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the_pilgrim
Guest
Du hast das sehr gut zusammengefasst. Wenn ich in der Situation wäre, würde ich meinem Vater das genau so sagen, mit der Einleitung: hör mir mal bitte kurz zu, ich möchte ein paar Sätze loswerden. Bitte unterbrich mich nicht, sonst muss ich wieder von vorne anfangen. Dann warte kurz auf die Bestätigung, dass er gewillt ist, Dir zuzuhören, und dann rede. Wenn die Bestätigung NICHT kommt, rede nicht sondern probiere das gleiche später nochmal.Kurz: Ich habe in der Beziehung zu ihm die meiste Zeit das Gefühl, was ich sagen möchte ist (für ihn) uninteressant, belanglos oder potentiell Streitprovozierend (er kann sehr unangenehm und engstirnig werden). Er geniest es, mir zu erzählen und mich zu belehren aber umgekehrt halte ich mich dabei und auch sonst in meinen Impulsen zurück. Ich habe das Gefühl ich darf bei ihm nicht so sein wie ich wirklich bin und dieses Schema begleitet mich auch in Beziehungen zu anderen Menschen, mit denen ich noch keine anders gearteten Erfahrungen gemacht habe. Es begleitet mich auch in meine Denkgewohnheiten, wo ich aus einem Bedürfnis nach Anerkennung heraus ständig "Vater und Sohn" spiele, allerdings inklusive seiner abweisenden Reaktionen, was mich unruhig macht und unter Druck setzt (unterdrücken von Gedanken).
Im Verlauf des Urlaubs kannst Du dann jedes mal, wenn eine dieser Situationen auftritt, sagen: das ist eine der Situationen, die ich meinte, können wir das kurz klären? Und wenn ja, dann tu's.
Den Eindruck habe ich auch. Es geht ja nicht darum, wer recht hat, sondern darum, dass es andere Meinungen gibt und es zum respektvollen Umgang gehört, die Meinung eines anderen zu akzeptieren, auch wenn man sie nicht teilt.Wenn ich deinen Text richtig verstehe, pochst du genauso auf ein Gespräch zu deinen Themen, wie er auf ein Gespräch zu seinen Themen pocht.
So unähnlich seid ihr euch wohl nicht, denn beide scheint ihr nicht gewillt zu sein euch über die Themen des anderen auszutauschen und haltet nur eure eigenen Interessen für wichtig.
Mach Dir und ihm klar, dass es schlicht respektlos ist, die eigene Meinung als unumstößliche Wahrheit zu präsentieren. Frag ihn doch einmal, ob er überhaupt an einem respektvollen, liebevollen Verhältnis zu Dir interessiert ist.
Vielleicht könnt ihr euch darauf einigen, dass Du seine Wissenschaftssicht akzeptierst, wenn er im Gegenzug Deine Sichtweise zur Spiritualität akzeptiert. Seine Meinung, Deine Meinung. Wenn Du recht behältst, dann kannst Du, wenn ihr beide tot seid, sagen, siehste, ICH hatte recht. Wenn er recht hat, dann kann er sich auf diesen Triumph leider nicht freuen - sein Pech.
LG,
the_pilgrim