Ich bin mir hier nicht sicher, aber vielleicht sollen wir etwas daraus lernen, so wie ein Körper sich immunisieren kann, wenn er z.b mal eine Grippe hatte, so können dieselben Viren ihn nicht erneut infizieren. Aber Viren einer anderen Grippe oder einer neuen Grippe werden ihn erneut verletzen, aber wenn er "trainiert" ist von der ersten Grippe, hat er mehr Übung darin sie zu besiegen. Ich denke es könnte so sein, dass es einen Lerneffekt haben soll, aber wissen tue ich es nicht.
Es scheint der übliche Weg zu sein, sich sozusagen zu immunisieren. Allerdings hat der, wie es sich für mich darstellt, nicht gerade geringe Nebenwirkungen.
Man liebt, mit offenem Herzen, wird von anderen verletzt, entäuscht, und verschließt sich, um sich zu schützen, was aber umgekehrt bedeutet, dass man über eine gewisse Grenze hinaus andere auch nicht mehr wirklich an sich ranlässt.
Nun sind aber genau diejenigen, die derartige Erfahrungen selbst gemacht haben, diejenigen, die in Folge gerne andere verletzen, mitunter unbewusst, mitunter durchaus bewusst, oder sogar aus einer Art Vergnügen daran heraus.
Bevor das mir wer (wieder) antut, tue ich es anderen an. Ehemalige Opfer werden selbst zu Tätern, mitunter fühlen sie sich aber nach wie vor selbst als Opfer, womit sie ihr Handeln auch als gerechtfertigt ansehen. Als Art prophylaktische Verteidigung. Zugleich ist es natürlich inzwischen etwas anderes geworden.
Dahinter steckt natürlich auch eine Art verdrehter Hilfeschrei. Sozusagen die, an anderen stellvertretend visualisierte, manifestierte Sichtbarmachung des einen, inneren Leids, Leidens. Nur dass es fatalerweise auf die Art weiteres Leiden erzeugt.
Auf andere Art erlebt man auch etwas, zB. bei Beziehungen, in denen der/die Partner bereits eine besziehungsmäßige, unerledigte Vorgeschichte haben. Dass auf einmal Dinge, die in ganz anderen Kontexten nicht erledigt wurden, auf einmal nicht nur mitreinspielen, sondern womöglich sogar zu zentralen Themen werden, oder Partner nur mehr bedingt, nur mehr bis zu gewissen Grenzen überhaupt dazu fähig, bereit sind, sich dem Anderen gegenüber tatsächlich noch zu öffnen. Was in Folge zu neuen Problemen führen kann.
Die andere Richtung ist die vermutlich weitaus schwierigere. Wie bewahrt man sich sozusagen ein "reines", offenes Herz, auch wenn davor schon eine Menge schiefgegangen ist? Oder wie gelangt man in diesen Zustand zurück, transformiert sozusagen die Verletzungen, Enttäuschungen tatsächlich, findet mehr zur eigenen Essenz, zum eigenen Ursprung zurück?
Wie "heilt" man tatsächlich alte Wunden?
Ich kann da nur für mich selbst sprechen. Das Paradoxe daran ist, durch den dafür tatsächlich geeigneten Partner. Der im Stande ist, den Unterschied zwischen den Verletzungen, Wunden und demjenigen selbst unterscheiden zu können, und mit beidem auch klarkommen kann.
Jemand, dem man, wie's so schön heißt, trotz allem blind vertrauen kann, dem gegenüber man sich tatsächlich wieder zu öffnenbereit ist. Dann können alte Muster, Prozesse, aber auch Wunden wirklich heilen, und in Folge alte Prozesse, Programmierungen durch andere, neue ersetzt werden. In der gemeinsamen Interaktion, im Tun.
Das Problem dabei ist allerdings, wie findet man so jemanden tatsächlich?
Das Schöne daran, im Idealfall geschieht so etwas dann meistens nicht nur in eine Richtung, sondern in beide. Jeder wird durch den Austausch, die Interaktion wieder ein wenig mehr er/sie selbst, findet zu sich selbst etwas mehr zurück.
So wie es eigentlich wohl auch sein sollte. Schätze ich.