Seelenfluegel
Sehr aktives Mitglied
Zeugen-Jehovas-Thread
In letzter Zeit gibts mal wieder mehr oder weniger unsinnige Threads über die Zeugen Jehovas und deren Glaubensüberzeugungen. Da ich in meiner Jugendzei, dass ist 25 Jahre her, selbst davon betroffen war, dadurch, dass meine Eltern damals dieser Gemeinschaft beitraten, schau ich mir solche Postings schon an. Aber vieles ist mir zu haltlos, wenig sinnhaft und zu polemisch, so enthalte ich mich da der Antworten; zumal, ich mich manchmal frag, was den die Leute, die über diese Themen hier gepostet haben, denn wirklich wollen. Eine konstruktive Auseinandersetztung? Oder sind es Wege der persönlichen Verarbeitung? Oder die üblichen Überzeugungsversuche von Mitgliedern christlicher Glaubensgemeinschaften, wie sie hier immer wieder mal vorkommen?
Ich musste damals selbst ungefähr 5 Jahre mitstiefeln. Mit 16 konnte ich mich dann davon lösen. Für 5 Jahre brauchte ich ungefähr 10 Jahre, um aus den hineingetrichterten Glaubenskonstrukten herauszufinden. Die Zeugen Jehovas waren, abgesehen von vorherigen Religionsunterricht, meine erste tiefe Berührung mit dem Thema Gott und Religion. Ich lernte die Bibel kennen mehr als manch andere. Mir hat das alles sehr geholfen, einfach weil es mich tief in die christliche Materie brachte. Auch die Auslegungen der Zeugen Jehovas halfen mir später, alles etwas kritischer zu betrachten, indem ich diese Auslegungen mit meinen persönlichen Erkenntnissen abglich. Diese Art und Weise des progressiven Analysierens half mir in den späteren Jahren, den Schaden zu beheben, die sich bei mir wie Psychoprogramme festgefressen habe. Hierzu gehört der Anspruch der alleinigen Exklusivität und absoluten Wahrheit ihrer Lehre, es gehört dazu das Elite-Bewusstsein, das schlechte Gewissen, dass einem aufgedrückt wird, die Strafe, die angedroht wird, wenn man der Lehre nicht buchstabengerecht folgt. Die Strafe ist ja genaugenommen die Todesstrafe. Wer sich nicht an die Lehre hält, kommt nicht ins ewige Leben, sondern hat automatisch die Fahrkarte für die ewige Vernichtung. Ich mein, man muss sich das mal vor Augen bringen, mit welchen immensen Druckmittel hier Menschen manipuliert werden; vom eigenen Denken abgebracht werden.
Der zweite Schutzmechanismus der Zeugen-Lehre ist, dass alles, was an kritischen Gedanken gegen die Lehre gedacht wird, automatisch als Versuchung Satans angesehen wird, die die Gläubigen vom wahren Glauben abbringen soll. Auch das führe man sich vor Augen: es ist ein weiteres grosses Druckmittel, um jegliche Kritik oder andere Sichtweise erfolgreich zu unterdrücken. Der Gläubige will ja weder der Versuchung Satans erlegen, noch will er sich der ewigen Vernichtung preis geben.
Es wird mit menschlichen Urängsten gespielt und Menschen gezielt manipuliert. Bei den Zeugen Jehovas wird auf die Freiwilligkeit grossen Wert gelegt. In der Tat wird niemand gezwungen. Allerdings reichen die oben erwähnten psychologischen Druckmittel gut aus, um die Schäfchen in der Herde zu halten.
Die Zeugen Jehovas sind sehr bibelgewand und schaffen es, ihre Lehre durch Querverweise zu Versen, die in der ganzen Bibel zerstreut sind, zu untermauern. Ihre Gewandheit ist wirklich beeindruckend. Es ist teilweise grotesk, wie zB. ein Vers aus einer Geschichte aus dem Alten Testament als Beweis und Untermauerung für einen Vers aus einer anderen Geschichte aus dem Neuen Testament verwendet wird, obwohl die eine Geschichte mit der Thematik der anderen Geschichte nicht im Geringsten etwas zu tun hat. Man kann unkritische Menschen damit beeindrucken, aber jedem einigermassen tiefer denkenden Menschen müsste das auffällig werden.
