Wölfe

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chaya_wien

Guest
Wölfe waren sie, er mit den listigen Augen eines wissenden Raubtieres, sie mit dem leicht gesträubtem Haar des scheuen, flüchtenden Wesen. Beide zogen sie ihre Runden im Schwarz, bis zur Morgendämmerung. Fern vom Mond und jedem Laut, standen sie einander gegenüber und lauerten auf die nächste Bewegung des anderen. Darüber vergingen Tage und Wochen, sie gewöhnten sich daran, dass da nur ein Versprechen war, ohne echte Gültigkeit, uneingelöst und vielleicht gerade deshalb so verheißungsvoll. Froren zu früh und hoben ihre Schnauzen empor zum immer kürzer werdenden Licht, um es noch einmal zu erhaschen. Irgendwann waren wieder einmal die dunklen Stunden in der Mehrheit, doch die Temperaturen wurden seltsam lau; waren eine Fährte in die Irre, die etwas versprach, eine Aufregung, die dann nur zwischen Herz und Atemlosigkeit geschah. Ein inneres Theater ohne Entsprechung im Außen. Das zu akzeptieren fiel ihnen schwer, wollten sie doch toben, bevor der Winter sie in die Starre zwingt.
Ach, Du, Wolf unter tausenden Wölfen, ich roch Dich, es war süß und eklig in einem, ich schnupperte und wurde ängstlich, wich zurück, weil du den Pelz nur geliehen hast, er passt hervorragend zum Braun deiner Iris, aber was ist da außerdem...deine Stimme, die bricht, während Schweißperlen von deiner Stirne tropfen. Flüchtig der Eindruck deiner Größe, beharrlich das Wanken des Bodens, auf den du trittst...bist du am Ende immer niemand gewesen, geworden, geblieben? Ich lausche in den Abgrund deines Lachens hinein, dort ist ein Schrei, der sich fortpflanzt und zum Heulen wird.
Ich werde um deine Seele trauern, aber nicht kämpfen.
 
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