Wie unterscheidet sich die Spiritualität von Frauen und Männern?

Doch, die biologische Frage scheint mir gar nicht soo unwesentlich. Auch bezüglich des weiblichen Zyklus. Und überhaupt der hormonellen Unterschiedlichkleiten... Also ich meine, da sind im Bewusstsein schon Hürden zu überwinden, um sich als Mann und Frau gegenseitig zu begreifen. Es gibt ja solche Zankehen, deren chronische Spannung darauf beruht, dass beide ihr Empfinden als das eigentlich wahre bezeichnen- nur aus dem Grund, weil es ehrlich und von innen gefühlt wird. Die spirituelle Arbeit führt aber über die Grenzen dieser persönlichen Empfindungen hinaus, in ein umfassenderes Wahrnehmen... Und dieses Hinausführen führt trotzdem nicht weg vom eigenen Empfinden. Es ist dann eher ein vom Persönlichen gereinigtes Empfinden- da das sogenannte Selbst ja bei allen Menschen durch die gleiche Verbindung besteht. Und indem sowohl die eigene Mitte in tiefererTiefe und die äußeren Grenzen im Idealfall gar nicht mehr wahrgenommen werden, ist die Verbindung zwischen den Geschlechtern dann tatsächlich möglich. Im Laufe der inneren Erweiterung erwacht das Bedürfnis, die ungelebten Teile in sich selbst zu verwirklichen. Was Projektion war, wird als eigener potentieller Anteil erkannt und zum Leben erweckt. Alles was uns "außen" in irgendeiner Form anspricht, ist Inneres in Projektion, die zur Integration gebracht werden will. Das ist der Weg zur tatsächlichen Vereinigung.

Übrigens hat Amma, so wie mir erzählt wurde, erz-mütterliche Eigenschaften. Ihre Art ist es, jeden Sucher liebevoll in den Arm zu nehmen... So einfach und so essetiell... Angenommensein im Ganzen....

lg Kalihan
 
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Der Mann hat keine Möglichkeit, im Gegensatz zur Frau, die eigenen Wurzeln für sich, aus einer Analogie, zum eigenen Geborenwerden und zum Sterben abzuleiten.
Er kann nicht gebären und ist somit selbst abgeschnitten vom Ursprung.
Eine Frau steht dadurch, dass sie gebären kann in einem schlüssigen und analog erfassbaren Kreis von geboren werden, gebären und sterben.
Sie ist dadurch nicht abgeschnitten vom Ursprung, oder von der Quelle...

da muss ich Energeia recht geben. Das war vielleicht so in Donis Zeiten, doch jetzt wo wir wissen von wo die Babys herkommen, dürfte dadurch die Spiritualität nicht mehr behindert werden. Außer es sitzt noch etwas in den Genen, was du aber über die Spiritualität der Frauen nicht sympathisch gefunden hast, aber durchaus noch möglich ist. Und dich finde das es da auch die Männer nicht nötig haben, doch es ist noch immer so.

Hier denke ich, dass sie (die Frauen) es nicht nötig haben, hinter einem erfolgreichen Mann die Fäden zu spinnen. Da erscheint mir schon das selbstbewusste, in die Eigenverantwortung tretende Prinzip, das manche Frauen trotz Jahrtausende alter Unterdrückung verwirklichen sympathischer.

Viele tragen schon Eigenverantwortung sowohl männlich auch weiblich, doch es steckt noch viel von früher drinnen.

Denn eine Entwicklung, sagst du selbst dauert nicht 15 oder 20 Jahre. Einige schaffen das schneller die anderen langsamer. Doch ich glaube, die Entwicklung geht auf schneller hin, wir brauchen keine 2000 Jahre mehr.

Damit die Entwicklung voran geht, müssen wir das Alte ablegen.
 
Hallo Kalihan,

Doch, die biologische Frage scheint mir gar nicht soo unwesentlich.

Ich habe mich nicht ganz präzise ausgedrückt.

