohn,
speit Flammen aus, aus blankem Hass und krankem Stolz geboren;
sie fallen, fallen, stürzen tief; am Fuß des Berges wartet schon
der Chaosdrache Choronzon, Verschlinger aller Toren.

O Vater, es harrt all jener, die trauen
ihrer eigenen Größe am Ende das Grauen.
Dein Zürnen, o Vater, muss alle vernichten,
die sehnend den Blick nach der Ewigkeit richten.
Die Suche nach dir ist des Drachen Gewinn;
o Vater, was stiehlst du deinen Kindern den Sinn?


Zur rechten Hand: ein weißer Berg, von bleichendem Gebein umsäumt,
erhaben strahlend, weise, stolz, von Schnee und Wind umworben.
Am Gipfel, der seit Jahr und Tag von menschlicher Gesellschaft träumt,
liegt eisumschmeichelt Sophia, in Einsamkeit verstorben.
 
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