Hi chocolate
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Du willst es auch ganz genau wissen, gell?
Ja, ich bin auch so Eine
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Das Thema Kontrolle und Kontrollreflex scheint mehrfach durch und da ist wohl sehr viel dran.
Da hab ich mich grad gefragt wo das Vertrauen nun eigentlich stattfindet, ob es eher auf der gefühlsmässigen oder der Verstandesebene ist ?
Die Verstandesebene kann ich teilweise einfacher beeinflussen und wegschieben, wie das bei anderen ist weiss ich nicht.
Ich habe ja auch mein Muster und bei mir wiederholt sich mein ganzes Leben das "im Stich gelassen werden" und zwar grundsätzlich von den Personen, die mir am nächsten stehen, - sei es familiär oder sei es, dass wir in einem bestimmten Lebenskontext miteinander verbunden sind.
Und obwohl daraus in meinem Verstand ein bewusstes "ich bin halt ein Mensch, der durch alles alleine durch muss" geworden ist, gibt es da immer wieder eine kindliche Fassungslosigkeit darüber, dass es so ist wie es ist und natürlichen einen enormen Schmerz der Getrenntheit, des Abgeschnittenseins, der mich immer wieder bis in die Tiefe aufreißt.
Emotional habe ich damit nun einen Umgang gefunden, der zu merkwürdigen Phänomenen führt, sag`ich jetzt mal so.
Meine Erfahrung mit mir selbst ist: wenn es so sehr schlimm ist, dass gar nix mehr geht, dann gibt es nur noch eines, was MIR hilft und das ist tatsächlich Hingabe, die Aufgabe jeglichen Widerstands. Ich benötige dafür immer absolute Ruhe und Zeit für mich selbst, denn es ist nicht ganz einfach, sich da hineingleiten zu lassen. Körperlich gibt es da Widerstände, die sich bei Lösung eben anfühlen wie Abstürzen, Sterben etc. Und dann brauche ich meine klare verstandesmäßige Präsenz, die es dann meinem Körper erlaubt, mir zu vertrauen, dass alles okay ist, so wie es ist, auch das "Sterben". Und mehrfach habe ich nun erlebt, dass wenn ich durch so eine Welle gegangen bin, sich dann ein "nicht von dieser Welt- Vertrauen" einstellt, ein tiefes Empfinden von Geborgenheit und Getragensein, ein wirklich paradiesischer Zustand.
Im Außen hat sich dann natürlich erstmal nichts verändert, aber ich habe dann eine andere Haltung zu allem. Ich fühle mich dann nicht mehr im Stich gelassen, sondern einfach nur sehr stark und frei, auch von der Erwartung, jemand müsse für mich da sein.
Dieser Prozess der Vertrauensbildung ist sowohl emotional wie auch rational. Ich brauche beides. Mein Verstand kann diese extremen körperlichen, auch irrationalen Zustände nicht fühlen, aber er kann verstehen, was passiert und er kann mir diese ruhige klare Präsenz geben, die ich mir immer von anderen gewünscht habe, wenn wieder so eine "ich werde im Stich gelassen - Situation" war. Und meine Gefühle können nix verstehen und brauchen diese klare Führung durch meinen Verstand, der allerdings ständig mit den Gefühlen in Kontakt sein muss, um über nichts hinwegzugehen oder was weg- oder dazu zumachen. Und in diesem paradiesischen Vertrauenszustand gibt es ohnehin keine Unterscheidung mehr zwischen den beiden, aber BEIDE sind gleich wichtig.
Und dann fällt mir grad noch ein dass viele Frauen sagen einem Mann mehr zu vertrauen, je mehr sie ihn lieben würden und bei mir ist das eigentlich gerade anders rum.
Jemand, der mir gleichgültig ist kann mich eigentlich nicht sonderlich verletzen, dadurch besteht eine grössere Handlungsfreiheit.
Aber je tiefer ein Gefühl von Verbundenheit, Bestimmung, Liebe da ist, desto grösser ist doch die Chance am Ende mit einem tausendfach gebrochenen Herz dazustehen.
Liebe ohne Herz, ohne Vertrauen, ohne Öffnung geht auch wieder nicht.
Ein echtes Dilemma !
Ja, das ist ein echtes Dilemma und das hat mich auch schon so sehr gequält. Dennoch bleibe ich dabei: nur die zunehmende Öffnung kann dieses Dilemma überwinden. Denn mit dieser Öffnung wächst die innere Stärke und die Erwartungshaltung anderen gegenüber nimmt ab. Es ist dann aber nicht mehr dieses trotzige "ich muss durch alles alleine durch", sondern es wird irgendwie selbstverständlich, dass man als Erwachsener seine Dinge eben alleine klärt und sich nicht an einen anderen Menschen hängt und an dem herumsaugt. Und fast überflüssig zu erwähnen, dass genau dann die Türen zum anderen plötzlich aufgehen
.
Was wenn man nun so ein Muster hat, dass man grundsätzlich die Art von Menschen anzieht, die einem (unabsichtlich) sehr viel Schmerzen zufügen können und nach einer Weile ist die Statistik so übel, dass es keine Vertrauensfrage mehr ist, sondern eine bombenfeste Erfahrungssache, dass nun mal alle zwischenmenschlichen Kontakte viel zu sehr weh tun.
Dann bleibt man eher bei oberflächlichen Beziehungen, fühlt sich aber nicht ausgefüllt, zu sehr abgeschnitten schon von seinen eigenen Sehnsüchten und erst recht von anderen Menschen.
Vielleicht haben manche auch die Art von Schicksal, dass es wirklich besser ist nicht zu vertrauen ?
Wenn man so ein Muster hat, dann gilt es irgendwann, erstmal alleine zu bleiben (und alleine kann man auch in einer bestehenden Beziehung sein) und mit sich selbst wahren Frieden zu schließen (und möglicherweise tun sich dann wundersame Dinge in der Beziehung
) . Oberflächliche Beziehungen bewähren sich nicht auf Dauer. Es gibt eine kurzzeitige Illusion von "Ich bin ja doch nicht alleine", aber das ist nicht nachhaltig. Wenn wir frei werden von den Erwartungen an andere, dann ist wieder echte Begegnung möglich. Je vertrauensvoller wir werden, desto vertrauenswürdiger werden wir und das spiegelt sich in unseren Begegnungen.
Tanita