Wir sind Boes - Brandbrief eines entschiedenen Bürgers

Der Shitstorm hat begonnen... ich hab vergangene Threads schon als stiller Beobachter antizipiert und festgestellt, dass sehr viele Leute hier es unmöglich finden, bei dem Thema halbwegs sachlich zu bleiben. Ich antworte dementsprechend nur kurz erläuternd zu meinem vorigen Beitrag.

Schon - wenn es denn darum gehen würde. Davon ist jedoch keine Rede. Er möchte lediglich in Würde existieren. Dass dies wiederum nur mit Geld möglich ist, ist nicht seine Schuld. So läuft das nun mal heutzutage.
Richtig. Das ist aber nicht die Schuld des Systems. Es ist im Leben einfach so, dass man nichts geschenkt kriegt. Das Essen, das man sich kauft, muss jemand produziert haben. Das Haus, in dem man lebt, muss jemand gebaut haben. In keinem System kann das anders sein.

Das Totschlagargument "guckt mal, wie schlecht es anderen anderswo geht, also beschwert euch nicht" ist eh Kokolores.
Man darf sich nie an dem orientieren, das noch schlechter ist als der hiesige Standard.
Angenommen, du hast ein schulpflichtiges Kind. Das kommt nach Hause mit einer Mathearbeit - Note 5.

Da sagst du doch wohl auch nicht "Das hast du aber fein gemacht, sehr schön" - denn eine 6 wäre ja noch schlechter.

Oder würdest du? ;)
Wenn es eine schwere Mathearbeit war, und mein Sohn hat ne 5, und zwei Drittel der Klasse haben ne 6, dann hat er das durchaus gut gemacht, er ist schließlich nicht durchgefallen. (oder wie ist das bei euch?
FIWA schrieb:
Hartz4 kann gar nicht mehr tiefer blicken, denn darunter gibt es nichts mehr.
Darunter gibt es einiges. Wie ich sagte; wer ein Dach über dem Kopf hat, und Essen, und medizinische Versorgung, der ist global betrachtet ein reicher Mensch. Und zu sagen "das ist gegen die Menschenwürde, weil woanders kriegen sie nen Euro mehr" ist einfach bekloppt, meiner Meinung nach.

Lucia schrieb:
(3) Zwangsarbeit ist nur bei einer gerichtlich angeordneten Freiheitsentziehung zulässig.

Letztens im Amt zu einer Freundin ... "Fr. Sowieso, es ist völlig egal, ob sie einer sinnvollen Tätigkeit nachgehen wollen. Sie haben die Arbeit zu nehmen, die ihnen zugewiesen wird."
Art. 4 III EMRK: "(3) Nicht als Zwangs- oder Pflichtarbeit im Sinne dieses Artikels gilt: (...)
d) eine Arbeit oder Dienstleistung, die zu den üblichen Bürgerpflichten gehört.
"
Dazu möchte ich sagen: Niemand wird gezwungen, die Arbeit beim Amt aufzunehmen. Jeder kann eine Verzichtserklärung unterschreiben und somit auf staatliche Leistungen (und die daraus entstehenden Ansprüche seitens des Staates) verzichten. Siehe z.B. § 46 I SGB_I.
Damit ist es schon etwas verwegen, von "Zwangsarbeit" zu schreiben. Dann könnte ich auch sagen: Mein Arbeitgeber gibt mir meine 1000 EUR/Monat nicht, wenn ich nicht ins Büro komme. Das ist voll die Zwangsarbeit und gegen meine Menschenwürde (im Sinne des "Brandbriefes" im OP).
 
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Darauf haben aber...meiner Meinung nach...die Arbeitgeber...und da auch der leieb Mittelstand derselben hingearbeitet....schon Anfang der 80-er machte der Spruch "wir brauchen 4 millionen Arbeitslose, dann können wir wieder schalten und walten, wie wir wollen" die Runde...angeblich Schulden...aber 5x im jahr nen Trip in die Schweiz....wer Böses dabei denkt...auch Teilzeitarbeit bzw. befristete Arbeitsverträge wurden schon diskutiert...und auch die Gewerkschaften bzw. deren Vertreter scheinen satt zu sein...zu satt, um noch wirklich was zu unternehmen...allerdings gab und es gibt es auch Arbeitnehmer bzw. solche, die es sein könnten, aber null Bock auf irgendeinen Arbeitsplatz haben, weil es sich von öffentlicher Hand plus hier und da Schwarzarbeit besser lebt, als in einem anständig bezahlten Job zu arbeiten...und da würde ich rigoros streichen.