Ich habe versucht, den Thread-Beitrag zu rekonstruieren:

biologischer Nachteil (Sex) -> psychologische Kompensation durch Religionsstiftung (Rolle) -> Konstruktion männlicher Schöpfer (patriarchalisches Weltbild)

Und habe dann meine Gegenthese aus den Gender Studies zitiert:

"die Gender Studies bestreiten den kausalen Zusammenhang von biologischem und sozialem Geschlecht und dessen Kontinuitätsbestreben. Das soziale Geschlecht wird vielmehr bezeichnet als eine Konstruktion von Geschlecht "

Mir ging es hier vor allem um die Bestreitung eines eindeutig kausalen Zusammenhanges bzw. Mechanismus. Andererseits will ich die Biologie nicht völlig verneinen. Ich hatte das Problem schon ab und an in Gender-Diskussionen. Die einen folgen dem Biologismus und wollen das Verhalten von Mann und Frau durch eine biologische Evolutionstheorie erklären (z.B. Mann sucht viele Partnerin, um seine Gene weiterzugeben, Frau sucht Ernährer, um den Kindern das Leben zu sichern), die anderen folgen einem Gender-Ansatz, der nicht nur biologisch-kausale Zusammenhänge, sondern jegliche biologische Differenzen (Sex) verneint.
Mir geht es um eine Vermittlungsposition: weder kausale (biologische) Mechanismen, noch Verleugnung biologischer Differenzen.
Ich glaube jedoch, dass die biologischen Differenzen mit der spirituellen Entwicklung immer geringer werden, dass sie in den unteren Chakren eher polar und in den oberen eher neutral ist und im Kronen-Chakra, bzw. Einheitsbewusstsein (subtile, kausale, nonduale Ebenen ) universell.
Insofern findet eine relative Löslösung von sozialen Gender-Rollen und der biologischen Konstitution im Laufe der spirituellen Entwicklung statt, obwohl die Ontogenese an sich, so frei sie auch ist, immer von den sozialen und biologischen Möglichkeitsbedingungen, je nachdem, zumindest ermöglicht (Freiheit) oder gar genötigt (Trieb-, Macht-, Gewalt, Normen-Zwang) wird.

Liebe Grüße :liebe1:
Energeia
 
Hallo zusammen!

@ Energeia
Ich kann Deine Ansätze zum größten Teil nachvollziehen, wenn ich mich dazu auf Deine soziologische Perspektive einlasse – betrifft auch Deinen letzten Beitrag. Z. B. nehme ich bei meiner therapeutische Arbeit im wesentlichen selbst ähnliche Positionen ein, vor allem dann, wenn es vom Kontext her sinnvoll erscheint.

Ich habe bereits zum Ausdruck gebracht, dass es mir bewusst ist, dass ich meinen Ansatz nicht klar genug darstellen konnte.

Beispiel - Zitat Energeia:
„...Du verwendest hier also selbst den Begriff "Rolle"...“

Fehler von mir, durch die Begriffswahl...

Schätze allerdings, dass Du auch bei 100% exakter Darstellung versucht hättest, diese (Deine) Ebene einzunehmen – interpretiere ich auch aufgrund Deines letzten Beitrags. Bleibt ohne Zitate...

Meine Position war und ist kein Syntheseaspekt dialektischer Prozesse der Soziologie – und, dass Du das wusstest zeigt sich im Folgenden:

Zitat Energeia:
Wenn ich das richtig rekonstruiere, dann ist deine These nun:

Dem Menschen stellen sich a priori existenzielle Urfragen. Die Frau ist durch ihre Gebärfähigkeit nicht abgeschnitten vom Ursprung und benötigt deshalb, wenn sie vollkommen frei ist, kein religiöses Konstrukt, um diese Urfragen für sich zu beantworten.
Der Mann ist aber durch seine biologische Konstitution auf diese religiösen Kompensations-Konstrukte angewiesen... - Zitat Ende.

Danach gehst Du allerdings wieder auf die soziologische Schiene, um halt auf Deiner Bahn bleiben zu können...

Zitat:
„...führt dann wieder zum sozialen Verhalten der "Religionsstiftung"...“

Ich habe von keinem sozialen Verhalten gesprochen...

