Hallihallo!
Ich schauspiele fast die ganze Zeit. Es geht morgens los wenn ich morgens meinen Kleinen aus dem Bett hole und mit weicher Stimme n'bißchen singsang-mäßig sage "soooo... nun wollen wir das Licht hereinlassen" beim Vorhang wegziehen. Später bei der In-die-Schule-Hektik muß ich spontan ne interessante Geschickte aus dem Ärmel schütteln um einem Streit der Kids vorzubeugen damit sie nicht mit Geschrei in den Tag gehen müssen. Anschließend "manipuliere" ich massiv meine Freundin, spiele den Liebevollen obwohl ich total genervt von ihrem Verhalten bin da sie sich mal wieder von der Großen herumkommandieren hat lassen - nur um mit ihr noch in Güte einen vernünftigen Tagesplan besprechen zu können. Weitere Schauspiele folgen mit den beiden Kleinen um sie zum Anziehen, Essen etc. zu bewegen. Irgendwann gehe ich aus dem Haus und dann beginnt das große "Freude-in-die-Welt-tragen"-Schauspiel, sprich trotz eigener Gedanken von epischer Tragweite die Menschen auf der Straße in ihrer aktuellen Stimmung blitzschnell wahrnehmen, auf offene, fröhliche Menschen mit Lächeln und kurzem Flirt reagieren bzw. einen anzetteln; den meisten eine Ausstrahlung der Freude und innerer Ruhe entgegenbringen, sich mit kurzem Augenzukneifen gegen griesgrämige Gesichter schützen, zusammengefasst eben die gemeinsame Wanderung mit meine Brüdern und Schwestern für alle achthundertsiebenunzwanzig zu einem Erlebnis machen. Es geht weiter in meinem Büro, das sich in der Wohung meines Vaters befindet: Ein smalltalk mit ihm, Abmildern seiner Emotionen, Übergehen meiner wirklichen inneren Anliegen; dann betrete ich mein Reich, ein Raum mit 4000 Büchern, die ich über ebay verkaufe. Dort bin ich dann ich selbst. Nach vielen Stunden werde ich noch mehr ich selbst, muß dann aber meist wieder heim, manchmal arbeite ich bis spät, dann komm ich in flow-zustand und die Erkenntnisse und Glücksgefühle überkommen mich angeregt von den aktuellen Büchern die ich grad einstelle.
Abends das ganze Spiel rückwärts.
Es gibt einige wenige Augenblicke - abgesehen von denen wo ich all-ein bin - wo ich mich nicht verstelle. Das sind gute Minuten mit den Kindern - so wie vorhin mit der 11jährigen Tochter meiner Freundin, die mir lange aus ihrem Gruselroman vorgelesen hat. Wir haben uns zwischenrein über die Charaktere unterhalten und gelacht und ich habe mich selbst vergessen. Mit meinen Kleinen gelingt das naturgemäß noch öfter. Mit meiner Freundin ists ab und zu sehr schön, oft falle ich aber auch grob auf die Nase wenn ich aus meinem Inneren einfach rauslasse was mich bewegt und muß die entstandene Mißverständlichkeit - meist über tiefschürfende Themen - durch vermehrtes Schauspiel wieder ausgleichen. Ich hatte Momente tiefster Echtheit wenn wir miteinander schliefen, jedoch bin ich und muß ich beim Sex auch schauspielern, um nicht zwischenrein blöd zu lachen, an abstrakte Dinge zu denken bzw die Gedanken wieder loslassen zu können und schlicht um überhaupt Sex zu "bekommen" und um zum Orgasmus zu kommen oder sie zu bringen. Ich tue es weil ich weiß daß wenn ichs nicht täte ich unausgeglichener würde über die Zeit und ohne intime Liebe unsere Beziehung gefährdet wäre.
Es ist alles ein riesengroßes Spiel. Unglaublich anstrengend. Je mehr mans gewöhnt ist, umso einfacher wirds. Nur die für mich neuen Situationen sind anstrengend, alles andere ist gewohnte Anstrengung.