Sage

Ähhhm, die Arbeitslosenzahlen sind seit Jahrzehnten gleich +/- 1 Million. Am Anfang ohne große Dunkelziffer, da wurden nur die Arbeitslosen gezählt. Gefolgt von einer Dunkelziffer, die gleich hoch der bekannten Arbeitslosenzahlen waren, weil man nur noch die zählte, die tatsächlich arbeitssuchend waren :D

Bis zu heute, wo sich die Dunkelziffer verdoppelt gegenüber den tatsächlich Arbeitssuchenden.

Und es gab schon immer die Drückeberger, die Schwarzarbeiter. Ebenso die Erwerbstunfähigen, die als arbeitsscheu bezeichnet wurden und werden, nur weil die Rentenkasse einsparen muss.

Es hat sich im Grunde nicht viel geändert ;), nur die Bezeichnung dieser Abfederung, als Hetzbegriff. Und was sich entscheidend geändert hat, es wird mit Hartz4 unterbezahlte Arbeit gefördert, mit rapide zunehmender Tendenz. Gleichrangig explodierte die Hetze gegen diese Faulen. Irgendwie schon süffisant.
 
Richtig. Das ist aber nicht die Schuld des Systems. Es ist im Leben einfach so, dass man nichts geschenkt kriegt. Das Essen, das man sich kauft, muss jemand produziert haben. Das Haus, in dem man lebt, muss jemand gebaut haben. In keinem System kann das anders sein.
Theoretisch stimme ich dir zu. Gäbe es genug Arbeit für alle, wäre das auch kein Problem. Praktisch allerdings ist dem nicht so, so dass Millionen von Unterstützung abhängig sein müssen, ob sie es wollen oder nicht.

Wenn es eine schwere Mathearbeit war, und mein Sohn hat ne 5, und zwei Drittel der Klasse haben ne 6, dann hat er das durchaus gut gemacht, er ist schließlich nicht durchgefallen. (oder wie ist das bei euch?
Bei uns wird sich ganz sicher nicht auf der 5 ausgeruht, nur weil andere noch schlechter sind.
Im Gegenteil, es wird alles getan, damit es mindestens eine 3, vielleicht sogar eine 2 wird.

Bei dir etwa nicht? ;)
 
@tarbagan,

Also: Jemand gibt mir Geld, und verlangt von mir dafür gewisse Gegenleistungen. Und dass er mir das Geld nicht so geben möchte, das verletzt also die Würde des Menschen. Findet so eine Argumentation keiner hier irgendwie verquer, irgendwie weltfremd?

Ich meine nur, global gesehen ist das doch ne völlige Entwertung des Begriffs "Menschenwürde", wenn man sich anguckt, mit welchen Defiziten Menschen in anderen Ländern zu kämpfen haben - da finde ich es abartig, zu argumentieren "das stört mich, deswegen verletzt es meine Menschenwürde".

Völlige Aushöhlung dieses Begriffs.

Die Aushöhlung des Begriffs betreibst Du meiner Meinung nach in zweichfacher Sicht selber. Zum einen koppelst Du Geld und Leistung an die Menschenwürde und zum anderen entwertest Du den Begriff mit dem Vergleich anderer Länder wo Menschen noch würdeloser behandelt werden, als ob sich der Wert des Menschen oder gar des Lebens beliebig aufwiegen ließe, aber wir hatten ja schon mal das Thema, nach dem Motto der Zweck heiligt die Mittel 10 für 10 000, erinnerst Du Dich ?! Beliebkeit und mangelnde Erfurcht vor dem Leben sind der Anfang vom Ende der Menschenwürde.

Menschenwürde was ist das ?

Menschenwürde ist ein Begriff, der in der deutschsprachigen Rechtsphilosophie und Rechtstheorie für bestimmte Grundrechte und Rechtsansprüche des Menschen steht (dies ist von der umgangssprachlichen Bedeutung des Begriffes Würde zu unterscheiden).

Im modernen Sinne versteht man darunter, dass alle Menschen unabhängig von ihrer Herkunft oder anderer Merkmale wie Geschlecht, Alter oder Zustand denselben Wert haben, da sie sich alle durch ein dem Menschen einzig gegebenes schützenswertes Merkmal auszeichnen, die Würde.