Deine soziologische Ebene ist auf Millionen von Facharbeitsseiten und sonstigen Publikationen erörtert und im Internet lassen sich Megabits an „Psycho-Sozio-Gelaaber“ dazu finden – das (Mainstream) zu suchen war nicht mein Ansatz!


Zitat Energeia:
„...Warum verwende ich die Unterscheidung Sex-Gender ?...“

Nach meiner Sichtweise verwendest Du diese Unterscheidung, um Dich auf der soziologischen Ebene bewegen zu können – bei meinem Ansatz können wir dann allerdings nur aneinander vorbei reden!

Noch einmal, nur dass das klar ist – ich widerspreche Dir nicht auf Deiner Ebene!
Im Gegenteil diskutiere ich in einem geeigneten Thread gerne mit.

Meinen Ansatz hast Du für mich trotzdem es mir nicht auf Anhieb gelang gut herausgearbeitet – Danke!

Am Rande ergibt sich bei mir noch die Fragestellung, was Dich wohl dazu bewegen mag, Dich so sehr daran (soziologische Ebene) festzuhalten – sehe ich mir die Platzierung und Auswahl Deiner Emoticons (Smileys) genauer an, denke ich, dass dahinter wahrscheinlich die Kompensation von Verletzung, vielleicht die Vermittlung von Mainstream, aber kein Bestreben nach Erkenntnis steht.

Liebe Grüße, Johann
 
Hallo,

also da kann ich dir nur widersprechen :banane:

Die Soziologie-Schublade, die Du hier aufmachst, ist nicht meine Schublade, sondern entspringt deiner Kategorien-Einteilung.
Ich habe nicht den Rollen-Begriff eingeführt und ich bin auch nicht Anhänger irgendeiner Rollentheorie.
Ich schreibe hier auch nicht als Soziologe, sondern als Philosoph, der einen spirituellen Weg verfolgt. Wenn Du beispielsweise die Kosmologie von Ken Wilber betrachtest, dann gibt es dort 4 Quadranten: 2 individuelle und 2 kollektive (Kultur, Gesellschaft).
Ich halte weder an der Soziologie fest, noch ist das "meine" Position.

Ein Soziologismus reduziert Phänomene auf soziale Erklärungen.
War dies mein Vorgehen ? :nono:

Mir ging es hier vor allem um die Bestreitung eines eindeutig kausalen Zusammenhanges bzw. Mechanismus. Andererseits will ich die Biologie nicht völlig verneinen. Ich hatte das Problem schon ab und an in Gender-Diskussionen. Die einen folgen dem Biologismus und wollen das Verhalten von Mann und Frau durch eine biologische Evolutionstheorie erklären (z.B. Mann sucht viele Partnerin, um seine Gene weiterzugeben, Frau sucht Ernährer, um den Kindern das Leben zu sichern), die anderen folgen einem Gender-Ansatz, der nicht nur biologisch-kausale Zusammenhänge, sondern jegliche biologische Differenzen (Sex) verneint.
Mir geht es um eine Vermittlungsposition: weder kausale (biologische) Mechanismen, noch Verleugnung biologischer Differenzen.
Ich glaube jedoch, dass die biologischen Differenzen mit der spirituellen Entwicklung immer geringer werden, dass sie in den unteren Chakren eher polar und in den oberen eher neutral ist und im Kronen-Chakra, bzw. Einheitsbewusstsein (subtile, kausale, nonduale Ebenen ) universell.
Insofern findet eine relative Löslösung von sozialen Gender-Rollen und der biologischen Konstitution im Laufe der spirituellen Entwicklung statt, obwohl die Ontogenese an sich, so frei sie auch ist, immer von den sozialen und biologischen Möglichkeitsbedingungen, je nachdem, zumindest ermöglicht (Freiheit) oder gar genötigt (Trieb-, Macht-, Gewalt, Normen-Zwang) wird.

