Im Grunde genommen gehören die Zeugen Jehovas noch zu den "harmloseren" Sekten. Weil der Glaube der JZ so derart reaktionär-rückschrittlich und konservativ ist, gilt für den Gläubigen: nicht fragen, nicht kritisieren, nicht zweifeln - nur glauben und (den Doktrinen) gehorchen. Solche Gläubige sind nun mal bieder und lehnen alles Moderne (Frisur, Kleidung, Freizeit, moderne gewaltlose Kindererziehung) ab. Wer dann noch einige hundert "Menschen gerettet" hat, in dem er mit dem Wachturm in der Hand dastand um angesprochen zu werden, oder wer andere missioniert, der gehört dann zu den 144 000 die am Ende der Zeiten gerettet und direkt ins Himmlische Jerusalem transportiert werden. Als typische evangelikale Sekte nehmen sie die Bibel wortwörtlich (aber lassen nur IHRE Bibelübersetzung und IHRE Bibelinterpretation gelten) und hängen vor allem am Alten statt am Neuen Testament. Sie müssen so gut wie die gesamte Bibel auswendig können, um bei der Mission stets das passende Zitat für jede Gelegenheit hervorkramen zu können.
Da sie so sehr an die altjüdischen Glaubensvorstellungen vor Jesu haften, glauben sie auch nicht an ein Leben nach dem Tod, sondern an eine körperliche Wiederauferstehung der besagten 144 000 und daher darf nicht obduziert werden. Weil die Altjuden gegen den Genuss von Blut waren, darf es keine Bluttransfusionen geben und keine Organtransplantationen... Besser als Ärzte ist der Glaube an Gott... Weil die Altjuden keinen Geburtstag oder Weihnachten feierten gibt es das nicht usw. usw. usw. Wie die frühen Christen (die noch Bezüge zum Judentum hatten) ist jeder Dienst für den Staat (Militärdienst, Zivildienst usw.) verboten. Getauft wird in großen Becken durch ganzkörperliches Untertauchen wie in Frühzeiten.
Man muss wissen, dass JZ völlig überzeugt sind, dass sie die einzigen sind, die die bald kommende Apokalypse überleben werden - sofern sie fleißig missionieren - d.h. wer austritt verliert das ewige Leben im Neuen Himmlischen Jerusalem, und wir Nicht-Zeugen-Jehovas sind alle dem Tod geweiht. Wenn sie uns nicht "retten", d.h. bekehren, können.
Wegen der Negativ-Publicity haben sie die aggressive Missionierung zurückgeschraubt. Missionare kommen nur, um zu missionieren, nicht zu Freundschaftsbesuchen, und wenn sie merken, man ist ihnen rhetorisch über, bleiben sie weg. Jesus starb ihren Interpretationen übrigens nicht am Kreuz, sondern am römischen Marterpfahl. Das Kreuz lehnen sie als Symbol ab.
Jetzt hab ich wieder etwas gelernt. Ich war immer der Ansicht die ZJ hängen mehr am neuen statt am alten Testament. Weil sie fast ständig nur von Jesus reden. Und das man nur durch ihn das ewige Leben erlangt. Auch las ich unlängst in einer ihrer Broschüren, dass es wichtig ist, das neue Testament zu kennen, das alte aber dadurch nicht ausser Acht gelassen werden soll.