Der Begriff Menschenwürde ist verwurzelt in einer christlichen Tradition und beinhaltet damit eine bestimmte Sicht auf Menschenrechte. Auf rechtsphilosophischer Ebene sind Menschenrechte u. a. durch Menschenwürde im deutschen Grundgesetz verankert. Auf rechtstheoretischer Ebene erhebt sich damit die Frage, inwiefern die Weiterentwicklung von Gesetzen, die die Grundrechte wie Meinungsfreiheit, Recht auf Selbstbestimmung, Schutz vor Folter und Hinrichtung, Recht auf Teilhabe oder Gesundheit einschränken, auf der Grundlage der Menschenwürde stattfinden kann. Innerhalb der deutschen Rechtstheorie wird die Vorstellung, dass die Menschenwürde als ethisches Grundprinzip zeitlos ist und als Maßstab über jeder Staatsform steht, trotz verfassungsrechtlicher Verankerung nicht von allen akzeptiert.

Definition des Bundesverfassungsgerichts

Der Begriff der Menschenwürde ist in zahlreichen Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts definiert: Es ist damit jener Wert- und Achtungsanspruch gemeint, der dem Menschen kraft seines Menschseins zukommt, unabhängig von seinen Eigenschaften, seinem körperlichen oder geistigen Zustand, seinen Leistungen oder seinem sozialen Status. Der Staat bezieht nach der Ordnung des Grundgesetzes seine Legitimation allein daraus, dass er den Menschen konkret dient. Die Menschenwürde ist – so das Bundesverfassungsgericht – oberster Grundwert und Wurzel aller Grundrechte. Als einzige Verfassungsnorm gilt die Menschenwürde absolut, kann also durch keine andere Norm – auch nicht durch ein davon abgeleitetes Grundrecht – beschränkt werden. (Nach herrschender Meinung sei die Würde das höchste Grundrecht. Grundrechte binden nach Art. 1 Abs. 3 GG die vollziehende Gewalt. – Nach Mindermeinung umstritten, da sich alle Grundrechte nach der Würde richten und somit Art. 1 Abs. 1 GG Wurzel aller Grundrechte sei.) Vielmehr sind alle anderen Bestimmungen im Lichte der Bedeutung des Art. 1 Absatz 1 Satz 1 GG auszulegen, mit der Folge, dass jeder Verstoß gegen die Menschenwürde zur Verfassungswidrigkeit der jeweiligen Norm führt, sofern nicht doch eine grundgesetzkonforme Interpretation der umstrittenen Norm möglich ist. Art. 1 Abs. 1 GG ist seinerseits durch die sogenannte Ewigkeitsgarantie des Art. 79 Abs. 3 GG geschützt. Sie ist damit selbst dem Zugriff durch den Verfassungsgesetzgeber entzogen. Eine Änderung des Grundgesetzes, die den Grundsatz der Menschenwürde aufgeben sollte, ist unzulässig.

LG Siegmund
 
Der Shitstorm hat begonnen...

na dann winde mal :lachen:

Darunter gibt es einiges. Wie ich sagte; wer ein Dach über dem Kopf hat, und Essen, und medizinische Versorgung, der ist global betrachtet ein reicher Mensch. Und zu sagen "das ist gegen die Menschenwürde, weil woanders kriegen sie nen Euro mehr" ist einfach bekloppt, meiner Meinung nach.

Klar, gibt es auch die Obdachlosigkeit, bedingt auch durch Hartz4 und Sanktionen, wo aber genügend Sozialgerichte schon gesagt haben ...... Sanktionen sind nicht zulässig, wenn derjenige dadurch seine Wohnung verliert. Denn selbst nach dem SGB müssen angelaufene Mietschulden wieder übernommen werden, um eine Obdachlosigkeit abzuwenden. Das Gleiche bei Stromschulden. Genauso mit Essen, hier springt im Endeffekt Sozialgeld ein, auch durch Gutscheine.
Nur genau das wird verhindert, diese Rechtsansprüche, denn Hartz4 gilt nicht nur für Arbeitssuchende, sondern soll auch das überleben jedes Einzelnen sichern.

Hierzu werden in DE auch gerne die Rechtswege blockiert. Haben auch die Vereinten Nationen beanstandet

Art. 4 III EMRK: "(3) Nicht als Zwangs- oder Pflichtarbeit im Sinne dieses Artikels gilt: (...)


