Hallo Langweilig,
Hallo, ich hatte vor anzufangen selbst zu meditieren, weiß aber nicht wirklich wie man das richtig macht. Deshalb würd ich gern fragen wie ihr meditiert.
Nehmt ihr auch eine spezielle Körperhaltung dabei ein?
Das kann ich zB nicht nachvollziehen, wäre das nicht nur empfehlenswert wenn man körperlich ständig überstrapaziert ist, um dann eine Körperhaltung einzunehmen die entspannend wirkt?
Erst mal Glückwunsch für Dein Vorhaben.
Mit der Körperhaltung ist es so, daß man prinzipiell in jeder Körperhaltung und in jeder Situation meditieren kann. Aber um das Meditieren zu üben empfiehlt es sich, immer die gleiche Situation herzustellen. Das geht am besten über das Einnehmen einer immergleichen Position.
Der Begriff des Entspannens wird von Menschen, die nichts über Meditation wissen, oft mißverstanden. Es ist nicht das übliche Relaxen gemeint, sondern das Lösen von Anspannungen. Wenigstens bei mir persönlich geschieht das nicht und schon gar nicht mit dauerhafter Wirkung, wenn ich mich "entspannt" hinlege oder hinsetze. Sondern ich persönlich setze mich am besten in aufrechter, manchmal durchaus auch anstrengender Sitzhaltung auf ein kleines Kissen oder auf die Erde, mit ineinandergeschlagenen Beinen. Wenn ich dann meine Alltagshaltung verlassen habe und meine Wirbelsäule so gerade ist, wie ich es schaffe, dann beginnt meine Muskulatur langsam und schrittweise loszulassen. Im Alltag sind Teile meiner Muskulatur mehr angespannt als andere Muskulatur, die zu wenig mitarbeitet. Diese unterschiedlichen Anspannungen auszugleichen und damit dann zu entspannen gelingt mir nur, wenn ich sehr gerade sitze und nicht "hänge", also nicht herkömmlich "entspanne", nicht relaxe. Sondern es fühlt sich eher gegenteilig an, wie Arbeit. Es dauert dann eine unterschiedliche Weile, bis mir die meditative Entspannung des Körpers gelingt. Ich mache das jetzt 15 Jahre und ich würde von mir nicht behaupten, daß ich "sitzen" kann, obwohl ich es einen ganzen Tag aushalten kann. Am Anfang waren schon 10 Minuten genug und einen ganzen Tag hätte ich niemals nicht sitzen können.
Die körperliche, etwas andere Entspannung stellt für mich eine Grundlage dar: wenn ich wirklich gut sitze, dann erlebe ich, daß mein Körper automatisch sitzt. Die Muskulatur arbeitet so, daß meine Wirbelsäule aufrecht gehalten wird, ohne daß ich geistig dazu beitragen muß. (Erreicht man das im Sitzen nicht, so wird man immer wieder mit dem Sitzen beschäftigt sein und dadurch keinen geistigen/mentalen Schwerpunkt in der Meditation bilden können. Es empfiehlt sich dann, neben dem Sitzenüben auch in einer bequemen Haltung zu meditieren, z.B. im Liegen auf dem Rücken.) Wenn mein Körper sich also "bequem" anfühlt, dann kann ich besser die Bewegungen in meinem Geist beobachten, denn ich werde dann nicht mehr durch körperliche Wahrnehmungen von meinen geistigen Inhalten abgelenkt. Deshalb ist die Körperhaltung also die Ursache oder Voraussetzung für Meditation, die man eigentlich ja als eine geistig-mentale Tat bezeichnen würde.
Sitze ich dann so oder liege ich, dann kenne ich 3 grundsätzliche Arten der Meditation:
a) die Objektmeditation. Man nimmt sich ein objekt, z.B. ein Stein, eine Kerze, irgendetwas Natürliches am besten. Dieses Ding legt man etwa 3 Meter vor sich auf den Boden und betrachtet es.
b) die Atemmeditation. Man betrachtet den eigenen Atem, ohne ihn zu beeinflussen.
c) die Rezitation eines Wortes. Man wiederholt ein oder mehrere Wörter ständig im Geist. Es gibt in jeder spirituellen Kultur heilsame Worte, die man wiederholen kann. Man sollte übrigens tunlichst Worte in der eigenen Sprache nehmen und nicht fremde Worte verwenden, die man nicht versteht. Das Ziel ist, die Worte zu verstehen und das Verständnis für sie zu erweitern.
