WM 2014, freut ihr euch???

Es gibt viel mehr zu bedenken, als der achso unsinnigen Behauptung glaubhaft zu huldigen, dass alle Menschen gleich waeren und obendrein ein deutsches Herz haetten....


Am schlimmsten findet Elias Inacio da Silva die Hilflosigkeit. Von einem Tag auf den anderen zerstörte die WM sein Leben, als sein Haus abgerissen wurde. Da Silva: "Das Erste, was ich empfand, war ein großes Gefühl der Ohnmacht. Das Haus gehörte mir, ich habe es über 15 Jahre langsam gebaut. Jetzt denke ich: Es war alles umsonst, und ich bin wertlos, für nichts gut. Ich bin nicht gegen den Fortschritt in der Stadt. Aber ich verlange Entscheidungen, die uns in unserer Würde nicht verletzen. Jeden Tag schau ich gen Himmel und bitte Gott um Kraft, dass ich ein neues Haus baue oder eines kaufe. Das wühlt mich unglaublich auf."
Staatsmacht geht brutal gegen Menschen vor

Und noch etwas wühlt die Menschen auf und macht sie nachdenklich. Die Brutalität, mit der die Staatsmacht gegen die kleinen Leute vorgeht. "Was mich am meisten schockiert hat, war die Angst der Menschen, die enteignet wurden, vor der Regierung. Die Angst vor der Polizei, die Angst vor der Staatsmacht. Und es gibt nicht wenige hier, die heute nicht an dieser Versammlung teilnehmen, weil sie Angst haben. Die sagen, was kommt als nächstes? Die Diktatur liegt noch nicht so lange zurück, und der Putsch von 1964 macht vielen Leuten Angst, bis heute", sagt eine Frau.

In Recife ist weder geregelt, wer eine Entschädigung bekommt, noch wie hoch sie ausfallen wird und welche Fristen gelten. Die Anwohner wissen nicht einmal, ob die Bustrasse, für die ihre Häuser abgerissen wurden, wirklich gebaut wird. Für die Bürger von Camaragibe ist die WM ein einziges Ärgernis. Recife ist kein Einzelfall. In fast allen WM-Städten wurden Hausbesitzer enteignet, wurden für die WM-Stadien, für Straßenbauprojekte und Bahntrassen aus ihren eigenen vier Wänden vertrieben. Während die brasilianische Regierung den Weltfußballverband FIFA hofierte, wurden elementare Bürgerrechte mit Füßen getreten. Für Renato Cosentino vom WM-Bürgerkomitee in Rio steht außer Frage, wer schon jetzt - noch vor dem Anpfiff in São Paulo - die Verlierer der Fußball-Weltmeisterschaft sind: "Als sich Brasilien 2007 um das Turnier bewarb, gab es vollmundige Worte, wie sehr die arme Bevölkerung davon profitieren würde. Aber wir sehen jetzt, dass genau das Gegenteil eingetreten ist. Diese Menschen sind es, die unter der WM leiden. Viele verlieren ihre Häuser, sie dürfen nicht an den WM-Bauten mitarbeiten, weil sie nur informelle Arbeiten verrichten. Und viele, die früher in die Stadien gingen, können sich das nicht mehr leisten. Mit den neuen Stadien und den hohen Eintrittspreisen müssen sie draußen bleiben. Die Armen sind die Verlierer.
Gewinner sind große Unternehmen

Und wie bei jedem Fußballspiel gibt es nicht nur Verlierer, sondern auch Gewinner. Auch diese und deren eher zweifelhaftes Erbe kann Renato Cosentino klar benennen: "Die Gewinner sind die großen Unternehmen. Nationale und internationale Bauunternehmen, Servicefirmen, Unternehmensberatungen, die FIFA und auch die Sponsoren. Für die wird das eine lukrative Weltmeisterschaft. Aber nach der WM und nach Olympia 2016 wird Rio de Janeiro geteilter sein als jemals zuvor. Und das Erbe der Events sind die Verletzung von Menschenrechten und weiße Elefanten. Einige der Stadien wird man nicht mehr brauchen. Viele Projekte wurden unter großem Zeitdruck vorangetrieben ohne zuvor eine öffentliche Debatte zu führen, ob man sie wirklich braucht. Man hat im Vorfeld einfach nicht diskutiert, welche Projekte nötig sind und welche nicht."

