Work Hard - Play Hard

alraune74

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Wien
Ich habe dieser Tage einen Film im Kino gesehen, den ich hier empfehlen möchte. Es geht um Personalpolitik deutscher Konzerne. Teils erschreckend wie die Konzerne mit ihren Mitarbeitern umgehen, andererseits fast schon lustig/lächerlich?. Jedenfalls aber sehr skurril: die Unternehmen (Unilever, deutsche Post ..) liessen bereitwillig filmen - wohl in der Meinung, sich bestmöglich darzustellen in dieser Dokumentation, was am Ende beim Rezipienten ankommt, dürfte eher das Gegenteil sein..


Trailer unter: skip.at/film/16243/trailer/


"Work Har- Play Hard:

Vom Leben zwischen Stechuhr und Mitarbeiterselbstfindung im Wald: Wenn hohle Phrasen zur Gehirnwäsche werden. Eine Doku zeigt die hochglanzpolierte Personalpolitik deutscher Konzerne.

Vom "Spaß an der Arbeit" ist viel die Rede, wenn sich große deutsche Unternehmen bei der Arbeitsplatzgestaltung austoben. Ein "innovatives Gebäude" wünscht man sich da für seine "Vitality Company", ein "Zeichen des Aufbruchs in eine moderne, dynamische Zukunft". Bei so vielen Worthülsen entfleucht sogar den Architekten ein kleiner, verzweifelter Seufzer. Das Unilever-Gebäude wird dann doch was mit viel Glas und Sichtbeton. Was soll das sein, der "Teamgedanke", die "Erlebniswelten", die "Flexibilität"? Letztlich eine Arbeitsatmosphäre, die ein Wohnzimmer vorgaukelt, in der aber doch jeder ersetzbar ist, "generierte Gefühlswelten" eben. Hier hört vor lauter Flexibilität keiner mehr zu arbeiten auf, auch ganz ohne Stechuhr.

Regisseurin Carmen Losmann porträtiert in ihrer Langzeit-Doku künstlich hergestellte Arbeitswelten, die bis in die Köpfe der Angestellten reichen. Erstaunlich, wie gern sich große Konzerne beim Personalmanagement zuschauen lassen: Offensichtlich ist niemandem klar, wie die Außenperspektive den Blickwinkel verändert. Wie Angehörige einer schrulligen Sekte wirken da die Grüppchen von strebsamen Anzugträgern, die auf hohle Firmenslogans wie "Go for it!" oder "Ein ganz normaler Arbeitstag für Tiger" hören. Hinter freundlichen Worten wie "Wachstumsmentalität" erhebt eben doch der pure Kapitalismus sein scheußliches Haupt. Und wer putzt den Marmorboden? Jemand mit dunkler Hautfarbe. Der ganz alltägliche Horror."
 
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