Mit entsprechender Entlohnung und das diese Tätigkeiten, nicht Tätigkeiten von üblichen Unternehmen abgreifen. Quasi ein Unding, denn Firmen gibt es in allen Bereichen. DE unterwandert genau diese Vorgaben, z.B. auch mit der Mehraufwandsentschädigung. Das ist nämlich das Ersetzen regulär bezahlter Arbeit. Auch von den vereinten Nationen beanstandet, auch mit dem Hinweis, dass Ämter und die Justiz hierzu den Rechtsweg, auch zu europäischen Gerichten, nicht unterbinden darf. Übrigens genau das, was Herr Boes schon hier in diesem Video
https://www.esoterikforum.at/forum/showpost.php?p=3914270&postcount=3

anspricht. Die Verhinderung des Rechtsweges beginnt mit den EGVs, die ein Hartz4-Bezieher unterzeichnen muss, wenn er Kohle haben will. Eine Abhängigkeitsschaffung, die ein Gesetz so nicht vorsieht. Hierauf haben explizit sich auch schon Sozialgerichte bezogen, die EGVs in der Hinsicht für unlauter ansehen, wenn die Eingliederung in einen reguläres Arbeitsverhältnis nicht das Hauptziel ist.
Übrigens logisch, nur, unser Staat versucht genau dieses immer wieder zu unterwandern ..... mit welchem Ziel ....... vielleicht doch Billiglöhne gezielt zu schaffen.

Wenn unsere Regierung abhängig ist von der Wirtschaft, könnte das natürlich ein Ziel sein. Auch das, was ich schon lange hier angesprochen habe. Hartz4 als bedingungsloses Einkommen, mit Zwangsarbeit verbunden, für nen Euro mehr, Europaweit. Tja, man bekommt ja Geld vom Staat ........ gilt dann aber bitte sehr für alle .......:lachen:
 
Wie schon vorher von mir bemerkt, habe ich nicht vor, tiefer in eine konkrete Diskussion einzusteigen. Es gibt zuviele Leute hier, bei denen jede Sachlichkeit zu diesem Thema potentiell verloren gehen wird - vermutlich gibt es auch viele hier, die persönlich betroffen sind und somit jede Aussage hier sofort persönlich auf die eigenen Lage bezogen und als Angriff verstehen, was ich vermeiden möchte. Für Alice94 hat ein solcher Shitstorm ja zu ihrer Sperrung geführt.

Abgesehen davon möchte ich noch was ansprechen; zuerst zum Rebuttal "Das Totschlagargument "guckt mal, wie schlecht es anderen anderswo geht, also beschwert euch nicht" ist eh Kokolores."
Das finde ich eben nicht. Ich seh das grad von einer größeren Perspektive - Menschen gewöhnen sich an einen gewissen Standard und haben dann das Gefühl, sie könnten nicht überleben. Was braucht man aber mal wirklich zum überleben? Zuvorderst Wohnung und Essen. Ich würd gern mal andere Perspektiven hören, wieviel man fürs Überleben minimal braucht, in Zahlen.

Ich hab im Grundeinkommensthread schon mal meine finanzielle Lage erläutert - damals lebte ich noch in Wien und hab von 400 EUR monatl. gelebt, von denen ich alles zahlte (plus 40 EUR vom Plasmaspenden). Das hat sich jez geändert - ich leb ja jetzt in Deutschland und habe momentan etwa 600 EUR monatl. zur Verfügung.
Also, von den 600 gehen mal 240 drauf für Miete, und 10 fürs Internet. Bleiben also 350 übrig. Essen ist sehr variabel; ich muss sehr viel essen (mind. 2500 kcal pro Tag) weil ich n schlechter Futterverwerter bin und sonst abmagere. Wenn ich spare, komme ich mit 60 EUR/Monat aus, normalerweise benötige ich aber mehr, weil ich gern mal bei McDo essen gehe, weil ich gern Eistee trinke statt Wasser und weil ich mir öfter mal ausländische Spezialitäten oder Fisch kaufe. Wir rechnen also mindestens 100-150 EUR fürs Essen, bleiben 200. Bücher für die Uni kauf ich nie selbst, sondern hol sie mir aus der Bib. Prüfungsgebühren für mein Fernstudium in London muss ich hier noch abziehen, das sind 100-200 GBP pro Jahr. Das heißt bei 600 EUR bleiben mir pro Monat etwas weniger als 200 EUR übrig, die ich zur völlig freien Verfügung hab. Davon muss man noch ein paar Euro für diverse andere Ausgaben (Zahnpasta, Seife, Conditioner für die Haare, Müllsäcke) rechnen, aber da kommt nicht viel bei zusammen. Um das restliche Geld fahre ich oft nach Österreich und besuche Freunde, gehe ins Unikino, in Clubs, kaufe mir Kleidung und gehe meinen teils recht teuren Hobbies (Chemie, Parfüm, Nähen) nach. Letztens hab ich mir ein Parfum von Comme des Garçons um immerhin 80 EUR geleistet. Ein Blick auf meinen Kontoauszug verrät mir, dass ich heute dennoch (nicht ganz) 1000 EUR mehr auf dem Konto habe als vor 12 Monaten, also dürfte von dem Geld doch einiges übrig geblieben sein.

