Lieber Jake,
Ich kenne da Millionen - na gut, nicht persönlich. Das ist so ungefähr das Denkmodell des Buddhismus. Die Leere als Fundament der Fülle. Ich muss da nix referieren, gibt tausend Quellen zum Nachlesen.
Na, so ganz buddistisch sehe ich das von mir genannte Denkmodell nicht.
Das schon: Wenn Leere ein Fundament ist, dann ist die Fülle auch zu (er-) tragen, das ist die Akzeptanz und wohlwollende Verbindung beider Seiten. Wenn ich mich immer wieder leer mache, dann kann ich z.B. wieder neu auf die Menschen zugehen, dann bin ich frei von Vorurteilen und Erwartungshaltungen und kann mich mit neuen Erkenntnissen füllen, um mich dann, wenn ich wieder in einer Art überfüllter Stagnation versumpfen sollte, wieder entleeren. Das ist ein gesunder Prozess, der erlernbar ist. Und irgendwann sind die Zustände nicht mehr extrem - mal überfüllt, mal gähnende Leere, sondern sie bedingen einander.
Das von mir beschriebene Denkmodell sprach aber von der Neutralisierung, die eben nicht (er-) tragen will, sondern, die die Dinge so etwas wie nichtig macht. Eine Art Ausschlußverfahren: wenn ich mich nicht freue, dann kann ich auch nicht traurig werden, wenn's vorbei ist - wenn ich nicht hoffe, dann kann ich erst gar nicht enttäuscht werden - wenn ich mir nichts wünsche, muss ich weder Angst vor der Erfüllung noch der Nichterfüllung haben... etc...
Wäre aber z.B. die Hoffnung ein gesundes Fundament, dann wäre eine Enttäuschung zu (er-)tragen, wäre die Freude ein gesundes Fundament (etwas, das ich bewusst zulasse), dann ist Trauer zu (er-)tragen etc... Wenn ich die Leere (er-) tragen kann, dann kann ich alles ertragen, was mich füllt, weil ich mich auch wieder entleeren kann.
Das von Dir benutzte Wort Fundament lässt die andere Seite zu. Das eine kann fest auf das andere bauen. Das Neutraldenkmodell versucht zu vermeiden, was nicht zu vermeiden ist. Das mündet in Verdrängung.
Liebe Grüße
Martina