Wie trauert man richtig?

firstlove

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29. August 2006
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NRW
Hi,
mein vater ist vor einen Monat an Lungenkrebs gestorben.
Da ich noch zu Huase wohne und er dort auch verstorben ist weil es sein Wunsch war hab ich das alles Mitbekommen.
Kurz bevor er jedoch verstorben ist bin ich schnell raus weil ich es nicht ertragen konnte.
ich war von der ganzen Familie die die sich zusammen gerissen hat und die ganze Sache eher logisch betrachtete.Ich denke mir mal dies ist auch ein Selbstschutz.Ich möchte garnicht mit der Sache konforntiert werden.Ich hasse es darüber zu reden .Ich gehe auch nicht gern auf den Friedhof .bei der Beerdigung hab ich mich wieder zusammengerissen.Also verdräng ich alles gut und möchte wie schon erwähnt garnicht damit konforntiert werden.
Meine Mutter ist da anders sie redet immer wieder davon und hat auch im Wohnzimmer ein Altar mit Fotos eingerichtet.Eben war dort ein neues Foto was als ich es betrachtet habe unerträglich für mich war und ich dann auch weinen musste.Bin ich normal???Oder kann das Verdrängen mich krank machen???wie sieht ihr das?
 
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Hallo,

ist ein reiner Schutzmechanismus und es ist gut so.
Deine Trauer lebst du dann aus, wenn du es ertragen kannst zu trauern.

Es gibt kein Richtig oder Falsch.

Mein tiefstes Beileid!
 
Hallo firstlove
das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Ich denke das Beste für einen ist wenn man die Gefühle zuläßt. Die Tränen fließen läßt!
Mein Vater ist im November gestorben an Krebs, 11 Tage vorher ist jemand anderer gestorben und ich war noch damit beschäftigt, mußte mich um die Beerfigung usw. kümmern. Ich hatte keine Zeit um meinen Vater zu trauern, mein Kopf war noch voll mit der anderen Beeredigung. Wenigstens konnte ich mich von meinem Vater verabschieden, es gab ein paar Tage vorher ein Abendmahl bei meinen Eltern zu Hause mit dem Pastor zusammen. Das war sehr wichtig für mich, da ich weiter weg von ihnen wohne und ihn nur selten gesehen habe.
Jetzt erst nachdem hier Ruhe eingekehrt ist fange ich an um meinen Vater zu trauern, weil ich es vorher verdrängt hatte, es nicht wollte.

Ja auf jeden Fall bist Du normal. Aber das Verdrängen ist auf Dauer nicht gut für Dich. Ich denke daß für Dich die richtige Zeit kommt zu trauern.
Alles Gute
viele Grüße
 
ich bin in dieses Forum gekommen, weil ich mich scheiße fühle, weil ich den tod meiner besten freundin verdränge.
du hast wahrscheinlich recht es ist reiner selbstschutz, und irgendwann findet man den richtigen zeitpunkt zur trauer, ich denke das ist normal.allein schon mit deinem beitrg heir trauerst du und verarbeitest das geschehne. man möchte einfach nicht glauben, dass dieser geliebte mensch nie wieder da sein wird.
meine freundin ist jetzt schon 3 monate tod und ich kann immer noch nicht darüber reden. jeden tag verbringe ich in gedanken und fühle mich schwer.
oft fängt man glaub ich an darüber zu reden wenn die erinnerungen an den menschen anfangen zu verblassen...

mein beileid
liebste grüße
tannenbaum
 
Erstmal möchte ich euch allen für die lieben Antworten danken.
Zwischendurch hab ich mal getrauert auch öfters mal geweint aber oft wenn ich traurig bin denk ich mir dass es vielleicht keinen Grund dafür gibt.
Vielleicht geht es meinen Vater jetzt viel besser als auf dieser Welt ,vielleicht sieht er uns und möchte nicht das wir trauern weil es ihn sehr gut geht.
Klar der Mensch lebt nicht mehr mit einen aber vielleicht sieht man sich wieder .Bestimmt hat alles seinen Grund.Das denk ich mir immer wenn die trauer kommt.
Alles Liebe
Firstlove
 
Liebe firstlove,

ich möchte dir mein Beileid aussprechen.

Dein Verhalten gleicht dem meinen. Auch ich habe so reagiert. Mein Vater ist im Dezember letzten Jahres auch an Krebs verstorben.
Ich habe "funktioniert", war stark, jetzt erst vor ca. 6 Wochen fange ich an überhaupt alles zu verarbeiten. Ein für mich sehr wichtiger Prozeß.

Weißt du, es gibt kein richtiges oder falsches Trauern. Jeder Mensch trauert auf seine eigene Art und Weise. Und alles, was von Herzen kommt ist richtig.

Alles Liebe für dich.
 
Mein Cousin ist 26-jährig bei einem Motoradunfall tödlich verunglückt. Ich bekam von meiner Kollegin einen Text. Vielleicht hilft er auch dir. Uns hat er zumindest ein wenig Trost gegeben.

