Mantak Chia ist die hier am einfachsten zu beschaffende Quelle.
Mantak Chia's taoistische Sexualpraktik
Wir sprachen ja bereits vor ein paar Tagen über Mantak Chia. Da ich mich in den letzten Tagen wieder einmal mit Mantak Chia beschäftigt habe, möchte ich einmal wiedergeben, was dabei herausgekommen ist.
Mantak Chia spricht von einem Orgasmus ohne Samenverlust und tut dabei so, als hätten die Menschen, die seine taoistischen Sexualpraktiken anwenden, keinen Samenerguss. Dass entspricht aber nicht der Realität.
Dazu solle man kurz vor dem Orgasmus den Zeige-, Mittel- und Ringfinger seiner stärkeren Hand auf den Punkt der Million Goldstücke (zwischen Hodensack und Penis), auf jenen Punkt, an dem sich der Samenleiter und der Harnleiter treffen (siehe:
Bild), so fest pressen, dass der Samenfluss gestoppt wird. Sie müssen mit Ihrem Finger bis zum ersten Fingergelenk hineinfahren, also etwa 1,5 bis zwei Zentimeter.
Weiter sagt Mantak Chia: Spannen Sie während des Orgasmus ihren PC-Muskel (Pubo-Coccygeus-Muskel, Beckenbodenmuskel) an und ziehen Sie den Damm (zwischen Penis und Po) hoch. Pumpen sie mit dem Pomuskel und ziehen Sie die orgastische Energie gedanklich über das Rückgrat zum Gehirn hinauf. Die Kombination aus dem gleichzeitigen Anspannen des PC-Muskel, sowie dem Anspannen der Fuss- Faust- und Kiefermuskeln soll den Genitalien das Blut und die Energie entziehen, die sie für den unwillkürlichen Spasmus (ungewollte Muskelanspannung) benötigen. Wird der Druck auf die richtige Stelle ausgeübt, so tritt kein Samen aus.
Mantak Chias Theorie funktioniert deshalb nicht, weil durch das gleichzeitige Anspannen von PC-Muskel, sowie dem Anspannen der Fuss- Faust- und Kiefermuskeln, keinesfalls den Genitalien das Blut und die Energie entzogen wird, die sie für den unwillkürlichen Spasmus benötigen. Genau dieser Spasmus, den Mantak Chia eigentlich verhindern möchte, findet nämlich statt. Es kommt ja zu einem Orgasmus. Das Lustgefühl des Orgasmus beruht nämlich im wesentlichen aus den 5 bis 10 Muskelkontraktionen (Spasmen) der Prostata.
Dazu lesen wir bei wikipedia unter
Injukalation:
Durch den Druck auf den Punkt zwischen After und Hodensack vor dem Stimulationshöhepunkt wird, bei konsequenter Anwendung der Methode, der Samenleitereingang vor der Harnröhre abgedrückt, so dass das Sperma nicht durch die Harnröhre entweichen kann. Wird der Druckpunkt nicht genau getroffen, kann das Sperma über den hinteren Teil der Harnröhre rückwärts in die Harnblase spritzen, was als Injakulation bezeichnet wird, und was sich beim nächsten Wasserlassen durch getrübten Urin äußert. (siehe:
Bild)
Korrekt ausgeführt, soll angeblich die Samenflüssigkeit von der Prostata und vor allem der Samenblase wieder aufgenommen werden. Das dann einsetzende wollüstige Gefühl werde durch die Kontraktion diverser Muskeln hervorgerufen, die das Sperma herausstoßen wollen, was jedoch durch den Eingriff unterdrückt wird. Durch diesen dem Körper vorgegaukelten Samenerguss entstehe zwar eine sexuelle Befriedigung, jedoch wirke diese Methode angeblich im Ganzen weiter stimulierend und lusterhaltend, anstatt wie bei einer echten Befriedigung ermüdend.
Der Hauptnutzen der taoistischen Sexualpraxis liegt angeblich in der Trennung von Orgasmus und Ejakulation, wodurch die mit der Ejakulation verbundene Refraktionsphase (verminderte Erregbarkeit, Erschlaffung des Penis) angeblich nicht auftritt und die Erektion erhalten bleibt. Dies ermöglicht es Männern angeblich multiple Orgasmen zu erleben. Prolactin wird also durch eine wie auch immer herbeigeführte Injakulation nicht unterbunden. Da es klare Hinweise darauf gibt, dass eine solche hormonelle Ausschüttung beim Mann die Refraktärphase verursacht, ist aus Sicht der medizinischen Wissenschaft durch eine Injakulation keine Verhinderung der Refraktärphase erreichbar und damit ein lust- und erektionserhaltender Effekt mehr als fragwürdig.