Umgerechnet rund elf Milliarden Euro hat Brasilien für Stadien und WM-Infrastruktur ausgegeben, allein die Stadien waren teurer als die WM-Arenen der beiden letzten Weltmeisterschaften in Südafrika und Deutschland zusammengerechnet. Gleichzeitig leben im ganzen Land rund 700.000 Familien in extremer Armut, das Bildungssystem hat einen verheerenden Ruf und die Situation der Krankenhäuser ist so katastrophal, dass täglich Patienten auf den Gängen der Kliniken sterben. Rafael dos Santos arbeitet in São Paulo beim "Instituto Ethos", einer brasilianischen Nicht-Regierungs-Organisation, die sich mit der Transparenz öffentlicher Vorgänge und mit der Bekämpfung der Korruption befasst. Er hat in den vergangenen drei Jahren eng mit verschiedenen Bürgerkomitees in den WM-Austragungsorten zusammengearbeitet. Seine Einblicke in die bisherigen Investitionen, veranlassen Rafael dos Santos ein ernüchterndes Fazit zu ziehen: "Brasilien blickt auf die größten systematischen Investitionen der letzten 50 Jahre. Aber diese Investitionen werden das Land sehr teuer zu stehen kommen. Man hat in Infrastruktur investiert, die keine Priorität hatte. Es wurde viel Geld ausgegeben für temporäre Strukturen, die nach der WM wenig Sinn machen. Die FIFA hat einen Großteil der Kosten einfach auf die öffentlichen Haushalte abgeschoben. Da wurden auch viele Nebelkerzen gezündet. Man hat die Leute für dumm verkauft. Bis heute weiß niemand genau, welche die Auflagen der FIFA sind und welche nicht, und was die Behörden in Eigenregie in Auftrag gegeben haben.
Bürgerkomitees vertreten Interessen der Armen

Auch deshalb haben sich landesweit in allen WM-Austragungsorten kritische Bürgerkomitees gebildet, um die brasilianischen Behörden und Funktionäre zu kontrollieren und die Interessen der kleinen Leute zu vertreten. Ihr Ziel: Zivilen Widerstand zu leisten gegen soziale Ausgrenzung, gegen die Auswüchse einer globalen Interessenorganisation, die sich aus Politik, FIFA und mächtigen, einflussreichen Unternehmen zusammensetzt. Die Bürgerkomitees und Aktivistengruppen sind es, die in Brasilien ihre Finger in die Wunden legen, die die Weltmeisterschaft in die brasilianische Gesellschaft geschlagen hat. Während des Confederations Cup im vergangenen Jahr haben sie mit Massendemonstrationen für weltweites Aufsehen gesorgt. In ganz Brasilien zogen hunderttausende auf die Straßen, um gegen die Auswüchse der WM zu protestieren. Seither wird nicht nur im WM-Land über Sinn und Unsinn gigantischer Sportevents diskutiert, von denen nur einige Wenige profitieren. Gleichzeitig hat sich die Zivilgesellschaft in Brasilien zum ersten Mal artikuliert. Das wertet Rafael dos Santos als größten Erfolg dieser Weltmeisterschaft: "Das war unser wichtigster Sieg. Zuerst sagten alle, wir wären gegen die Weltmeisterschaft, das sind wir aber nicht. Wir wollen eine Diskussion darüber führen, wie die Städte aussehen sollen, wenn sie umgestaltet werden. Und wir haben da zum Teil erste Erfolge erzielt. Das war ein Reifeprozess. In manchen Städten stand etwa das Thema Mobilität zum ersten Mal auf der Agenda. Nun diskutieren die Menschen darüber, wie Bürgersteige aussehen sollen, wie der Verkehr durch die Stadt geführt wird, wie sich Stadtteile entwickeln sollen. Das ist das Erbe des Engagements der Zivilgesellschaft."