Es geht mir offensichtlich weder darum, einen solchen biologisch-psychologischen Mechanismus zu konstruieren, wie Du das vornimmst, noch geht es mir darum, Phänomene auf soziologische Theorien beispielsweise auf Gender-doing zu reduzieren.
Mir persönlich geht es darum, die jeweiligen Schichten eines Phänomens (Psychologie (Ontogenese), Biologie Soziologie, Geschichte, Erkenntnistheorie, Ontologie, Spiritualität) möglichst nicht auf andere zu reduzieren, sondern sie als unterschiedliche, theoretisch-gleichberechtigte Aspekte einer spirituellen Kosmologie zu begreifen.
Wenn ein Soziologe meine Beiträge (Artikel) liest, dann wird mir vorgeworfen, ich sei kein Soziologe, sondern ein Psychologe oder Philosoph. Von Personen, die deine Perspektive einnehmen, kommt des öfteren der Soziologie-Vorwurf.
Meiner Ansicht nach liegt dies an der polaren Beobachterperspektive der Beobachter und nicht an meinem Ansatz.
Du erklärst ein Phänomen durch einen biologisch-psychologischen Mechanismus, aber ich beziehe Biologie und Psychologie mit ein und betrachte sie als Ko-Konstituenten, gemeinsam mit Soziologie, Geschichte, etc. . Du reduzierst meinen Ansatz in deinem Antwort-Beitrag folglich genau auf das, was lediglich "auch" bei mir vorkommt und sich dadurch von dir unterscheidet.

Mir geht darum, nicht in Schubladen zu denken :foto:
Und ein solcher Ansatz, der eine "spirituelle Kosmologie" anhand von zahlreichen Schichten nicht-reduktionistisch zu erklären unternimmt, findet sich auch nicht auf "Mainstream-Seiten" und schon gar nicht auf irgend einer Soziologie-Seite :party02:

Meine Position war und ist kein Syntheseaspekt dialektischer Prozesse der Soziologie – und, dass Du das wusstest zeigt sich im Folgenden:

Das habe ich auch nicht behauptet, sondern ich habe dich lediglich aus einer Position, die nicht unbedingt dialektisch, jedoch - wie oben erwähnt - aus einer Synthese unterschiedlicher Schichten Phänomene beschreibt, beobachtet und deshalb in deiner Theorie ein - aus meiner Sicht - Defizit an sozialen Erklärungsstrukturen und einen einfachen Reduktionismus festgestellt hat.
Nicht mehr und nicht weniger.


Liebe Grüße :liebe1:
Energeia
 
PS:

Ich habe gerade auf deiner Home-Page gesehen, dass Du "Philosophie, Psychologie, pharmazeutischen Biologie (M.A.)" studiert hast.

Also meiner Ansicht nach ist es sinnvoll, davon auszugehen, dass emergente soziale Strukturen als Aspekte von Phänomenen diese konstituieren, weshalb man die Soziologie bei Erklärung von Phänomenen (fast) jeder Art nicht vernachlässigen sollte.

:liebe1:

(Es muss nicht Wilber sein, es kann auch Hegel, Giddens, Habermas, Grof oder .... sein :) )
 
Hallo Energeia,
also, ich schätze Deine konstruktive Weise wirklich sehr!

Ich kann und will Deinen inhaltlichen Ausführungen auch gar nicht widersprechen – ich müsste dann viele meiner eigenen Sichtweisen widerlegen...

Zitat:
„...Mir persönlich geht es darum, die jeweiligen Schichten eines Phänomens (Psychologie (Ontogenese), Biologie Soziologie, Geschichte, Erkenntnistheorie, Ontologie, Spiritualität) möglichst nicht auf andere zu reduzieren, sondern sie als unterschiedliche, theoretisch-gleichberechtigte Aspekte einer spirituellen Kosmologie zu begreifen...“

Mir geht es grundsätzlich um nichts anderes – ich teile dies mit Dir Wort für Wort!

Ich selbst betrachte z. B. gerade die integrativen Grundlagen, die Ken Wilber in seinen Arbeiten schuf mit als die derzeit sinnvollsten Vorstellungen, die der Menschheit zur Verfügung stehen.

Trotzdem interessierte mich in meinem Ansatz der Select eines nichtintegrativen „biologisch-psychologischen Mechanismus“. Und da bin ich mit dem Ergebnis nach wie vor unzufrieden!