Wir haben eine Sehnsucht in uns, die uns nach Glücklichsein und Vollkommenheit streben lässt. Wir wollen alle wieder dahin zurück. Das ist die Metapher des Paradieses oder des ewigen Lebens. Das ist unser aller ursprüngliches Ziel. Ohne Bedingung, so wie die Liebe bedingungslos ist. Leider haben sich in vielen Religions- und Glaubensansichten in Bezug auf Erreichen dieses Zieles Veränderungen eingeschlichen, die verheerende Ausmasse bekommen habe; nämlich dass das Erreichen des Ziel an Bedingungen geknüpft werden, die, wenn man sie erfüllt, zum Ziel gelangen lässt, und wenn man sie nicht erfüllt, in der Hölle, oder Ähnliches, schmoren muss. Durch geschicktes Einfügen von Bedingungen wurde dem Menschen suggeriert, dass er etwas falsch machen kann. Diese Möglichkeit lässt ihn am Voranschreiten zögern, denn er will ja nichts dem Erreichen seiner Sehnsucht in den Weg stellen. Das Ziel ist ihm zu wichtig, um einen Fehler zu riskieren und stattdessen in der Hölle zu landen. Bevor er also einen falschen Schritt macht, macht er lieber keinen und versucht, währenddessen, Sicherheit und Klarheit darüber zu finden, wie der nächste Schritt sein muss. Zweifel, Zögern und Stillstand sind die Folgen. Oder er folgt bedingungslos einem Glaubenskonstrukt. So dreht er sich im Kreis und sucht überall nach Antworten auf seine Fragen, um dann letztendlich wieder auf sich selbst zurückgeworfen in sich selbst die Antwort zu suchen.
Was ich daraus gelernt habe ist, dass meine Antenne auf Alarmstellung gehen, wenn jemand daherkommt und ein Wahrheit als DIE WAHRHEIT proklamiert, und es nur diese eine Wahrheit ist, die zu wahren Heil führt und alles Andere als unwahr darstellt.
Ich sehe das so: alles ist Wahrheit. Jede Wahrnehmung ist Wahrheit. Wahrheit hat viele Facetten und so gesehen ist auch jede Lüge eine Wahrheit.
Lg
Christian
In letzter Zeit gibts mal wieder mehr oder weniger unsinnige Threads über die Zeugen Jehovas und deren Glaubensüberzeugungen. Da ich in meiner Jugendzei, dass ist 25 Jahre her, selbst davon betroffen war, dadurch, dass meine Eltern damals dieser Gemeinschaft beitraten, schau ich mir solche Postings schon an. Aber vieles ist mir zu haltlos, wenig sinnhaft und zu polemisch, so enthalte ich mich da der Antworten; zumal, ich mich manchmal frag, was den die Leute, die über diese Themen hier gepostet haben, denn wirklich wollen. Eine konstruktive Auseinandersetztung? Oder sind es Wege der persönlichen Verarbeitung? Oder die üblichen Überzeugungsversuche von Mitgliedern christlicher Glaubensgemeinschaften, wie sie hier immer wieder mal vorkommen?
Ich musste damals selbst ungefähr 5 Jahre mitstiefeln. Mit 16 konnte ich mich dann davon lösen. Für 5 Jahre brauchte ich ungefähr 10 Jahre, um aus den hineingetrichterten Glaubenskonstrukten herauszufinden. Die Zeugen Jehovas waren, abgesehen von vorherigen Religionsunterricht, meine erste tiefe Berührung mit dem Thema Gott und Religion. Ich lernte die Bibel kennen mehr als manch andere. Mir hat das alles sehr geholfen, einfach weil es mich tief in die christliche Materie brachte. Auch die Auslegungen der Zeugen Jehovas halfen mir später, alles etwas kritischer zu betrachten, indem ich diese Auslegungen mit meinen persönlichen Erkenntnissen abglich. Diese Art und Weise des progressiven Analysierens half mir in den späteren Jahren, den Schaden zu beheben, die sich bei mir wie Psychoprogramme festgefressen habe. Hierzu gehört der Anspruch der alleinigen Exklusivität und absoluten Wahrheit ihrer Lehre, es gehört dazu das Elite-Bewusstsein, das schlechte Gewissen, dass einem aufgedrückt wird, die Strafe, die angedroht wird, wenn man der Lehre nicht buchstabengerecht folgt. Die Strafe ist ja genaugenommen die Todesstrafe. Wer sich nicht an die Lehre hält, kommt nicht ins ewige Leben, sondern hat automatisch die Fahrkarte für die ewige Vernichtung. Ich mein, man muss sich das mal vor Augen bringen, mit welchen immensen Druckmittel hier Menschen manipuliert werden; vom eigenen Denken abgebracht werden.
