Zufall?

Hallo Zusammen :)

In Hermann Hesses Buch Demian heißt es...

"Eine eigentümliche Zuflucht fand ich damals- durch einen 'Zufall', wie man sagt. Es gibt aber solche Zufälle nicht. Wenn der, der etwas notwendig braucht, dies ihm Notwendige findet, so ist es nicht der Zufall, der es ihm gibt, sondern er selbst, sein eigenes Verlangen und Müssen führt ihn hin'
Quelle: Hermann Hesse - Demian

Was meint ihr dazu? Haltet ihr das für möglich? Oder sind Zufälle einfach Zufälle? Oder vllt Schicksal?
Bin gespannt auf eure Meinung :)

Lg NiNaNu

Guten Morgen NiNaNu,

inzwischen bin ich mir vollkommen sicher, daß es Zufälle in der Bedeutung, die wir diesem Wort geben, nicht gibt. Dazu habe ich zu viele davon erlebt ;) - Ich denke, daß Hesse es in die genau richtigen Worte gefaßt hat. Und ich versuche dieser Erkenntnis gemäß auch zu leben.

Freundlich grüßend
Kinnaree
 
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Zufälle ergeben sich zwangsläufig. Millionen von Menschen tun jeden tag irgendwas, bewegen sich von hier nach da, reden miteinander, übereinander, auch aneinander vorbei, arbeiten, vergnügen sich, reisen, denken nach und handeln oder auch nicht. Durch dieses Tun von vielen vielen Individuen passieren Dinge - ich nenn sie Zufälle. Man kann aber gerne auch irgendwie anders dazu sagen, im Endeffekt bleibts dasselbe.


:o
Zippe
 
Hallo Zusammen :)

In Hermann Hesses Buch Demian heißt es...

"Eine eigentümliche Zuflucht fand ich damals- durch einen 'Zufall', wie man sagt. Es gibt aber solche Zufälle nicht. Wenn der, der etwas notwendig braucht, dies ihm Notwendige findet, so ist es nicht der Zufall, der es ihm gibt, sondern er selbst, sein eigenes Verlangen und Müssen führt ihn hin'
Quelle: Hermann Hesse - Demian

Was meint ihr dazu? Haltet ihr das für möglich? Oder sind Zufälle einfach Zufälle? Oder vllt Schicksal?
Bin gespannt auf eure Meinung :)

Lg NiNaNu
Hesses 'Demian' ist natürlich schön zu lesen - und das ergreift. Aber Hesse ist kein Weiser, er ist ein guter, leidenschaftlicher Beobachter - und setzt das (meiner Meinung nach) wunderbar poetisch um.
Deshalb gut, wenn man selbst hinterfragt, nachforscht, überlegt...:
Wenn wir von Ursache->Wirkung als Gesetz in dieser Welt ausgehen (was beobachtbar ist, zb: Apfelsame>Apfelbäumchen) könnte es demnach nur "Zufälle" geben, wenn wir sagen, dass es bestimmte Ausnahmen gäbe, unter denen Ursache->Wirkung nicht greift.

 
Hesses 'Demian' ist natürlich schön zu lesen - und das ergreift. Aber Hesse ist kein Weiser, er ist ein guter, leidenschaftlicher Beobachter - und setzt das (meiner Meinung nach) wunderbar poetisch um.
Deshalb gut, wenn man selbst hinterfragt, nachforscht, überlegt...:
Wenn wir von Ursache->Wirkung als Gesetz in dieser Welt ausgehen (was beobachtbar ist, zb: Apfelsame>Apfelbäumchen) könnte es demnach nur "Zufälle" geben, wenn wir sagen, dass es bestimmte Ausnahmen gäbe, unter denen Ursache->Wirkung nicht greift.


Wenn das Ursache/Wirkungsprinzip ein Gesetz sein soll, muss es eine Anfangsursache geben - die konnte mir bisher noch niemand benennen --- ergo fehlt es dem Gesetz an der Grundlage und somit ist es kein Gesetz.

Gesetz wäre, wenn aus jedem Apfelsamen ein Apfelbäumchen wächst - ist aber nicht so. Das aus einem Apfelsamen nur ein Apfelbäumchen und keine Zitronenallee wächst, ist eine Notwendigkeit.

Die Wirklichkeit ist Notwendigkeit, dass aus einem Apfelsamen ein Apfelbäumchen wachsen kann - plus dem Kontingent des Möglichen, dass ein Apfelsamen bestimmte Bedingungen benötigt um zu keimen, was selbst unter optimalen Bedingungen immer noch nicht gesetzmäßig ein MUSS ist - minus dem Unmöglichen, dass aus einem Apfelsamen etwas anderes als ein Apfelbäumchen wächst.
 
du versuchst zu denken. find ich gut. aber du verlierst den faden dauernd

(das erfordert nur ein bisschen mehr übung. KraftAusdauer)
 
Nein, ich denke nicht - ich überlege und ziehe logische Schlussfolgerungen.

Das Ursache/Wirkungsprinzip würde nur als Gesetzmäßigkeit Wirkung haben, wenn es ein Kreislauf bildet, denn eine Ursache zieht eine Wirkung nach sich, die Wirkung wiederum ist Auslöser für eine Ursache - usw...

