Hi, Lilith.
wir haben schon ein Modul über Bilanzierung gehabt,
Na, dann viel Spaß mit dem trockenen Zeug -- mich hat's ein paar Semester gequält und ein paar Jahre genervt
Das mit dem Programm ist interessant: wenn man in einem bestimmten Programm ist, bemerkt man gewisse Dinge beim anderen gar nicht, weil sie nicht Bestandteil des eigenen Programmes sind...? Das würde ja genau erklären, wie die ganzen Missverständnisse zustande kommen, weil jeder mit dem, was er sagt, was ganz anderes meint.
Genau. Das ist des Pudels Kern
In der Kommunikationswissenschaft spricht man vom Sender-Empfänger Problem: Wahr ist nicht, was A sagt, sondern was B versteht, lautet ein Kernsatz der Geschichte. Sprich: nur das, was ankommt, macht den Wert einer Kommunikationsbemühung aus. Neben allen möglichen Störungen, die auf technischer Ebene auftreten können, gibt es noch die gefährliche Konnotation
Jedes Wort hat mehrere Bedeutungen, in manchen Gegenden mit unterschiedlicher Priorität bei der Auswertung. Wenn jemand vom Abendrot spricht, wird er bei verschiedenen Menschen unterschiedliche Konnotationen wachrufen -- die Verliebten sehen sich am Strand rollen, der Seemann wird davon ausgehen, dass der nächste Tag regenfrei bleibt, der Feldwebel wird zum Antreten für den Nachtmarsch brüllen
Und das nur wegen Abendrot. Der Mensch kann etwa sieben Reize gleichzeitig (innerhalb etwa einer Sekunde) intellektuell bearbeiten. Mehr geht nicht, da ist unser Computer dicht. Wenn nun eine massive Reizflut hereinbricht, schaltet der Computer alles, was nicht zur höchsten Priorität gehört, einfach ab, und widmet sich nur noch diesen Reizen (intellektuell). Manche automatisierten Abläufe kann man weiterbetreiben, aber Denkleistung fokussiert sich auf diese etwa sieben Reize.
Autofahren und Handy sind miteinander nur schwer vereinbar: wenn das Gespräch, mit oder ohne Freisprecheinrichtung, eine hohe intellektuelle Leistung abverlangt, wird Aufmerksamkeit vom Fahren abgezogen. Das Unwichtige zuerst: plötzlich fährt man in der Dritten hochtourig durch die Gegend, weil das Schalten die niedrigste Priorität hat. Und so weiter
Und wenn nun (wie immer) das Problem unterschiedlicher Konnotation und Reizüberflutung virulent werden, passieren die kommunikativen Unfälle. Das interne Programm schaltet auf eigene Konnotation, und geht davon aus, dass der andere das selbe meint, wenn er einen gewissen Ausdruck benutzt. Frauen denken bei Schuh an erstrebenswerte Kaufobjekte, Männer bestenfalls an nervige Verkäufer. Wie soll über dieses Thema jemals Einigkeit und Verständnis entstehen?
Schau dir das Programm Paranoid von Michael Mittermüller an, das ist über weite Strecken auf diese Konnotationsprobleme zwischen Mann und Frau aufgebaut -- nachvollziehbar und humorvoll, doch es wäre nicht witzig, würde es nicht die Realität nur überzeichnen
Ein angewandtes Beispiel für den Trouble, den Konnotation im täglichen Leben verursacht.
Mein Bekannter (der, von dem ich schon erzählte) sagte manchmal Sachen, wo ich dachte: glaubt der wirklich, dass DER Schmarrn bei mir gut ankommt????? Genauso konnte er mit meinen Themen nix anfangen. man redet aneinander vorbei und keiner reagiert so, wie der andere es gerne hätte.
Ja, und noch schlimmer: in diesen ersten Begegnungen ist der Stress ja recht hoch, man will sich richtig präsentieren, Eindruck schinden, sich gut verkaufen. Damit ist die gesamte Aufmerksamkeit schon bei einem selbst (Wie mache ich es nun richtig, was sage ich,
) und damit wird fatalerweise ein großer Teil der intellektuellen Leistung vom anderen genommen, der für sich darauf wartet, wahrgenommen zu werden. Und dann soll man auch noch irgendwas Schlaues sagen? Hoffnungslos und lächerlich
Wobei jeder weiß, dass der gleiche Typ noch ein paar Stunden zuvor so cool und locker gewirkt hat -- weil er absichtslos war. Da war die Achtsamkeit noch einigermaßen normalverteilt und unfokussiert gegeben, da konnte man noch mit ihm reden
Womit wir schon wieder beim alten Siddharta wären, der die Absichtslosigkeit und damit die Achtsamkeit zum Prinzip erhoben hat.