Wieviel Leid kann und muß ein Mensch aushalten, bevor er daran zerbricht?

Diese Frage stellte ich mir auch einmal, als es dick und immer dicker kam:

Zuerst verlor ich meinen Mann (durch Mord), 2 Monate später starb meine Mutter an Krebs, dann stürzte sich die Lebensgefährtin meines Sohnes nach einem Selbstmordversuch vom Krankenhausdach in den Tod und 5 Wochen später war mein Sohn tot. Er starb mit 30 Jahren durch einen Wohnungsbrand, weil er mit der Zigarette im Bett einschlief...

Was ich damit sagen will: der Mensch hält mehr aus, als er denkt.

Ob er daran zerbricht, liegt wahrscheinlich auch an seiner psychischen Konstitution.
Ich frage mich auch oft, wie ich das alles durchgestanden habe, und dennoch kann ich heute sagen, dass ich wohl durch die tiefsten Täler gegangen bin, die man sich nur vorstellen kann und trotzdem (oder vielleicht gerade deshalb) bin ich heute glücklich und mit mir im Reinen wie noch nie zuvor in meinem Leben. Klingt irgendwie paradox, ist aber so.

lg
Sunny

Vielleicht wächst man irgendwie, das würde ich von mir behaupten. Wie schrecklich Dinge sind, die man er- und eigenartigerweise überlebt, kann man nicht messen, für mich kann ich sagen, hätte ich all das, was ich er-und überlebt habe nicht erlebt, wäre ich nicht der Mensch, der ich heute bin.
 
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Nun, meistens entwickelt man irgendwelche "Strategien" (ich meine das nicht
unbedingt bewußt) um mit bestimmten Situationen klar zu kommen. Manche
dieser "Strategien" können die Probleme noch verstärken und für eine positive
(= verstärkende) Rückkopplung sorgen. Wer zum Beispiel sich in eine innere
Welt zurückzieht, weil er die äußere nicht verträgt, wird sich wahrscheinlich mit der Zeit immer weniger draußen zurecht finden, was dann zu einem weiteren Rückzug führt. Wer seine Probleme im Alkoholkonsum erstickt, wird
möglicherweise noch mehr Probleme bekommen, und dadurch noch mehr Alkohol trinken. Jemand der aus finanzieller Not Schulden macht, wird vielleicht in noch größere Not geraten, weil er den Kredit mit Zinsen auch wieder zurückzahlen muss und dafür noch mehr Geld braucht als zuvor.

Das ließe sich wohl noch weit verlängern.

Nun, was hat das mit dem Thema zu tun? Ich denke einfach, dass die Menschen untergehen, deren "Strategien" in einen Teufelskreis münden.

LG PsiSnake
 
Hallo
Habe mich nach all meinen meinen Schickssalsschlägen auch immer wieder gefragt,wie ich das Alles ausgehalten und gemeistert habe.Ich für mich kann heute sagen,das diese schwere Zeit mich noch stärker gemacht hat und ich mich dabei positiv weiter entwickelt habe.Denn ich weiß nicht ob ich ohne diese Erfahrungen,mit Schmerz und Leid so geworden wäre wie ich heute bin.Meiner Ansicht nach, bekommt man nur soviel auf gebürdet, wie man ertragen kann.
Anscheinend habe ich mir das auf seelischer Ebene ja selbst ausgesucht um zu lernen, zu wachsen und zu reifen.Rückblickend gesehen, habe ich an Kraft, Mut, Stärke, Freude und Dankbarkeit dazu gewonnen.
Lichtvolle Grüsse
spiritwomen:engel::flower2:
 
Gott legt einem Menschen niemals so viel auf, dass er selbst daran zerbricht.


Es gibt sie leider, diese Menschen, die einiges mehr aushalten müssen, was andere nicht aufgebürdet bekommen. Ich kannte aus meinem Bekanntenkreis einen Mann, der an einem Gehirntumor erkrankt war und zahlreiche Kopfoperationen über sich ergehen lassen musste. Dann wurde er blutkrank, d.h. er musste über 3 Jahre zur Blutübertragung 5 mal in der Woche in eine Klinik und hing an den Schläuchen über Stunden. Nachdem er endlich eine Spenderniere erhalten hatte kam der nächste Schicksalsschlag. Er verlor seine 15jährige geliebte Tochter bei einem Autounfall. Die jungen Menschen saßen zu 5. im Auto und seine Tochter war die Einzige, die nicht mehr lebend ausgestiegen ist, alle anderen hatten nur leichte Blessuren. Sie erlitt einen Genickbruch, weil sie in der Mitte hinten saß - ohne Kopfstütze.

