Wer kennt dieses Phänomen?

Ich finde es immer interessanter. Gerade habe ich mir vorgenommen, morgen einen Winterspaziergang zu unserem Friedhof hier in Magdeburg zu machen, bewaffnet mit meiner Digi-Cam.
Vielleicht gibt es wirklich eine Art "System", wann Menschen geboren werden, und sterben.
Wobei ich das mit dem 3. Februar mehr als Zufall ansehe. Wenn Du, Ariadne, auf dem Friedhof nur wenige Gräber gefunden hast, auf denen als Geburtsdatum der 3. Februar steht, kann das ja nur bedeuten, dass nur wenige Menschen am 3. Februar geboren werden. Denn letztendlich müssen auch diese Menschen irgendwann sterben.

Was die Sensibilität von Kindern gegenüber dem Tod betrifft, da hab ich keine Ahnung. Aber wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, so ist dann doch etwas Erschreckendes geschehen. Seit dem Erlebnis am Grab meiner Schwester habe ich nämlich überhaupt keinen "Respekt" oder Angst mehr vor dem Tod.
Ich kann mich noch erinnern, als meine Großmutter verstorben ist. Mittlerweile ging ich in die Schule, aber ich war immer noch Kind. Ich habe die Oma mehr geliebt, als meine Mutter. Am Abend vorher ging es mir richtig dreckig, habe mich übergeben müssen, und ich bin freiwillig frühzeitig ins Bett gegangen. Als ich am nächsten Tag aus der Schule kam, saß meine Mutter im Wohnzimmer, obwohl sie hätte zur Arbeit sein müssen. Meine Mutter kaute an ihrem Daumennagel (das Bild habe ich heute noch vor mir), und ich spürte, dass sie mir etwas sagen will, aber nicht so recht weiß, wie. Ich wusste sofort, dass meine Oma gestorben war, auch ohne dass mir meine Mutter das sagte.

Und jetzt kommt das Erschreckende:

Als sie dann sagte, "Oma ist letzte Nacht gestorben" hat mich das emotional überhaupt nicht berührt. Sie hätte ganau so sagen können, dass schlechtes Wetter ist. Nur um meine Mutter nicht zu enttäuschen, habe ich so getan, als würde ich in Tränen ausbrechen (wohlgemerkt, als Kind!). Aber das die Oma gestorben war, war mir eigentlich egal.
Letztes Jahr, am 20. Januar ist mein Vater gestorben. Er wohnte mit dem Rest meiner Familie ca 400 km von hier. Als abends das Telefon klingelte, ahnte ich auch sofort, was geschehen war. Und hier das Gleiche. Hat mich emotional überhaupt nicht berührt. Tot - und gut. Keine Träne, nichts.
Ich bin dann zu Beerdigung gefahren, habe das Pflichtprogramm absolviert und das war's dann.
Und das härteste...
Am 20. Juli 2003 ist meine Lebensgefährtin (im Alkoholrausch) vor meinen Augen aus dem Fenster im 3. Stock gesprungen. Kein Entsetzen bei mir, ich hab nur hinterhergeschaut und mich gefragt ob sie das wohl überlebt hat.
Hab dann den Notruf angerufen und bin runtergegangen um nachzusehen. Sie hat es schwerverletzt überlebt, aber wenn es nicht so gewesen wäre, wäre es mir auch egal gewesen.
Ich frage mich, warum ist mir der Tod so egal?
 
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Hallo Corvinus,

ja, du hast recht, das ist auch meine Meinung, dass wahrscheinlich am 3. Februar nicht so viele Menschen geboren werden.

Das, mit der Gleichgültigkeit dem Tod gegenüber, kenne ich von meinem Mann. Es ist nicht Härte oder Abgebrühtheit, sondern bei ihm ist es so dass er sagt, wenn jemand bereit ist zu gehen, dann geht dieser Mensch. Er sagt immer: Der hat sich entschieden zu gehen. Ihm tun die Hinterbliebenen leid, denen es dann so schlecht geht.
Gestern ist der 18Jährige Neffe meines Mannes im Schlaf gestorben. Ich bin noch total geschockt. Meinem Mann tut die Mutter und die Oma leid. Dieser Neffe war sehr viel bei uns und für mich gehörte er hierher, wie meine Kinder. Mein Mann ist da eher der Starke, er tröstet immer alle. Er hat da eine wunderbare Gabe dafür. Aber von ihm kommen keine Tränen.
Außer, bei unserem Kater. Der ist vor über einer Woche gestorben. Den hat er aber auch eine Woche lang sterben gesehen....

Ich habe gestern auch mit meinem Mann darüber gesprochen, wie Kinder oft auf den Tod reagieren. Er meinte, das liegt daran, dass die Kids doch mitbekommen, wie die Erwachsenen reagieren, wie sie sich verhalten. Auch, wenn sie´s noch so verbergen wollen, die Kleinen bekommen das mit, dass da etwas besonderes geschehen ist.

