Olga schrieb:
Namo hat meine Bedenken bezüglich des Nachteiles des Blauen Planeten offensichtlich geteilt. Meiner Meinung nach kann dadurch Neid und Mißgunst entstehen, das ist auch das, was ich mit Pandoras Dose ausdrücken wollte. Ich bin immer schon ein Gegner von Freunderlwirtschaft und Elitebildung. Für mich ist jeder User gleichwert und jeder trägt zum Gesammtinhalt des Forums bei. Und sind wir doch ehrlich, die schwachen, selbstmordgefährdeten bekommen den Blauen Planeten nicht verliehen. Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, daß ein Hervorheben oft zur Übertreibung führt.
Hi Olga,
Lao=Tsu sagt:
"Wer da sagt Schön - schafft zugleich Unschön
Wer da sagt Gut - schafft zugleich Ungut
Sein bedingt Nichtsein - Schwer ergänzt Leicht
Lang bemisst Kurz - Hoch erzeugt Niedrig
Laut bestimmt Leise - Jetzt folgt Einst
Der Weise handelt ohne Tun - lehrt ohne Worte - Dinge entstehen und vergehen
Er erzeugt ohne zu besitzen - er handelt ohne zu erwarten - er vollendet ohne zu verweilen
Indem er sein Werk vergisst - bleibt es unvergessen
Begabte nicht zu bevorzugen hilft Streit zu vermeiden
Schätze nicht zu sammeln hilft Diebstahl zu verhindern
Begehrenswertes nicht zu beachten hilft Verwirrung vorzubeugen
Der Weise leert das Herz und füllt den Bauch
Er mindert das Begehren und mehrt die Kraft
Er lehrt das Volk Einfachheit und Genügsamkeit
Er lehrt die Wissenden nicht einzugreifen
Er wirkt ohne Handeln und nichts bleibt ungetan
Himmel und Erde sind gleichgültig - alle Dinge sind ohne Bedeutung
Die Weisen sind gleichgültig - alle Menschen sind ohne Bedeutung
Der Raum zwischen Himmel und Erde ist wie ein Blasebalg - seine Leere ist seine Fülle
Viele Worte sind schnell erschöpft - besser ist, das Innere zu bewahren
Das höchste Gut ist wie Wasser - Wasser ist gut allen Wesen zu dienen
Es bemüht sich nicht und bleibt an Orten die Menschen verachten
Darin gleicht es dem Tao
Der Wert des Hauses liegt im Ort
Der Wert des Herzens liegt in der Tiefe
Der Wert des Miteinander liegt in der Güte
Der Wert der Rede liegt in der Wahrheit
Der Wert der Führung liegt in der Ordnung
Der Wert der Arbeit liegt im Können
Der Wert des Handelns liegt im Zeitpunkt
Kein Begehren - kein Tadel
Besser ein Gefäß zum maß zu füllen - als zu Überfließen
Niemand kann ein Schwert gebrauchen und es zugleich schärfen
Niemand kann Reichtum häufen und zugleich gesichert sein
Besitz erzeugt Besessenheit - Besessenheit hochmut - Hochmut Unheil
Der Weise hält Maß - beendet sein Werk - stellt sein Selbst zurück - entzieht sich dem Ruhm
Darin erweist sich die Weisheit des Weisen
Wenn du die Seele förderst - und das Eine umfängst - kannst du ungeteilt sein
Wenn du dich hingibst - und biegsam wirst - kannst du wie ein Kind sein
Wenn du die Einsicht reinigst - und läuterst - kannst du makellos sein
Wenn du das Volk liebst - beim Lenken des Reiches - kannst du tatenlos sein
Wenn du die Tore des Himmels öffnest - und schliesst - kannst du nährend sein
Wenn du klar und durchdringend bist - kannst du unwissend sein
Erzeugen und ernähren - Innehaben doch nicht zu besitzen - wirken doch nicht beanspruchen - Leiten doch nicht zu beherrschen - das ist ursprüngliche Tugend
Dreißig Speichen treffen die Nabe - die Leere in der Mitte macht das Rad
Ton formt man zu einem Krug - die Leere in der Mitte macht das Gefäß
Türen und Fenster bricht man in Mauern - Die Leere in der Mitte macht das Haus
Die Form entsteht aus dem Sein - die Verwendung aus dem Nicht-Sein
Zu grelles Licht gefährdet das Sehen - zu großer Lärm betäubt das Ohr
Zu stark Gewürztes verdirbt den Geschmack - Zu starke Erregung stumpft das Gefühl - Gier nach Genuß läßt Erkennen nicht zu
Der Weise achtet auf das Innere - nicht auf das Äußere - Er gibt jenes auf - und erhält dieses
Ruhm und Schande sind gleich leidvoll - Glück und Unglück gleichen dem Ich
Warum?
