sehe es mittlerweile auch wie Du, dass es nämlich keine objektive Realität gibt und sich jeder Mensch seine eigene schafft. Wenn man da erstmal hintergestiegen ist, ist es so verblüffend einfach, dass man sich fragt, wieso man nicht vorher darauf gekommen ist. Oder kann etwa ein Wissenschaftler erklären, warum Du an einem Tag (an dem Du schlecht ausgeschlafen bist), die Welt als einen Ort voller Widerwärtigkeiten und Gefahren wahrnimmst, am nächsten Tag, nachdem Du gut ausgeschlafen bist, die Welt aber als einen schönen Platz siehst, und Deine Aufmerksamkeit auf alle die Dinge richtest, die diese Schönheit beweisen? Selbst wenn es hinter dieser subjektiven Realität eine Art "objektiver Realität" gäbe, wäre sie belanglos, da wir doch unser Leben von der ersten bis zur letzten Sekunde ausschließlich in unserer subjektiven Realität verleben.
Damit gilt: Ob man eine "objektive Realität" für gegeben hält, ist sozusagen seinerseits eine höchst subjektive Geschichte. Die "objektive Realität" ist ihrerseits ein Glaubensprodukt einer gefühlten "subjektiven Realität". Und als solches sagt sie mehr über das Subjekt aus, das daran glaubt, als über die tatsächliche "Wirklichkeit". Der eine glaubt dran, der andere nicht, und das hat Gründe.
Bezogen auf die Wissenschaft heißt das in meinen Augen: Ein wirklich
guter Wissenschaftler wird Dir niemals sagen, dass nur das existiert, was er beweisen kann. Denn die ganze Wissenschaftsgeschichte ist die Geschichte von Weltbildern, die sich als falsch herausgestellt haben, eben weil bestimmte Dinge außer Acht gelassen wurden, die zum jeweiligen Zeitpunkt noch nicht beweisbar waren. Auf diese Form der "Beweisbarkeit" gegenüber Phänomenen, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht erklärbar sind, pochen nur mediokre Wissenschaftler, bei denen das "ich glaube nur was ich beweisen kann" seinerseits Teil einer Weltanschauung ist, deren eigentliche Motivation im Einzelfall genau hinterfragt werden müsste, die aber in jedem Fall nach der Begrenzung eigener Gedanken strebt.
Eine Frage, die ich mir stelle, lautet: Warum regt man sich über diese "Wissenschaftler" eigentlich so auf (mir geht das auch immer wieder mal so). Manchmal denke ich, es ist die eigene schwierige Praxis im Umgang mit der persönlich geschaffenen Realität. Könnte es sein, dass auch in uns "Esoterikern" mehr Auseinandersetzung und Zweifel liegt mit dem, was Teile in uns eben auch - je nach Tagesform
- immer wieder mal als "objektive Realität" wahrnehmen? So eine Art paradoxer Zwiespalt aus "ich kann nichts daran ändern, aber als Esoteriker weiß ich, dass ich selbst dafür verantwortlich bin"? Dann wäre die Ablehnung der Leute, die eine "objektive Realität" postulieren, eine nach außen projezierte Ablehnung der
eigenen Zweifel an der Subjektivität, vielleicht eines nicht bewussten Zweifels, der aus einer Ecke kommt, die dem Verstand nicht zugänglich ist. Nur so eine Spekulation...
Die Auseinandersetzung mit jeder Form von gefühlter "Objektivität" - und sei es durch Zeitgenossen, die einem einen von "Wissenschaft" und "Beweisbarkeit" erzählen wollen - wäre somit ein Problem der
Praxis einer konsequent subjektiven Lebensanschauung.