Die Übersetzung fernöstlicher Begriffe und Vorstellungen in rational-wissenschaftliche Terminologie ist immer problematisch. Den lusterhaltenden Effekt, den der Taoismus mit der in der Prostata und Samenblase verbleibenden Samenflüssigkeit erklärt, ist nach schulmedizinischer Sicht unangebracht. Wissenschaftlich gesehen wird dem Körper kein Samenerguss vorgegaukelt". Es finden alle Muskelkontraktionen und Hormonausschüttungen statt, die mit einem Orgasmus und einer Ejakulation verbunden sind, die Flüssigkeit wird lediglich nicht über die Harnröhre ausgeschieden. Über Energiefluss und Meridiane ist damit aber nichts gesagt.
Schulmedizinisch ist ein dauerhaftes Verbleiben der Samenflüssigkeit im Samenleiter gesundheitsgefährdend. Da bei der Injakulation aber keine funktionelle Störung vorliegt, wird die zurückgehaltene Flüssigkeit mit dem nächsten Harn- oder Samenfluss ausgeschieden.
Eine Wiederaufnahme der Samenflüssigkeit durch die Prostata ist zumindest zweifelhaft. Teilweise wird sogar behauptet, die Flüssigkeit werde durch das Blut wieder absorbiert, was völlig ausgeschlossen ist. Nährstoffe resorbiert der Organismus im Darm über die Schleimhäute, dort werden sie in die Blutbahn gelenkt. Auch die äußere Haut ist zur Resorption fähig. Drüsen, Samenleiter und Harnröhre jedoch nicht, sie produzieren und transportieren.
Soweit also wikipedia.
Von den Schülern Mantak Chias wird der Fingerverschluß allerdings nicht mehr praktiziert. Sie wollen den Fingerverschluß durch reine Willenskraft ersetzen, wobei der PC-Muskel willentlich zusammengepresst wird. Neben dem Fingerdruck ist also die Ejakulationskontrolle mittels PC-Muskel ein weiterer Weg, eine Injakulation herbeizuführen. Das Anspannen des Muskels führt zu einer Kontrolle der zuvor unwillkürlichen Prostata-Kontraktionen und ermöglicht eine Injakulation ohne externe Einwirkung.
Sämtliche Sexualdrüsen geben also, wie bei einem ganz normalen Orgasmus, ihre Drüsensekrete ab. Zu diesen Drüsen gehören: 1. Hoden und Nebenhoden, 2. Samenleiterampulle, 3. Samenbläschen, 4. Vorsteherdrüse (Prostata), 5. Cowpersche Drüse (Bulbourethraldrüse) 6. Littredrüsen. Mit anderen Worten, es findet ein ganz normaler Orgasmus statt. Das Ejakulat kann allerdings nicht durch die Harnröhre abfließen, da sowohl der Samenleiter als auch die Harnröhre durch den Druck auf den Millionen-Dollar-Punkt bzw. durch die willentliche Kontraktion der Prostata, versperrt ist. Daher entweicht der Samen in die Harnblase und wird mit der nächsten Harnentleerung ausgeschieden.
Mittlerweile haben sich aber die verschiedenen Drüsensekrete vermischt und sie werden wohl keine Möglichkeit und keine Veranlassung haben, in die unterschiedlichen Drüsen zurückzuwandern. Und das Hinaufleiten der Energie über das Rückenmark zum Gehirn, welches Mantak Chia einerseits durch das Pumpen des Pomuskels und andererseits gedanklich erreichen möchte, geschieht ganz von selbst, wie bei jedem normalen Orgasmus. Da braucht man überhaupt nicht nachzuhelfen.
Mit anderen Worten, ich halte die taoistischen Sexualpraktiken Mantak Chia's für nichts anderes als eine gute Geschäftsidee, die sich bisher auch recht gut verkauft hat. Man denke allein an die Millionen, die er durch den Verkauf seiner Literatur verdient hat. Aber Mantak Chia war keineswegs der erste, der mit dieser Methode die Menschen auf die falsche Fährte lockte. Schon in grauer Vorzeit gab es verantwortungslose Yogis, die mit dieser Methode wohlhabenden Männern das Geld aus der Tasche zogen und sie in den gesundheitlichen Ruin trieb.