Also, ganz kurz gefasst; wenn ich wirklich in einer Extremsituation wäre und alle meine Bedürfnisse herabschrauben müsste, dann könnte ich meinen jetztigen Lebensstandard um etwa 310 EUR erhalten. (250 Miete + 60 für Essen) Hab grad ne Freundin gefragt, bei der ich gerade bin - die lebt seit 2 Jahren von 150 EUR pro Monat (Miete exkl), hat aber noch zwei Kätzchen und raucht vergleichsweise viel (2 Päckchen pro Woche etwa). Sie findet ihr Leben nicht menschenunwürdig (Zitat: "naa, ziemlich geil"), ich meines auch nicht.
Ich bin Österreicher und erst seit kurzem in Deutschland und kenne mich dementsprechend wenig mit Hartz 4 et al aus - wieviel kriegt man so vom Staat, wenn man nicht arbeiten geht? Und wofür gibt man es aus?
 
Das finde ich eben nicht. Ich seh das grad von einer größeren Perspektive - Menschen gewöhnen sich an einen gewissen Standard und haben dann das Gefühl, sie könnten nicht überleben. Was braucht man aber mal wirklich zum überleben? Zuvorderst Wohnung und Essen.

Zum reinen physischen Existieren reicht das. Ein Mensch ist jedoch kein Tier, eine Mindestteilhabe an Gesellschaft und Kultur gehört dazu. Und das kostet.

Ich hab im Grundeinkommensthread schon mal meine finanzielle Lage erläutert -

Das ist ungefähr das Volumen von Hatz4. Du kommst damit aus, natürlich mit der Zukunftsperspektive, dass sich das nach deinem Studium ändert. In der Tat kann man durchaus eine Zeitlang damit leben, vor allem wenn man eine Chance sieht, dass sich bald etwas ändert.
Viele jedoch, z.B. ältere Arbeitslose, Behinderte usw haben diese Chance nicht.

Hab grad ne Freundin gefragt, bei der ich gerade bin - die lebt seit 2 Jahren von 150 EUR pro Monat (Miete exkl), hat aber noch zwei Kätzchen und raucht vergleichsweise viel (2 Päckchen pro Woche etwa).

Da hat dir deine Freundin aber einen dicken Bären aufgebunden.
2 Packen Zigaretten in der Woche = 40 Euro im Monat.
Katzenfutter, keine Ahnung, wahrscheinlich mehr, aber ich sage mal 10.
Strom, sagen wir mal, bei den Preisen heute, 50.

Bleiben ihr also 50 € im Monat für Essen, Trinken, Waschmittel, Pflegeartikel, ab und zu ein neues Kleidungsstück denn nichts hält ewig, wenn die Waschmaschine kaputtgeht - Reparatur, Fahrkarten für Bus usw usf.

Absolut unmöglich - es sei denn, Verwandte stecken ihr gerne mal ein paar Scheinchen unter der Hand, was sie vergass zu erwähnen. ;)
 
Zum reinen physischen Existieren reicht das. Ein Mensch ist jedoch kein Tier, eine Mindestteilhabe an Gesellschaft und Kultur gehört dazu.
Also wie gesagt, ich hab meine "Mindestteilhabe an Gesellschaft und Kultur". Kino, Clubs, usw.

