GLOBAL 2000 kritisiert: Zertifikatehandel vertuscht Geschäfte mit Atomstrom
17.3.2006
Wasserkraft-Zertifikate werden als grünes Mascherl für schmutzige Stromgeschäfte mit Atomstrom missbraucht
Die Umweltorganisation Global 2000 kritisiert, dass StromkundInnen in Österreich aufgrund der lückenhaften Umsetzung der Stromkennzeichnung ungefragt und unfreiwillig Atomkraftwerke finanzieren.
Stromunternehmen vertuschen ihren hohen Atomstromanteil mit einem grünen Mascherl und täuschen damit die StomkundInnen.
Denn trotz gesetzlicher Stromkennzeichnung ist die Herkunft des Stroms auf der Stromrechnung nicht nachvollziehbar.
Diese Praxis ist skandalös, ist Silva Herrmann von GLOBAL 2000 empört.
Aufgrund der Trennung von physikalischer Stromlieferung und Handelsgeschäften ist es möglich, dass ein österreichischer Stromversorger Strom mit einem hohen Atomstromanteil billig über die Börse kauft.
Im nächsten Schritt werden dann Wasserkraftzertifikate aus ganz Europa dazu gekauft und der Strommix beschönigt.
Mit diesen Zertifikaten wird Atomstrom dann als Wasserkraftstrom in der Stromrechnung deklariert, so Herrmann.
Und diese Vertuschung ist auch noch legal!
Die RECS (Renewable Energy Certificate System)-Datenbank belegt:
2004 wurden Zertifikate für 7,2 TWh (Terrawattstunden) nach Österreich importiert.
Das entspricht rund 10 Prozent des Stromverbrauchs in Österreich im Jahr 2004.
Die Zertifikate stammten hauptsächlich aus Finnland, Schweden und Spanien sowie aus Norwegen.
Das sind Länder, in denen Wasserkraftproduzenten die Zertifikate nicht benötigen, weil dort eine EU-konforme Stromkennzeichnung fehlt.
Somit glauben die österreichischen StromkundInnen und die schwedischen StromkundInnen, dass sie die gleiche saubere Wasserkraft beziehen.
Mit den RECS-Zertifikaten wird einfach Atomstrom als Wasserkraftstrom in der Stromkennzeichnung umettiketiert, so Herrmann.
GLOBAL 2000 fordert Minister Bartenstein und die E-Control auf, nur noch Zertifikate in Verbindung mit tatsächlichen Stromlieferungen und aus Ländern anzuerkennen, die die EU-konforme Stromkennzeichnung umgesetzt haben.
Für Lieferungen aus Strombörsen müssen die Stromfirmen zumindest den Atomstromanteil ausweisen, der dem durchschnittlichen Mix der europäischen Gesamterzeugung UCTE (ohne Zertifikatehandel) entspricht.
15 Irrtümer über die Atomenergie
Die Atomlobby arbeitet bewusst mit falschen Argumenten, um Atomkraft wieder salonfähig zu machen. In Europa hat sie ihr Sauber-Image längst verloren und betreibt deshalb diese verlogene Kampagne.
GLOBAL 2000 deckt auf, was wirklich hinter dem Mythos der sicheren, sauberen, zukunftsträchtigen Atomkraft steckt; was sie kostet und warum auch österreichische Steuergelder in Atomkraft fließen.
Anlass: Der 20. Gedenktag der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl am 26. April.
Wahrheit im Wochenrhythmus
Mit unserer aktuellen Serie können Sie Woche für Woche die Wahrheit über die 15 weit verbreitetsten Atomkraft-Irrtümer herausfinden: von begrenzten Uranressourcen, über die größten Atom-Unfälle bis zu den umstrittensten Atommülllagern - Daten, Fakten, Hintergründe.
Unterstützen Sie unsere Kampagne!
GLOBAL 2000 und weitere 150 Umweltorganisation wollen im Tschernobyl-Gedenkjahr eine Million Europäerinnen und Europäer für eine Zukunft ohne Atomkraft mobilisieren1.
Unterstützen Sie uns und geben Sie Ihre Stimme ab!
Serien-Überblick:
ROHSTOFF URAN
→Teil 1: Begrenzte Uranressourcen - die Lüge von der unendlichen Atomkraft
→Teil 2: Uranabbau - Rohstoff mit Umweltfolgen
→Teil 3: Uran - Waffenfähiges Material in Zeiten des Terrors
DIE TECHNOLOGIE
→Teil 4: Europas gefährlichste Reaktoren
→Teil 5: AKW Temelin: Traurige Geschichte von 100 Unfällen
→Teil 6: Milliardengrab für Steuergelder - Atomenergie kostet
→ Teil 7: Das Märchen vom atomstromfreien Österreich
Teil 8. Atomenergie kann das Weltklima nicht retten
Teil 9: Weltweite radioaktive Verseuchung
Teil 10: Atomstromimporte in atomfreie Staaten
ATOMMÜLL
Teil 11: Atomare Verseuchung in Österreich: Damals und heute!
Teil 12: Atommüllager rund um Österreich und weltweit
Teil 13: Atommülltransporte und Wiederaufbereitung
Teil 14: Die größten Atomunfälle: Von Hiroshima bis Tschernobyl
Teil 15: Tschernobyl-Tag: Die Opfer der Tschernobylkatastrophe heute
Die "Europäische Petition" wurde initiiert von Sortir du Nucleaire (Frankreich), Atomstopp (Österreich), WISE (Niederlande), Women for Peace (Finnland) und wird von mehr als 150 europäischen Organisationen unterstützt.
Quelle: http://www.global2000.at/index.php