Man sieht also 3 grundsätzliche Arten: man kann die Aufmerksamkeit nach aussen richten, oder auf die körperlichen Funktionen, oder in den Geist und seine Worte.
Manchmal ist es aber auch sinnvoll, eine vierte Methode anzuwenden, nämlich dann, wenn man keine Gedankenruhe in sich hat, weil man sich in einer mentalen oder psychischen Disharmonie befindet. Dann macht es Sinn, den eigenen Gedankenstrom zu beobachten: was denkt mein Geist gerade, welche Worte und Themen kommen in ihm vor? Durch das Beobachten der Gedanken und das wenn möglich Nicht-Teilnehmen, sondern wirklich Beobachten der Gedanken kann man sich teilweise von den eigenen Gedanken deidentifizieren, kann sich von den negativen geistigen Inhalten distanzieren und bemerken, daß man nicht der Denker ist, sondern daß da unbeeinflusst von einem selber etwas in einem automatisch denkt.
Hat man genug Distanz von den eigenen Gedanken, so erkennt man, daß man nur denkt, weil bestimmte Gefühle in einem vorherrschen, welche die Gedanken auslösen. Die Gefühle hat man im Rahmen einer oder mehrerer Erinnerungen, die man nicht loslassen kann oder wegen der Angst vor der Zukunft. Es macht dann Sinn, diese Gefühle zu benennen, man erkennt dann den individuellen Zusammenhang in sich selbst, der die Ursache für den unnötigen kontinuierlichen Gedanken- und Gefühlsstrom ist. Über Kurz oder lang ist man das dann leid und man gelangt in eine Art von Ruhe, in der man aus dem eigenen Film aufwacht. Man kommt dann in's Hier und Jetzt und kann mit a), b) oder c) beginnen. Ist man in einem Film gefangen, wird man ja weder die Aufmerksamkeit auf einem Objekt, noch auf einem Atem, noch auf einem Wort halten können.
Langweilig schrieb:
Ansonsten würd mich interessieren ob Meditation wirklich hilfreich ist, ob ihr danach auch den entspannten Zustand beibehaltet, oder müsst ihr es dauernd wiederholen? Wie lange meditiert ihr?
Meditation ist mehr oder minder eine Gewohnheit, wenn man sich dazu einmal entscheidet. Wenn ich meine Gedanken nur noch beobachte und meine Gefühle nur noch wahrnehme, dann kann ich mich an meinen Gedanken erfreuen und an meinen Gefühlen ebenso. Ich muß nicht mehr unter ihnen leiden, wenn ich distanzierter von ihnen bin. Und über kurz oder lang kann ich auch entscheiden: diese Gedanken da möchte ich nicht denken. Die ziehen mich runter und sind falsch. Dieses Gefühl da soll nicht mehr Inhalt meines Lebens sein und soll meine Gedanken nicht mehr bestimmen. Sondern ich will ein freier Mensch sein jetzt im Moment und etwas anderes tun.
Dennoch erlebt man natürlich laufend etwas, das einen betroffen macht und immer wieder wird die Psyche darauf reagieren und Gedanken produzieren, damit der Geist sich darüber klar werden kann, was gefühlt wird und was die eigene Position zum Geschehenen ist. Das ist auch gut so und wird vermutlich auch niemals vergehen. Gerade dann, wenn man mal nicht so gut drauf kommt ist es dann aber hilfreich, wenn man eine geregelte Meditationspraxis hat, auf deren Wirkung man sich verlassen kann. Man findet über sie wieder zu sich selbst, ins Hier und Jetzt. Und damit in den eigenen Körper hinein.
lg