Ich bin nur in das Zimmer nebenan gegangen.
Ich bin ich. Ihr seid ihr.
Das, was ich für euch war, bin ich immer noch.
Gebt mir den Namen, den ihr mir immer schon gegeben habt.
Lacht weiterhin über das, worüber wir gemeinsam gelacht haben.
Gebraucht nicht eine andere Lebensweise.
Seid nicht feierlich oder traurig.
Ich bin nicht weit weg, nur auf der anderen Seite des Weges.
(Fritz Reuter)

Liebe Grüße
Nitsch1979
 
Nochmals vielen Dank an alle die mir geschrieben haben.
Es ist wirklich nicht einfach damit zurecht zu kommen und wir alle werden es auf unsere eigene Art bewältigen können.
Wünsche euch allen alles Liebe und viel Glück!!!
Vielen Dank
Firstlove
 
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Hallo firstlove,

wie die anderen auch geschrieben haben, trauert jeder anders.

ich habe meinen Vater vor 3 Wochen verloren, da es sehr plötzlich kam, konnte ich die Trauer zulassen. Meine Schwester trauerte ganz anders.
Bei der Trauerfeier habe ich auch geweint, bis ein Schmetterling durch die Kirche flog, da versiegten meine Tränen, weil ich glaube damit hat mein vater uns nen lieben Gruss schicken wollen.

Vor 8 jahren verstarb mein jüngerer Bruder..........und bei Beiden schrieb ich mir alles, was ich ihnen noch sagen wollte vom herzen. Ich schrieb ellenlange Anschiedsbriefe und auch bei Beiden eine Trauerrede und konnte so immer besser loslassen.

Ich stelle hier jetzt einfach mal einen Auszug aus der Trauerrede an meinen Vater rein, die persönlichen Dinge lasse ich mal aus.

liebe Familie, liebe Trauergemeinde,

wenn ich hier in die Runde schaue, sehe ich viele vertraute Gesichter, die ich schon seit meiner Kindheit kenne. Diese Begegnung, auch wenn der Anlass ein trauriger ist, stellt für mich etwas Besonderes da, weil Ihr mich alle an eine Zeit erinnert, die ich mit Papa und Euch gemeinsam erlebt habe.
Danke, dass Ihr alle gekommen seid! Eure Anwesenheit gibt in dieser schweren Stunde das Gefühl, nicht allein zu sein.
Je älter man wird, umso öfter finden wir uns vor einem Sarg eines Menschen wieder, dessen Weg wir ein Stück begleitet haben. Doch heute ist es für mich anders, ganz anders. Heute müssen meine Geschwister und ich von einem Menschen Abschied nehmen, zu dem wir "Vater" sagen durfte. Nur 10 Personen in der ganzen Welt hatten dieses Privileg.Einerseits ist es eines der schönsten Worte auf Erden, andererseits ist dies ein trauriger Tag, weil wir nie wieder zu einem Menschen "Vater" oder "Papa" sagen können.

Trauer nimmt uns den Blick für das wirkliche Leben - aber die Trauer ist es auch, die uns helfen kann, das Herz zu befreien - wenn wir bereit sind diese Gefühle zu zu lassen - Trauer kann zu Trost werden - aus Schmerzen wächst Dankbarkeit. Dankbarkeit, so einen Menschen wie meinen Vater an der Seite gehabt zu haben. Seine Hingabe, sein Wohlwollen, sein Pflichbewußtsein und seine Fürsorge kennen gelernt zu haben. Seine Hilfsbereitschaft schätzen gelernt zu haben. Ich empfinde Dankbarkeit, den Weg des Lebens, mit einem Menschen, wie meinem Vater, gegangen sein zu dürfen.Die Dankbarkeit an seine Opferbereitschaft 10 Kinder großzuziehen, verwandelt meine Erinnerung in eine stille Freude.

Lieber papa,
Ich kann Tränen vergiessen, weil Du gegangen bist und ich kann lächeln weil Du gelebt hast. Ich kann die Augen schliessen und Beten, dass Du wieder kehren sollst . Oder ich öffne die Augen und sehe was Du hinterlassen hast, nämlich ein Lächeln auf den Gesichtern, derer die an Dich zurückdenken. Denn je schöner und voller die Erinnerung an dich ist, desto schwerer ist die Trennung von Dir.

Papa, ich sage ganz einfach: Danke, Danke dass Du mir ein Vater warst und Danke, dass ich ein Stück Deines Weges mit Dir gehen durfte!!!

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Wie Du hier lesen kannst habe ich die Trauer in Dankbarkeit umgewandelt und so einen sehr schönen verarbeitungsprozeß, für mich, gefunden.

Ich weine nicht mehr wenn ich an meinen vater denke, sondern lächle.

Alles Liebe.........Manu:liebe1:
 
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