Überlasse es doch einfach mir, was ich damit mache.

Das bedeutet nicht, dass ich danach hergehe und alles, was ich jemals an Erkenntnis und Perspektiven, gerade durch Menschen wie Wilber oder Grof erfahren habe in den geistigen Müllschlucker werfe.

Analyse, Funktion und Integration interessieren mich gleichermaßen - ebenso, wie mich nicht nur ein Blickfeld auf alles, sondern auch ein Blickwinkel, mit dem Focus auf etwas interessiert.

Danke, für Deine Mühe und Dein Feedback!

Liebe Grüße, Johann
 
Hallo,

Überlasse es doch einfach mir, was ich damit mache.

Das wollte ich auch. Wenn das falsch ankam, dann möchte ich mich dafür entschuldigen.

Trotzdem interessierte mich in meinem Ansatz der Select eines nichtintegrativen „biologisch-psychologischen Mechanismus“. Und da bin ich mit dem Ergebnis nach wie vor unzufrieden!

Ich möchte darauf noch einmal eingehen:

An diesem Standpunkt befinde ich mich also, wenn ich sage:
Der Mann hat keine Möglichkeit, im Gegensatz zur Frau, die eigenen Wurzeln für sich, aus einer Analogie, zum eigenen Geborenwerden und zum Sterben abzuleiten.
Er kann nicht gebären und ist somit selbst abgeschnitten vom Ursprung.
Eine Frau steht dadurch, dass sie gebären kann in einem schlüssigen und analog erfassbaren Kreis von geboren werden, gebären und sterben.
Sie ist dadurch nicht abgeschnitten vom Ursprung, oder von der Quelle...

Mir leuchtet dies nicht ein, weshalb ich nachfragen möchte.
Die Frau unterscheidet sich vom Mann dadurch, dass sie entweder die „Geburt“ wirklich erlebt, durch ihre biologische Ausstattung fähig ist zu gebären und durch die periodisch auftretende Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut (Menstruation).
Was ist nun hier der ausschlaggebende Grund für diese „Ursprungsverbundenheit“ ? Nicht jede Frau macht die Erfahrung der Geburt und nicht von Lebensanbeginn. Die Menstruation setzt auch erst ab einem gewissen Alter ein: gibt es davor keine Urverbundenheit ?
Ist es letztlich nur die fähig durch die biologische Ausstattung ? Oder lediglich das „Wissen“ ? Was bewirkt hier die von dir angesprochene „Ursprungsverbundenheit“?

Das sind erst einmal meine Fragen zu diesem Mechanismus, um ihn besser verstehen zu können.

Ich möchte nun auf eine Verbindung von Ursprungsverbundenheit und Urvertrauen hinweisen. Führt diese Ursprungsverbundenheit zu Urvertrauen oder ist sie in dieses eingelassen ?

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Ich möchte mich dem Urvertrauen von zwei anderen Richtungen nähern:

1. Urvertrauen in der Psychologie:

Es geht dabei darum, ob der Säugling überhaupt lernt, Vertrauen auf irgendetwas zu entwickeln (also "Vertrauen in Vertrauen"). Nach Erik H. Erikson erwirbt jeder Mensch in den ersten Lebensmonaten und -jahren ein Gefühl dafür, welchen Situationen und Menschen er vertrauen kann, und welchen nicht. Dieses Urvertrauen wie auch das Urmisstrauen ist für die Entwicklung von Beziehungen zu anderen Menschen und für die Charakterbildung maßgeblich.

