244f In Wahrheit spielt sich das, was wir von der Welt wahrnehmen in unserer Großhirnrinde ab. "Es ist ein unerklärbares Geheimnis, wie es kommt, daß wir das, was sich an abstrakten (keineswegs mehr bildähnlichen) Nervenimpulsmustern an dieser Stelle unserer Großhirnrinde abspielt, als »vor unseren Augen«, in einer Außenwelt gelegene Objekte anschaulich zu sehen vermeinen. Es gebe für dieses Weltall keinen anderen Ort als die menschliche Seele, konstatierte schon im dritten Jahrhundert der griechische Philosoph Plotin. Was in Wahrheit der Erklärung bedürfte (es existiert keine !), ist der Umstand, daß unser Augenschein uns in unserem alltäglichen Welterle-ben fortwährend das Gegenteil suggeriert."
245f Die Welt, in der wir leben, und das Abbild, das sich unser Gehirn von der Welt macht, sind zwei verschiedene Dinge. Das haben viele Philosophen bereits behauptet, in unserem Jahrhundert wurde es von der Naturwissenschaft bestätigt, z. B. von der Relativitätstheorie. Raum und Zeit unserer menschlichen Anschauung ist nicht mit Raum und Zeit in der objektiven Realität identisch.
Interessant ist, wie Ditfurth im Lichte der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse des 20. Jahrhunderts die Auffassungen Kants über Raum und Zeit darstellt: Unsere menschliche Vorstellung von Raum und Zeit tragen wir Menschen in die Welt hinein, aber nicht jegliche Form von Raum und Zeit. Es gibt eine objektive Zeit und einen objektiven Raum. Aber der objektive Raum ist 'nichteuklidisch', nicht grenzenlos, sondern immer in sich zurückgekrümmt. Die objektive Zeit ist relativ, hängt ab, von Massen und deren Bewegung. Eine solche Auffassung von Raum und Zeit ist mir plausibler als die original kantische.