...anders gesagt, ohne Ursache keine Wirkung und ohne Wirkung keine Ursache. Folglich muss ich nicht die Anfangsursache nicht kennen, sondern logisch im Sinne der Gesetzmäßigkeit überlegen. Dem scheinbaren Gesetz fehlt es an jeder Basis und Logik.
Nur weil das Ursache/Wirkungsprinzip in einigen Religionslehren, wie Hinduismus, Buddhismus oder Jainismus als Gesetz des Karma verankert ist, muss es nicht zwangsläufig in der Wirklichkeit - in dem was Notwendig ist - eine Berechtigung haben...

...lediglich für jene, die glauben das es sich um ein Gesetz handelt. Glauben ist jedoch nicht nur nicht wissen, sondern auch nicht beweisen können. Das Gegenteil kann ich Anhand der Logik begründen.
 
Nur weil das Ursache/Wirkungsprinzip in einigen Religionslehren, wie Hinduismus, Buddhismus oder Jainismus als Gesetz des Karma verankert ist, muss es nicht zwangsläufig in der Wirklichkeit - in dem was Notwendig ist - eine Berechtigung haben...
Der Zweifel ist der Keim der Weisheit. Dubium sapientiae initium - Descartes :)

Kausalität definiert sich doch nicht über irgendwelche theologische Lehren.
Das Ursache/Wirkungs-Prinzip ist wohl kaum ein zweifehaftes Konstrukt.
Wir erleben es tagtäglich, im zwischenmenschlichen Bereich, gar bestens.

Komplex wird die Sache erst, wenn wir den Begriff "Synchronizität" mit
ins Spiel bringen. Auf den ersten Blick widersprechen sich Kausalität
und Synchronizität sogar. Bei genauerer Betrachtung fällt aber
mehr und mehr auf, daß es sich offenbar um zwei sich
ergänzende Prinzipien handelt. Zwei Wirkungsweisen
die erst gemeinsam gesehen ein stimmmiges
Bild liefern. Vielleicht kannst Du ja damit
etwas mehr anfangen, Lifthrasir.

LG
 
Er kommt "zu Fall"

Der "Zufall" der Tür geschah um acht.

Zufall ein bewegliches Gegenwartspartizip

(laufen/laufend - gehen/gehend)

Alles was "im Zufall" geschieht hat einen Beginn voraus und ein Ende danach.

Das "Während Seiende" ist "zufällig". Weder das Davor noch das Danach und auch nicht das Ewige.

Jeder Zufall hat einen Auslöser.

Ein Fisch hat eine Gräte, doch eine Gräte ist kein Fisch.
 
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Wenn ich würfel, dann ist das kein Zufall. Nur das Ergebnis, was folgt, ist zufällig.

Wenn ich suche, dann ist das auch kein Zufall. Mein Fokus verändert sich.

Vielleicht gibt es eine Suche, die mehr oder weniger unbewußt abläuft.
Doch wird es zu einem Ergebnis kommen, was mir mehr oder weniger entspricht.

Oder eine "Suche" ohne sich dessen bewußt zu sein.

„Mancher wird niemals Mensch, bleibt Frosch, bleibt Eidechse, bleibt Ameise. Mancher ist oben Mensch und unten Fisch. Aber jeder ist ein Wurf der Natur nach dem Menschen hin. Und allen sind die Herkünfte gemeinsam, die Mütter, wir alle kommen aus demselben Schlunde; aber jeder strebt, ein Versuch und Wurf aus den Tiefen, seinem eigenen Ziel zu. Wir können einander verstehen; aber deuten kann jeder nur sich selbst." Hesse/Demian

Geht man mit offenen Sinnen ohne zu suchen ganz bewußt durchs Leben, ergeben sich Möglichkeiten, die vorher kaum denkbar waren - man lernt sich selbst kennen.

"Im Walde zwei Wege boten sich mir dar und ich ging den, der weniger betreten war - und das veränderte mein Leben."

Die Notwendige Veränderung/Bedürfnis ist wie ein roter Faden, der Hesse durchs Leben lenkt. Er ist ein Suchender, der sich ganz bewußt zur Suche entschieden hat, um sein Leben, Denken und Umfeld in Einklang zu bringen.

"Aber das Ding in uns, die geheime Feder, die allein fähig ist, Lust und Weh zu fühlen, Glück zu begehren, Glück zu erleben – das war unbekannt, von dem wusste man nichts, gar nichts, und wenn es krank wurde, so gab es keine Heilung." Hesse

Emil Sinclair taumelt durch seine Jugend und macht mit den unterschiedlichsten Menschen die unterschiedlichsten "zufälligen" Erfahrungen. Er sucht ihre Nähe und geht wieder auf Distanz zu ihnen und macht die, mit denen er gerade Umgang pflegt, zu seinem neuen Leitbild.

Am Ende wird er durch das Wechselspiel von eigenen Bedürfnissen, Zufällen und gewollten Begegnungen zur Persönlichkeit. Die Leitbilder und die Suche haben ihren Zweck erfüllt.

"Für jeden existiert ein eigenes „Amt“, das ihm das Schicksal zuweist, und dem jeder nachgehen muss." Hesse/Demian
 
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