Urvertrauen entwickelt sich im Kind durch die verlässliche, durchgehaltene, liebende und sorgende Zuwendung der Eltern (Mutter, Dauerpflegeperson allgemein). Es ist die Grundlage für:

Vertrauen in sich selbst, Selbstwertgefühl, Liebesfähigkeit ("Ich bin es wert, geliebt zu werden". "Ich fühle mich geborgen")
Vertrauen in andere, Partnerschaft, Solidarität ("Ich vertraue Dir", "Ich liebe Dich", "Ich fühle mich verstanden und angenommen")
Vertrauen in das Ganze, die Welt ("Es lohnt sich zu leben")
Wurde die Entwicklung des Urvertrauens gestört, etwa durch Lieblosigkeit oder Vernachlässigung, d.h. durch das Fehlen einer "Dauerpflegeperson" (Dieter Claessens) oder Misshandlung, geht man von einer mangelhaften Ausbildung des Urvertrauen aus.
Dies kann schließlich auch zu Traumata, Psychosen, Persönlichkeitsstörungen führen

2. Sozialer Kontext des Urvertrauens

Die Familie ist eine soziale Sphäre, die sich in der sozialen Evolution mit der Gesellschaft und den Reproduktionsanforderungen an die Gesellschaft wandelt. Alleine die „Einstellung zur Kindheit“ ist eine soziale Errungenschaft des 17., 18, Jahrhunderts. Zuvor und vor allem im Mittelalter gab es so etwas wie „Kindheit“ nicht, auch nicht den Begriff. Kinder wurden wie Erwachsene behandelt, sie wurden recht früh aus dem Haus gegeben und mussten oft in anderen Familien arbeiten. Die Babys wurden oft von Ammen – nicht der leiblichen Mutter - gegen Bezahlung gestillt, die sich darüber hinaus um mehrere Kinder kümmerten. (Vgl. Philippe Aries: Geschichte der Kindheit). Lange Zeit gab es keine Trennung von Haus (Heim) und Arbeit und keine intimen Rückzugsbereiche, ja, konnte sich so etwas wie „Intimität-Distanz“ gar nicht ausbilden.
Meiner Ansicht nach konnten diese Menschen zumeist kein Urvertrauen (1. Chakra) ausbilden und es hat Jahrtausende gedauert, bis sich in der (westlichen) Kultur so etwas wie „Liebe“ (4. Chakra) zu den Kindern entwickeln konnte. Dieser Kreislauf von zu wenig Liebe der Erwachsenen und Vernachlässigung der Kinder (man betrachte nur die gewaltvollen Erziehungsregeln des 19. Jahrhundert) konnten/werden nur langsam aufgelöst (werden) – bis zum heutigen Tag. Dieses Defizit an Urvertrauen ist – aus meiner Sicht - auch mit ein Grund für das Unterwerfen unter, Idealisieren und Anbeten von patriarchalischen bis zu diktatorischen Weltbildern.
Diese je soziokulturell bedingte familiäre Sphäre ist folglich auch das Umfeld der Geburtserfahrung, d.h. die Geburt wird durch evolutionsspezifische, soziale Regeln praktiziert und das Geburtstrauma anhand dieser verarbeitet.

Leben, Sprache, Schrift, relativer Frieden, Internet, Esoterik-Forum .... all dies sind evolutionäre Errungenschaften, die in eine Milliarden Jahre alte Kosmologie eingebunden sind. Im Laufe der Kosmologie entstand die Erde, auf welcher sich nach einigen Milliarden Jahren Leben entwickelte. Im Laufe der folgenden biologischen Evolution bildeten sich ausgehend von den ersten Zellen höheren Lebensformen wie Pflanzen, Pilze, Tiere und schließlich der Mensch heraus. Nach dem Ende der letzten Eis- und Regenzeit und der Erwärmung der gemäßigten Breiten entstand die frühe agrarische Produktion und bildeten sich erste stadtähnliche Siedlungen. In Indien und China sowie in Ägypten und Mesopotamien entwickelten sich in der folgenden Zeit an Flüssen die ersten Hochkulturen. Es folgten im Abendland die griechische, römische Antike, das Mittelalter, die europäische Kultur der Neuzeit und schließlich die Moderne.
Ohne diese sozialen Strukturen kann man – meiner Meinung nach – nicht verstehen, wie und ob in der Gegenwart ein Mensch Urvertrauen ausbildet und sich folglich leiblich geborgen fühlt oder immer wieder von Ängsten und deren Kompensation geplagt wird.

