... Danke dir auch Merlin, aber ich verstehe den magischen Unterscheid zwischen Wicca und Hexen nicht...
So wie ich jetzt verstehe, praktizieren Wicca und hexen die gleiche Magie, Wicca sind aber Wicca weil Sie in einem Coven sind.
Oder gibt es da auch unterschiede?
Liebe Gruesse
Deine Frage lässt sich nicht in wenigen Worten erklären. Bei den frühen Germanen gab es Hof- und Schutzgeister, die alles Böse vom Anwesen fernhalten sollten und als Hagazussen bezeichnet wurden. Man kann das im Sinne von die auf dem Zaun Reitende übersetzten (Hag = Zaun).
Aus diesem Gedanken heraus wurden so bei ihnen weiße Frauen (Seherinnen) bezeichnet, die sich mit der Wirkung von Heilkräutern, Schutzritualen für Haus und Hof, aber auch zu den Schwellenzeiten in Verbindung mit der Anderswelt und den Geistern treten konnten.
Sie waren auch Hebammen, ein Umstand, der dann die späteren Hebammen im ausgehenden Mittelalter in die gefährliche Nähe der Hexenverfolgung führten. Diese Hagazussen hatten großes Ansehen bei den Germanen, was in den römischen Klassikern an mehreren Stellen konkret beschrieben wird. Wie bei den keltischen Druiden wurde ihr Rat selbst von den Stammesführern sehr ernst genommen (siehe die Schlacht Ariovist gegen die Römer).
Obwohl mit der Christianisierung der eigentlich religiöse Hintergrund für die Hagazussen weggebrochen war, blieb sehr zum Unmut des Klerus das ursprüngliche Ansehen dieser Frauen im Volksglauben erhalten und führte letztlich zur Hexenvorstellung des Mittelalters. Dass sich die Hexenkünste zumindest in Fragmenten über diese lange Zeit hartnäckig erhalten hatten, liegt wohl an der besonderen Nähe dieser Dinge zum Menschen.
Die besondere Freiheit und Unabhängigkeit der Hagazussen setzte sich dann auch noch nach der Christianisierung mit den Hexen fort. Diese Freiheit und Unabhängigkeit barg aber auch große Gefahren, wie man dann bei der Hexenverfolgung sehen konnte.
Die Folgen der Aufklärung führten dann zu einem zunehmenden Machtverlust der etablierten Religionen und zur Bildung neuer Religionsvorstellungen. Ende des 19. Jahrhunderts versuchten verschiedene Leute an das längst vergessenes Druidentum und an die heidnischen Vorstellungen des Volksglaubens anzuknüpfen.
Das war aber noch nicht die Geburtsstunde der Wicca-Bewegung, denn dazu waren auch noch feministischen Bewegungen Anfang des 20. Jahrhunderts erforderlich, in der die Frauen damit begannen, sich von den patriarchalischen Fesseln zu befreien.
1954 hatte dann der Engländer Gardner mit den Wiccas eine neue Naturreligion in der Zeitschrift Witchcraft Today aus der Taufe gehoben. Gradener hatte sich schon vor dem Ersten Weltkrieg zusammen mit Crowley mit dem Gedanken um die Neodruiden beschäftigt.
Über Verwandtschaftsverhältnisse gelangen dann die Wiccas in die USA und mit der der Emanzipationswelle der 70er Jahre erreichten sie dort dann auch den Status einer anerkannten Religion. In dieser Zeit entstanden dann auch die ersten Bücher über die Rituale der Wiccas.
In der Wicca-Religion wurden sehr viele Dinge aus anderen Weltanschauungen zu einem Neoheidentum verwoben. So gibt es dort auch sehr viele Elemente aus dem Buddhismus und anderen fernöstlichen Lehren (Chakras=Silberschnur). Was ich bisher über diese Religion gelesen habe, klingt jedoch sehr menschennah, positiv, lebensfroh und weit gehend frei von Dogmen. So ist zum Beispiel bei ihnen im Gegensatz zum Buddhismus die Wiedergeburt nicht vom Leiden bestimmt, sondern nach keltischen Vorstellungen von einem natürlichen Kreislauf.
Insgesamt hatte sich Gardner über einen langen Zeitraum mit dem Heidentum beschäftigt und wird wohl auch die historischen Quellen sehr gut gekannt haben, um das alte Heidentum Mittel- und Nordeuropas in das Hier und Jetzt transformieren zu können. Das ist auch unbedingt erforderlich, denn in meiner Sammlung historischer Zauberrituale sind manche darunter, die sich so heute einfach nicht mehr realisieren lassen.
Gardner ist jedoch 1964 gestorben, ob das mit den Ritualen (ab 1970) bei den beiden Farrers aus den USA auch so gelungen ist, bleibt fraglich. Man müsste also die einzelnen Rituale einmal genauer betrachten und deren tieferen Sinn ergründen.
Eine Prise der Erkenntnis
Merlin