Wertfreiheit und Ansichten

Gina, es ist dein Konflikt, nicht meiner. Ich schrieb dir, weil du um andere Meinungen batest und mir die Einseitigkeit deiner Sichtweise auffiel. Und genau das war doch dein Thema.
Mach aus dem, was ich schrieb, was du willst. Vielleicht lässt du es erst mal sacken, denn wenn man wütend ist, sieht man überall den Feind (die Freundin ;)).

Übrigens: "Erfahren" ist man hier, wenn man eine bestimmte Anzahl von Beiträgen geschrieben hat, es sagt nichts über den User aus,

Ich geh mal kochen. Chicoree überbacken...legger. :)
 
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Hallo liebe Gemeinschaft.

Ich beschäftige mich viel mit der Frage der Wertfreiheit.

Die für mich sinnvollsten mittel hierzu sind Authentic Movement als Bewegungsmeditation und die Gewaltfreie Kommunikation.

Dennoch stoße ich immer wieder an meine Grenzen. Es gibt Situationen und vor allem Konflikte die ich nicht wertfrei sehen kann.

Mittlerweile frage ich mich ob das nicht auch ein Schutzmechanismus ist um sich nicht zu sehr in die Probleme der Anderen hineinzustürzen.

Dennoch komm ich immer wieder an den Punkt wo ich merke wie wichtig es ist sich selbst nicht zu bewerten und zuzulassen wenn man bewertet das man bewertet damit man überhaupt in das Bewußtsein gelangt dass man bewertet.

Puhh komplizierr.

Wie gut schafft ihr es nicht zu bewerten bzw. Ab wann beginnt Bewertung was ist das überhaupt.

In letzter Zeit denke ich wieder öfter über dieses Thema nach, auch über die Perspektive an sich, subjektive Sichtweisen, objektive Betrachtung und dergleichen. Die subjektive Wahrnehmung finde ich dort wichtig, wo es um Selbstbestimmung geht, aber wo Sachlichkeit gefordert wird, z. B. in bestimmten Berufen, stören mich subjektive Urteile, die dann auch nicht wirklich objektiv begründet werden können.

Wie z. B. muss sich ein Richter verhalten? Er darf doch nicht einfach sagen "Jetzt reicht´s mir aber, jetzt endet meine Geduld!" und der Verurteilte muss deswegen ab ins Gefängnis. In diesem Beispiel gäbe es genug Gründe, den Verurteilten aus rein sachlichen Gründen ins Gefängnis zu stecken, weil die Beurteilung der Straftat dies erfordert. Eine subjektive Sicht des Richters wär doch fatal, auch wenn eine objektive Betrachtung letztlich zum gleichen Ergebnis führt und man deshalb nicht sagen kann, der Richter hätte falsch entschieden. Nur fände ich es absolut notwendig, diese subjektive Sicht in einer solchen Sachlage wirklich aufzugeben und tatsächlich objektiv zu urteilen. Ich hab das schon öfter in beruflichen Situationen erlebt, wo eben sehr subjektive Gründe genannt wurden von Leuten, die eigentlich professionell ausgebildet wären, es aber nicht für nötig fanden, wirklich sachliche Gründe aufzuführen. Das irritiert mich immer wieder. Da bäumt sich etwas in mir auf und schreit NEIN. Das geht einfach nicht, finde ich, auch wenn die objektive Betrachtung zum gleichen Ergebnis führt.
 
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PS:

Ich habe den Eindruck, dass sich einige Berufstätige zu sehr mit ihrer beruflichen Funktion identifizieren und dann von sich selbst als Verfügungsberechtigte oder Vorgesetzte in der Ich-Person sprechen, wodurch dann ihre Weisungen einen subjektiven, sehr persönlichen Touch erhalten und gar nicht mehr von der sachlichen Berufsfunktion unterschieden werden können. Dadurch werden auch die Begründungen völlig unsachlich und willkürlich. Das erlebe ich oft. Mir sträuben sich dann alle Haare, weil es in meinen Augen nicht professionell ist und Tür und Tor öffnet für jede Art von Willkür, je nach Stimmung des Funktionsträgers (ob jetzt Richter, Beamte, Lehrmeister, Lehrer, Vorgesetzte, Berater, Therapeuten usw.). Sachlichkeit heißt für mich ja nicht Unmenschlichkeit, ganz im Gegenteil: ein sachliches Abwägen und Einbeziehen der Realitäten und des Sachverhalts, wozu auch eine humane Behandlung gehört. Nur sollte das nicht mit den subjektiven Haltungen des Funktionsträgers verknüpft werden und von Befindlichkeiten und dessen Impulsivität abhängig sein. Wenn ein solcher verfügungsbevollmächtigter Funktionsträger eine Weisung aufgrund einer impulsiven Reaktion ausführt und begründet, ist das nicht in Ordnung, auch dann nicht, wenn er auf der Sachebene zum gleichen Ergebnis gekommen wäre. Ich finde ein solches Verhalten sehr unprofessionell. Trotzdem ist es sehr verbreitet in allen Hierarchie-Stufen.
 
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