Wenn Grof schreibt: „Auf der Karte, die ich entwickelt habe, und die wir in der holotropischen Atemarbeit benutzen, gibt es ein Niveau, das wir perinatal nennen. Das perinatale Niveau bezieht sich auf das Geburtstrauma. Nach unseren Beobachtungen ist es ein sehr wesentliches Trauma. Die Geburt ist eine Situation, die von einer Stunde bis zu mehreren Tagen dauern kann, und das Leben des Kindes ernsthaft bedrohen kann. Es ist mit Angst verbunden und erzeugt viel Aggression als Reaktion auf die Erstickungsdrohung. Das bedeutet, daß es Agressionsquellen jenseits der postnatalen Biographie gibt.“
Dann ist all dies, seine eigene Arbeit, die Umstände Geburt, die Ängste und die Zeit danach in soziale Strukturen eingebunden.

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Meine Absicht war es, deinen Mechanismus mit meinen Fragen besser zu verstehen und zu verdeutlichen, warum ich (auch ) den sozialen Strukturen Aufmerksamkeit schenke. Ich habe mich hier weniger den psychischen und gar nicht den biologischen Bedingungen zugewandt – das soll nicht heißen, dass sie nicht wichtig wären.

Liebe Grüße,
Energeia
 
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JohannW schrieb:
Um das Phänomen, dass es offensichtlich keine Frauen gibt, die in die Rolle eines Religionsstifter gegangen sind habe ich schon oft gegrübelt – ich bin dann auf die Idee gekommen, dass es mit einem biologischen Nachteil, den Männer haben, zusammenhängen müsste.

Dieser Nachteil bewirkt, dass sie einen Ersatz für die eigene Unvollständigkeit suchen.

Dieses Problem lösten einige dadurch, dass sie als Religionsstifter hervortraten und vorwiegend männliche Schöpfer konstruierten, welche die Unvollständigkeit (durch daran glauben) ausgleichen konnten.

Letztlich verschoben sie mit diesem „Überschöpfer“ auch die Gleichwertigkeit von Mann und Frau.

Ich versetzte mich dazu in einen Mann der Urzeit, der gerade damit beginnt, die Welt über die Gesetzmäßigkeiten des Jagens und des Sammelns hinaus zu verstehen. Dabei versuchte ich aus dieser Perspektive das Geborenwerden und das Sterben zu verstehen.

In dieser Betrachtung erscheint es mir völlig logisch, dass es einem Mann besonders wichtig sein muss, sich seiner Wurzeln, in seiner „Mann-Identifikation“, zu besinnen und dazu ein Konstrukt (=Religion) zu entwickeln. Er hat nämlich keine Möglichkeit im Gegensatz zur Frau, diese Wurzeln für sich, aus einer Analogie, zum eigenen Geborenwerden und zum Sterben abzuleiten. Da er sich selbst nicht gebären kann ist er abgeschnitten vom Ursprung.

Ja Griasde Bua ;)

Also so wie ich das sehe, idealisierst du das Potential der Weiblichkeit dahingehend, dass eine Frau im Gegensatz zum Mann, aufgrund des ihr direkt widerfahrenden Kreislaufs: Geburt > selbst gebären, näher an der Quelle, bzw. zumindest weniger davon abgeschnitten sei als der Mann, der aufgrund seiner Unvollständigkeit dann (weil es noch keine Eisenbahnen gab) zu dem Trick der Reliösität griff, um sich seiner Ganzheitlichkeit dann doch noch bewusst zu werden...(Oder eben doch seiner Unvollständigkeit, sollte es nicht geklappt haben...)

Sehr romantische Vorstellung, und ein paar einwerfende Gedanken von mir:

Ich denke zuerst mal dass Männer und Frauen bis auf die Hormone GENAU die gleichen Wesen sind. (Mich hat das Thema Mann & Frau bzw. die Unterschiede auf Hormon-Ebene eine Zeit so interessiert dass ich selbst mit Hormonen experimentierte (u.a. auch Östrogen & Progesteron) und seither sind Begriffe wie Mann und Frau fuer mich nichts anderes als Analogien wie Plus/Minus, Geben/Nehmen, Tag/Nacht, Sonne/Mond etc. (Ich habe unter Progesteron bei jeder Gelegenheit Tränen bekommen, aber das waren nicht "meine" Tränen, sondern von Hormonen hervorgerufen, ebenso wie die Stimmung und ja sogar die Gedanken sind sehr stark von hormonellen Prozessen beeinflusst. Beinflusst ist zwar noch nicht gesteuert, aber bei unbewussten Menschen ist der Unterschied nicht mehr sehr gross).