Zurück in Rio de Janeiro. In einer kleinen Kneipe im Stadtteil Santa Teresa sitzt Carlos Tucano, der sich mit seinen Stammesbrüdern so vehement gegen den Abriss des alten Indio-Museums gewehrt hat. In der Zwischenzeit gab es Verhandlungen mit Politikern, eine Lösung für die Villa wurde in Aussicht gestellt. Carlos Tucano und die anderen Indios zogen daraufhin aus. Doch seither tut sich nichts mehr. Die verfallene Villa neben dem Maracanã-Stadion ist abgeriegelt; keiner weiß, wie es weiter geht. Die Indios jedenfalls dürfen nicht mehr rein, es redet auch keiner mehr mit ihnen. Carlos Tucano ist wie viele andere maßlos enttäuscht über die Weltmeisterschaft im eigenen Land. Nicht nur er fühlt sich als Verlierer der WM: "Das ist nicht die WM, die ich wollte. Ich habe mir ein Fußballfest für alle gewünscht, aber leider sind die Indios auf der Strecke geblieben. Der Regierung und den Unternehmen ging es nur um ihre Interessen, sie wollten nur ihren Gewinn machen. Ich würde mir gerne ein Spiel im Maracanã-Stadion ansehen, aber mein Herz sagt Nein."
 
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"Sie haben nichts davon" ist ja noch human ausgedrückt. In Wahrheit wird aber die Armut erschossen um die Strassen ansehnlich zu halten.
Die Straßen in Brasilien wurden regelrecht gecleant, nur wegen der WM hat man ca. 10 000 Menschen ihrer Häuser enteignet.
Im TV liefen schreckliche Bilder, z.B. wie 3 Polizisten einen Demonstranten festgenommen haben,
& obwohl sie ihn schon hatten, wurde ihm aus direkter Nähe Gas in die Augen gesprüht.
Ich höre den Schrei immernoch:confused:

& das ist nur ein winziger Tropfen auf dem heißen Stein.
 
Hallo,

den meisten interessiert das leider nicht. Sie sind hoch erfreut darüber, mit ihren blöden Deutschlandfahnen rumzulaufen und sich zu besaufen. Die Mehrzahl der Menschen ist Mittlerweile derart verblödet, das man es kaum noch aushält.
Fussball über alles auf der Welt. Was interessieren da einen schon ein paar Tausend hungernde Kinder. Ein Jammer was aus der Menschheit geworden ist.

Gruss
 
Darüber nicht, weil die Ergebnisse hört man eh am Ende wieso gelangweilt herumhüfenden männlichen Ballerinas zuschauen wie sie vergeblich versuchen ihre Tore zu schießen, seltener mag es interessant sein, aber meistens ist das nur fad.:wut2::escape:
 
Ihr Lieben!

Jedes Event einer bestimmten Größe hat immer seine Vor- und Nachteile. Und gerade in einem so großem Land wie Brasilien, indem es soviele Kontraste gibt, gibt es sehr viele Schattenseiten.
Am Besten man überzeugt sich selbst davon, denn die Medien versuchen sowieso immer alles aufzubauschen oder auch zu vertuschen. Wie es gerade so den Schlagzeilen entspricht.

das Volk hat Hoffnung, dass mehr Menschen in ihr Land kommen und somit auch Geld dalassen. Was bringt das den Armen? Die bleiben arm. Und den Reichen? Die werden sicher nicht arm dabei!

Aus rein logischer Konsequenz für mich bleibt, dass die viele denen das widerspricht auch Aufstände machen werden und die, welche die Oberhand haben, alles mit Gewalt abtun, damit die WM ja nicht irgendwie beschmutzt wird.

Es ist traurig. Die Brasilianer sind nämlich ein liebes Volk. Doch ist das Land wirklich riesengroß.

Jeder darf selbst entscheiden, ob man die WM unterstützt oder nicht. Den Fernseher an hat oder ausschaltet.

:umarmen:
 
Die Mehrzahl der Menschen ist Mittlerweile derart verblödet, das man es kaum noch aushält.

Ja das stimmt, persönlich entwickle ich misanthropische Züge.
Wobei das System schon derart verzwickt ist, dass man konsequenterweise aussteigen müsste um kein Teil der Zerstörung zu sein.
 
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Interessant wären elf Predator, die im Finale spielen. Wie hoch wären dann die Zuschauerquoten?
 
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