Es ist schon seltsam, aber es fällt mir sehr schwer, für die Geigenbogengeschichte die richtigen Worte zu finden.....
Und es fällt mir irgendwie schwer, überhaupt darüber zu schreiben.
Deshalb glaube ich, dass da noch ein dicker Hund begraben ist.
Ich bin mit der Frage gegangen, für was der Bogen stehen könnte,
und so langsam kann ich die Gefühle in Worte fassen.
Es ist so, dass ich mit dem Geigespielen Zwiespältiges, Gegensätzliches verbinde:
Einerseits ist da das Wissen, dass ich das einmal gut konnte, andererseits die Erinnerung an das schlimme Gefühl, auf der Bühne zu stehen, mit Versagensängsten, die mich so zittern ließen, dass ich
den Bogen nicht mehr unter Kontrolle hatte. Das war nicht nur Lampenfieber, das war irgend eine Form von Panik. Und das Gefühl war Ausgeliefertsein, Ohnmacht, Demütigung. Und das Gefühl, dass ich mich nicht auf meine Fähigkeiten verlassen kann, dass das, was ich kann, durch Unberechenbarkeit einfach unterspült werden kann. Die Tragweite dessen war für mich sehr groß, weil ich unter dem Druck stand
Ich muss gut sein , bzw. besonders gut.
Wie gesagt, ich fühle mich nicht gut, wenn ich das schreibe, möchte eigentlich mit der Person, die ich damals war, nichts zu tun haben.
Ich kann schon fühlen, wie gnadenlos hart ich mich selber verurteile, trotzdem überwiegt das Gefühl, selber daran schuld zu sein.
Ich weiß nicht, ob Ihr mir folgen könnt, weil ich viel Hintergrundinfo weggelassen habe........ich wollte nicht so arg weit ausholen.
Ich weiß natürlich schon, woher dieser ganze Leistungsdruck kam, und dass ich in einem irgendwie psychisch manipulierten Zustand war, der mich daran hinderte, aus diesem Denkschema auszubrechen - das habe ich erst "Jahrzehnte" später geschafft und bin offensichtlich immernoch dabei....
Das hat auch eine selbstzerstörerische Komponente, denn ich war so in dem gedanklichen Fahrwasser meiner Eltern, dass ich sogar Geige studierte, und erst, nachdem ich an beiden Handgelenken erkrankte, endlich umschwenken konnte.
Als ich dann Mutter wurde, war ich so froh, diesem ganzen Leistungszwang entrinnen zu können .....um nach 15 Jahren zuhause festzustellen, dass ich von meinen Wurzeln abgeschnitten bin, aber eigentlich dahin auch nicht zurückkehren möchte...
Die Manipulation kommt von meiner Mutter, und sie versucht es heute noch, wobei ich drüber raus bin sie für irgendetwas verantwortlich zu machen. Sie war eben so. Punkt.
Und in mir haben diese Dinge eine sehr schmerzhafte Spur hinterlassen, auch Punkt.
...
Und wenn ich nicht versucht hätte, mit einem Geigenbogen Ratten zu verscheuchen, hätte ich euch nicht so zugetextet
Dann wäre ich jetzt aber auch um ein paar Erkenntnisse ärmer......
Danke fürs Zulesen!!
Fischemond