Dass Frauen bisher in der Regel keine/kaum Religionen gegruendet haben liegt vielleicht daran, dass solche Dinge eher in die Testosteronecke fallen. Die meissten Frauen haben in der Regel nicht das extreme Beduerfnis, eine ganze Welt/Nation von ihrem Wissen zu ueberzeugen, selbst wenn sie die notwendige spirituelle Tiefe in sich haben. Wir Männer sind da ja ein wenig anders. Wir gehen fuer unseren Glauben/Ueberzeugungen auch gerne mal gleich in den Tod wenn die Umstände es "erfordern"... Dann darf nicht vergessen werden, dass Frauen in den meissten Epochen nicht viel zu sagen hatten und in vielen Kulturen es heute noch immer undenkbar wäre, eine neue Religion die von einer Frau gegruendet wäre, anzunehmen.

Selbst wir in Europa sind von wirklicher Emanzipation meilenweit entfernt.

In den Ländern mit der grössten Bevökerungsmehrheit ist zudem das Leben von Frauen generell weniger Wert als das der Männer (Asien, Arabien, Afrika)

Ehrlich gesagt, wundert es mich nicht dass es bisher kaum Frauen "getraut" haben, eine "neue Richtung" zu gruenden. Was ja nicht heisst, dass es nicht zig Frauen gegeben hätte die genau das wollten aber aufgrund der sozialen Verhältnisse dazu "keine Berechtigung" hatten...

Ausserdem fällt mir auf, lieber Johann, dass du den (typisch männlichen) Religionsgruender aufgrund seiner "Unvollständigkeit" (im Vergleich zur Frau) zur Religionsgruendung greifen lässt. Bringst du da nicht was durcheinander?

Fuer einen Religionsanhänger mag sein Gefuehl der Unvollständigkeit erklären, dass er sich an dieses oder jenes Paradigma heftet. Die Gruender der Religionen waren aber doch meisst Menschen, die einen Durchbruch im Spirituellen erlebt/erreicht hatten (egal ob Mohammed, Jesus, Govinda) und dies anderen Menschen nahebringen wollten.

Also sagt die Tatsache, dass Männer die meissten Religionen gegruendet haben doch nichts darueber aus dass Männer hier benachteiligt wären.

Ich finde, die Betrachtungsweise wäre viel zu plakativ, da gibt es doch tausend gewichtigere Faktoren.

Meine Meinung:

Ob ich von der Quelle abgetrennt bin oder nicht, hängt meiner Meinung davon ab, wie sehr ich mich mittels meines Ego/Verstand von der Quelle abtreiben lasse. In der Quelle selbst sind alle Polaritäten aufgehoben, die von Plus Minus ebenso wie die von Mann und Frau.

Eine Frau die Kinder gebährt erfährt das schönste Wunder das es auf diesem Planeten gibt. Es ist ein Geschenk, das unmessbaren Wert hat. Nur automatisch der Quelle näher ist eine Frau deswegen nicht unbedingt.

Die Quelle, die man durch die Augen der Kinder sehen kann, kennt keine Unterschiede und daher kann weder das Minus noch das Plus näher an Ihr sein. Sieht der Vater die Göttlichkeit seines Kindes wenn er in seine Augen schaut...so ist er der Quelle nah. Nicht sein Geschlecht bestimmt die Nähe zur Quelle sondern das Bewusstsein.

Und natuerlich auch vice versa:

Ist die Quelle dem Menschen nah, so ist auch der Mensch der Quelle nah.

Und die einzigen, die echten Kontakt zur Quelle haben, sind die Kinder.


So seh ich das :)

Viele Gruesse

Tetra
 
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