Danach ging es bei dem Mann bergab. Seine Frau wurde krank vor Kummer, sein Sohn war ein Wrack, weil die geliebte Tochter eine riesige Lücke in ihr Familienleben riss. Es verging KEIN Tag an dem dieser Mann nicht weinte.

Trotzdem kam er 4 Stunden ins Geschäft und lenkte sich selbst ab. Er gab nie auf, was mich sehr berührte. Er war bis zu seinem Tod (er starb mit 63) ein immer noch fröhlicher Mensch, der andere sogar half deren Probleme anzuhören und versuchte, ihnen zu helfen !

An ihn denke ich heute noch. Für mich war dieser mehr als liebenswerte Mensch eine wirkliche Bereicherung für mein Leben. Er zeigte mir, dass nichts, aber auch nichts so schlimm sein kann, als das Schicksal selbst. Und doch stand er jeden Morgen auf und ertrag jeden Tag mit Fassung, Liebe und Geduld !

Ich werde ihn nie vergessen !
 
Vielleicht wächst man irgendwie, das würde ich von mir behaupten. Wie schrecklich Dinge sind, die man er- und eigenartigerweise überlebt, kann man nicht messen, für mich kann ich sagen, hätte ich all das, was ich er-und überlebt habe nicht erlebt, wäre ich nicht der Mensch, der ich heute bin.


Genau!

Denn die Frage "was wäre wenn...?" stellt sich nicht, weil ich nicht weiß, wie mein Leben sonst verlaufen wäre.

Es ist, wie es ist. Das Wichtigste ist m.E., dass man lernt, die Situation anzunehmen. Es hilft ja ohnehin nichts, man kann die Vergangenheit nicht umschreiben, und wie Du richtig sagst, ich wäre heute nicht der Mensch, der ich bin...und ich bin heute ein glücklicher Mensch, weil ich alles sehr viel mehr zu schätzen weiß. Ich weiß heute, was (für mich) wichtig ist und was nicht, woraufs im Leben wirklich ankommt.

Nicht dass ich jetzt jedem diese "Rosskur" wünschen würde, aber ich bin der festen Überzeugung, dass alles im Leben seinen Sinn hat, auch wenn wir es im ersten Schmerz nicht erkennen können.

lg
Sunny
 
an sunny afternoon

vielen dank dass du deine geschichte hier rein gestellt hast- ich glaub wenn ich das nächste mal dabei bin mich selbst zu bemitleiden werde ich an dich denken und dankbar erkennen dass ich KEINE probleme habe und es mir prima geht.
prima ist gar kein ausdruck...

respekt für deine einstellung dass du bereit bist dem ganzen leid sinn zu geben. weiss nicht ob ich die kraft gefunden hätte...

nochmals danke dafür.

lg aleya
 
Schneeglöckchen;2090947 schrieb:
Gott legt einem Menschen niemals so viel auf, dass er selbst daran zerbricht.

Netter Glaube.
Nur stimmt er leider nicht, wie einige teils leider erfolgreiche "Selbstmörder" in meinem Leben mir bewiesen haben.

Es gibt keine generelle Antwort auf ein subjektives Thema dieser Größenordnung.
 
Schneeglöckchen;2090947 schrieb:
Gott legt einem Menschen niemals so viel auf, dass er selbst daran zerbricht.
Das hängt ganz davon ab, wie du "daran zerbrechen" definierst...
Viele Menschen "zerbrechen" an Herausvorderungen, die zu groß für sie sind, da braucht man garnicht lange zu suchen...

Gruß,
Diana
 
Schneeglöckchen;2090947 schrieb:
Gott legt einem Menschen niemals so viel auf, dass er selbst daran zerbricht.


hm, da fallen mir 2 Dinge ein.
Dein Gott muss ein anderer sein als mein Gott...

Und zweitens... du musst ein glücklicher Mensch sein, der weder selber schlimme Schicksalsschläge einstecken musste, die einem so runterziehen, dass man nicht mehr will, noch jemanden im Umfeld hat, der so ein Schicksal hatte.

Aber glaub mir, genügend Leute zerbrechen an ihrem Schicksal.


@ Sunny

Du bist ein Wahnsinn! :kiss4:
 
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an sunny afternoon

vielen dank dass du deine geschichte hier rein gestellt hast- ich glaub wenn ich das nächste mal dabei bin mich selbst zu bemitleiden werde ich an dich denken und dankbar erkennen dass ich KEINE probleme habe und es mir prima geht.
prima ist gar kein ausdruck...

respekt für deine einstellung dass du bereit bist dem ganzen leid sinn zu geben. weiss nicht ob ich die kraft gefunden hätte...

nochmals danke dafür.

lg aleya

da schließ ich mich voll und ganz an! wenn man sowas liest, werden die eigene "normale" probleme so klein, dass es schon lachhaft ist darüber nach zu denken! danke für den denkanstoß!
 
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