Warum lasse ich nicht einfach das Schauspielern?
Weil ich dann als total abgedrehter, realitätsfremder Verrückter rüberkommen würde. Nicht anpassungsfähig. Aufrührerisch. Rebellisch. Als totaler Frustbolzen.
Man würde sagen ich wäre auf LSD hängengeblieben und zu meiden.
Meine Beziehung wäre bald im A... und meine Kinder hätte ich sowieso vergrault.
Also spiele ich weiter mit. Und es ist eine Ehre dieses Spiel mitspielen zu dürfen. Ist es doch die göttliche Komödie.
Und ich bin trotz bewußtem und absichtlicher Verstellung tatsächlich ich selbst. Würde ich mich nicht verstellen, wäre ich nicht ich selbst. hehehe.
Ich tue etwas um etwas zu erreichen; Für mich und für die anderen Beteiligten, zB. um eine halbstündige Begegnung im Cafe mit Kumpels als freudvolles Erlebnis für alle Beteiligten zu gestalten anstatt es mit der Erinnerung an Geschimpfe zu belasten.
So ist jedes Verhalten eines Menschen immer ein an die Situation, den Rahmen der Begegnung und an die gemeinsamen Möglichkeiten in diesem Rahmen angepasstes Verhalten um möglichst allen Beteiligen ihre Menschenwürde zu wahren.
Mit dem Gesamtziel daß mehr und mehr Menschen befreit sind. Auf mein ganzes Leben hin verallgemeinert, bestimmt dieses Ziel alle meine Einzelschritte.
Weiterhin zum Verständnis ist es immer die Situation und der Zustand des Gegenübers, der das eigene Verhalten bestimmt. Am einfachsten ist das ja an Kleinkindern zu sehen. Um sie zu etwas zu bewegen, muß man erst kurz ihr Ding mitmachen, mit blödeln, um dann sie allmählich im Spiel in die neue Pfliicht hintragen. Bei den Kindern ist das noch anerkannt. (Jeder der Kinder hat bzw länger betreut hat, weiß daß man wenn ein Kind sich verletzt hat, es nicht ne halbe Stunde bemitleiden darf, sonst wird es eine halbe Stunde schreien. Man muß es ablenken - nicht zu dominant natürlich, sondern easy und dezent - damit das Kind bald wieder lachen kann.)
So ist alles Verhalten aller Menschen immer auf ein Ziel ausgerichtet, auf das was sie als DAS Lebensziel betrachten. (mal so als Hypothese) und dazu muß man schauspielern. Schön ist es wenn man Menschen hat bei denen man wahrhaft man selbst sein kann, zB eben einen Partner.
Ich hatte einst ein Erlebnis besonderer Art. Hervorgegangen bin ich daraus mit dem Bewußtsein auserwählt zu sein. Ich weiß seither daß ich totales Vertrauen haben darf, daß ich vollständig an mich glauben darf und muß und daß ich all-ein bin. Ich habe einen vollständigen Plan für mein Leben und verfolge ihn unermüdlich. Ich habe noch niemand kennengelernt der nur annähernd am selben Strang zieht wie ich. So ist es eine einfache Konsequenz daß ich bei all meinen Bekannten auf irgendeine Art und die meiste Zeit schauspielern muß um im Geheimen meine Ziele zu erreichen.
Ergänzend und der Vollständigkeit halber noch zu meinem nickname: Habe ich mir vor etlichen Jahren mal als email-adresse ausgedacht, sollte heißen ich bin ein Jäger der guten vibrations und grooves. Mittlerweile benutze ich schon seit Jahren nur noch meinen realname in den meisten internet-foren, wikis etc. Ich hatte mir nur als ich mich hier angemeldet habe, vor ca zwei Jahren, gedacht es sollte in einem Esoterik-Forum ein stimmungsvoller Name sein.