Wenn ein erwachsener Mensch (fast 30), in diesem Fall ein Mann, noch nie eine Beziehung mit einer Frau/einem Mann hatte, keinerlei Erfahrungen in diesem Bereich, also konkret was Mann und Frau oder Mann und Mann angeht - und dazu noch sehr ängstlich ist, Verlustängste hat, Versagensängste, ich glaube auch Angst vor Frauen, sich oft selbst bemitleidet und auch Vorwürfe macht -
was kann das für Ursachen haben? Was kann da dahinter stecken?
Ich gehe nicht davon aus, dass so ein Verhalten angeboren ist, in die Wiege gelegt wurde.
Ich tippe eher auf bestimmte Kindheitserfahrungen, Traumata/Traumen... - er hängt sehr an seine Mutter.
Mich würde interessieren, was das für Ursachen haben könnte. Hat jemand eine Idee?
Das kann unendlich individuell sein. Auch von der reinen Theorie her... Du gehst z.B. davon aus, dass es "nicht in die Wiege gelegt worden ist" und eher auf möglicherweise traumatischen Erfahrungen basiert. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass wir mit gewissen psychologischen Mustern schon zur Welt kommen... die dann allerdings ebenfalls zu entsprechenden Erfahrungen führen.
Aus eigener Erfahrung kann ich z.B. sagen: Ich war nie der Beziehungstyp und bei mir war es schon immer eher "Bindungsangst"... Angst vor Abhängigkeit und Verpflichtung. In meiner Vorstellung konnte Beziehung nur in diese Richtung gehen, selbst wenn sie sehr gut ist.
Gleichzeitig weiß ich, dass viele die wirklich leidvolle Erfahrungen machten, etwa betrogen wurden usw. teilweise dann eben davor Angst haben... Was man wohl unter "Verlustangst" zusammenfassen kann.
Aber: Der entscheidende Punkt ist ja: Es ist immer Angst.
Man kann konkretere Rückschlüsse aufgrund des Handelns einer Person ziehen. Handlungen folgen absolut direkt den inneren Überzeugungen eines Menschen und um die geht es. Da sind so gerade in Beziehungsfragen so einige dabei die Angst-belastet sind. Erfahrungen werden z.B. zu Überzeugungen uminterpretiert. Ein traumatisches Erlebnis etwa.. sagen wir, er wurde unglaublich fies von seiner ersten großen Liebe abgewiesen kann zu Überzeugungen darüber werden, warum er abgewiesen wurde. Das könnte dann Richtung "Ich bin nicht gut genug, weil...." gehen.
Was simpel zu erkennen sein sollte ist, ob die belastendsten Überzeugungen auf ihn selbst bezogen sind oder auf andere. Damit meine ich, ob es eher in die Richtung geht
- "Ich bin nicht gut genug, weil...."
...oder...
- "Frauen sind eh alle..../Diese Frau ist......."
Verstehst Du was ich meine? Ich war z.B. immer davon überzeugt, dass das Problem bei mir liegt. Viele sind das, wahrscheinlich die meisten. Manche sind aber auch davon überzeugt, die Welt hätte ihnen eigentlich alles auf dem Silbertablett zu präsentieren und wenn sie mal abgewiesen werden oder was auch immer, dann wird schnell "Frauen sind sowieso alle ........"
Da Du von "Selbstmitleid" sprichst... Das ist oft eine Verschleierungstaktik vor sich selbst. Sozusagen ein Mittel zur Rechtfertigung keine Veränderung anzustreben. Resultiert allerdings aus Hoffnungslosigkeit und hat daher eine gewisse Aufrichtigkeit. Es bleibt aber trotzdem destruktiv, m.A.n. eines der destruktivsten Muster überhaupt, weil es wie gesagt den Status Quo erhält und das ständig rechtfertigt. Und Selbstmitleid geht oft mit Schuldzuweisungen einher... je aufrichtiger ein Mensch wird, desto mehr gehen diese Schuldzuweisungen an ihn selbst. Das macht es nicht besser, aber ich glaube dass es Schritte in die richtige Richtung sind. Wer Selbstmitleid und Schuldprojektion weit nach "außen" kombiniert hat es am schwersten.
Aber unterm Strich ist das Wesentliche mehr Dein Blick auf Dich als auf ihn. Das meine ich sehr praktisch. Achte darauf, wie Du auf genau das reagierst was Dir Angst macht, Sorgen macht usw. Wenn Du z.B. versuchst großen Einfluss zu nehmen, oder ihn sozusagen therapieren willst usw. dann sagt Dir das viel über Dich und Deine Ängste. Das meine ich nicht als Kritik und nicht mal, dass Du irgendwas ändern solltest, falls Du etwas dieser Art an Dir erkennst. Aber erkennen selbst wäre wichtig. Egal, welches Interesse Du genau an ihm hast.
VG,
C.