Das ist eine gute Idee, mit der Kamera auf den Friedhof zu gehen. Ich hatte das auch lange gemacht. Jetzt habe ich eine neue DigiCam bekommen und habe vor, sobald ie möglich wieder intensiver dran zu gehen.
Wir hatten heute zwar auch vor einen Spaziergang über den Friedhof zu machen, aber ich habe die Grippe und es schneit und überhaupt ist der Moment jetzt nicht so günstig für uns.

Es freut mich aber, dass ich mit meinem Thema soviel Interesse geweckt habe.
Ich hoffe, du meldest dich hier wieder, wenn du interessante Entdeckungen gemacht hast?

l.g.
Ariadne
 
Hallo,
werde die anregung annehmen und in zukunft bei den todesanzeigen die daten beachten.(ja, ich lese sowas, aber auch die geburtsanzeigen). bisher habe ich mich mehr für die namen interressiert.
mir ist nur aufgefallen, das ich schon zwei ältere nachbarinnen hatte/habe, die meinen geburtstag mit todestagen von angehörigen verbinden.(bin nur 2x umgezogen). einmal wars der ehemann, und einmal der kleine Bruder 1945 direkt im nachbarhaus. er sammelte immer granatsplitter und wurde in der küche am fenster stehend von einem getötet.
hat mich sehr berrührt. zumal alle brüder gesund aus dem krieg heimkehrten.
meine schwester starb an ihrem geburtstag, meine oma glaub ich, ein paar tage davor.
schon spannend.
gruß merry
 
Das mit dem Geburtstag und gleichzeit Todestag habe ich in meiner Familie auch schon erlebt. Meine Oma ist am 8. Mai geboren und am 8. Mai verstorben. An ihrem Todestag, der 8. Mai war auch noch Muttertag... Sie lag im Krankenhaus und wir wollten sie besuchen. Als wir aus dem Auto stiegen, wußte ich, dass es zu spät ist - wir werden nie mehr mit ihr sprechen können - sie ist von uns gegangen. Natürlich fand ich es als sehr tragisch, dass sie genau an ihrem Geburtstag und gleichzeitig Muttertag verstorben ist...

Und noch etwas anderes: am 15. November 2000 ist mein Freund verstorben. obwohl es für mich unvorbereitet kam, hatte ich seinen Tod schon geahnt. Dies hängt mit einem Traum zusammen, den ich genau ein halbes Jahr vor seinem Todestag (am 15. Mai 2000) hatte: Er ist von mir gegangen. Ich weinte sehr. Als ich so aus dem Fenster blickte, kam er auf mein haus zu, ganz in weiß. Er sah wie ein Engel aus... Er klingelte an meiner Wohnungstür. Als ich aufmachte umarmten wir uns. Ich fragte ihn, warum bist du einfach von mir gegangen? Keine Antwort, denn ich wachte auf....

Gruß Birdie1205
 
Hallo merry, hallo birdie,

danke, für eure interessanten Beiträge. Das "beweist" mir fast, dass es mehr gibt, als wir ahnen.

Und das, mit dem schon spüren, dass es zu spät ist, kenne ich auch von meinem Vater her. Er hatte am 17.Nov. Geburtstag und ist am 17.Nov. verstorben. Ich versprach, ihm zum Geburtstag einen neuen Bademantel zu schenken, weil er bis dahin aus dem Krankenhaus wieder entlassen werden sollte. Noch während ich ihm das versprach, wusste ich, dass das nicht mehr nötig ist. Habe aber trotzdem einen gekauft. Er ist ja doch nicht entlassen worden und im Krankenhaus gestorben.

Grüße an alle und :danke:

Ariadne
 
Hallo liebe Forumsrunde,

bin beim googeln eigentlich auf der Suche nach etwas ganz anderem gewesen und bin hier gelandet. Nachdem ich mich auch schon seit Jahren mit mehr als nur dem Leben beschäftige, bin ich gleich hängen geblieben, und dieses Thread hat es mir momentan besonders angetan.

Auch ich habe diese Erfahrungen schon gemacht. Meine Oma ist genau an meinem Geburtstag gestorben. Der Vater meines Ex-Gatten ebenfalls an Sohnemanns Geburtstag. Mein Vater starb am 5. Juni und genau 10 Jahre später starb meine Mutter ebenfalls am 5. Juni. Das eigenartige war, dass sie 4 Monate im Koma lag und bereits Mitte Mai sämtliche künstliche Ernährung und Flüssigkeitszufuhr gestoppt wurden, laut Ärzte würde dann der Tod nach 9 Tagen eintreten.

Diese eigenartige Übereinstimmungen haben mich auch lange Zeit beschäftigt, aber ich habe es natürlich nicht so verfolgt.

Nun werde ich mich mal erst in diesem Forum ein bißchen durchlesen, bestimmt wird dann noch einiges dabei sein, das bei mir so einen Aha-Ausruf auslöst.

Gruß Silberle
 
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Hallo Silberle,

freut mich, dass du da bist und das Forum mit deinen Beiträgen bereicherst!
Viel vergnügen beim schmökern.

Liebe Grüße
Ariadne
 
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