Erlange den Ruhm und du fürchtest seinen Verlust - verliere den Ruhm und Dich schreckt die Schande
Beide begleitet die Angst - beide sind Quellen des Leids
Glück und Unglück kommen vom Ich - treffen das Ich - begleiten das Ich
Frei Sein vom Ich heißt frei Sein von Schande wie Ruhm - von Unglück wie Glück - frei Sein vom Leid
Ichheit ist Begrenztheit - ist Bindung an Leid und Weltverlorenheit
Allheit ist Einssein mit dem Unbegrenzten - ist Leidüberlegenheit und Weltüberwindung
Was nachgibt, wird vollkommen - was biegsam ist, wird gerade
was leer ist, wird voll - was vergeht, wird neu
was zuwenig ist, wird bereichernd - was zuviel ist, wird verwirrend
Der Weise hält sich an das Eine und wird zum Vorbild der Welt:
Er beachtet sich nicht und ist darum geachtet
Er schätzt sich nicht und ist darum geschätzt
Er rühmt sich nicht und ist darum berühmt
Er bewundert sich nicht und wird darum bewundert
Weil er nicht streitet kann niemand mit ihm streiten
Ist es nicht wahr, was die Alten sagten? Was nachgibt, wird vollkommen - So waren sie vollkommen
Wer auf den Zehen steht - steht nicht gut
Wer seine Beine spreizt - geht nicht gut
Wer scheinen will - ist nicht erleuchtet
Wer gelten will - gilt nichts
Wer wichtig tut - hat kein Gewicht
Wer sich selbst erhebt - ist kein Erhabener
Solche Haltung dient der Weisheit so wenig wie Abfall der Erhaltung des Körpers -
Wer weise ist - hält sich nicht damit auf
Wahre Tugend will nicht tugendhaft sein - Darum ist sie tauglich und führt zur Vollendung
Tugend die als tugendhaft gelten will taugt nicht - wahre Tugend waltet unsichtbar ohne Absicht und ohne Handeln
Wo Absicht herrscht und Handeln im Sichtbaren ist Tüchtigkeit aber nicht Tugend
Güte ist Tun doch ohne Berechnung und Absicht.
Gerechtigkeit ist Tun - rechnet und hat Absichten.
Moral ist tätig und berechnend und greift bei Widerstand zur Gewalt
Fehlt das Wesentliche - das Einssein mit TAO - nimm Zuflucht zur Tugend
Fehlt die Unbefangenheit der Tugend - dann sei Güte Dein Halt
Mangelt Güte - dann sei gerecht - fehlt der Sinn fürs Rechte bleibt nur die Moral
Moral ist nur äußerliche Tugend ohne Bindung nach innen - sie führt ins Wesenlose und ist untauglich zur Vollendung
Darum wendet der Weise sich zum Wesentlichen - nach innen statt nach außen - zum Kern statt zur Schale
Zum Sein statt zum Schein - und wird alles Trachten lassend zum gelassenen Träger der Tugend des Tao
Ruhm oder Leben - was zählt mehr?
Besitz oder Leben - was wiegt mehr?
Besitz gewinnen - sich selbst verlieren - was ist schlimmer?
Wer viel begehrt - verausgabt sich
Wer viel besitzt - verliert sich
Wer Fülle meidet - erreicht Erfüllung
Wer inne hält - erhält inneren Halt - und bleibt sich selbst erhalten
Der Weise hat keine Sorge um sich - er hat Sorge um alle Menschen
Er ist gut zu den Guten - er ist gut zu den Schlechten - denn Tugend ist Güte
Er ist ehrlich zu den Ehrlichen - er ist ehrlich zu den Unehrlichen - denn Tugend ist Ehrlichkeit
Der Weise lebt behutsam und demütig - alle richten ihre Herzen auf ihn - er achtet alle wie seine Kinder
Der Weise lebt gelassen nach innen
Die Unweisen streben betriebsam nach außen
Der Eine findet im Innen den Gewinn des Selbst
Die Vielen verfallen im Außen der Selbstsucht
Selbst=Gewinn führt zur Weisheit - Selbst=Sucht zu Diebstahl
Was die Einen zuviel haben - fehlt den Anderen
Felder veröden - Speicher sich leeren - Mangel sich breitet
Während die Besitzbesessenenen Burgen bauen - sich wappnen mit Waffen
Prangen und prassen - sich rühmen als reich
Nicht erkennend, daß ihr Tun Diebstahl ist - ihre Habe Diebesgut - nicht Weisheitsgut
Der Weise redet nicht - Der Redende weiß nicht
Der Weise schließt die Sinnestore und schweigt - lindert Zwiespalt - löst Verwirrung - mindert sein Licht - ist allen nah'
Er ist All=Eins
Liebe und Hass berühren ihn nicht - Gewinn und Verlust berühren ihn nicht - Ehre und Schande berühren ihn nicht
Das ist sein Adel
Meine Worte - sind leicht zu verstehen - leicht zu befolgen
Aber auf der Welt ist niemand fähig sie zu verstehen - sie zu befolgen
Meine Worte haben einen Ursprung - meine Taten haben eine Richtung
Weil sie diese nicht verstehen - verstehen sie auch mich nicht
Die wenigen die sie verstehen - werden mich schätzen
Der Weise trägt außen grobe Kleider - innen kostbare Jade "
(Tao Teh Ching von Lao=Tsu)
LG
Namo