Abgesehen davon; Wie ich vorher sagte - was braucht man wirklich? Essen und Wohnung, in erster Linie. Findest du also, der Staat verletzt die Menschenwürde, wenn er einem nicht mindestens 1-2 mal im Monat einen Clubbesuch, Museumstour, Kino, Bars oder sonstwas zahlt?
Das meinte ich nämlich mit der Aushöhlung des Wortes "Menschenwürde". Ist man seiner Menschenwürde beraubt, weil man es sich nicht leisten kann, in die Grelle Forelle zu gehen und sich dort zu betrinken? Finde ich nämlich nicht.

Und weiter: Wenn einem das so wichtig ist, gibt es da nicht im deutschen Recht den Freibetrag, sodass man für bis zu 100 EUR pro Monat arbeiten kann, ohne dass sich das auf den bezogenen Beitrag irgendwie auswirkt?
Crowley schrieb:
Das ist ungefähr das Volumen von Hatz4. Du kommst damit aus, natürlich mit der Zukunftsperspektive, dass sich das nach deinem Studium ändert. In der Tat kann man durchaus eine Zeitlang damit leben, vor allem wenn man eine Chance sieht, dass sich bald etwas ändert.
Viele jedoch, z.B. ältere Arbeitslose, Behinderte usw haben diese Chance nicht.
Wie gesagt, ich kenne das deutsche Sozialsystem nicht. Aber gibt es für Behinderte nicht (ALG II übersteigendes) Sozialgeld und ab einem gewissen Alter Rente?

Du sagst ja selbst, dass man einige Monate so leben kann. Ich weiß ja nicht, worin du den Sinn von Arbeitslosengeld siehst - ich sehe darin eine Unterstützung, die einem Menschen, der seinen Arbeitsplatz verloren hat die Zeit bis zum nächsten Arbeitsplatz überbrücken helfen soll.

Crowley schrieb:
Da hat dir deine Freundin aber einen dicken Bären aufgebunden.
2 Packen Zigaretten in der Woche = 40 Euro im Monat.
Katzenfutter, keine Ahnung, wahrscheinlich mehr, aber ich sage mal 10.
Strom, sagen wir mal, bei den Preisen heute, 50.
Also für Cigaretten gibt sie momentan 20 EUR pro Monat aus (hat nen Freund, der öfters nach Tschechien fährt). Ansonsten noch weniger; dann verwendet sie ne Stopfmaschine (so wie ich auch, übrigens), da kostet ne Stange umgerechnet 15-20 EUR (mit Hülsen und Tabak). Den Strom kannst du generell wegrechnen, den hab ich in der Miete integriert (ich rechne da immer warm).
Katzen kosten allerdings mehr als in deiner Rechnung (ungefähr 20 EUR, weil sie gern teures Streu/Futter kauft).

Damit bleiben ihr über 100 EUR für den Rest. Fürs Essen braucht sie nach eigenen Angaben etwa 80 EUR (sie isst weit weniger als ich, aber dafür vegetarisch). Sie kriegt übrigens, wie von dir gesagt, öfters mal einen Schein von Verwandten zugesteckt (Weihnachten etc). Das geht dann bei ihr für die "Mindestteilhabe an Kultur" drauf, von der du sprachst. Davon muss man aber abziehen, dass sie die Fahrt zu ihren Eltern und zurück (20 EUR) wiederum selbst zahlt.

Crowley schrieb:
Absolut unmöglich - es sei denn, Verwandte stecken ihr gerne mal ein paar Scheinchen unter der Hand, was sie vergass zu erwähnen. ;)
Gar nicht unmöglich, wenn man weiß, wo man überall ein wenig sparen kann.
 
Den Strom kannst du generell wegrechnen, den hab ich in der Miete integriert (ich rechne da immer warm).

Also sogenannte Warmmiete bedeutet, dass die Heizkosten inkludiert sind.
Strom ist extra.
Strom wird im übrigen auch nicht ins ALG2 eingerechnet. Deswegen sind viele stromlos.

und ab einem gewissen Alter Rente
Genau, die tolle Rente.
Die beantragen im übrigen auch ALG2, die faulen Säcke, und werden demnächst immer mehr. Weil die Renten so hoch sind.

:)
 
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Also sogenannte Warmmiete bedeutet, dass die Heizkosten inkludiert sind.
Strom ist extra.
Strom wird im übrigen auch nicht ins ALG2 eingerechnet. Deswegen sind viele stromlos.
Wenn ich sage, ich zahle 250 EUR Miete, dann hab ich da alle Nebenkosten eingerechnet - also Strom, Heizung, Müllabfuhr, Abwasser usw. Nur Internet rechne ich extra.
 
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