Seid gegrüßt!
@emporda:
I.Kö 7 schrieb:
23Und er machte ein Meer, gegossen von einem Rand zum andern zehn Ellen weit, rundumher, und fünf Ellen hoch, und eine Schnur dreißig Ellen lang war das Maß ringsum.
Der Abschnitt trägt in der Lutherbibel die Überschrift: "Die beiden Säulen vor dem Tempel und die heiligen Geräte." Mit "er" ist hier König Salomo (ca. 960-920 v.Chr.) gemeint und "Meer" steht hier für ein riesiges Becken mit außen umlaufenden pflanzlichen Verzierungen. Sie dienten wahrscheinlich Reinigungszwecken. Kurz es geht um den Tempelbau zu Jerusalem.
Die Quelle für den Hauptabschnitt 1-11 besteht u.a. aus den königlichen Annalen aus dem Palast- und Tempelarchiv und älteren Chroniken. Diese haben jedoch nichts mit den Chronikbüchern zu tun, ohne weiter ins Detail gehen zu wollen.
Die theologische Bedeutung der Königsbücher liegt darin zu zeigen wie es geschehen konnte, dass der Tempel, das Gottesvolk und Jerusalem in die Hände von Feinden fallen konnte. Die theologische Antwort aus Sicht der Propheten lautete: Das dies eine gerechte Strafe für Untreue, Sünde und Abfall des Volkes Israel und seiner Könige von Jahwe war.
Der Tempelbau unter Salomo kennzeichnet einen kulturellen Höhepunkt Israels, wobei die Lage 350 Jahre später ganz anders aussah. Das salomonische Großreich vom Nil bis zum Euphrat war zerfallen. 722v.Chr fiel das Nordreich Israel dem assyrischen Ansturm zum Opfer, 587 das Südreich Juda dem babylonischen, nachdem 612 Babylon die assyrische Weltmacht abgelöst hatte. Nach 587 v.Chr. lebte Israel im Exil. Die Frage lautete: wie konnte das geschehen? Dazu wurden Erinnerungen aus 7. Jahrhunderten durchgearbeitet: Erinnerungen aus der Landnahmezeit (Josua), Lagerfeuergeschichten über die sogenannten "großen Richter", aber auch geschichtliche Dokumente aus den Archiven, Chroniken, Regierungstagebüchern, Listen. Aber wiederum nicht um eine lückenlose Historie zu rekonstruieren, sondern um Gottes Wirken zu erkennen.
So, das zunächst zu deiner Textstelle.
Wir sind uns sicherlich darüber einig, das die Bibel von Menschenhand geschrieben wurde. Die Zielsetzung bei einem naturwissenschaftlich fundierten Werk und einer theologischen Schrift sind jedoch nicht die selben. Dem Verfasser ging es hier darum auf Glaubensfragen des Volkes eine Antwort zu geben und anscheindend nicht so sehr darum den Wert pi in aller Ausführlichkeit darzulegen.
Wenn Menschen die Bibel lesen begehen sie immer den gleichen Fehler: Sie lesen die Bibel oder andere Schriften mit den Augen von heute, ohne Wert auf den historischen Kontext zu legen. Missverständnisse sind dadurch wie selbstverständlich vorprogrammiert. Kurz: Auch die weiseste Gottheit kann für die Dummheit der Menschen nix. (Bevor du was erwiderst: Ich bin Naturwissenschaftler und "glaube" auch an die Evolution!
)
Liebe Grüße
Toffifee