Der zweite Schutzmechanismus der Zeugen-Lehre ist, dass alles, was an kritischen Gedanken gegen die Lehre gedacht wird, automatisch als Versuchung Satans angesehen wird, die die Gläubigen vom wahren Glauben abbringen soll. Auch das führe man sich vor Augen: es ist ein weiteres grosses Druckmittel, um jegliche Kritik oder andere Sichtweise erfolgreich zu unterdrücken. Der Gläubige will ja weder der Versuchung Satans erlegen, noch will er sich der ewigen Vernichtung preis geben.
Es wird mit menschlichen Urängsten gespielt und Menschen gezielt manipuliert. Bei den Zeugen Jehovas wird auf die Freiwilligkeit grossen Wert gelegt. In der Tat wird niemand gezwungen. Allerdings reichen die oben erwähnten psychologischen Druckmittel gut aus, um die Schäfchen in der Herde zu halten.
Die Zeugen Jehovas sind sehr bibelgewand und schaffen es, ihre Lehre durch Querverweise zu Versen, die in der ganzen Bibel zerstreut sind, zu untermauern. Ihre Gewandheit ist wirklich beeindruckend. Es ist teilweise grotesk, wie zB. ein Vers aus einer Geschichte aus dem Alten Testament als Beweis und Untermauerung für einen Vers aus einer anderen Geschichte aus dem Neuen Testament verwendet wird, obwohl die eine Geschichte mit der Thematik der anderen Geschichte nicht im Geringsten etwas zu tun hat. Man kann unkritische Menschen damit beeindrucken, aber jedem einigermassen tiefer denkenden Menschen müsste das auffällig werden.
Wir haben eine Sehnsucht in uns, die uns nach Glücklichsein und Vollkommenheit streben lässt. Wir wollen alle wieder dahin zurück. Das ist die Metapher des Paradieses oder des ewigen Lebens. Das ist unser aller ursprüngliches Ziel. Ohne Bedingung, so wie die Liebe bedingungslos ist. Leider haben sich in vielen Religions- und Glaubensansichten in Bezug auf Erreichen dieses Zieles Veränderungen eingeschlichen, die verheerende Ausmasse bekommen habe; nämlich dass das Erreichen des Ziel an Bedingungen geknüpft werden, die, wenn man sie erfüllt, zum Ziel gelangen lässt, und wenn man sie nicht erfüllt, in der Hölle, oder Ähnliches, schmoren muss. Durch geschicktes Einfügen von Bedingungen wurde dem Menschen suggeriert, dass er etwas falsch machen kann. Diese Möglichkeit lässt ihn am Voranschreiten zögern, denn er will ja nichts dem Erreichen seiner Sehnsucht in den Weg stellen. Das Ziel ist ihm zu wichtig, um einen Fehler zu riskieren und stattdessen in der Hölle zu landen. Bevor er also einen falschen Schritt macht, macht er lieber keinen und versucht, währenddessen, Sicherheit und Klarheit darüber zu finden, wie der nächste Schritt sein muss. Zweifel, Zögern und Stillstand sind die Folgen. Oder er folgt bedingungslos einem Glaubenskonstrukt. So dreht er sich im Kreis und sucht überall nach Antworten auf seine Fragen, um dann letztendlich wieder auf sich selbst zurückgeworfen in sich selbst die Antwort zu suchen.
Was ich daraus gelernt habe ist, dass meine Antenne auf Alarmstellung gehen, wenn jemand daherkommt und ein Wahrheit als DIE WAHRHEIT proklamiert, und es nur diese eine Wahrheit ist, die zu wahren Heil führt und alles Andere als unwahr darstellt.
Ich sehe das so: alles ist Wahrheit. Jede Wahrnehmung ist Wahrheit. Wahrheit hat viele Facetten und so gesehen ist auch jede Lüge eine Wahrheit.
Lg
Christian